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IACM-Informationen vom 28. April 2007
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Welt â Die BetĂ€ubungsmittelkommission der Vereinten Nationen entscheidet sich aus politischen GrĂŒnden gegen eine Umstufung von Dronabinol (THC)
Auf ihrem 50. Treffen vom 12. bis 16. MÀrz 2007 in Wien entschied sich die BetÀubungsmittelkommission (CND) der UNO gegen eine Umstufung von Dronabinol (THC), dem wichtigsten Wirkstoff von Cannabis, von der Klasse II in die Klasse III der Konvention zu psychotropen Substanzen von 1971, wie es das Expertenkomitee der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf seinem Treffen im Jahre 2006 empfohlen hatte.
Die WHO hatte festgestellt, dass die Substanz einen moderaten therapeutischen Nutzen besitzt, und dass aufgrund fortlaufender klinischer Forschung seine medizinische Verwendung wahrscheinlich zunehmen werde. Sie fand, dass die Klasse III passender sei und dass seine gegenwĂ€rtige Listung in Klasse II ĂŒberholt sei. Die WHO schĂ€tzte das Missbrauchsrisiko fĂŒr Dronabinol als sehr niedrig ein. Allerdings sprachen sich im Anmeldungsprozess fĂŒr das CND-Treffen mehrere LĂ€nder und vor allem die USA deutlich gegen eine Umstufung aus. Zudem hatte sich die Internationale Drogenkontrollbehörde (INCB) der UNO in ihrem jĂ€hrlichen Bericht aus dem Jahre 2006 und im CND-Plenum gegen die WHO-Empfehlung ausgesprochen. Laut INCB gebe es Berichte von Missbrauch in einem Land, in dem es am meisten verschrieben werde â gemeint war die USA. Allerdings hatten die USA in ihrer ausfĂŒhrlichen schriftlichen Stellungnahme zu Dronabinol an die WHO nur ein "niedriges Niveau an Diversion und Missbrauch" angegeben.
In den mĂŒndlichen Stellungnahmen sprachen sich nur zwei der 15 Sprecher fĂŒr die vorgeschlagene Umstufung aus. Mehrere Sprecher stellten die wissenschaftliche Basis der Empfehlung in Frage. Der Mangel an UnterstĂŒtzung stellte einen bemerkenswerten Unterschied zu den schriftlichen Antworten dar, die die WHO in den vergangenen Monaten erhalten hatte, in denen 11 von 13 LĂ€ndern deutlich gemacht hatten, dass sie keine EinwĂ€nde gegen die vorgeschlagene Umstufung hĂ€tten. Kanada war bei seiner Ablehnung immerhin ehrlich. Es lobte die WHO fĂŒr seinen "ausgezeichneten Expertenrat", dessen Wert es nicht in Frage stellte, machte jedoch klar, dass die Regierung aufgrund anderer Ăberlegungen die Umstufung nicht unterstĂŒtzen könne, weil sie "eine verwirrende Botschaft hinsichtlich der Risiken im Zusammenhang mit dem Cannabiskonsum aussenden könnte".
Weitere Informationen zur Diskussion ĂŒber Dronabinol beim CND-Treffen von 2007 ist in einem Bericht des Internationalen Drogenpolitikkonsortiums verfĂŒgbar unter:
http://www.idpc.info/docs/IDPC_Report_5.pdf
(Quelle: IDPC-Bericht zum CND-Treffen vom MĂ€rz 2007)
Wissenschaft â THC fördert die Gewichtszunahme bei Ă€lteren Personen, die an Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust leiden
GemÀà Forschung, die an der Saint-Louis-UniversitĂ€t in den USA durchgefĂŒhrt wurde, kann die Verwendung von THC das Gewicht von Ă€lteren Personen steigern, die an Anorexie (Appetitverlust) und Gewichtsverlust leiden. Die Wissenschaftler fĂŒhrten eine retrospektive Beobachtungsstudie mit 28 Teilnehmern mit einem mittleren Alter von 79,5 Jahren durch, die 12 Wochen lang THC erhielten.
