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IACM-Informationen vom 3. März 2001
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Wissenschaft — Vier Studien werden von einem universitären Forschungszentrum in Kalifornien durchgeführt
Das Zentrum für medizinische Cannabisforschung (Center for Medicinal Cannabis Research) in La Jolla ? eine Kooperation der Abteilungen der Universität von Kalifornien in San Diego und San Francisco ? kündigte am 22. Februar an, dass es in diesem Jahr etwa 841,000 US-Dollar für vier Studien mit Cannabis ausgeben werde.
In zwei unabhängigen Studien, werden die Forscher in San Francisco und San Diego untersuchen, ob das Rauchen von Marihuana Neuropathien lindern kann, ein Krankheitszustand, der Patienten mit Aids, Diabetes und anderen Erkrankungen betreffen kann, mit starkem Kribbeln und Schmerzen in den Händen und Füßen. Eine der beiden Studien wird sich auf Krankenhauspatienten, die andere auf ambulante Patienten konzentrieren.
In San Diego wird ein anderer Forscher untersuchen, wie die wiederholte Behandlung mit Cannabis die Fahrtüchtigkeit von Patienten mit HIV-bedingter Neuropathie oder mit multipler Sklerose beeinflusst. Die Patienten werden mit einem Fahrsimulator untersucht. Ein anderer Wissenschaftler aus San Diego wird untersuchen, ob das Rauchen von Marihuana unkontrollierte Muskelspasmen und Schmerzen bei multipler Sklerose lindern kann.
Die Forschungsvorschläge benötigen noch die Erlaubnis der Arzneimittelbehörde (Food and Drug Administration, FDA), des nationalen Instituts für den Drogenmissbrauch (National Institute on Drug Abuse, NIDA) und der Drogenkontrollbehörde (Drug Enforcement Agency, DEA). Das Marihuana wird von der Universität von Mississippi geliefert.
Das Zentrum für medizinische Cannabisforschung öffnete im August 2000 mit Geldern des Staates Kalifornien. Die ersten Studien sollen im Mai beginnen. 3 Millionen Dollar stehen dem Zentrum für die Forschung zur Verfügung.
(Quellen: San Jose Mercury News vom 23. Februar 2001, Sacramento Bee vom 23. Februar 2001)
Wissenschaft — Große pharmazeutische Unternehmen fangen an, sich für Medikamente auf Cannabinoidbasis zu interessieren
Nach einem Bericht des Wall Street Journal fangen große Firmen wie Pfizer, GlaxoSmithKline und Novartis an, sich für die therapeutische Verwendung von Cannabinoiden und ihren Abkömmlingen zu interessieren.
Heute sind die zwei einzigen verschreibbaren Cannabinoide THC (Dronabinol, Marinol) und das Dronabinol-Derivat Nabilon. Marinol wurde 1985 in den USA als brechreizhemmendes Medikament und 1992 als Appetitanreger bei Aids-Patienten zugelassen. Der Verkauf erreicht heute ein jährliches Volumen von geschätzten 20 Millionen Dollar.
Einzelne Wissenschaftler, Forschungsinstitute und kleine pharmazeutische Firmen bringen die Forschung am stärksten vornan, vor allem weil sich große pharmazeutische Unternehmen traditionellerweise zurückhaltend verhalten, wegen der Kosten und der politischen Probleme im Zusammenhang mit der Vermarktung von Marihuana als Medizin. Zudem kann Cannabis als natürliches Produkt im öffentlichen Besitz nicht patentiert werden. Allerdings befinden sich auch einige nichtpsychotrope Abkömmlinge wie CT-3 und Dexanabinol in der klinischen Prüfung.
Heute beginnen sich große Firmen für dieses Thema zu interessieren. "Wir sehen sie ? Pfizer, GlaxoSmithKline, Novartis ? nun die ganze Zeit bei den Treffen der Gesellschaft," berichtet Dr. Roger Pertwee, Professor an der Universität von Aberdeen in Schottland und Sekretär der International Cannabinoid Research Society (ICRS). "In der Vergangenheit sind sie nie aufgetaucht."
