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IACM-Informationen vom 6. November 2010
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Wissenschaft GroĂbritannien â Drogenexperten schreiben in der Fachzeitschrift Lancet, dass Alkohol gefĂ€hrlicher ist als Heroin, Cannabis und andere illegale Drogen
Alkohol ist eine gefĂ€hrlichere Droge als Heroin, wenn die kombinierten SchĂ€den fĂŒr den Konsumenten und andere beurteilt werden. Dies erklĂ€rten britische Forscher am 1. November. Sie stellten eine neue Skala fĂŒr SchĂ€den durch Drogen vor, die den Schaden fĂŒr den Konsumenten selbst und fĂŒr die Gesellschaft abschĂ€tzt. Die Wissenschaftler beurteilten Alkohol als insgesamt am gefĂ€hrlichsten und etwa dreimal so gefĂ€hrlich wie Kokain oder Tabak. Nach der Skala, die von einer Gruppe von Wissenschaftlern, inklusive des britischen unabhĂ€ngigen wissenschaftlichen Komitees zu Drogen (ISCD) und einem Experten der EuropĂ€ischen Beobachtungsstelle fĂŒr Drogen und Drogensucht (EMCDDA), sind Heroin und Crack die zweit- und drittgefĂ€hrlichsten Drogen.
David Nutt, Vorsitzender des ISCD, dessen Arbeit in der medizinischen Zeitschrift Lancet veröffentlicht wurde, erklĂ€rte, dass die Ergebnisse zeigen, dass "ein aggressives Herangehen an die SchĂ€den durch Alkohol eine gĂŒltige und notwendige Strategie fĂŒr die öffentliche Gesundheit darstellt". Er erklĂ€rte, dass aktuelle Klassifizierungssysteme nur eine geringe Beziehung zum Kenntnisstand ĂŒber die SchĂ€den haben. Drogen konnten bis zu 100 Punkte erreichen, wobei 100 den gefĂ€hrlichsten Drogen gegeben wurde und null keinen Schaden bezeichnete. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass Alkohol am schĂ€dlichsten war, mit einem Wert von 72, gefolgt von Heroin mit 55 und Crack mit 54. Unter den beurteilten Drogen waren Kokain (27), Tabak (26), Amphetamine oder Speed (23), Cannabis (20), Benzodiazepine wie Valium (15), Ecstasy (9), anabole Steroide (9), LSD (7) und Zauberpilze (5).
Mehr unter:
http://www.reuters.com/article/idUSTRE6A000O20101101
(Quellen: Reuters vom 1. November 2010; Nutt DJ, King LA, Phillips LD; on behalf of the Independent Scientific Committee on Drugs. Drug harms in the UK: a multicriteria decision analysis. Lancet, 29. Oktober 2010 [im Druck])
Wissenschaft â Cannabisextrakt wirksam bei der Vorbeugung Chemotherapie-induzierter Ăbelkeit und des Erbrechens
Verschiedene spanische wissenschaftliche Institutionen nahmen an einer kleinen, randomisierten, doppelblinden und plazebokontrollierten klinischen Studie mit einem Cannabisextrakt (Sativex) bei der Behandlung von Ăbelkeit und Erbrechen, die durch unterschiedliche Arten von Chemotherapien verursacht worden waren, teil. Sativex enthĂ€lt nahezu gleiche Anteile an THC (Dronabinol) und CBD (Cannabidiol). Die Patienten litten trotz einer Prophylaxe mit einer anti-emetischen Standardtherapie an Ăbelkeit. Sie wurden zufĂ€llig Cannabis oder Plazebo fĂŒr fĂŒnf Tage nach der Chemotherapie zugeteilt, die der Standardbehandlung hinzugefĂŒgt wurden. Der wichtigste Zielpunkt fĂŒr die Wirksamkeitsanalyse war der Anteil der Patienten mit einem vollstĂ€ndigen oder teilweisen Ansprechen.