Zu Beginn betrug das mittlere Körpergewicht 47,9 kg. 15 Teilnehmer (53,5 Prozent) nahmen unter THC an Gewicht zu, von denen 10 mehr als 2,3 kg und 6 mehr als 4,5 kg zunahmen. Teilnehmer, die Gewicht verloren, waren im Durchschnitt jĂŒnger als die, die an Gewicht zunahmen (70,9 Jahre bzw. 90,8 Jahre). Insgesamt betrug die mittlere Gewichtszunahme 1,4 kg. 11 Teilnehmer verloren Gewicht. Von den Teilnehmern, die Gewicht verloren, starben 7 (64 Prozent) gegenĂŒber 4 (26 Prozent) in der Untergruppe, die an Gewicht zunahmen.
Die vollstĂ€ndige Kurzfassung dieser Studie ist verfĂŒgbar unter:
http://www.cannabis-med.org/studies/study.php
(Quelle: Wilson MM, Philpot C, Morley JE. Anorexia of aging in long term care: is dronabinol an effective appetite stimulant? - a pilot study. J Nutr Health Aging 2007;11(2):195-8.)
Wissenschaft â Die Verdampfung von Cannabis ist nach einer klinischen Studie eine effektive Methode, um THC aufzunehmen
In einer Studie, die von Dr. Abrams und seinen Kollegen an der UniversitĂ€t von Kalifornien durchgefĂŒhrt worden war, erhielten 18 gesunde Probanden drei verschiedene Cannabissorten (mit einem THC-Gehalt von 1,7, 3,4 oder 6,8 Prozent) sowohl mit einem Verdampfer (Volcano, Storz & Bickel) als auch als Cannabiszigarette. Die maximalen Blutkonzentrationen und die BioverfĂŒgbarkeit von THC waren unter beiden Bedingungen Ă€hnlich. Die Konzentrationen von Kohlenmonoxid waren durch die Verdampfung reduziert. Die Forscher folgerten, dass die "Verdampfung von Cannabis eine sichere und wirksame Art und Weise der Verabreichung von THC" darstellt.
Nach einer Studie mit Daten von Internetinterviews von Cannabiskonsumenten durch Forscher der staatlichen UniversitÀt von New York ist die Verwendung eines Verdampfers verglichen mit Cannabiskonsumenten, die die Droge rauchen, mit einer selbst angegebenen Reduzierung von Atemwegsbeschwerden verbunden.
(Quellen: Abrams DI, Vizoso HP, Shade SB, Jay C, Kelly ME, Benowitz NL. Vaporization as a smokeless cannabis delivery system: a pilot study. Clin Pharmacol Ther, 11. April 2007; [Elektronische Veröffentlichung vor dem Druck]; Earleywine M, Barnwell SS. Decreased respiratory symptoms in cannabis users who vaporize. Harm Reduct J 2007;4:11.)
Wissenschaft â THC reduziert im Tierversuch beim Lungenkrebs das Krebswachstum und die Verbreitung in andere Organe
Nach einer Pressemitteilung der Amerikanischen Gesellschaft fĂŒr Krebsforschung (AACR) wurde beim jĂ€hrlichen Kongress der Gesellschaft vom 14. bis 18. April 2007 in Los Angeles von Forschern der Harvard-UniversitĂ€t eine tierexperimentelle Studie vorgestellt, die zeigt, dass THC beim Lungenkrebs nĂŒtzlich sein könnte.
THC reduzierte bei MÀusen, die drei Wochen lang mit der Substanz behandelt worden waren, das Tumorwachstum bei normalen Lungenkarzinomen um etwa 50 Prozent und reduzierte signifikant die FÀhigkeit des Krebses. "Die Schönheit dieser Studie besteht darin, dass wir zeigen, dass eine missbrÀuchlich verwendete Substanz, wenn sie klug verwendet wird, einen neuen Weg zur Behandlung des Lungenkrebses eröffnen könnte," erklÀrte der Forscher Dr. Anju Preet.