(Quelle: Wall Street Journal vom 28. Februar 2001)
Kurzmeldungen
USA
Vermont und Massachusetts gesellen sich zur Liste der Staaten, in denen die Gesetzgeber Gesetzentwürfe für einen legalen Zugang zur medizinischen Verwendung von Cannabis diskutieren werden. Der Gesetzentwurf aus Vermont erlaubt Menschen mit Krebs, Glaukom, Aids oder anderen chronischen Erkrankungen mit einer ärztlichen Verschreibung die legale Verwendung von Marihuana. Er wird von 21 Mitgliedern des Repräsentantenhauses unterstützt. In Massachusetts unterstützen etwa ein Dutzend Gesetzgeber vier Gesetzentwürfe für medizinisches Marihuana. (Quellen: Burlington Free Press vom 27. Februar 2001, Boston Herald vom 25. Februar 2001)
Wissenschaft
Eine klinische Studie zum randomisierten Vergleich von THC und Plazebo beim Tourette-Syndrom wurde jüngst an der Medizinischen Hochschule Hannover unter der Leitung von Dr. Kirsten Müller-Vahl beendet. 17 Patienten durchliefen die gesamte sechswöchige Studie. Bei einigen Teilnehmern führte THC zu einer deutlichen Reduzierung der Krankheitssymptomatik. Ergebnisse einer früheren Studie wurden damit bestätigt Die Nebenwirkungen waren im Allgemeinen auch bei einer Dosis von 10 mg gering. Bei einem Patienten entwickelte sich nach 5 mg THC eine Angstsymptomatik, die etwa 24 Stunden anhielt. (Quellen: Persönliche Mitteilung Kirsten Müller-Vahl, Die Welt vom 1. März 2001)
Deutschland
Am 2. Mai 2001 findet im Festsaal des Saarbrücker Rathauses in Saarbrücken ein Kongress zur medizinischen Verwendung von Cannabis statt. Referenten sind Dr. Günter Amendt (Publizist und Soziologe), Dr. Martin Schnelle (Europäisches Institut für onkologische und immunologische Forschung, Berlin), Werner Sack (Jurist und Pädagoge, Frankfurt), Robin Sircar (Rechtsanwalt, Saarbrücken), Dr. Frans Gosselinckx, Belgien), Willem Scholten (Gesundheitsministerium, Holland), Christian Steup (Apotheker, THC Pharm, Frankfurt) und andere. Der Eintritt ist frei. Veranstalter: Gesellschaft für nachwachsende Rohstoffe e.V. in Zusammenarbeit mit der Stiftung-Demokratie-Saarland e.V. Mehr unter: http://www.hanfmedizin.de/
Spanien
Celltech Pharma, ein auf Biotechnologie spezialisiertes Unternehmen, will Nabilon auf den spanischen Markt bringen. Nabilon ist ein synthetischer Abkömmling von THC mit einer leicht veränderten Molekülstruktur. Es wird erwartet, dass der Prozess der nationalen Registrierung ein bis zwei Jahre dauern wird. Heute kann Nabilon nur in Krankenhäusern verwendet werden und eine Packung mit 20 Kapseln kostet etwa 30.000 Peseten (etwa 170 US-Dollar). Celltech erklärt, dass der Preis durch die nationale Registrierung auf bis zu 20% des aktuellen Preises sinken könne. (Quelle: Cinco Días vom 27. Februar 2001)
Deutschland
Der Präsident der Ärztekammer Berlin, Dr. Günther Jonitz, spricht sich für die Legalisierung von Cannabis und eine Abgabe unter staatlicher Kontrolle aus. In einem Gespräch mit der Ärztezeitung erklärte Jonitz, man dürfe nicht die Augen vor der Realität verschließen. Cannabis sei gesundheitlich weniger gefährlich als Alkohol. "Für viele Menschen ist der Genuss von Cannabis so selbstverständlich wie der Konsum von Wein." Der Unterschied sei nur, dass die eine Droge legalisiert sei, die andere dagegen nicht. (Quelle: Ärztezeitung vom 20. Februar 2001)