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IACM-Informationen vom 4. Oktober 2014

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Wissenschaft/Mensch — Cannabis-Spray wirksam gegen neuropathische Schmerzen in Langzeitstudie

Der THC-/CBD-Spray Sativex nützte den meisten Patienten mit peripheren neuropathischen Schmerzen. Dies ist das Ergebnis einer langzeitigen offenen Studie, die von Forschern des Solihull-Krankenhauses in Großbritannien geleitet wurde. Insgesamt wurden 380 Patienten mit peripheren neuropathischen Schmerzen mit Diabetes oder Allodynie (verstärkte Schmerzempfindlichkeit) in die Studie aufgenommen. Sie stammten aus zwei kontrollierten Studien. Die Teilnehmer erhielten Sativex für weitere 38 Wochen zusätzlich zu ihrer aktuellen Schmerzmedikation.

Insgesamt beendeten 234 Patienten (62 %) die Studie. Die Schmerzintensität zeigte über die Zeit eine Abnahme von im Mittel 6,9 Punkte (zu Beginn der kontrollierten Studien) auf durchschnittlich 4,2 Punkte (Ende der offenen Studie). Der Anteil der Patienten, die eine klinisch relevante Verbesserung der Schmerzen angaben, nahm im Laufe der Zeit zu. Mindestens die Hälfte aller Patienten gab eine Verbesserung um 30 % zu jedem Zeitpunkt an.

Hoggart B, Ratcliffe S, Ehler E, Simpson KH, Hovorka J, Lejčko J, Taylor L, Lauder H, Serpell M. A multicentre, open-label, follow-on study to assess the long-term maintenance of effect, tolerance and safety of THC/CBD oromucosal spray in the management of neuropathic pain. J Neurol, 30. September 2014 [Im Druck]

Wissenschaft USA — Mehr als 90 % finden nach einer Umfrage in Kalifornien Cannabis hilfreich bei der Behandlung von Krankheiten

Cannabis wurde von mehr als 5 % der kalifornischen Bürger für medizinische Zwecke verwendet und mehr als 90 % erklärten, dass er bei ihrer Erkrankung hilfreich war. Wissenschaftler des Instituts für öffentliche Gesundheit in Sacramento (Kalifornien) verwendeten Daten des California Behavioral Risk Factor Surveillance Systems von 2012, eine jährliche telefonische Umfrage im gesamten Staat, die Gesundheitsdaten aus einem repräsentativen Kollektiv von Erwachsenen gesammelt.

5 % der befragten 7525 Erwachsenen in Kalifornien gaben an, irgendwann einmal medizinischen Cannabis verwendet zu haben, und die meisten Nutzer glauben, dass medizinischer Cannabis dabei half, Symptome zu lindern oder eine ernsthafte Erkrankung zu behandeln. Die Häufigkeit war unabhängig von Geschlecht, Bildung und Region. "Unsere Studienergebnisse unterstützen die Idee, dass medizinisches Marihuana in einem gleichen Umfang durch verschiedene Gruppen von Personen verwendet wird und nicht ausschließlich durch eine bestimmte Gruppe", schreiben die Autoren. Erwachsene aus allen Altersgruppen berichteten von der Verwendung von medizinischem Cannabis, auch wenn junge Erwachsene ihn häufiger verwendeten.

Ryan-Ibarra S, Induni M, Ewing D. Prevalence of medical marijuana use in California, 2012. Drug Alcohol Rev, 26. September 2014 [Im Druck]

Washington Post vom 1. Oktober 2014

Wissenschaft/Mensch — Cannabis wurde in einer Umfrage von Frauen als wirksamste alternative Behandlung für Schmerzen betrachtet

Medizinischer Cannabis wurde nach Ergebnissen einer neuen Umfrage als wirksamste alternative Behandlung für die Linderung chronischer Schmerzen eingestuft. Die Online-Umfrage von über 2400 Frauen mit chronischen Schmerzen wurde durch den Nationalen Schmerzbericht durchgeführt. Den Teilnehmerinnen wurde eine Auswahl von 11 verschiedenen alternativen Therapien angeboten, und viele Frauen gaben an, dass sie im vergangenen Jahr mehrere Therapieverfahren ausprobiert hatten. Während Cannabis eine der wenigsten ausprobierten alternativen Therapien darstellte, so stieg es schnell an die Spitze, als die Frauen hinsichtlich der Wirksamkeit der Behandlungen, die sie ausprobiert hatten, befragt wurden. Nahezu 80 % der 431 Frauen, die Cannabis verwendet hatten, erklärten, dass es half, ihre Schmerzen zu lindern.

