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IACM-Informationen vom 9. Juni 2018

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Welt/UNO — Das Expertenkomitee zur DrogenabhĂ€ngigkeit der WHO ĂŒberprĂŒft den Status von Cannabis in den internationalen Drogenabkommen

70 Jahre nach der GrĂŒndung der Weltgesundheitsorganisation im Jahr 1948 hat ihr Expertenkomitee zur DrogenabhĂ€ngigkeit begonnen, den Schaden und Nutzen von Cannabis fĂŒr die Gesundheit zu analysieren. Ihre Folgerungen werden wahrscheinlich die internationalen Drogengesetze verĂ€ndern. Das 40. Treffen des ECDD (Expertenkomitee zur DrogenabhĂ€ngigkeit) begann mit einer Anhörung von Patienten, Ärzten und Experten auf diesem Gebiet. Die IACM war eingeladen, mit einer Video-Stellungnahme teilzunehmen. Vertreter von Nichtregierungsorganisationen, darunter Michael Krawitz, Patientenvertreter der IACM, hatten zudem eine ausfĂŒhrliche schriftliche Stellungnahme vorgelegt.

In den fĂŒnfziger Jahren des letzten Jahrhunderts hat die WHO grĂŒnes Licht fĂŒr die Aufnahme von Cannabis in die strengsten Drogenkontrollklassen der Vereinten Nationen gegeben. Diese Klassen stufen Cannabis und seine Abkömmlinge als „besonders verantwortlich fĂŒr Missbrauch und fĂŒr schĂ€dliche gesundheitliche Wirkungen“ mit „keinen oder sehr geringen therapeutischen Wirkungen“ ein. Eine echte formale wissenschaftliche Bewertung von Cannabis wurde nie durchgefĂŒhrt – obwohl die WHO nach ihrem Mandat seit den sechziger Jahren dafĂŒr verantwortlich ist, Risikobeurteilungen aller Drogen, die ein AbhĂ€ngigkeits- oder Missbrauchspotenzial besitzen, durchzufĂŒhren, und seit den 2000er Jahren zudem beauftragt ist, diese Beurteilungen alle 20 Jahre auf den neuesten Stand zu bringen.

40. Treffen des Expertenkomitees zur DrogenabhÀngigkeit der WHO

Pressemitteilung der FAAAT vom 7. Juni 2018

Gemeinsamer zivilgesellschaftlicher Beitrag

VideoprÀsentation der IACM beim 40. ECDD-Treffen am 4. Juni 2018

Wissenschaft/Mensch — Schmerzpatienten ersetzen Opiate hĂ€ufig durch Cannabis

GemĂ€ĂŸ einer Umfrage von 2032 Patienten, die Cannabis fĂŒr therapeutische Zwecke nutzen, werden Opioide hĂ€ufig durch Cannabis ersetzt. Nach der Studie von US-amerikanischen und kanadischen Wissenschaftlern wurden 21 Erkrankungen mit Cannabis behandelt, und Schmerzerkrankungen machten 42,4 % davon aus. Sie konzentrierten sich auf die Behandlung von 505 Kopfschmerzpatienten, die meistens (88 %) Kriterien fĂŒr eine MigrĂ€ne erfĂŒllten.

Die meisten Kopfschmerzpatienten bevorzugten Hybrid-Sorten, also Sorten mit sowohl Sativa- als auch Indica-Eigenschaften. Die bevorzugteste Sorte wies hohe THC- und niedrige CBD-Konzentrationen auf. Sie enthielt viel von den Terpenen Beta-Caryophyllen und Beta-Myrcen, die entzĂŒndungshemmende und analgetische Eigenschaften besitzen.

Baron EP, Lucas P, Eades J, Hogue O. Patterns of medicinal cannabis use, strain analysis, and substitution effect among patients with migraine, headache, arthritis, and chronic pain in a medicinal cannabis cohort. J Headache Pain. 2018;19(1):37.

