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IACM-Informationen vom 30. August 2003

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Holland — Patienten erhalten Cannabis in Apotheken

HollĂ€ndische Patienten mit einem Rezept werden ab dem 1. September Cannabis in Apotheken erhalten. Apotheken werden zwei Sorten Cannabis bereit halten, eine Sorte fĂŒr 40 Euro pro fĂŒnf Gramm und eine andere Variante fĂŒr 50-55 Euro pro fĂŒnf Gramm. Der Apothekenverband KNMP erklĂ€rte jedoch, dass die Patienten ihr Cannabis selbst bezahlen mĂŒssten, weil die Droge noch nicht in das Ziekenfonds-Krankenversicherungssystem als erstattungsfĂ€hig aufgenommen worden sei.

Das von den Apothekern abgegebene Cannabis ist teurer als das Cannabis, das in Coffee-Shops verkauft wird, wo ein Gramm 5 – 6 Euro kostet. Zwei hollĂ€ndische Anbauer, das Stichting Institute of Medical Marijuana und die Firma Bedrocan, beliefern die Apotheker mit Cannabis, was sie zu den ersten legalen Lieferanten der Droge in Europa macht. Das BĂŒro fĂŒr medizinisches Cannabis des Gesundheitsministeriums fĂŒhrt eine QualitĂ€tskontrolle des Cannabis durch und organisiert die Verteilung.

Cannabis ist seit einigen Jahren inoffiziell in Apotheken erhĂ€ltlich und wurde von der Firma Maripharm geliefert. Am 17. MĂ€rz 2003 trat eine Änderung des BetĂ€ubungsmittelgesetzes in Kraft, das den Weg fĂŒr eine legale Versorgung ebnete.

Mehr im Vortrag von Willem Scholten vom BĂŒro fĂŒr medizinisches Cannabis beim IACM-Kongress in Köln: www.Cologne2003.org

(Quelle: Expatica.com vom 29. August 2003)

Wissenschaft — Marihuana beschleunigt nicht die HIV-Infektion

Gerauchtes Cannabis und orales THC, das 21 Tage lang verabreicht wurde, beeinflussten die CD4+ Zellzahlen und die Viruslast von HIV-infizierten Patienten nicht negativ. Das ist das Ergebnis einer Studie unter der Leitung von Dr. Donald Abrams von der UniversitÀt von Kalifornien in San Francisco. TatsÀchlich gab es sogar einen kleinen nicht-signifikanten positiven Effekt von Cannabis und THC auf diese Werte. Cannabis und THC verstÀrkten zudem den Appetit und verursachten eine Gewichtszunahme.

Die Studie begann im Mai 1998, und die Ergebnisse wurden bereits beim ICRS-Kongress im Juni 2000 vorgestellt. Es dauerte jedoch drei Jahre bis zu einer Publikation in einer medizinischen Zeitschrift, was sehr lang ist, und die Frage aufwirft, ob es Druck gab, die Veröffentlichung zu verzögern.

Alle Patienten hatten mindestens acht Wochen vor Beginn der Studie die gleichen anti-HIV-Medikamente bekommen. 62 Patienten waren auswertbar (Marihuana-Gruppe, 20 Patienten; Dronabinol-Gruppe, 22 Patienten; Placebo-Gruppe, 20 Patienten). Obwohl nicht statistisch signifikant, war die Marihuana- und THC-Einnahme im Vergleich mit der Placebo-Verwendung mit einer leichten Abnahme der Virus-Last um 15 % bzw. 8 % verbunden.