Sieben Patienten wurden Sativex und neun Plazebo zugeteilt. Ein Patient im Cannabisarm wurde auf Grund von Nebenwirkungen herausgenommen. Ein höherer Anteil von Patienten in der Cannabisgruppe erlebte ein vollstĂ€ndiges Ansprechen wĂ€hrend der gesamten Beobachtungszeit (71,4 Prozent), verglichen mit dem Plazebo (22,2 Prozent). Die HĂ€ufigkeit von unerwĂŒnschten Wirkungen war in der Sativex-Gruppe gröĂer (86 Prozent versus 67 Prozent). Es wurden keine schwerwiegenden Nebenwirkungen berichtet. Die mittlere tĂ€gliche Dosis betrug 4,8 SprĂŒhstöĂe in beiden Gruppen (entsprechend 12 mg THC fĂŒr die Cannabis-Gruppe). Die Autoren folgerten, dass Cannabis, das "einer anti-emetischen Standardtherapie hinzugefĂŒgt wurde, gut vertragen wurde und einen besseren Schutz" vor verzögerter Ăbelkeit und verzögerten Erbrechens bot.
(Quelle: Duran M, Pérez E, Abanades S, Vidal X, Saura C, Majem M, Arriola E, Rabanal M, Pastor A, Farré M, Rams N, Laporte JR, Capellà D. Preliminary efficacy and safety of an oromucosal standardized cannabis extract in chemotherapy-induced nausea and vomiting. Br J Clin Pharmacol 2010;70(5):656-63.)
Israel â Bald Cannabis in Apotheken
Nach dem Newsletter der isarelischen Botschaft in Deutschland hat ein Fachausschuss des Gesundheitsministeriums fĂŒr die PrĂŒfung der medizinischen Anwendung von Cannabis am 3. November die Aufnahme der Droge in die offizielle Liste von Medikamenten empfohlen. Bereits in einem halben Jahr soll Cannabis in israelischen Apotheken erhĂ€ltlich sein. Entsprechend der Empfehlung des Ausschussvorsitzenden, Dr. Yehuda Baruch, soll ein interministerieller Ausschuss gebildet werden, der offene Fragen klĂ€ren soll.
Baruch erklĂ€rte, dass Cannabis hilfreich in der Schmerztherapie, bei Erkrankungen wie multiple Sklerose und bei Ăbelkeit beispielsweise bei Krebschemotherapie sei. Im September 2010 hat das Gesundheitsministerium fĂŒnf weiteren Ărzten die Erlaubnis zur Verschreibung von Cannabis erlaubt, was bisher auf einen Arzt beschrĂ€nkt war (Dr. Baruch). Das Ministerium schĂ€tzt, dass es im Jahr 2010 eine Zunahme der Erlaubnisse fĂŒr die Verwendung von Cannabis um 66 Prozent geben wird, was zu einer Gesamtzahl von 5000 behandelten Patienten fĂŒhrt. In Zukunft geht das Ministerium von Zehntausenden Patienten aus, die mit Cannabis behandelt werden.
Mehr unter:
http://nlarchiv.israel.de/index2.htm
(Quelle: Newsletter der israelischen Botschaft in Deutschland vom 4 November 2010)
Kurzmeldungen
USA â Kalifornien
Am 2. November entschieden die kalifornischen WÀhler, Cannabis in ihrem Staat nicht zu legalisieren. Die kalifornische Initiative, die Erwachsenen im Alter von 21 Jahren oder Àlter erlaubt hÀtte, kleine Mengen Cannabis zu besitzen oder anzubauen, fiel mit 54 zu 46 Prozent durch. (Quelle: Associated Press vom 3. November 2010)
USA â SĂŒddakota und Oregon
In SĂŒddakota lehnten die WĂ€hler zum zweiten Mal eine Gesetzesinitiative fĂŒr die medizinische Verwendung von Cannabis ab, ein Schritt, der zuerst 1996 in Kalifornien erfolgte und seither in 13 weiteren Staaten. In Oregon lehnten es die WĂ€hler ab, ihr medizinisches Cannabisprogramm auszuweiten und ein Netzwerk von staatlich lizenzierten, nicht profitorientierten Verteilungsstellen aufzubauen. (Quelle: Associated Press vom 3. November 2010)
Neuseeland â Sativex
Nach GroĂbritannien, Spanien und Kanada wurde Sativex nun auch in Neuseeland fĂŒr die Behandlung der Spastik bei multipler Sklerose zugelassen. (Quelle: Pressemitteilung durch GW Pharmaceuticals vom 3. November 2010)