Wissenschaft/Mensch — Palmitoylethanolamid verbessert die Behandlung von autistischen Kindern in einer klinischen Studie

Nach einer klinischen Studie mit 70 Kindern mit Autismus verbesserte die Zugabe des Endocannabinoids PEA (Palmitoylethanolamid) zur ĂŒblichen Behandlung mit Neuroleptika einige Symptome der Erkrankung. Wissenschaftler der Teheraner UniversitĂ€t fĂŒr medizinische Wissenschaften (Iran) veröffentlichten ihre Forschungsergebnisse zu Kindern zwischen 4 und 12 Jahren in der Zeitschrift Journal of Psychiatric Research. Sie untersuchten die zusĂ€tzliche Gabe von PEA zu Risperidon im Vergleich zu einem Placebo auf das Verhalten der Kinder innerhalb eines Behandlungszeitraums von 10 Wochen.

Die Kombination von PEA und Risperidon verbesserte die Reizbarkeit und HyperaktivitĂ€t, die mit einem Standardtest, dem ABC-C (Aberrant Behavior Checklist-Community Edition), gemessen wurden. Es gab auch eine Tendenz zur Verbesserung unangemessener Sprache am Ende der Studie fĂŒr PEA im Vergleich zum Placebo. Die Autoren schrieben, dass „PEA die therapeutischen Wirkungen von Risperidon auf die Autismus-bezogene Reizbarkeit und HyperaktivitĂ€t verstĂ€rken könnte“.

Khalaj M, Saghazadeh A, Shirazi E, Shalbafan MR, Alavi K, Shooshtari MH, Laksari FY, Hosseini M, Mohammadi MR, Akhondzadeh S. Palmitoylethanolamide as adjunctive therapy for autism: Efficacy and safety results from a randomized controlled trial. J Psychiatr Res. 2018;103:104-111.

Kurzmeldungen

Wissenschaft/Mensch — Cannabiskonsum war mit einer leichten Zunahme von Herzinsuffizienz und Schlaganfall verbunden

Durch Verwendung einer großen Datenbank von Patienten aus den USA fanden Wissenschaftler, dass Cannabiskonsum das Risiko fĂŒr Herzinsuffizienz um 10 % und fĂŒr zerebrovaskulĂ€re Ereignisse, wie Schlaganfall, um etwa 24 % erhöhte.

Einstein Medizinzentrum, Philadelphia, USA.

Kalla A, et al. J Cardiovasc Med (Hagerstown), 6. Juni 2018 [im Druck].

Wissenschaft/Tier — Die Zugabe von Cannabinoiden zu Opiaten verbessert die VertrĂ€glichkeit der Opioid-Behandlung bei Affen

Die Zugabe von THC oder eines synthetischen Cannabinoids (CP 55,940) zu Morphium und Fentanyl verstĂ€rkte nicht die negativen Wirkungen der Opioide auf die Atmung, verbesserte aber die schmerzlindernden Wirkungen. Die Autoren folgern, dass „das therapeutische Fenster fĂŒr Opioide grĂ¶ĂŸer ist, wenn sie mit Cannabinoidrezeptor-Agonisten kombiniert werden, was einen möglichen Vorteil fĂŒr diese Medikamentenkombination bei der Schmerzbehandlung andeutet“.

Zentrum fĂŒr Gesundheitswissenschaften der UniversitĂ€t von Texas, San Antonio, USA.

Weed PF, et al. Eur J Pharmacol. 2018 May 26;833:94-99

Wissenschaft/Mensch — Langzeitige Wirksamkeit eines Cannabissprays bei der Behandlung der Spastik bei multipler Sklerose

In einer Studie mit 106 MS-Patienten, die innerhalb eines Behandlungszeitraums von 4 Wochen auf eine Behandlung auf den Cannabisspray Sativex ansprachen und den Cannabisspray oder ein Placebo fĂŒr weitere 12 Wochen zusĂ€tzlich zur Standardbehandlung erhielten, fĂŒhrte Cannabis zu „besseren und klinisch relevanten Verbesserungen der resistenten MS-Spastik verglichen mit antispastischen Medikamenten der ersten Wahl allein“.

Thomayers Krankenhaus, Prag, Tschechische Republik.

MarkovĂ  J, et al. Int J Neurosci. 2018:1-26.