Http://www.cannabis-med.org/studies/study.php

(Quelle: Abrams DI, et al. Short-term effects of cannabinoids in patients with HIV-1 infection: a randomized, placebo-controlled clinical trial. Ann Intern Med 2003;139(4):258-266; Reuters vom 18 August 2003)

Wissenschaft — THC verursacht eine Gewichtszunahme und reduziert die Erregung bei der Alzheimer-Krankheit

Eine offene Studie mit 48 Patienten, die an der Alzheimer-Krankheit leiden, zeigt, dass orales THC ein Gewichtszunahme bei Patienten mit Appetitverlust bewirkt. Es kann zudem die Erregtheit reduzieren sowie die funktionellen und die mentalen FĂ€higkeiten verbessern. Die offene Studie, die am Meridian-Institut fĂŒr das Altern in Manchester Township, USA, durchgefĂŒhrt worden war, wurde beim 11. Internationalen Kongress der Internationalen Psychogeriatrischen Gesellschaft vom 17. – 22. August 2003 in Chicago vorgestellt.

Initial wurden 2 x 2,5 mg THC (Dronabinol) pro Tag gegeben und bis zu einer maximalen Dosis von 10 mg gesteigert. Eine Gewichtszunahme wurde bei allen Patienten festgestellt. Die Erregtheit verbesserte sich bei 65 %. Bei 37 % verbesserten sich die mentalen FĂ€higkeiten, und bei 69 % trat eine funktionelle Verbesserung ein.

1997 hatte eine erste Placebo-kontrollierte Studie von Volicer und Kollegen gezeigt, dass THC nicht nur den Appetit anregte, sondern auch die Erregtheit reduzierte. Ergebnisse der neuen Studie waren bereits am 15. Mai beim jĂ€hrlichen Treffen der Amerikanischen Gesellschaft fĂŒr Geriatrie (Altersheilkunde) vorgestellt worden.

Http://www.cannabis-med.org/studies/study.php

(Quelle: Patel S, et al. PC-037 Safety and efficacy of dronabinol in the treatment of agitation in patients with Alzheimer’s disease with anorexia: A retrospective chart review. Poster beim 11. internationalen Kongress der IPA vom 17. - 22. August 2003 in Chicago)

Kurzmeldungen

Kanada — Erstes von der Regierung angebautes Cannabis an Patienten abgegeben

Die ersten Beutel von offiziell angebautem medizinischem Marihuana gelangen nun endlich in die HĂ€nde von Patienten. Die ersten Patienten erhielten die Droge, der etwa 10 % THC enthĂ€lt von ihrem Arzt. Jedes 30-Gramm-PĂ€ckchen kostet 150 Doller – etwa 100 Dollar weniger als der Straßenpreis – und zusĂ€tzliche Verkaufssteuer. Das Programm, das im Juli von Gesundheitsministerin Anne McLean angekĂŒndigt worden war, liefert Marihuana, das im Regierungsauftrag in einer verlassenen Kupfermine in Manitoba angebaut wird. (Quelle: Associated Press vom 27. August 2003)

Großbritannien — Cannador im Test zur Schmerzlinderung

In 36 KrankenhĂ€usern Großbritanniens wird eine Studie beginnen, die die Wirksamkeit eines kapsulierten Cannabis-Extraktes zur Linderung von Schmerzen bei post-operativen Patienten untersucht. 400 Patienten werden nach einer Operation eines von vier Medikamenten einnehmen, Cannador genannte Cannabis-Kapseln, THC-Kapseln, eine Standard-Medikation zur Schmerzlinderung oder Placebo-Kapseln. Die Studie wird vom Medical Research Council mit etwa 500.000 britischen Pfund (etwa 720,000 Euro) finanziert und von Dr. Anita Holdcroft vom Imperial College London geleitet. (Quellen: Reuters vom 20. August 2003, BBC News vom 20. August 2003)

