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IACM-Informationen vom 4. August 2001

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Kanada — Neue Regelungen zur medizinischen Verwendung von Marihuana treten in Kraft

Kanadier, die an tödlichen oder chronischen Erkrankungen leiden, können entsprechend neuer Regelungen, die am 30. Juli in Kraft traten, legal Cannabis anbauen und rauchen oder jemanden bestimmen, der ihn für sie anbaut. Ungefähr 300 Patienten sind gegenwärtig vom allgemeinen Cannabisverbot ausgenommen. Mehr als 500 neue Anträge sind anhängig und weitere werden erwartet.

Die neuen Regelungen erlauben den Cannabisbesitz für (1) tödlich Erkrankte mit einer Sterbeprognose von weniger als einem Jahr, (2) solche mit Symptomen im Zusammenhang mit spezifischen ernsthaften Erkrankungen, darunter schwere Arthritis, Krebs, HIV/AIDS, Epilepsie und multiple Sklerose, und (3) solche mit anderen Erkrankungen, die Bescheinigungen von zwei Ärzten haben, dass konventionelle Behandlungen erfolglos waren.

Die Regelungen enthalten eine von der Regierung genehmigte Versorgung mit Marihuana, das zur Zeit in einer ehemaligen Kupfermine in Nord-Manitoba angebaut wird. Die erste Marihuanaernte wird in diesem Herbst erwartet. Es wird durch die Regierung an geeignete Patienten verteilt und zur Erforschung der therapeutischen Effekte verwendet.

Die neuen Regelungen wurden entwickelt, nachdem im letzten Jahr ein Gerichtsurteil der Regierung bis zum 31. Juli Zeit gab, einen Weg zu entwickeln, der Menschen, die Marihuana zu medizinischen Zwecken benötigen, einen legalen Zugang ermöglicht.

(Quelle: Associated Press vom 30. Juli 2001)

Wissenschaft — Studie mit gerauchtem Cannabis durch kanadische Regierung gefördert

Gesundheitsminister Allan Rock and Dr. Alan Bernstein, Präsident der kanadischen Institute für Gesundheitsforschung, kündigten am 26. Juli eine Regierungsförderung in Höhe von 235.000 kanadischen Dollar zur Finanzierung eine klinischen Studie an, die die therapeutische Verwendung von Cannabis untersuchen soll.

Es handelt sich um die erste klinische Studie zur medizinischen Nutzung von Marihuana, die vom kanadischen Gesundheitsministerium unterstützt wird. Forscher am Schmerzzentrum der McGill-Universität werden die einjährige Pilotstudie mit gerauchtem Cannabis bei chronischem neuropathischen Schmerz am Allgemeinen Krankenhaus von Montreal durchführen.

Während bereits andere Studien die Wirkungen von Cannabisbestandteilen auf den Schmerz untersucht haben, wird diese die erste Studie sein, bei der die Teilnehmer die Substanz ambulant verwenden. "Das McGill-Schmerzzentrum hat die Studie entwickelt, um so gut wie möglich die realen Bedingungen widerzuspiegeln, unter denen Patienten gegenwärtig Cannabis verwenden können," erklärte der leitende Forscher Dr. Mark Ware, Assistenzprofessor für Anästhesie an der McGill-Universität.

(Quelle: CNN Newswire via COMTEX vom 26. Juli 2001)

Kurzmeldungen

Wissenschaft — Studie bei Langzeitnutzern

Vier Empfänger von medizinischem Marihuana durch die US-Bundesregierung wurden hinsichtlich der gesundheitlichen Wirkungen ihres langzeitigen Cannabiskonsums untersucht. Geringe Veränderungen der Lungenfunktion wurden bei zwei der vier gefunden. Keine anderen negativen Auswirkungen wurden festgestellt. Die Studie wurde geleitet von Dr. Ethan Russo, Montana, und Mary Lynn Mathre, Krankenschwester aus Virginia. Die Ergebnisse werden im Januar 2002 im Journal of Cannabis Therapeutics veröffentlicht.

Wissenschaft — Beeinflussung von FAAH

Das Enzym Fettsäureamidhydrolase (FAAH) spielt eine wichtige Rolle beim Abbau des Endocannabinoids Anandamid. Die Abnahme der FAAH-Spiegel führt zu einer Zunahme der Anandamid-Spiegel, was in möglichen therapeutischen Effekten resultiert, beispielsweise Schmerzlinderung. Daher könnte die Beeinflussung des FAAH-Spiegels zu therapeutischen Zwecken von Interesse sein. (Cravatt BF, et al. Proc Natl Acad Sci U S A 2001;98(16):9371-9376)

USA — Studie des Kreises San Mateo

Bisher hat nur ein AIDS-Patient die strikten Kriterien erfüllt, die eingehalten werden müssen, um in eine Studie des Kreises San Mateo aufgenommen zu werden. Der Kreis hat vor drei Wochen mit der Rekrutierung in seine Pionierstudie für die medizinische Verwendung von Marihuana begonnen, nachdem das Cannabis von der Bundesfarm in Mississippi angekommen war. (Quelle: Contra Costa Times vom 25. Juli 2001)

Wissenschaft — Opiatentzug

Befunde einer Studie mit Mäusen legen nahe, dass Morphinabhängigkeit zur Heraufregulierung von Cannabinoid-CB1-Rezeptoren führt. Daher könnten CB1-Rezeptoragonisten ein Potenzial als Medikamente für Symptome beim Opiatentzug haben. (Quelle: Yamaguchi T, et al. Brain Res 2001;909(1-2):121-126)

Wissenschaft — Gehirntumoren

Die lokale Gabe eines selektiven CB2-Rezptoragonisten induzierte bei Mäusen einen beachtlichem Rückgang von bösartigen Gliomen. Diese Ergebnisse unterstützen einen therapeutischen Ansatz für die Behandlung dieses Gehirntumors ohne psychotrope Nebenwirkungen. (Quelle: Sanchez C, et al. Cancer Res 2001;61(15):5784-5789)

Wissenschaft — Amyotrophe Lateralsklerose

Cannabis hat viele Eigenschaften, die bei der Behandlung der amyotrophen Lateralsklerose (ALS) genutzt werden könnten. Diese umfassen Schmerzlinderung, Muskelentspannung, Bronchienerweiterung, Verminderung des Speichelflusses, Appetitanregung und Nervenschutz. (Quelle: Carter GT, Rosen BS. Am J Hosp Palliat Care 2001;18(4):264-270)

Wissenschaft — Wirkungen auf die Durchblutung

Cannabinoide verursachen bei Ratten eine Erweiterung der Herzkranzgefäße und der Hirnarterien über eine direkte Aktivierung von Cannabinoid-CB1-Rezeptoren in den Blutgefäßen. (Quelle: Wagner JA, et al. Eur J Pharmacol 2001;423(2-3):203-210)

Großbritannien — Entkriminalisierung

Eine Umfrage der BBC zeigte, dass mindestens 81 Mitglieder des Parlaments der Labourpartei bereit sind, für die Entkriminalisierung von Cannabis zu stimmen, wenn dies von der königlichen Kommission so empfohlen würde, gegenüber 31, die erklärten, dagegen zu stimmen. (Quelle: PA News vom 19. Juli 2001)