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IACM-Informationen vom 5. August 2006
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Wissenschaft — Nabilon wirksam bei der Behandlung chronischer Schmerzen in klinischer Studie
Ärzte eines Krankenhauses in Wien (Österreich) führten eine Placebo-kontrollierte klinische Studie mit Nabilon bei 30 Patienten, die an chronischen Therapie-resistenten Schmerzen litten, durch. Innerhalb eines Zeitraums von 14 Wochen erhielten die Patienten jeweils 4 Wochen lang Nabilon und Placebo zusätzlich zu ihrer Standardmedikation. Die Teilnehmer wählten die Dosierung des Studienmedikamentes selbst, zwischen einer und vier Kapseln, entsprechend 0,25 – 1 mg Nabilon oder Placebo pro Tag. In den folgenden 16 Wochen durften die Patienten frei das bevorzugte Medikament wählen (Testmedikament A oder B).
Nabilon ist ein synthetisches Cannabinoid mit ähnlichen Wirkungen wie das natürliche Cannabinoid THC. Die Einnahme von Nabilon war mit einer signifikanten Abnahme der vom Rückenmark ausgehenden Schmerzen, mit einer signifikanten Abnahme der mittleren Kopfschmerzintensität und mit einer Zunahme der Lebensqualität verbunden. Die Zahl der Studienteilnehmer, die Nabilon favorisierten, war mehr als viermal so hoch wie die Zahl derer, die das Placebo bevorzugten.
Die Forscher folgerten, "dass eine Mehrheit der Patienten mit chronischen Schmerzen die Einnahme von Nabilon zusätzlich zur Standardbehandlung als eine Maßnahme mit einem positiven individuellen Nutzen-Risiko-Verhältnis beurteilen. Daher könnte diese Art der Behandlung eine interessante und attraktive Bereicherung von Schmerztherapiekonzepten darstellen."
(Quelle: Pinsger M, Schimetta W, Volc D, Hiermann E, Riederer F, Polz W. [Benefits of an add-on treatment with the synthetic cannabinomimetic nabilone on patients with chronic pain - a randomized controlled trial.] [Artikel in deutsch] Wien Klin Wochenschr 2006;118(11-12):327-35)
Kanada — Gesundheitsministerium sucht neuen Lieferanten für Cannabis zu medizinischen Zwecken
Im Dezember 2000 gab die kanadische Regierung der Firma Prairie Plant Systems einen Fünfjahresvertrag zur Lieferung von Cannabis an das Gesundheitsministerium (Health Canada) zur Verwendung für Patienten und die klinische Forschung. Der Vertrag wurde bis Ende September 2006 verlängert. Jetzt wünscht das Gesundheitsministerium Vorschläge von weiteren möglichen Lieferanten und lädt interessierte Firmen und Personen ein, Angebote für einen Cannabisanbauvertrag einzureichen.
Dieser Prozess könnte dazu führen, dass Prairie Plant Systems erneut ausgewählt wird, oder dass ein anderer Lieferant den Vertrag erhalten könnte. Philippe Lucas, Sprecher der Gruppe "Kanadier für sicheren Zugang" merkte allerdings an, dass es besser sein könnte, das Konzept eines einzigen Lieferanten zu verlassen. Menschen, die medizinisches Marihuana verwenden, sprechen besser auf verschiedene Sorten der Droge an, erklärte Lucas, und verlangt das Recht, aus einer Auswahl auszuwählen. Etwa 280 Patienten erhalten gegenwärtig Regierungscannabis, das Prairie Plant Systems in einem ungenutzten Teil einer Mine anbaut. Die meisten Patienten kaufen einen Beutel mit 30 Gramm für 150 kanadische Dollar (etwa 105 Euro).
