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ACM-Mitteilungen vom 31. Mai 2025
Liebe Leserin, lieber Leser,
ich muss mich leider aus der Öffentlichkeit zurückziehen und scheide aus dem Vorstand der ACM aus. Dieses sind daher meine letzten ACM-Mitteilungen.
Ich werde in Kürze auch als Vorsitzender der IACM zurücktreten, aber noch möglichst lange meine ärztliche Praxis weiterführen, an einzelnen Projekten mitwirken und auf meiner privaten Homepage (www.zentrum-cannabis-medizin.de) weiterhin Tipps und Hinweise geben, sei es zum Dschungel des Fahrerlaubnisrechts, der Wirtschaftlichkeit bei der Verschreibung von cannabisbasierten Medikamenten und anderen kontroversen Themen, bei denen es oft schwierig ist, zuverlässige Informationen zu finden.
Heute, im Mai 2025 können wir sagen.
Wir haben die Ziele der ACM in einem Umfang erreicht, den wir zum Zeitpunkt der Gründung am 12. April 1997 nicht unbedingt erwarten konnten. Viele haben damals gesagt, dass es illusorisch sei, dass Cannabispatienten eines Tages in Deutschland legal ihre Medizin anbauen dürfen oder dass jeder niedergelassene Arzt und jede niedergelassene Ärztin in Deutschland für jede Erkrankung Cannabis, das dann kein Betäubungsmittel mehr sein wird, verschreiben dürfen, und dass Cannabisblüten in den Apotheken weniger als auf dem Schwarzmarkt kosten werden. Ich habe immer gesagt, dass Cannabis als Medizin legal werden wird, weil am Ende die Wünsche der Patienten, die eben auch Wähler sind, nicht ignoriert werden können. Es gab am Ende eine energische und immer größer werdende Unterstützung aus allen gesellschaftlichen Bereichen, von Selbsthilfegruppen bis hin zu Wissenschaftlern und Politikern.
Es hat lange gedauert, aber wir haben es geschafft.
Ich gehe daher gern.
Mein Gesundheitszustand hat sich im Laufe der vergangenen 5 Jahre verschlechtert, vor allem nach einer schweren Krise im März 2024, von der ich mich nie wieder richtig erholt habe. Aber was ist das schon gegen meine früheren Einschätzungen. Ich werde in diesem Jahr 68 Jahre alt und hatte zum Zeitpunkt der Diagnose meiner Erkrankung im August 1991 niemals damit gerechnet, dass ich älter als 40 oder 50 Jahre alt werde. Es sind weitere Erkrankungen hinzugekommen, aber es gab immer wieder neue Ideen für wirksame therapeutische Ansätze, die mir geholfen haben, durchzuhalten und nicht nachzulassen.
Ich möchte allen Weggefährten und Unterstützern unserer Sache ein großes Dankeschön aussprechen. Ich durfte im Laufe meines Lebens viele besondere Menschen kennenlernen, und ich durfte viele besondere Erfahrungen in meinem Leben machen – beruflich und privat, sodass ich auf ein glückliches und erfülltes Leben zurückblicken darf.
Auf der anderen Seite muss ich aber auch gestehen, dass ich immer wieder dieses Gefühl hatte, zu wenig zu tun, angesichts der gigantischen Aufgabe, der ich mich gestellt hatte. Das Nachlassen meiner Gesundheit hat leider auch dazu geführt, dass ich in den letzten Jahren nicht immer so entspannt und gelassen war wie vor 10 oder 20 Jahren. Die Souveränität bei der Leitung von Gruppen hat ebenfalls nachgelassen, und ich habe gerade auch in der jüngeren Zeit Menschen verletzt oder Erwartungen enttäuscht. Ich bitte dafür um Verzeihung. Ich möchte mich aber auch für den Zuspruch, die Anerkennung und Dankbarkeit für meine Arbeit bedanken, die ich immer wieder erfahren durfte.
Es war immer klar, dass meine Kraft durch meine Krankheit begrenzt ist. Ich wollte immer, dass die Projekte, die ich mit anderen begonnen hatte, auch gut weitergeführt werden. Das gilt für die deutsche ACM, für die IACM, für die Behandlung meiner Patienten. Ich mache mir seit mehr als 5 Jahren Gedanken darüber, wie das gelingen kann. Ich hoffe, dass es gelingt.
Abschließend möchte ich einigen Menschen aus den Vorständen von ACM und IACM für unsere großartige und fruchtbare Zusammenarbeit danken. Als Raphael Mechoulam und ich 2000 über die Gründung der IACM sprachen, waren wir uns einig, dass im Mittelpunkt unserer Arbeit nicht eine Pflanze steht, sondern der Mensch, dem damit geholfen werden kann. Dieser Text hat mich auch motiviert, heute Roger Pertwee anzurufen, der mir bereits vor Jahren berichtete, dass er seine frühe Kindheit an der Küste in Schleswig-Holstein verbracht hatte. Als Professor Mechoulam 1992 das erste Endocannabinoid isoliert hatte, hat Professor Pertwee die Wirkungen an Mäusen untersucht. Wir haben ein wenig in der Vergangenheit geschwelgt. Wenn ich eine Liste erstellen wollte, wüsste ich allerdings nicht, wo ich beginnen und wo ich enden sollte, ich will aber noch einige weitere Namen nennen, Ethan Russo, Carola Perez, Manuel Guzman und Mahmoud ElSohly, und aus Deutschland Rainer Thewes und Kirsten Müller-Vahl.
Ich habe kein Lebensmotto, aber ich war immer davon überzeugt, dass die meisten Menschen letztlich versuchen, die Dinge so gut zu tun, wie es Ihnen möglich ist. Es gelingt mehr oder minder gut, und es gibt leider viele, für die es keineswegs zutrifft. Ich war immer davon überzeugt, dass Menschen mit dieser positiven Grundhaltung auch in schwierigen Situationen gemeinsame Lösungen finden.
Leben Sie wohl! Mach‘s gut!
Franjo Grotenhermen