Wissenschaft/Zellen — Wirkungen von Cannabinoiden auf Nierenkrebs

Das synthetische Cannabinoid WIN 55,212-2 induzierte einen Zelltod von Nierenkrebszellen, und diese Wirkung blieb auch bestehen, nachdem der CB1-und der CB2-Rezeptor durch geeignete Antagonisten blockiert wurden.

MilitĂ€risches Institut fĂŒr Medizin, Warschau, Polen.

Khan MI, et al. BMC Cancer. 2018;18(1):583.

Wissenschaft/Mensch — Soziale Normen zur medizinischen Verwendung von Cannabis bleiben fĂŒr viele Nutzer in Kanada ungĂŒnstig

Trotz der Tatsache, dass die medizinische Verwendung von Cannabis in Kanada seit mehr als 10 Jahren legal ist, zeigte eine Umfrage unter 276 Patienten, die Cannabis zu therapeutischen Zwecken verwendeten, dass es weiterhin Probleme mit der Akzeptanz gibt. Nur 38 % hatten den Eindruck, dass ihr Arzt unterstĂŒtzend ist, wĂ€hrend die UnterstĂŒtzung durch die Familie und Freunde (66,3 %) wesentlich höher war.

FakultĂ€t fĂŒr öffentliche Gesundheit und Gesundheitssysteme, UniversitĂ€t von Waterloo, Kanada.

Leos-Toro C, et al. Drug Alcohol Rev, 5. Juni 2018 [im Druck]

Wissenschaft/Tier — Der Wirkungsmechanismus der antidepressiven Wirkungen von CBD

In einer Studie mit MĂ€usen zeigte CBD schnelle antidepressive Wirkungen. Und diese Wirkung war mit erhöhten Spiegeln von BDNF(brain-derived neurotrophic factor) in bestimmten Hirnregionen (mediale prĂ€frontale Hirnrinde, Hippocampus) verbunden. Die Autoren schrieben, dass ihre Daten “ein vielversprechendes therapeutisches Profil fĂŒr CBD als ein neues schnell wirksames antidepressives Medikament unterstĂŒtzen“.

UniversitÀt von São Paulo, Ribeirão Preto, Brasilien.

Sales AJ, et al. Mol Neurobiol, 4. Juni 2018 [im Druck]

Wissenschaft/Mensch — Cannabinoide könnten nach einer Übersicht nĂŒtzlich bei bestimmten Schlafstörungen sein

Nach einer Übersicht könnten Cannabinoide bei einigen Parasomnien wirksam sein. Parasomnien sind eine Form von Schlafstörungen, die durch nicht normale Bewegungen, Verhaltensweisen, Wahrnehmungen, Emotionen und TrĂ€umen charakterisiert sind, beispielsweise nĂ€chtliches ZĂ€hneknirschen.

Schlafmedizin und Epilepsie Einheit, IRCCS Mondino-Stiftung, Pavia, Italien.

Manni R, et al. Curr Treat Options Neurol. 2018;20(7):26.

Wissenschaft/Mensch — Der Beginn des Cannabiskonsums hat keine Wirkung auf die kognitive LeistungsfĂ€higkeit bei Psychosen

In einer Studie mit 349 Patienten mit einer ersten Episode einer Psychose, von denen 38,7 % Cannabis verwendeten, hatte die Droge keinen Einfluss auf die Kognition. Von diesen begannen 53 frĂŒh mit dem Cannabiskonsum (vor dem 16. Lebensjahr) und 82 begannen spĂ€ter. Die Patienten wurden 3 Jahre lang beobachtet. Die Autoren schrieben, dass es keine „Unterschiede zwischen der Gruppe mit frĂŒhem Beginn und den anderen beiden Gruppen hinsichtlich der langzeitigen kognitiven LeistungsfĂ€higkeit gab, selbst wenn sie Cannabis in den erstes 3 Jahren des Fortschreitens der Erkrankung weiterhin konsumierten“.

UniversitĂ€tskrankenhaus, Klinik fĂŒr Psychiatrie, UniversitĂ€t von Kantabrien, Santander, Spanien.