USA — Verfahren gegen DEA abgeblockt

Am 28. August hat ein Bundesrichter ein Gerichtsverfahren zurĂŒckgewiesen, das vom Kreis Santa Cruz und der Wo/Men's-Vereinigung fĂŒr Medizinisches Marihuana angestrengt worden war, um die US-Drogenbehörde (Drug Enforcement Administration, DEA) daran zu hindern, eine Razzia auf einer Farm durchzufĂŒhren, auf der medizinisches Marihuana angebaut wurde. US-Bezirksrichter Jeremy Fogel entschied, dass die Bundesgesetzes den Anbau von Cannabis in Kalifornien illegal machen, trotz der kalifornischen medizinischen Cannabisgesetze, die den Anbau zu medizinischen Zwecken gestatten. (Quelle: Associated Press vom 29. August 2003)

USA — Grinspoon kritisiert "Pharmazeutikalisierung"

In einem Artikel fĂŒr den Boston Globe kritisiert Dr. Lester Grinspoon die "Pharmazeutikalisierung" von Cannabis und schließt: "Selbst wenn die pharmazeutischen Firmen die vielen Millionen von Dollar investieren werden, die es braucht, um brauchbare Cannabinoid-Produkte zu entwickeln, so werden sie das natĂŒrliche Marihuana fĂŒr die meisten Zwecke nicht ersetzen. Und weil der erste, und fĂŒr die meisten der einzige Vorteil dieser Medikamente die LegalitĂ€t sein wird, haben die Hersteller ein Interesse daran, dass die Prohibition energisch durchgefĂŒhrt wird, damit der Preis des Konkurrenzproduktes, Straßen-Marihuana, steigt." Dr. Grinspoon ist ein emeritierter Professor fĂŒr Psychiatrie an der Harvard-UniversitĂ€t und Autor von "Marihuana, die verbotene Medizin." (Quelle: Boston Globe vom 17. August 2003)

Wissenschaft — Neuropathische Schmerzen

Neue Grundlagenforschung von der UniversitĂ€t von Pecs, Ungarn, unterstĂŒtzt den Nutzen von Cannabinoiden bei der Behandlung von chronischen neuropathischen Schmerzen. Die Endocannabinoide Anandamid und Palmitylethanolamid hemmten die RTX-induzierte Freisetzung von zwei Neuropeptiden, die eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der neuropathischen Hyperalgesie spielen. RTX (Resiniferatoxin) provoziert die Freisetzung von Neuropeptiden. Zudem reduzierten die beiden Endocannabinoide 7 Tage nach SchĂ€digung des Ischiasnerven bei Tieren die neuropathische mechanische Hyperalgesie (verstĂ€rkte Schmerzempfindlichkeit). (Quelle: Helyes Z, et al. Life Sci. 2003 Sep 19;73(18):2345-53)

Wissenschaft — LebensqualitĂ€t

Etwa 6.000 DÀnen nahmen an einer Umfrage zu Drogenkonsum und LebensqualitÀt teil. Es bestand kein Unterschied in der LebensqualitÀt zwischen Cannabiskonsumenten und Teilnehmern, die nie psychotrope Drogen konsumiert hatten, wÀhrend LSD-Konsumenten einen um 10 % verminderten LebensqualitÀtsscore aufwiesen. Die Gruppen mit der geringsten LebensqualitÀt waren Konsumenten von Heroin, Morphin, Methadon und einer Mischung aus Alkohol und Beruhigungsmitteln. (Quelle: Ventegodt S, Merrick J. ScientificWorldJournal. 2003 Aug 18;3(8):694-706.)

Wissenschaft — Entzug

In einer Studie an der UniversitĂ€t von Vermont, USA, wurde der Zeitverlauf von Entzugssymptomen bei 18 Cannabiskonsumenten untersucht. 5 Tage lang rauchten sie normal, gefolgt von einer 45-tĂ€gigen Abstinenzphase. Entzugssymptome, z.B. Aggression, Ängstlichkeit, verminderter Appetit, Reizbarkeit und Schlafstörungen setzten typischerweise nach 1 – 3 Tagen ein, erreichten nach 2 – 6 Tagen ein Maximum und dauerten 4 – 14 Tage. (Quelle: Budney AJ, et al. J Abnorm Psychol. 2003 Aug;112(3):393-402)