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IACM-Informationen vom 9. April 2011
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Wissenschaft â Cannabis kann nach einer Pilotstudie Aspekte der Atemnot bei Patienten mit chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung verbessern
Britische Forscher untersuchten in einer doppelblinden, Plazebo- und kreuzkontrollierten Studie die Wirkungen eines Cannabisextrakts auf die Atemnot bei fĂŒnf gesunden Probanden und vier Patienten mit chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD). Die Teilnehmer erhielten einen sublingualen Cannabisextrakt (Sativex) oder ein Plazebo. Die maximale Dosis betrug 10,8 mg THC (Dronabinol) und 10 mg CBD (Cannabidiol). Atemnot wurde durch eine festgelegte Kohlendioxid-Belastung simuliert. Es wurden die Atemnot (Visuelle Analogskala und Beschreibungen der Atemnot), Stimmung und Aktivierung, Kohlendioxidpartialdruck und Atemparameter gemessen. Sie wurden zu Beginn und 2 Stunden nach der Gabe eines Plazebos bzw. des Cannabisextrakts gemessen. Zu den Beschreibungen der Atemnot zĂ€hlen beispielsweise "Das Atmen fĂ€llt mir schwer", "Ich bekomme nicht genug Luft", "Ich habe Lufthunger", "Mein Brustkorb ist zusammengeschnĂŒrt".
Normale Probanden und Teilnehmer mit COPD zeigten keine Unterschiede bei den Werten der visuellen Analogskala zur Atemnot sowie der Atemparameter vor und nach Plazebo oder Medikament. Nach der Medikamentengabe griffen COPD-Teilnehmer verglichen mit dem Plazebo seltener zur "Lufthunger"-Beschreibung der Atemnot. Die Autoren folgerten: "Wir haben gezeigt, dass Atemnot-Beschreibungen eine Verbesserung unangenehmer Aspekte der Atemnot durch Cannabinoide nachweisen können, ohne dass eine Ănderung konventioneller Atemnotwerte auf einer visuellen Analogskala eintritt. Ein Stimulus, der spezifischer fĂŒr Lufthunger ist, könnte notwendig sein, um einen Medikamenteneffekt auf die Atemnot nachzuweisen."
(Quelle: Pickering EE, Semple SJ, Nazir MS, Murphy K, Snow TM, Cummin AR, Moosavi S, Guz A, Holdcroft A. Cannabinoid effects on ventilation and breathlessness: A pilot study of efficacy and safety. Chron Respir Dis, 24. MĂ€rz 2011 [im Druck])
Am 1. April hat das polnische Unterhaus ein neues Gesetz verabschiedet, das es StaatsanwĂ€lten ermöglicht, Verfahren beim Besitz geringer Drogen einzustellen. Eine Ănderung des bestehenden Gesetzes wurde mit der UnterstĂŒtzung von 258 Abgeordneten bei 159 Gegenstimmen und sechs Enthaltungen angenommen. Das neue Gesetz erlaubt die Einstellung eines Verfahrens, wenn eine Person Drogen fĂŒr den Eigenbedarf besitzt und kein Drogendealer ist. Allerdings ist nicht festgelegt, was eine kleine Drogenmenge darstellt, und der Besitz jedweder Menge von BetĂ€ubungsmitteln bleibt illegal.
"Der Besitz aller Arten von Drogen ist illegal und wird nach dem Strafgesetz verfolgt", betonte Justizminister Krzysztof Kwiatkowski am 1. April in seiner Rede vor dem Parlament. In FĂ€llen, die gröĂere Mengen betreffen, kann der VerdĂ€chtige eine strafrechtliche Verfolgung vermeiden, wenn er sich freiwillig einer Drogentherapie unterzieht. Der polnische Gesetzgeber erhofft sich, dass das verĂ€nderte Gesetz es StaatsanwĂ€lten ermöglicht, sich mehr auf Drogendealer zu konzentrieren und mehr Behandlungsmöglichkeiten fĂŒr DrogenabhĂ€ngige zu schaffen.
