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IACM-Informationen vom 31. August 2002

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Kanada — Verwirrung ĂŒber PlĂ€ne der Gesundheitsministerin

Gesundheitsministerin Anne McLellan erklĂ€rte am 19 August vor der kanadischen medizinischen Gesellschaft, dass sie "einen gewissen Grad an Unbehagen" dabei empfinde, Cannabis, das fĂŒr ein Regierungsprogramm in einer verlassenen Kupfermine in Flin Flon (Manitoba) angebaut wurde, an Patienten zu verteilen. Sie erklĂ€rte, dass sie warten will, bis wissenschaftliche Studien bewiesen haben, dass Cannabis sicher ist, bevor sie es an Patienten abgeben will.

Dies fĂŒhrte zu Vermutungen, dass die Regierung ihre Politik hinsichtlich des medizinischen Cannabisprojektes deutlich verĂ€ndern wird. Studien haben noch nicht begonnen und werden mehrere Jahre dauern. UrsprĂŒnglich sollte das in der Mine angebaute Cannabis gleichzeitig fĂŒr klinische Forschung und fĂŒr die Verteilung an Patienten verwendet werden.

McLellan machte allerdings klar, dass die Gesetze, die Menschen mit bestimmten Erkrankungen erlauben, besondere Ausnahmegenehmigungen zu beantragen, die ihnen erlauben, Cannabis zur Linderung ihrer Symptome zu verwenden, in Kraft bleiben. "Wir haben 855 solcher Personen. Es werden weiterhin AntrÀge gestellt," erklÀrte McLellan.

(Quellen: National Post vom 29. August 2002, Toronto Star vom 26. August 2002, Edmonton Sun vom 21. August 2002)

Wissenschaft — Britische Umfrage zu Cannabis bei multipler Sklerose

Eine Umfrage unter Patienten mit multipler Sklerose, die in England leben, fand, dass 45 Prozent Cannabis zur Linderung von Spasmen in den Beinen oder ihrer Schmerzen verwenden. Diese Ergebnisse wurden beim 10. Weltschmerzkongress vorgestellt.

Der Neurologe Dr. M. Sam Chong vom King's-College-Krankenhaus in London erklÀrte, dass die "Verwendungsrate in der Tat höher ist, als erwartet." Er sagte, dass etwa die HÀlfte der Patienten mit der Verwendung von Cannabis erst nach der Diagnosestellung begonnen haben. Bei 74 Prozent wurden die Spasmen in den Beinen beseitigt oder kontrolliert, wÀhrend 54 Prozent angaben, dass sie Cannabis zur Schmerzlinderung nutzten.

Die 15-seitige Umfrage wurde an 300 MS-Patienten verschickt, die sich in einer MS-Patientendatenbank befanden, die von der neurologischen Abteilung und auswĂ€rtigen Kliniken verwendet wird. 258 Fragebögen wurden zurĂŒckgeschickt. Er erklĂ€rte, dass Patienten, die stĂ€rkere Symptome angaben, auch wahrscheinlicher Cannabis verwendeten als Patienten mit leichteren oder mĂ€ĂŸig starken Symptomen.

(Quelle: United Press International vom 18. August 2002)

Kurzmeldungen

Wissenschaft — Juckreiz

Juckreiz aufgrund von Lebererkrankungen kann schwierig zu behandeln sein und ist hĂ€ufig therapieresistent gegenĂŒber einer Anzahl medizinischer Behandlungsmaßnahmen. Drei Patienten mit therapieresistentem Juckreiz und erheblich reduzierter LebensqualitĂ€t, inklusive Schlafmangel, Depressionen, ArbeitsunfĂ€higkeit und Selbstmordgedanken erhielten THC (Dronabinol). Alle Patienten begannen mit 5 mg THC zur Schlafenszeit. Alle drei berichteten von einer Abnahme des Juckreizes und einer deutlichen Verbesserung des Schlafes. Die Dauer der juckreizstillenden Wirkung betrug etwa 4 bis 6 Stunden. (Quelle: Neff GW, et al. Am J Gastroenterol 2002;97(8):2117-9)

USA — Mikuriya angeklagt

Dr. Tod Mikuriya, ein Psychiater aus Berkeley (Kalifornien) und bekannter UnterstĂŒtzer der medizinischen Verwendung von Cannabis, der innerhalb der vergangenen fĂŒnf Jahre etwa 6.000 Kaliforniern die Verwendung von Marihuana empfohlen hatte, wird von der Ärztekammer "unprofessioneller Handlungsweise" in 18 FĂ€llen vorgeworfen. Nicht einer der 18 Beschwerden sei von einem Patienten initiiert worden, erklĂ€rte Mikuriya. Alle seien von Polizei, Sheriffs und Drogenbehörde an die Kammer geschickt worden. (Quelle: Anderson Valley Advertiser vom 14. August 2002)

Wissenschaft — Schmerzen

15 Patienten mit chronischen Schmerzen, die angaben, Cannabis medizinisch zu verwenden, nahmen an einer Befragung in Kanada teil. Die mediane HÀufigkeit der Einnahme war viermal am Tag (Spanne: 1 bis 16mal am Tag). Zwölf berichteten von einer Verbesserung der Schmerzen und der Stimmung, und 11 berichteten von einem verbesserten Schlaf. Eine Toleranzentwicklung wurde nicht berichtet. (Quelle: Ware MA, et al. Pain Res Manag 2002;7(2):95-9)

Deutschland — Mehrheit gegen Kriminalisierung

Die Mehrheit der Deutschen lehnt eine Strafverfolgung von Cannabisbesitzern ab. Nach einer Umfrage des Emnid-Instituts votierten 36,4 Prozent der 1007 Befragten dafĂŒr, diesen Verstoß gegen das BetĂ€ubungsmittelgesetz Ă€hnlich dem Falschparken nur als Ordnungswidrigkeit zu ahnden. 26,0 Prozent wollten sogar eine Legalisierung des Drogenbesitzes. 35,7 Prozent sprachen sich fĂŒr eine weitere Strafverfolgung aus. (Quelle: dpa)

Wissenschaft — AbhĂ€ngigkeit

Je jĂŒnger jemand ist, wenn er zum ersten Mal Marihuana nimmt, um so grĂ¶ĂŸer ist die Wahrscheinlichkeit, dass er oder sie im spĂ€teren Leben abhĂ€ngig von illegalen Drogen wird. Dies erklĂ€rten Wissenschaftler der US-Regierung am 28. August. Der Bericht, der auf reprĂ€sentativen Daten (National Household Survey) basiert, fand, dass 18 Prozent der Erwachsenen, die angaben, Cannabis zum ersten Mal vor dem 15. Lebensjahr genommen zu haben, die Kriterien entweder von AbhĂ€ngigkeit oder von Missbrauch von Alkohol oder illegalen Drogen erfĂŒllten, verglichen mit 2,1 Prozent, die erklĂ€rten, niemals Marihuana genommen zu haben. (Quelle: Reuters vom 28. August 2002)