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IACM-Informationen vom 19. Mai 2012

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Wissenschaft/Mensch — Gerauchter Cannabis reduziert Symptome der multiplen Sklerose

Eine klinische Studie mit 30 erwachsenen Patienten mit multipler Sklerose an der Universität von Kalifornien in San Diego hat gezeigt, dass gerauchter Cannabis eine wirksame Behandlung der Spastik darstellen könnte. Die Placebo kontrollierte Studie führte auch zu einer reduzierten Schmerzwahrnehmung. Die Studienleiterin Dr. Jody Corey-Bloom und ihre Kollegen teilten die Teilnehmer zufällig einer von zwei Gruppen zu, von denen eine drei Tage lang einmal täglich Cannabis rauchte, und die andere identische Placebo-Zigaretten erhielt. Nach einem 11-tägigen Intervall wechselten die Teilnehmer zur anderen Gruppe.

"Wir fanden heraus, dass gerauchter Cannabis Placebo bei der Reduzierung von Symptomen und Schmerzen bei Patienten mit behandlungsresistenter Spastik oder starken Muskelkontraktion überlegen war", erklärte Corey-Bloom. Die Studie verwendete ein objektives Messeinstrument, die modifizierte Ashworth-Skala, die die Intensität der Muskelspannung in mehrere Grade einteilt. Die Schmerzen wurden mittels einer visuellen Analogskala gemessen. Die Forscher untersuchten auch die körperliche und die geistige Leistungsfähigkeit und befragten die Patienten hinsichtlich psychischer Wirkungen. Das Rauchen von Cannabis wurde gut toleriert und hatte nur leichte Wirkungen auf die Aufmerksamkeit und die Konzentration. Die aktuelle Studie ist die fünfte klinische Untersuchung zur möglichen Wirksamkeit von Cannabis für die klinische Verwendung, über die das Zentrum für medizinische Cannabisforschung (CMCR) der Universität von Kalifornien berichtete. Vier weitere klinische Studien hatten ebenfalls positive Resultate ergeben.

Frei verfügbarer vollständiger Text:

- http://www.cmaj.ca/content/early/2012/05/14/cmaj.110837.long

Mehr unter:

- http://www.sciencedaily.com/releases/2012/05/120514122607.htm

- http://www.reuters.com/article/2012/05/14/us-marijuana-sclerosis-idUSBRE84D0RS20120514

Quelle: Corey-Bloom J, Wolfson T, Gamst A, Jin S, Marcotte TD, Bentley H, Gouaux B. Smoked cannabis for spasticity in multiple sclerosis: a randomized, placebo-controlled trial. CMAJ, 14. Mai 2012 [im Druck].

Wissenschaft/Mensch — Cannabidiol ist ähnlich wirksam bei der Schizophrenie wie ein Standard-Medikament

Klinische Forschung an der Universität Köln mit 42 Patienten, die an einer akuten Schizophrenie litten, zeigt, dass CBD die psychopathologischen Symptome signifikant reduziert, wenn ihre Stärke mit der Ausgangssituation verglichen wird. Die Hälfte der Patienten erhielt in einem Doppelblind-Design vier Wochen lang 800 mg orales CBD (Cannabidiol), und die andere Hälfte erhielt das Standardmedikament Amisulprid, ein hoch wirksames Antipsychotikum. Die Ergebnisse, die zuerst beim IACM-Kongress in Leiden im Jahr 2005 vorgestellt worden waren, wurden nun in einer medizinischen Zeitschrift veröffentlicht.

Beide Behandlungen waren sicher und führten zu einer signifikanten klinischen Verbesserung, aber CBD verursachte signifikant geringere Nebenwirkungen. Zudem war die Cannabidiol-Behandlung von einer signifikanten Zunahme des Blutspiegels von Anandamid begleitet. Anandamid ist ein vom Körper produziertes Endocannabinoid. "Die Ergebnisse legen nahe, dass die Hemmung der Anandamid-Deaktivierung zu den antipsychotischen Wirkungen von Cannabidiol beitragen könnte, was einen vollständig neuen Mechanismus bei der Behandlung der Schizophrenie darstellt", schrieben die Autoren.

Frei verfügbarer vollständiger Text:

http://www.nature.com/tp/journal/v2/n3/full/tp201215a.html

Quelle: Leweke FM, Piomelli D, Pahlisch F, Muhl D, Gerth CW, Hoyer C, Klosterkötter J, Hellmich M, Koethe D. Cannabidiol enhances anandamide signaling and alleviates psychotic symptoms of schizophrenia. Transl Psychiatry, 20. März 2012 [im Druck].

Kurzmeldungen

Wissenschaft/Tier — CBD ist ein Glycin-Rezeptoragonist

Forscher untersuchten die Mechanismen, durch die CBD (Cannabidiol) entzündliche und neuropathische Schmerzen bei Tieren reduziert. Sie fanden heraus, dass die Cannabinoid induzierten analgetischen Effekte bei Mäusen ohne Glyzinrezeptoren fehlten und folgerten, dass dieser Rezeptor die Unterdrückung chronischer Schmerzen vermittelt.