Mehr unter:
http://www.warsawvoice.pl/WVpage/pages/article.php/16244/news
(Quelle: The Warsaw Voice vom 4. April 2011)
Kurzmeldungen
USA â Montana
Am 30. MĂ€rz hat der staatliche Senat von Montana dafĂŒr gestimmt, das medizinische Cannabisgesetz von Montana aufzuheben und es durch ein Gesetz mit gröĂeren Restriktionen zu ersetzen, dass es den Menschen deutlich schwerer macht, in der Zukunft Karten zu erhalten, die ihnen die Verwendung von Cannabis erlauben. Im Februar hatte das ReprĂ€sentantenhaus bereits diese Ănderung unterstĂŒtzt. Es wird nun erwartet, dass das Gesetz auf den Tisch von Gouverneur Brian Schweizer gelangt, ein Demokrat, der das bestehende medizinische Cannabisprogramm unterstĂŒtzt. (Quelle: Missoulian vom 30. MĂ€rz 2011)
USA â Arizona
Die BĂŒrger von Arizona kennen nun die Schritte, die sie einleiten mĂŒssen, bevor sie nach dem neuen Gesetz von Arizona legal Cannabis anbauen, verkaufen oder medizinisch verwenden dĂŒrfen. Das Gesundheitsministerium von Arizona hat die Regelungen hinsichtlich der medizinischen Verwendung von Cannabis abgeschlossen und sie auf seiner Webseite verfĂŒgbar gemacht. (Quelle: Eastern Arizona Courier vom 3. April 2011)
USA â Nationales Krebsinstitut
Mitte MĂ€rz hat das Nationale Krebsinstitut, ein Arm der Nationalen Institute fĂŒr Gesundheit der Bundesregierung, eine Webseite eingerichtet, auf der der mögliche Nutzen von Cannabis bei der BekĂ€mpfung von Krebs erwĂ€hnt wurde. Einige Tage spĂ€ter wurde die Webseite jedoch geĂ€ndert und diese Wörter gestrichen. Die neue Webseite ist immer noch da und sagt weiterhin aus, dass Cannabis einen "möglichen Nutzen" bei der Behandlung von Krebssymptomen besitzt - eine bahnbrechende Aussage fĂŒr eine Organisation der Bundesregierung. Die neue Seite enthĂ€lt jedoch keine Hinweise mehr auf mögliche krebshemmende Wirkungen von Cannabis. (Quelle: Washington Times vom 30. MĂ€rz 2011)
Wissenschaft â HIV
Am Gesundheitszentrum der UniversitĂ€t von Louisiana in New Orleans (USA) wurden Rhesusaffen mit SIV infiziert, was ein Ăquivalent fĂŒr HIV bei Affen ist, und mit verschiedenen THC-Dosen behandelt. Sie zeigten eine dosisabhĂ€ngige reduzierte Leistung in verschiedenen Tests, entwickelten jedoch innerhalb von 28 Tagen eine Toleranz und diese Toleranz blieb in den folgenden Monaten bestehen. THC vergröĂerte im Vergleich mit nicht behandelten Tieren mit SIV nicht die Viruslast im Blut, im Nervenwasser oder im Hirngewebe. Die Forscher folgerten, dass "chronisches THC eine Toleranz hinsichtlich der störenden Wirkungen auf das Verhalten bei komplexen Aufgaben verursacht, ohne die Viruslast oder andere Marker der Krankheitsentwicklung in den frĂŒhen Stadien der Infektion negativ zu beeinflussen." (Quelle: Winsauer PJ, et al. Exp Clin Psychopharmacol 2011;19(2):154-72.)