Viele Frauen erklärten, dass sie hinsichtlich medizinischen Cannabis neugierig seien, dass sie jedoch Angst hätten, ihn auszuprobieren, weil er in den Ländern und Staaten, in denen sie leben, illegal ist. "Ich würde so gern medizinisches Marihuana ausprobieren", schrieb eine Frau. "Aber es ist in Australien nicht legal verfügbar und ich sollte keine Straftat begehen müssen, nur um eine Chance zu haben, schmerzfrei zu leben." "Marihuana (…) hilft mir mehr als Tramadol, aber ich kann es in Finnland nicht legal bekommen. Selbst wenn ich ein Rezept bekommen könnte, so ist es zu teuer für mich", schrieb eine andere Frau, die an Arthritis und Rückenschmerzen leidet.

American News Report vom 18. September 2014

Wissenschaft/Mensch — Cannabidiol verbessert die Lebensqualität bei Patienten mit Parkinson-Krankheit

Es könnte sein, dass CBD (Cannabidiol) die Lebensqualität von Patienten mit Morbus Parkinson verbessert. Dies ist das Ergebnis einer Studie, die von brasilianischen Forschern der Universität von São Paulo durchgeführt wurde. Aus einer Gruppe von 119 Patienten, die nacheinander in einer spezialisierten Klinik für Bewegungsstörungen beurteilt wurden, wählten sie 21 Patienten ohne Demenz und psychiatrische Erkrankungen aus. Die Teilnehmer wurden drei Gruppen zu jeweils sieben Personen zugeteilt, die mit einem Placebo, 75 mg CBD pro Tag oder 300 mg CBD täglich behandelt wurden.

Die Gabe von täglich 300 mg CBD war im Vergleich zum Placebo mit signifikant anderen mittleren Gesamtwerten für das Wohlbefinden der Teilnehmer und ihrer Lebensqualität verbunden. Allerdings hatte CBD keinen lindernden Effekt auf die allgemeinen Symptome der Erkrankung, noch war es nervenschützend. "Diese Studie deutet eine mögliche Wirkung von CBD bei der Verbesserung von Maßzahlen für die Lebensqualität von PD-Patienten ohne psychiatrische Begleiterkrankungen an", schrieben die Autoren.

Chagas MH, Zuardi AW, Tumas V, Pena-Pereira MA, Sobreira ET, Bergamaschi MM, Dos Santos AC, Teixeira AL, Hallak JE, Crippa JA. Effects of cannabidiol in the treatment of patients with Parkinson's disease: An exploratory double-blind trial. J Psychopharmacol, 18. September 2014 [Im Druck]

Wissenschaft/Mensch — Patienten, die Cannabis konsumieren, könnten ein besseres Behandlungsergebnis nach Schädel-Hirn-Trauma aufweisen

"Ein positiver THC-Test ist bei erwachsenen Patienten, die ein SHT [Schädel-Hirn-Trauma] erlitten, mit einer reduzierten Mortalität assoziiert", schrieben Wissenschaftler des Harbor-UCLA-Medizinzentrums in Torrance (Kalifornien). Sie stellten eine Beziehung zwischen einem positiven Screening-Test auf Tetrahydrocannabinol (THC) und der Sterblichkeit nach Schädel-Hirn-Trauma fest. Es wurde eine dreijährige retrospektive Analyse von Daten von Patienten, die ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten und einen toxikologischen Screening-Test erhalten hatten, durchgeführt.

Es gab 446 Fälle, die bestimmte Einschlusskriterien erfüllten. Die Häufigkeit eines positiven THC-Tests war 18,4 % (82). Die Gesamtsterblichkeit betrug 9,9 % (44). Allerdings betrug die Mortalität in der THC-positiven Gruppe nur 2,4 % und war damit signifikant niedriger als in der THC-negativen Gruppe (11,5 %).

Nguyen BM(1), Kim D, Bricker S, Bongard F, Neville A, Putnam B, Smith J, Plurad D. Effect of marijuana use on outcomes in traumatic brain injury. Am Surg 2014;80(10):979-83.

Kurzmeldungen

Wissenschaft/Mensch — Das Endocannabinoidsystem ist an der Schmerzreduzierung, die durch Sport verursacht wird, beteiligt

In einer Studie mit 58 Männern und Frauen fanden Forscher Unterstützung für eine mögliche Beteiligung des Endocannabinoidsystems an der Schmerzreduzierung nach isometrischem Sport.

Institut für Kinesiologie, Universität von Wisconsin-Madison, USA.

Koltyn KF, et al. J Pain, 23. September 2014 [Im Druck]

Wissenschaft/Mensch — Cannabiskonsum reduziert die Blutgerinnung

Die Aktivierung von Cannabinoidrezeptoren durch Cannabiskonsum reduziert die Aktivierung der Blutplättchen und die Blutgerinnung, sowohl in Experimenten mit Zellen als auch bei Menschen nach Cannabiskonsum. Die Autoren schrieben, dass sich dies "als nützlich bei der Suche nach neuen antithrombotischen Therapien erweisen könnte".