Wissenschaft â HIV
Nach Forschung mit Rhesusaffen an der UniversitĂ€t von Louisiana in New Orleans (USA) kann die Gabe von THC das Fortschreiten der Erkrankung in einem HIV-Modell vermindern. Die Affen wurden mit dem SI-Virus, das dem HI-Virus beim Menschen entspricht, infiziert. Die Gabe von THC wurde 30 Tage vor der Infektion begonnen. Die THC-Gabe reduzierte die FrĂŒhsterblichkeit durch die SIV-Infektion, und dies war mit einer verringerten Viruslast und dem Beibehalten der Körpermasse assoziiert. Die Autoren spekulieren, dass "das reduzierte SIV-Niveau, der Erhalt der Körpermasse und die AbschwĂ€chung der EntzĂŒndung wahrscheinliche Mechanismen fĂŒr eine THC-vermittelte Modulierung des Fortschreitens der Erkrankung sind, die weiterer Forschung bedĂŒrfen". (Quelle: Molina PE, et al. AIDS Res Hum Retroviruses, 28. September 2010 [im Druck])
Wissenschaft â Allergie
Nach Forschung an der medizinischen UniversitĂ€t Taipei (Taiwan) reduzierte die Gabe von Cannabidiol (CBD) bei MĂ€usen allergische Reaktionen vom verzögerten Typ auf ein Protein (Ovalbumin). Die Wissenschaftler fanden heraus, dass CBD allergische Reaktionen vom verzögerten Typ durch UnterdrĂŒckung der Infiltration und der AktivitĂ€t bestimmter Immunzellen (T-Zellen und Makrophagen) am EntzĂŒndungsort unterdrĂŒckt, was "ein therapeutisches Potenzial fĂŒr CBD bei der Behandlung der Typ-IV-HypersensitivitĂ€t", eine bestimmte Form allergischer Reaktionen, nahe legt. (Quelle: Liu DZ, et al. Acta Pharmacol Sin, 1. November 2010 [im Druck])
Wissenschaft â Epilepsie
Eine Gruppe an der Virginia-Commonwealth-UniversitÀt in Richmond (USA) untersuchte die Wirkungen von Acetaminophen (Paracetamol) in Zellexperimenten mit Nervenzellen auf Epilepsie-Àhnliche Entladungen. Acetaminophen blockierte Epilepsie-Àhnliche AktivitÀten, eine Wirkung die durch einen CB1-Rezeptorantagonisten blockiert wurde. Die Forscher folgerten, dass "Acetaminophen seine krampflösenden Wirkungen durch CB1-Rezeptoren vermittelte". (Quelle: Deshpande LS, Delorenzo RJ. Neuroreport, 28 Oktober 2010 [im Druck])
Wissenschaft â Hanfsamen
Forscher an der Abteilung fĂŒr humane ErnĂ€hrungswissenschaften an der UniversitĂ€t von Toronto (Kanada) untersuchten die Zusammensetzung und QualitĂ€t von Hanfsamen-Protein. Sie folgerten, dass ihre Daten Belege dafĂŒr liefern, dass Hanfproteine so gut oder besser verdaulich sind als die von bestimmten Getreiden, NĂŒssen und einigen HĂŒlsenfrĂŒchten. (Quelle: House JD, et al. J Agric Food Chem, 26. Oktober 2010 [im Druck])
Wissenschaft â Morbus Parkinson
Nach Forschung an der UniversitĂ€t von Exeter und Plymouth (GroĂbritannien) wirkten THC und Cannabidiol (CBD) nervenschĂŒtzend in einem Modell menschlicher Zellen fĂŒr den Morbus Parkinson. (Quelle: Carroll C, et al. J Neurol Neurosurg Psychiatry. 2010;81(11):e60.)
Wissenschaft â Dyskinesie bei der Parkinson-Erkrankung
Nach Forschung am Toronto-Western-Forschungsinstitut (Kanada) hemmte die Hemmung der FettsĂ€ureamidhydrolase (FAAH) eine Dyskinesie-Ă€hnliche ĂberaktivitĂ€t in einem Affenmodell fĂŒr den Morbus Parkinson. Die FAAH ist verantwortlich fĂŒr den Abbau des Endocannabinoids Anandamid. Eine Hemmung der FAAH erhöht die Konzentration dieses Endocannabinoids. Die Behandlung der Parkinson-Krankheit mit L-DOPA ist hĂ€ufig mit Nebenwirkungen assoziiert, darunter Dyskinesien, eine Bewegungsstörung, die schwer zu behandeln ist. (Quelle: Johnston TH, et al. J Pharmacol Exp Ther, 25. Oktober 2010 [im Druck])