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IACM-Informationen vom 5. August 2017

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Polen — Ein neues Gesetz zur medizinischen Verwendung von Cannabis soll in 3 Monaten in Kraft treten

Am 21. Juli unterzeichnete PrĂ€sident Andrzej Duda ein Gesetz, das zuvor vom Parlament verabschiedet wurde. Danach wird es möglich sein, Medikamente auf Cannabisbasis mit einem Rezept in Apotheken zu kaufen. „Nach den neuen Regelungen sollten Patienten einen vereinfachten Zugang zu Marihuana haben, um Symptome bestimmter Erkrankungen zu behandeln, wie etwa chronische Schmerzen, Übelkeit und Erbrechen aufgrund einer Chemotherapie, Multiple Sklerose und Epilepsie“, heißt es in dem Gesetz.

UrsprĂŒnglich hieß es in der Gesetzesvorlage, dass es Patienten mit einer Erlaubnis erlaubt sein sollte, ihr eigenes Cannabis fĂŒr den persönlichen Bedarf anzubauen. Nach der angenommenen Version des Gesetzes werden CannabisblĂŒten aus dem Ausland importiert. Sie werden als Ausgangsmaterial fĂŒr pharmazeutische Zubereitungen verwendet. Ärzte dĂŒrfen diese Medikamente dann verschreiben. Das Gesetz wurde von 440 der 460 Abgeordneten des Seim, des polnischen Parlaments, Ende Juni 2017 unterstĂŒtzt. Das Gesetz soll in 3 Monaten in Kraft treten.

RMF24 vom 21. Juli 2017

112 international vom 21. Juli 2017

Wissenschaft/Mensch — Cannabis könnte nach einer Umfrage hilfreich beim Morbus Parkinson sein

Cannabis könnte nach einer Umfrage, die von Wissenschaftlern der Staatlichen UniversitĂ€t von Colorado durchgefĂŒhrt wurde, nĂŒtzlich bei der Parkinson-Krankheit sein. Ein anonymer Fragebogen wurde zwischen dem 15. Februar und dem 15. Oktober 2016 auf den Webseiten der Michael J. Fox Foundation und der Nationalen Multiple Sklerose Gesellschaft bereitgestellt. Der Fragebogen wurde von 595 Teilnehmern ausgefĂŒllt, darunter 76 % mit Morbus Parkinson (PD) und 24 % mit multipler Sklerose (MS).

Aktuelle Nutzer berichteten von einer hohen Wirksamkeit von Cannabis in einer StĂ€rke von 6,4 auf einer Skala von 0-7, und 59 % gaben an, dass sie nach Beginn der Cannabisverwendung verschriebene Medikamente reduzieren konnten. Aktuelle Cannabiskonsumenten waren jĂŒnger und gaben eine niedrigere StĂ€rke der Behinderung, speziell in den Bereichen Stimmung, GedĂ€chtnis und Erschöpfung an. Die Autoren folgerten, dass „Cannabis positive Wirkungen auf die Stimmung, das GedĂ€chtnis, die Erschöpfung und das Gewicht bei Menschen mit PD und MS haben könnte“.

Kindred JH, Li K, Ketelhut NB, Proessl F, Fling BW, Honce JM, Shaffer WR, Rudroff T. Cannabis use in people with Parkinson's disease and Multiple Sclerosis: A web-based investigation. Complement Ther Med. 2017;33:99-104.

Kurzmeldungen

IACM — Neue Publikationen in Cannabis and Cannabis Research

Neue Artikel wurden in CCR, der Partner-Zeitschrift der IACM veröffentlicht:

”Cannabis as a Substitute for Opioid-Based Pain Medication: Patient Self-Report” von Reiman Amanda, Welty Mark, and Solomon Perry,

”A Guide to the National Academy of Science Report on Cannabis: An Exclusive Discussion with Panel Members” von Daniele Piomelli, Ziva Cooper, Donald Abrams, Igor Grant, and Sachin Patel,

”An Update on Safety and Side Effects of Cannabidiol: A Review of Clinical Data and Relevant Animal Studies” von Kerstin Iffland and Franjo Grotenhermen,

”Prevalence and Correlates of Cannabis Use in Outpatients with Serious Mental Illness Receiving Treatment for Alcohol Use Disorders” von Jordan Skalisky, Emily Leickly, Oladunni Oluwoye, et al.,

”Anti-Inflammatory Activity in Colon Models Is Derived from Δ9-Tetrahydrocannabinolic Acid That Interacts with Additional Compounds in Cannabis Extracts” von Nallathambi Rameshprabu, Mazuz Moran, Ion Aurel, et al.,

”N-Arachidonoyl Dopamine: A Novel Endocannabinoid and Endovanilloid with Widespread Physiological and Pharmacological Activities” von Urszula Grabiec and Faramarz Dehghani,

”The Use of Cannabis by Patients with Sickle Cell Disease Increased the Frequency of Hospitalization due to Vaso-Occlusive Crises” von Samir K. Ballas.