(Quelle: Canadian Press vom 27. Juli 2006)
Wissenschaft — Örtliche Anwendung eines natürlichen Endocannabinoids wirksam bei der Reduzierung von Juckreiz in klinischer Studie
Forscher der Universität von Münster führten eine offene Studie mit N-Palmitoylethanolamin (PEA) bei 22 Patienten mit starkem Juckreiz verschiedener Ursachen durch. PEA wurde in einer weichen Creme auf die Haut aufgetragen. Es ist ein Endocannabinoid, das wie THC und andere Cannabinoide an Cannabinoidrezepturen bindet. Diese Rezeptoren kommen in der Haut vor.
Bei 14 von 22 Patienten wurde eine gute Juckreiz hemmende Wirkung dokumentiert. Die mittlere Reduzierung des Juckreizes betrug 86,4 Prozent. Die Therapie wurde von allen Patienten ohne Auftreten örtlicher oder allgemeiner Nebenwirkungen gut toleriert. Die Forscher folgerten, dass "topische Cannabinoidagonisten eine neue wirksame und gut verträgliche Behandlung für refraktären Juckreiz verschiedener Ursachen darstellen. Cremes mit einer höheren Konzentration könnten sogar noch wirksamer sein, mit breiteren Anwendungsgebieten."
(Quelle: Ständer S, Reinhardt HW, Luger TA. [Topical cannabinoid agonists : An effective new possibility for treating chronic pruritus.] [Artikel in deutsch] Hautarzt, 28. Juli 2006; [Elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])
Kurzmeldungen
Wissenschaft — ICRS-Kongress
Der Kongress-Band mit den Kurzfassungen der Vorträge und Poster des vergangenen Kongresses der ICRS (Internationale Gesellschaft für Cannabinoidforschung) in Ungarn ist nun zum Download verfügbar unter: http://cannabinoidsociety.org/symposium.2006/2006.icrs.program.and.abstracts.pdf
USA — Kalifornien
Da medizinische Cannabisverteilungsstellen unter einem zunehmenden Druck durch Strafverfolgungsbehörden geraten, haben Unterstützer den Stadtrat von San Diego gedrängt, eine Beendigung der Razzien durch Bundesbehörden zu fordern und den Betrieb der Verkaufsstellen durch lokale Behörden zu regeln. Örtliche Beamte und Bundesdrogenbeamte führten am 7. Juli Razzien in mehreren Cannabisverteilungsstellen durch und nahmen 15 Verhaftungen vor. Am 21. Juli besuchten Bundesbeamte 10 Verkaufsstellen, konfiszierten Cannabis und warnten die Betreiber, dass sie illegal arbeiten und verhaftet werden könnten. Unterstützer von medizinischem Cannabis baten den Stadtrat, eine Resolution zu verabschieden, die es lokalen Behörden untersagen würde, Bundesbeamten bei der Verhaftung oder Verfolgung von Patienten oder Verteilungsstellenbetreibern zu helfen. (Quelle: San Diego Union Tribune vom 26. Juli 2006)
Wissenschaft — Postoperative Schmerzen
Wissenschaftler eines Krankenhauses in Montreal (Kanada) untersuchten in einer Placebo-kontrollierten Studie die Wirkungen von Nabilon auf postoperative Schmerzen. 45 Patienten erhielten nach verschiedenen Operationen 24 Stunden lang alle 8 Stunden entweder 1 oder 2 mg Nabilon, verglichen mit Placebo oder einem anderen Schmerzmittel (Ketoprofen). Der gesamte Morphiumverbrauch unterschied sich in den 4 Gruppen nicht. Entgegen der Erwartungen führte die höhere Nabilon-Dosis zu einer Zunahme und nicht zu einer Reduzierung der Schmerzen. (Quelle: Beaulieu P. Can J Anaesth 2006;53(8):769-75)
Wissenschaft — Schwangerschaft
Wissenschaftler der Vanderbilt-Universität in Nashville (USA) untersuchten die Wirkungen der Anandamid-Konzentration auf die Entwicklung des Embryos und des Eitransports bei Mäusen. Höhere als normale Anandamid-Konzentrationen oder die Gabe von THC störte sowohl die Embryonalentwicklung als auch den Transport der Eier. (Quelle: Wang H, et al. J Clin Invest 2006;116(8):2122-2131)