Setién-Suero E, et al. Schizophr Res, 31. Mai 2018 [im Druck]

Wissenschaft/Tier — Naltrexon und CBD wirken synergistisch bei der Reduzierung des Alkoholkonsums

In einer Studie mit MĂ€usen reduzierten geringe Dosen Naltrexon und Cannabidiol (CBD) die Alkoholaufnahme. Die Autoren schrieben, dass „die Kombination aus geringen Dosen CBD plus NTX zu einer effektiveren Reduzierung des Ethanolkonsums und der Motivation zu trinken fĂŒhrte“.

Institut fĂŒr Neurowissenschaften, UniversitĂ€t von Alicante, Spanien.

Viudez-MartĂ­nez A, et al. Br J Pharmacol, 2. Juni 2018 [im Druck]

Wissenschaft/Mensch — Ein Cannabisspray hat positive Wirkungen auf AktivitĂ€ten des tĂ€glichen Lebens bei Patienten mit multipler Sklerose

Nach einer retrospektiven Analyse hatten 96,9 % der Patienten, die mit dem Cannabisspray Sativex behandelt worden waren, einen positiven Eindruck der globalen VerÀnderung wÀhrend des Behandlungszeitraums (Durchschnitt: 31,9 Monate). Die AktivitÀten des tÀglichen Lebens, beispielsweise die FÀhigkeit aufzustehen, blieben unverÀndert oder wurden leicht gebessert.

Klinik fĂŒr Neurologie, Allgemeines Krankenhaus von Elda, Spanien.

Mallada FrechĂ­n J, et al. Dis Manag, 28. Mai 2018 [im Druck]

Wissenschaft/Tier — Hemmung des Endocannabinoidabbaus in den Nieren erhöht sie Urinausscheidung

Die Infusion einer Substanz, die ein Enzym mit dem Namen FAAH (FettsĂ€urehydrolase), das fĂŒr den Abbau des Endocannabinoids verantwortlich ist, in die Nieren von MĂ€usen erhöhte die Urinausscheidung.

Virginia Commonwealth UniversitÀt, USA.

Ahmad A, et al. Am J Physiol Renal Physiol, 30. Mai 2018 [im Druck]

Wissenschaft/Tier — 2-AG verbessert die Verfestigung von Erinnerungen

Wissenschaftler testeten die Wirkungen des Endocannabinoids 2-AG (2-Arachidonoylglycerol) auf die Konsolidierung von GedÀchtnisinhalten. 2-AG erleichterte die Verfestigung von Erinnerungen, und diese Wirkung war durch die Aktivierung des CB2-Rezeptors vermittelt.

Sapienza UniversitÀt Rom, Italien.

Ratano P, et al. Neuropharmacology, 26. Mai 2018 [im Druck]

Wissenschaft/Zellen — THC reduziert die LebensfĂ€higkeit und Beweglichkeit von Endometrium-Krebszellen

THC hemmte die LebensfÀhigkeit von aggressiven Endometrium-Krebszellen und ihre Beweglichkeit. Diese Wirkung war durch die Hemmung der sogenannten epithelial-mesenchymalen Transition (EMT) und Reduzierung der Matrixmetalloproteinase-9 (MMP-9).

Medizinische FakultÀt der Zhejiang UniversitÀt, China.

Zhang Y, et al. Oncol Lett. 2018 Jun;15(6):8527-8535.

Wissenschaft/Tier — Endocannabinoide schĂŒtzen Nervenzellen vor Giften

In einer Studie mit Raten schĂŒtzten erhöhte Spiegel des Endocannabinoids Anandamid Nervenzellen gegen toxische Wirkungen von ChinolinsĂ€ure. Die Substanz verursacht eine Überaktivierung des Neurotransmitter NMDA, der am Auftreten und an der Entwicklung neurologischer Störungen beteiligt ist.

Nationales Institut fĂŒr Neurologie und Neurochirurgie Manuel Velasco SuĂĄrez, Mexiko City, Mexiko.

Aguilera-Portillo G, et al. Mol Neurobiol, 25. Mai 2018 [im Druck]