Wissenschaft/Mensch — Cannabiskonsum durch Jugendliche war in einer Zwillingsstudie nicht mit einer Abnahme der Intelligenz verbunden

In einer Studie mit 1989 Zwillingen aus den USA war Cannabiskonsum nicht mit einer signifikanten VerĂ€nderung des Intelligenzquotienten (IQ) und der exekutiven Funktion verbunden. Die HĂ€ufigkeit des Cannabiskonsums und der CannabisabhĂ€ngigkeit wurde im Alter von 18 Jahren beurteilt. Der IQ wurde im Alter von 5, 12 und 18 Jahren bestimmt. Die Autoren folgerten, dass „kurzzeitiger Cannabiskonsum im Jugendalter anscheinend weder eine Abnahme des IQ verursacht noch die exekutiven Funktionen beeintrĂ€chtigt, selbst wenn der Cannabiskonsum ein Niveau von AbhĂ€ngigkeit erreicht“.

Psychologisches Institut, Staatliche UniversitÀt von Arizona, Tempe, USA.

Meier MH, et al. Addiction, 22. Juli 2017 [Im Druck]

Wissenschaft/Mensch — Starker Cannabiskonsum durch junge Erwachsene beeinflusste nicht das Volumen des Hippocampus

In einer Studie mit 20 starken Cannabiskonsumenten (Spanne: 18-24 Jahre) und 23 gesunden Kontrollen ohne Cannabiskonsum, die zu Beginn der Studie und 3 Jahre spĂ€ter untersucht wurden, gab es keinen Einfluss von Cannabis auf das Volumen des Hippocampus. Dabei handelt es sich um eine bestimmte Hirnregion, die wichtig fĂŒr das GedĂ€chtnis ist. Cannabiskonsumenten begannen etwa im Alter von 16 Jahren mit dem Konsum und rauchten durchschnittlich 5 Tage pro Woche.

Klinik fĂŒr Psychiatrie, UniversitĂ€t von Amsterdam, Niederlande.

Koenders L, et al. J Psychopharmacol. 2017(8):1027-1034.

Wissenschaft/Zellen — Endocannabinoide könnten das Überleben von Nervenzellen bei HIV verbessern

Die Endocannabinoide Anandamid und 2-AG schĂŒtzten Nervenzellen des Gehirns, die den schĂ€digenden Wirkungen von tat (Transaktivator der Transkription) ausgesetzt waren. Tat ist ein Protein, das vom HIV-1-Virus produziert wird und die Produktion des Virus verstĂ€rkt. Die Autoren schrieben, dass das Endocannabinoidsystem „vielversprechende Angriffspunkte fĂŒr die Behandlung neurodegenerativer Störungen im Zusammenhang mit einer HIV-1-Infektion besitzt“.

Institut fĂŒr Psychologie und Neurowissenschaften, UniversitĂ€t von North Carolina, Chapel Hill, USA.

Xu C, et al. Mol Cell Neurosci. 2017;83:92-102.

Wissenschaft/Mensch — Die Zahl der Cannabinoidrezeptoren und die Konzentration von Endocannabinoiden variieren mit dem Alter

Sowohl bei Ratten als auch bei Menschen variierten die Spiegel der Endocannabinoide Anandamid und 2-AG (2-Arachidonylglycerol) und die Expression des GPR55-Rezeptors in AbhĂ€ngigkeit vom Alter in Hirnregionen, die wichtig fĂŒr die Schmerzwahrnehmung sind.

School of Life Sciences, Nottingham, Großbritannien.

H-T Kwok C, et al. Pain, 1. August 2017 [im Druck]

Wissenschaft/Mensch — Der CB2-Rezeptor ist an der EntzĂŒndung der Leber bei HIV-Patienten beteiligt

Bei 166 Patienten, die sowohl mit dem Hepatitis C- als auch mit dem HI-Virus infiziert waren, war eine bestimmte Variante des Cannabinoid-2-Rezeptors (CB2-Rezeptor) mit einem erhöhten Risiko fĂŒr schwerwiegende Leberinfektionen verbunden.

Institut fĂŒr Seelische Gesundheit und öffentliche Medizin, UniversitĂ€t von Campania Luigi Vanvitelli, Neapel, Italien.

Sagnelli C, et al. PLoS One. 2017;12(7):e0181890.

Wissenschaft/Tier — Interferon-Gamma beeinflusst die Stimmung durch eine Modulation des CB1-Rezeptors

In einem Mausmodell fĂŒr Multiple Sklerose (experimentelle Autoimmun-Enzephalomyelitis) beeinflusste Interferon-Gamma, ein EntzĂŒndungsmodulator, auch die Stimmung der Tiere. Und diese Wirkung wurde durch eine Modulation der Funktion des CB1-Rezeptors verursacht.

IRCCS Fondazione Santa Lucia, Rom, Italien.

Mandolesi G, et al. Neurobiol Dis, 27. Juli 2017 [Im Druck]

Wissenschaft/Tier — Das Endocannabinoid 2-AG induziert eine Nervenzell-Reparatur in einem Mausmodell der MS

Eine Zunahme der Konzentration des Endocannabinoids 2-AG (2-Arachidonylglycerol) in einem Mausmodell der multiplen Sklerose (Theilers murine Enzephalomyelitis) induzierte eine Reparatur der Nervenzellen. Die Hemmung des Abbaus von 2-AG fĂŒhrte zu einer Remyelinisierung, bildet also wieder Myelin auf, das einige Nervenzellen umgibt und bei der multiplen Sklerose zerstört wird.

Abteilung fĂŒr funktionelle und systemische Neurobiologie, Cajal-Institut, CSIC, Madrid, Spanien.

Feliu A, et al. J Neurosci, 27. Juli 2017 [Im Druck]