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IACM-Informationen vom 5. Februar 2005
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Spanien — Katalonien will Cannabis in einer Pilotstudie auf Rezept verfügbar machen
Katalonien, eine Region im Nordosten von Spanien mit der Hauptstadt Barcelona, plant in einer Pilotstudie Cannabis auf Rezept für Schwerkranke verfügbar zu machen. Dies erklärte ein Vertreter der regionalen Gesundheitsbehörden am 1. Februar.
Das Projekt, das noch vom nationalen Gesundheitsministerium in Madrid genehmigt werden muss, würde das Medikament über vier Krankenhäuser und 60 Apotheken an die Patienten abgeben. "Wir werden mit einem Pilotprogramm für einige chronische Erkrankungen beginnen," erklärte die Vertreterin der katalanischen Gesundheitsbehörden Marina Geli gegenüber Journalisten.
Die Droge, die in Spanien illegal ist, soll in Kapseln an Patienten abgegeben werden, die nicht ausreichend auf andere Medikamente ansprechen. Das Ministerium hat bisher kein Datum für den Beginn des Projektes festgesetzt, da noch einige technische Fragen geklärt werden müssen, es erklärte jedoch, dass es ein "gutes Einvernehmen" zwischen den beiden Seiten gäbe. Geli sagte, dass Patienten, die in das Programm aufgenommen würden, das Medikament bereits in der ersten Hälfte des Jahres erhalten könnten.
(Quelle: Reuters vom 1. Februar 2005)
Deutschland — Klinische Studie mit Cannabis bei Morbus Crohn
Im Januar 2005 hat an der Universität München eine klinische Studie zur Wirksamkeit eines Cannabisextraktes beim Morbus Crohn begonnen. Der Morbus Crohn ist eine chronische entzündliche Darmerkrankung, die bei vielen Patienten mit den zur Verfügung stehenden Medikamenten nicht ausreichend behandelt werden kann.
Viele Erkrankte haben berichtet, dass sie durch Cannabisprodukte Linderung ihrer Symptome erfahren. Grundlagenforschung von Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München aus dem Jahre 2004 unterstützte diese Erfahrung. Sie zeigte, dass das Cannabinoidsystem eine wichtige Rolle bei der Entzündung des Dickdarms spielt (Massa et al. 2004). Ein synthetisches Cannabinoid und Endocannabinoide verhinderten eine experimentelle Entzündung des Dickdarms bei Mäusen.
Die aktuelle klinische Studie läuft über die Ambulanz für chronisch entzündliche Darmerkrankungen der medizinischen Klinik II der Universität unter der Leitung von Dr. Martin Storr und Dr. Thomas Ochsenkühn. Dort werden Patienten mit einem mittelschweren Schub eines chronisch wiederkehrenden Morbus Crohn in die Studie aufgenommen.
(Quellen: Pressemitteilung des Klinikums der Universität München vom 3. Februar 2005; Massa F, et al. J Clin Invest 2004;113(8):1202-9.)
Kurzmeldungen
Wissenschaft — Dexanabinol nicht wirksam
Pharmos gab am 20. Dezember Ergebnisse seiner klinischen Phase-III-Studie zur Verwendung von Dexanabinol bei der Behandlung schwerer traumatischer Hirnverletzungen bekannt. Dexanabinol ist ein nervenschützendes syntetisches Cannabinoid. Es zeigte in der Studie jedoch keine Wirksamkeit, gemessen nach dem primären klinischen Beurteilungskriterium, der erweiterten Befundsskala von Glasgow (Extended Glasgow Outcome Scale, GOSE). Die Placebo-kontrollierte Studie war in 86 Traumazentren in 15 Ländern durchgeführt worden. 846 Patienten konnten bei der Analyse berücksichtigt werden. 428 waren mit Dexanabinol und 418 mit einem Placebo (Scheinmedikament) behandelt worden. Während eine Wirksamkeit nicht nachgewiesen werden konnte, zeigte die Studie ein ausgezeichnetes Sicherheitsprofil für Dexanabinol. Es gab zudem keine Unterschiede zwischen den beiden Gruppen hinsichtlich der Sterblichkeit. (Quelle: Pressemitteilung von Pharmos vom 20. Dezember 2004)
USA — Oregon
Nahezu 10.000 Bürger von Oregon tragen Ausweise für medizinisches Marihuana, etwa 20 mal mehr als von offizieller Seite vorausgesagt, als das Programm vor sechs Jahren begann. Das Programm, das kein Geld vom Staat erhält, ist so schnell gewachsen, dass es im letzten Jahr ein finanzielles Plus von nahezu einer Million US-Dollar erwirtschaftete. Um das Plus zu reduzieren, haben die Behörden im Januar die jährlichen Gebühren für eine medizinische Marihuanakarte von 150 auf 55 Dollar reduziert. (Quelle: The Oregonian vom 23. Januar 2005)
Wissenschaft — Knorpelschutz
Britische Wissenschaftler berichteten, dass bestimmte Cannabinoide die Produktion von Stickstoffmonoxid in Knorpelzellen und den Abbau von Proteoglykan hemmen. Proteoglykan spielt eine wichtige Rolle bei der Funktion des Knorpels. Die Autoren schließen daraus, dass einige Cannabinoide Knorpel schützen und den Knorpelabbau verhindern können. (Quelle: Mbvundula EC, et al. Biochem Pharmacol 2005;69(4):635-40.)
Wissenschaft — Neuropathische Schmerzen
Italienische Wissenschaftler fanden heraus, dass AM404, eine chemische Substanz, die die Wiederaufnahme von Anandamid in die Zellen blockiert, Schmerzwirkungen in einem experimentellen Modell für neuropatische Schmerzen hemmt. Sie schließen daraus, dass "AM404 ein nützliches Medikament für die Reduzierung neuropatischer Schmerzen sein könnte." (Quelle: Rodella LF, et al. Eur J Pharmacol 2005;508(1-3):139-46.)
Holland — Schadensersatzklage
Das Stichting Institute of Medical Marijuana (SIMM) kündigte am 3. Februar an, dass es eine Schadensersatzklage gegen das Büro für medizinisches Cannabis des Gesundheitsministeriums eingereicht habe. Das SIMM war einer von zwei legalen Lieferanten von medizinischem Cannabis für das Büro und ist nun der Auffassung, dass sich das Büro für medizinisches Cannabis unfair verhalten habe, als es den Vertrag mit dem SIMM beendet hat, wodurch Bedrocan der einzige Lieferant blieb. SIMM erklärte, es habe sehr große finanzielle Investitionen vorgenommen, um die Standards der Regierung zur Produktion von medizinischem Cannabis zu erfüllen, und es habe nun erhebliche finanzielle Verluste erlitten. (Quelle: Pressemitteilung des SIMM vom 3. Februar 2005)