Wissenschaft â Morbus Huntington
Nach Forschung am UniversitĂ€tskrankenhaus Leuven (Belgien) mit einem Rattenmodell fĂŒr die Huntington-Krankheit gibt es frĂŒhe regionale Störungen der Endocannabinoid-Signalgebung im Gehirn. Die Autoren stellten fest, dass Messungen des CB1-Rezeptors "daher ein nĂŒtzlicher frĂŒher Biomarker fĂŒr HD sein könnte". (Quelle: Casteels C, et al. Exp Neurol, 31. MĂ€rz 2011 [im Druck])
Wissenschaft â Multiple Sklerose
Nach Forschung mit einem Mausmodell fĂŒr multiple Sklerose durch israelische Wissenschaftler könnte das natĂŒrliche Cannabinoid Cannabidiol (CBD) nĂŒtzlich bei MS sein. Sie beobachteten, dass die Gabe von CBD beim Beginn der Erkrankung die Schwere der Erkrankung verbesserte, was von einer reduzierten NervenschĂ€digung, EntzĂŒndung und Aktivierung der Mikroglia begleitet war. (Quelle: Kozela E, et al. Br J Pharmacol, 30. MĂ€rz 2011 [im Druck])
Wissenschaft â Multiple Sklerose
An der UniversitĂ€t von Toronto (Kanada) wurden die Wirkungen von Cannabis auf die kognitive LeistungsfĂ€higkeit bei Patienten mit multipler Sklerose untersucht. Zwei Gruppen, jede aus 25 Patienten bestehend (Cannabiskonsumenten und Nicht-Konsumenten) fĂŒhrten eine Anzahl neurophysiologischer Tests durch. Cannabiskonsumenten schnitten signifikant schlechter als Nicht-Konsumenten bei Tests zur Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung, ArbeitsgedĂ€chtnis, exekutiver Funktion und rĂ€umlicher Wahrnehmung ab. Sie wurden auch doppelt so wahrscheinlich als global kognitiv beeintrĂ€chtigt eingestuft. Die Forscher folgerten, dass "welchen subjektiven Nutzen Patienten von der Verwendung von StraĂencannabis (z. B. Linderung von Schmerzen und Spastik) auch immer bekommen, er sollte gegen damit verbundene kognitive Nebenwirkungen abgewogen werden". (Quelle: Honarmand K, et al. Neurology 2011;76(13):1153-60.)
Wissenschaft â EntzĂŒndliche Darmerkrankung
Wissenschaftler der UniversitĂ€t von Pavia (Italien) untersuchten den Endocannabinoid-Gehalt in der Schleimhaut von Patienten mit entzĂŒndlichen Darmerkrankungen. Der Gehalt an Anandamid (AEA), jedoch nicht von 2-AG (2-Arachidonoylglycerol) war bei diesen Patienten signifikant niedriger in entzĂŒndeter verglichen mit nicht entzĂŒndeter Schleimhaut. Die niedrigere Konzentration war von einer niedrigeren AktivitĂ€t des Enzyms, das fĂŒr die Synthese von AEA verantwortlich ist, und einer höheren AktivitĂ€t des AEA-abbauenden Enzyms begleitet. (Quelle: Di Sabatino A, et al. Mucosal Immunol, 6. April 2011 [im Druck])
Wissenschaft â LeberschĂ€digung
In Zellexperimenten reduzierte Delta-8-Tetrahydrocannabivarin (Delta-8-THCV) die LeberschĂ€digung nach einer reduzierten Blutzufuhr zur Leber, zum Teil durch die Aktivierung von CB2-Rezeptoren. Es reduzierte die GewebeschĂ€digung und die EntzĂŒndung. Delta-8-THCV ist ein synthetisches Analogon des Pflanzencannabinoids Delta-9-THCV. (Quelle: BĂĄtkai S, et al. Br J Pharmacol, 6. April 2011 [im Druck])
Wissenschaft â Gehirn
Nach Forschung an der UniversitĂ€t von Wollongong (Australien) war regelmĂ€Ăiger Cannabiskonsum im Vergleich zu Nicht-Konsumenten mit einer Abnahme der weiĂen Substanz des Kleinhirns assoziiert. Es gab keine Unterschiede bei der grauen Substanz des Kleinhirns. (Quelle: Solowij N, et al. Psychol Med, 5. April 2011:1-11 [im Druck])
Wissenschaft â Krebs des Gallengangs
Eine Gruppe von Wissenschaftlern aus den USA und China zeigte, dass das Endocannabinoid Anandamid seine krebshemmenden Wirkungen auf den Krebs des Gallengangs durch Aktivierung des GPR55-Rezeptors, ein möglicher Cannabinoidrezeptor, vermittelt. (Quelle: Huang L, et al. Lab Invest, 4. April 2011 [im Druck])
Wissenschaft â Schmerzen
Nach tierexperimentellen Studien an der UniversitÀt von Texas in San Antonio (USA) könnten die transienten Rezeptorpotenzial-KanÀle (TRP) an den peripheren schmerzlindernden Wirkungen bestimmter Cannabinoide beteiligt sein. Bei dieser Untersuchung verwendeten die Forscher das synthetische Cannabinoid ACEA. (Quelle: Ruparel NB, et al. Mol Pharmacol, 25. MÀrz 2011 [im Druck])