Die Pressemitteilung der AACR ist verfĂŒgbar unter:
http://www.aacr.org/home/public--media/public-policy--legislative-affairs/press-releases--articles.aspx?d=744
(Quelle: Pressemitteilung der AACR vom 17. April 2007)
Kurzmeldungen
Kanada â Medizinisches Cannabisprogramm
GegenwĂ€rtig besitzen 1742 Patienten eine Erlaubnis vom Gesundheitsministerium, getrockneten Cannabis als Medikament zu besitzen. Von diesen haben 1040 eine Lizenz zum Eigenanbau, und weitere 167 Personen dĂŒrfen Cannabis fĂŒr die Verwendung durch Patienten mit einer Erlaubnis anbauen. Das Gesundheitsministerium kauft Cannabis von einem lizenzierten Anbauer fĂŒr 328,75 kanadische Dollar (216 EUR) pro Kilogramm und verkauft ihn an Patienten fĂŒr etwa 5000 kanadische Dollar pro Kilogramm. Nach einer Studie der kanadischen Aids-Gesellschaft verwenden etwa ein Drittel aller Personen mit HIV/Aids Cannabis zu medizinischen Zwecken, jedoch nur wenige verwenden es mit einer Erlaubnis durch die Regierung. (Quellen: Canadian Press vom 17. April 2007; Belle-Isle L, Hathaway A., AIDS Care 2007;19(4):500-6.)
Wissenschaft â Cannabinor bei Schmerzen
Nach einer Pressemitteilung von Pharmos Corporation war ihr synthetisches Cannabinoid Cannabinor wirksam bei der Reduzierung postoperativer Schmerzen bei mehr als 100 Patienten, denen ein Zahn gezogen wurde. Es gab keine Unterschiede bei den Nebenwirkungen zwischen einem Plazebo und drei Dosen Cannabinor, die in der Studie verwendet wurden (12, 24 und 36 Milligramm intravenös). Cannabinor ist ein selektiver CB2-Rezeptoragonist. Die Substanz bindet nicht an den CB1-Rezeptor und verursacht daher keine psychologischen Nebenwirkungen. (Quelle: Pressemitteilung von Pharmos vom 24. April 2007)
Wissenschaft â Sex
Nach Interviews durch Wissenschaftler der UniversitĂ€t Liverpool mit 270 Personen im Alter zwischen 18 und 66 Jahren gaben die Teilnehmer an, dass verglichen mit Sex nach Alkohol, Sex nach Cannabis, Kokain oder Ecstasy mehr SpaĂ mache und befriedigender sei, mit einer gröĂeren Wahrnehmung des Kontakts mit dem Partner und einer gröĂeren Bereitschaft, sexuell zu experimentieren, assoziiert sei. (Quelle: Sumnall H, et al. J Psychopharmacol, 19. April 2007; [Elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])
Wissenschaft â Herzfunktion
Nach Forschung mit MĂ€usen resultiert die Abwesenheit des Proteins, das das Endocannabinoid Anandamid abbaut, in einer verlangsamten Alterung des kardiovaskulĂ€ren Systems und einer langsameren Entwicklung einer Arteriosklerose. Die höhere Konzentration des Endocannabinoids resultierte in einer reduzierten EntzĂŒndungsaktivitĂ€t und einem reduzierten oxidativen Stress. (Quelle: Batkai S, et al. Am J Physiol Heart Circ Physiol, 13. April 2007; [Elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])
Italien â Symposium
Am 3. bis 4. Mai 2007 wird es unter dem Titel "Canapa medica: le prospettive per i malati" (Medizinischer Cannabis: die Perspektiven fĂŒr die Kranken) an der UniversitĂ€t von Pisa ein Symposium zur medizinischen Verwendung von Cannabis geben. (Quelle: Associazione Cannabis Therapeutica, www.medicalcannabis.it)