Labor für integrative Neurowissenschaften, Nationales Institut für Alkoholmissbrauch und Alkoholismus und Chemisch-Biologischer Forschungszweig, Nationales Institut für den Drogenmissbrauch, Nationale Institute für Gesundheit, Bethesda, USA.

Quelle: Xiong W, et al. J Exp Med, 14. Mai 2012 [im Druck].

USA — Richter am Obersten Gerichtshof von New York mit Krebs verwendet Cannabis

Ein Richter aus New York, der an Krebs leidet, ist zu einer Stimme für die Unterstützung der Legalisierung von medizinischem Cannabis geworden, als er zugegeben hat, die Droge zu rauchen, um die Nebenwirkungen seiner Behandlungen zu lindern. Gustin Reichbach, Richter am Obersten Gerichtshof, der wegen eines Bauchspeicheldrüsenkrebses behandelt wird, schrieb in einem Artikel für die New York Times, dass er Cannabis mit einem "hohen persönlichen Risiko" verwendet hat, um die Übelkeit, die Schlaflosigkeit und den Appetitverlust durch die Chemotherapie zu lindern.

Quelle: Reuters vom 17. Mai 2012.

Europa — Zulassung von Sativex in zehn weiteren europäischen Ländern erwartet

Nach früheren Zulassungen in Großbritannien, Spanien, Deutschland, Italien, Dänemark, Schweden, Österreich und der Tschechischen Republik wird erwartet, dass der Cannabisextrakt Sativex eine Zulassung für die Behandlung der Spastik bei multipler Sklerose in zehn weiteren europäischen Ländern erhalten wird. Zu diesen Ländern zählen Belgien, Finnland, Island, Irland, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen, Polen, Portugal und die Slowakei.

Quelle: GW Pharmaceuticals vom 8. Mai 2012.

USA — Cannabisverteilungsstellen könnten in Rhode Island öffnen

Das Repräsentantenhaus von Rhode Island verabschiedete ein Gesetz, das nach Auffassung von Unterstützern die Eröffnung von Verteilungsstellen für medizinischen Cannabis ohne Furcht vor Strafverfolgung durch die Bundesbehörden erlauben sollte. Das Gesetz gelangt nun auf den Tisch von Gouverneur Lincoln Chafee, von dem die Unterzeichnung erwartet wird. Dann sollten Verteilungsstellen innerhalb einiger Monate eröffnen können. Nach dem Gesetz können Verteilerstellen bis zu 1500 Unzen (etwa 4,2 kg) Cannabis besitzen. Der Vorschlag würde es den Strafverfolgungsbehörden erlauben, die Verteilungsstellen zu inspizieren.

Quelle: Associated Press vom 16. Mai 2012.

Wissenschaft/Mensch — Legal Highs enthaltenen neue synthetische Cannabinoide

Forscher verglichen die Arten der synthetischen Cannabinoide in älteren und neueren Proben von Spice und anderen Zubereitungen, die als "Legal Highs" bekannt sind, in den USA. Ältere Proben enthielten JWH-018, JWH-073, JWH-200, CP-47,497 und CP-47,497-C8, die heute in den USA verboten sind. Allerdings enthielten 95,1 Prozent der neueren Proben andere Cannabinoide, die bisher nicht gesetzlich reguliert sind.

Klinik für Psychiatrie und Verhaltenswissenschaften, Universität von Chicago, USA.

Quelle: Ballard ME, et al. J Psychopharmacol, 13. Mai 2012 [im Druck].

Wissenschaft/Zellen — Abnormes CBD verstärkt den Ausfluss von Flüssigkeit aus dem Auge

Abnormes CBD könnte nützlich beim Glaukom sein, da es den Ausfluss von Flüssigkeit aus dem Auge verstärkt. Dies ist das Ergebnis experimenteller Forschung mit Geweben von Schweinen. Diese Wirkung war nicht durch bekannte Cannabinoidrezeptoren vermittelt.

Klinik für Pharmakologie und Toxikologie, Universität von Louisville, USA.

Quelle: Qiao Z, et al. Exp Eye Res, 8. Mai 2012 [im Druck].

Wissenschaft/Tier — Reduzierte Spiegel von CB1-Rezeptoren vergrößern die Erinnerung an Furcht erregende Ereignisse

Mäuse ohne CB1-Rezeptoren waren in Situationen, die zuvor Angst verursacht hatten, furchtsamer als normale Mäuse. "CB1-Mangel führt zu einer verstärkten kontextbezogenen Erinnerung von Furcht und einer veränderten synaptischen Plastizität im Hippocampus, was die Schlüsselrolle der Endocannabinoid-Signalwirkung beim Lernen und bei der Erinnerung unterstreicht, besonders nach stark aversiven Ereignissen", schrieben die Autoren.

Max Planck Institut für Psychiatrie, Kraepelinstrasse 2, 80804 München, Deutschland.

Quelle: Jacob W, et al. Neurobiol Learn Mem, 8. Mai 2012 [im Druck].