Institut für klinische Chemie und Hämatologie, Medizinische Fakultät der Universität Utrecht, Niederlande.

De Angelis V, et al. PLoS One 2014;9(9):e108282.

USA — Justizminister erklärt, dass es an der Zeit ist, die Klassifizierung von Cannabis zu überdenken

In einem Interview mit Yahoo News erklärte US-Generalstaatsanwalt Eric Holder, Chef des Justizministeriums, dass es an der Zeit ist, die rechtliche Klassifizierung von Cannabis im Klassifikationssystem des Bundes zu überdenken. Nach der aktuellen Klassifizierung befindet sich Cannabis in der gleichen Kategorie wie Heroin. Eine Änderung der Klassifizierung könnte zu einer dramatischen Veränderung der Bundesregierung im Umgang mit Cannabis im Krieg gegen die Drogen führen. Herr Holder erklärte kürzlich, dass er von seinem Posten zurücktreten werde.

Vox News vom 25. September 2014

Jamaika — Eine Entkriminalisierung von Cannabis wird für das Ende des Jahres erwartet

Der Justizminister von Jamaika, Mark Golding, erklärte gegenüber Journalisten, dass der Gesetzgeber den Besitz von zwei Unzen (56 g) oder weniger Cannabis vor dem Ende des Jahres 2014 zu einer Ordnungswidrigkeit herabstufen sollte. Er erwarte zudem eine Entkriminalisierung für religiöse Zwecke durch Rastafari-Anhänger, so dass er diesen erlaubt wäre.

Associated Press vom 30. September 2014

Israel — Armee-Reservisten dürfen medizinischen Cannabis verwenden

Die israelische Armee hat entschieden, Reservisten mit einer Verschreibung für medizinischen Cannabis zu erlauben, ihre Medikation weiter zu nehmen, auch wenn sie ihren aktiven Dienst ableisten. Die Entscheidung betrifft einige Hundert Reservisten, und die Armee hat noch nicht die genauen Richtlinien veröffentlicht.

Times of Israel vom 22. September 2014

Wissenschaft/Tier — Cannabinoide reduzieren Darmentzündung

Cannabinoide lindern experimentell induzierte Darmentzündungen bei Mäusen, indem sie zentrale und periphere Cannabinoidrezeptoren aktivieren.

Snyder-Institut für chronische Erkrankungen, Abteilung für Innere Medizin, Universität von Calgary, Kanada.

Fichna J, et al. PLoS One 2014;9(10):e109115.

Wissenschaft/Tier — Cannabigerol hemmt Dickdarmkrebs

Die Entwicklung von Dickdarmkrebs wurde in einem Mausmodell durch Cannabigerol, ein natürliches nicht psychotropes Cannabinoid gehemmt, und diese Wirkung wurde durch einen Antagonismus am TRPM8 (transientes Rezeptor-Potenzial M8) vermittelt.

Pharmazeutisches Institut, Universität von Neapel Federico II, Italien.

Borrelli F, et al. Carcinogenesis, 30. September 2014 [im Druck]

Wissenschaft/Tier — R-Flurbiprofen schwächte die Entzündung in einem Mausmodell für MS ab

R-Flurbiprofen hat eine ähnliche chemische Struktur wie das nicht-steroidale Antiphlogistikum Flurbiprofen, das als Medikament für die Alzheimer-Krankheit untersucht worden war. Nun wurde gezeigt, dass es in einem Mausmodell für multiple Sklerose wirksam war. Die Forscher folgerten, dass die "viel versprechenden Ergebnisse eine potentielle Wirksamkeit von R-Flurbiprofen bei menschlicher MS nahe legen, und dass seine geringe Toxizität eine klinische Studie rechtfertigen würde".

Institut für klinische Pharmakologie, Universitätsklinik der Goethe Universität, Frankfurt am Main, Deutschland.

Schmitz K, et al. EMBO Mol Med, 30. September 2014 [Im Druck]

Wissenschaft/Tier — Nerven schützende Wirkungen von CBG bei der Huntington-Krankheit

CBG (Cannabigerol) war "extrem" nervenschützend in zwei Mausmodellen des Morbus Huntington. Die Autoren schrieben, dass diese "Ergebnisse neue Forschungswege für die Verwendung von CBG, allein oder in Kombination mit anderen Pflanzencannabinoiden oder Behandlungen für die Therapie von neurodegenerativen Erkrankungen wie HD eröffnen".

Instituto Universitario de Investigación en Neuroquímica, Universidad Complutense, Madrid, Spanien.

Valdeolivas S, et al. Neurotherapeutics, 25. September 2014 [im Druck]