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IACM-Informationen vom 29. August 2009

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Wissenschaft — Cannabiskonsum hat andere Wirkungen auf die Lungenfunktion als Tabakkonsum

Nach einer langzeitigen epidemiologischen Studie, die in Neuseeland durchgeführt wurde, hat das Rauchen von Cannabis andere Wirkungen auf die Lunge als das Rauchen von Tabak. Die Forscher verglichen die Beziehung zwischen diesen Substanzen und der Lungenfunktion in einer Gruppe von 1037 Erwachsenen im Alter von 32 Jahren. Ihr Cannabis- und Tabakkonsum war im Alter von 18, 21, 26 und 32 Jahren erfragt worden. Die Wissenschaftler fassten zusammen, dass "Cannabiskonsum mit höheren Lungenvolumina assoziiert war, was einen erhöhten Widerstand der großen Atemwege nahe legt, es gab jedoch wenig Hinweise auf eine Behinderung des Luftstroms oder eine Beeinträchtigung des Gasaustausches".

Im Einzelnen war Cannabiskonsum "mit einer höheren forcierten Vitalkapazität [maximales Luftvolumen, das eine Person nach maximaler Einatmung ausatmen kann], einer höheren gesamten Lungenkapazität [Luftvolumen in der Lunge nach dem Ende der maximalen Einatmung], einem größeren funktionellen Residualvolumen [Luftvolumen in der Lunge nach dem Ende einer passiven Ausatmung] und einem größeren Residualvolumen [Luftmenge in der Lunge nach maximaler Ausatmung] assoziiert". Cannabis war zudem mit einem größeren Atemwegswiderstand, jedoch nicht mit einer größeren Einsekundenkapazität [Volumen, das innerhalb einer Sekunde nach maximaler Einatmung ausgeatmet werden kann] assoziiert. Die Autoren stellen fest, "dass diese Befunde weitgehend mit denen bei Personen übereinstimmten, die keinen Tabak rauchten". Im Gegensatz dazu war Tabakkonsum mit einer niedrigeren Einsekundenkapazität assoziiert.

(Quelle: Hancox RJ, Poulton R, Ely M, Welch D, Taylor DR, McLachlan CR, Greene JM, Moffitt TE, Caspi A, Sears MR. Effects of cannabis on lung function: a population-based cohort study. Eur Respir J, 13. August 2009 [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])

Wissenschaft — Cannabiskonsum könnte das Gehirn vor einigen Konsequenzen des Alkoholkonsums schützen

Kalifornische Forscher untersuchten die Wirkungen von Alkohol und Cannabiskonsum auf die Integrität der weißen Substanz des Gehirns. Sie verglichen 42 Heranwachsende im Alter zwischen 16 und 19 Jahren, die aus drei Gruppen bestanden: starke Alkoholkonsumenten, starke Alkoholkonsumenten, die auch viel Cannabis konsumierten, und Jugendliche, die keine Drogen konsumierten (Kontrollpersonen).

Es gab Unterschiede in acht Regionen der weißen Substanz zwischen Alkoholtrinkern und Kontrollpersonen. Allerdings schnitten Alkoholkonsumenten, die auch Cannabis verwendeten, besser als reine Alkoholkonsumenten ab. Die Autoren stellen fest, dass "starke Trinker, die auch Marihuana konsumierten, keinen so konsistenten Unterschied zu Nichtkonsumenten wie die Gruppe der alleinigen Alkoholtrinker aufwiesen". Sie erklärten, dass es "möglich ist, das Marihuana einige neuroprotektive Eigenschaften bei der Abschwächung Alkohol-bedingten oxidativen Stresses" oder bei der Auslösung des toxischen Zelltods haben könnte.

Mehr unter:

http://www.statesman.com/health/content/shared-auto/healthnews/kalc/630296.html

(Quelle: Jacobus J, McQueeny T, Bava S, Schweinsburg BC, Frank LR, Yang TT, Tapert SF. White matter integrity in adolescents with histories of marijuana use and binge drinking. Neurotoxicol Teratol, 23. Juli 2009 [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])

Mexiko entkriminalisierte am 21. August den Besitz kleiner Mengen Cannabis, Kokain und Heroin - ein Schritt, von dem Staatsanwälte sagen, dass er Sinn mache, selbst mitten im aufreibenden Kampf der Regierung gegen Drogenhändler. Staatsanwälte sagen, dass die neuen Gesetze klare Grenzen setzen, die Mexikos Polizei davon abhält, einfache Konsumenten zu belangen, und der Polizei mehr Zeit gibt, sich auf den Drogenhandel zu konzentrieren.

"Es handelt sich nicht um Legalisierung, sondern darum dieses Thema zu regeln und den Bürgern eine größere rechtliche Sicherheit zu geben", erklärte Bernardo Espino del Castillo vom Büro des Justizministers. Das neue Gesetz legt maximale Mengen von Drogen, inklusive LSD und Methamphetamine, für den "persönlichen Bedarf" fest. Personen, die mit diesen Mengen aufgegriffen werden, droht nicht länger eine Strafverfolgung. Die maximale Menge an Cannabis für den "persönlichen Bedarf" beträgt nach dem neuen Gesetz 5 Gramm.

Mehr unter:

- http://www.upi.com/Top_News/2009/08/22/Mexico-decriminalizes-small-drug-amounts/UPI-24051250966074/

- http://hosted.ap.org/dynamic/stories/L/LT_MEXICO_DRUG_DECRIMINALIZATION?SITE=FLTAM&SECTION=HOME&TEMPLATE=news_generic.htm

(Quellen: UPI vom 22. August 2009, Associated Press vom 21. August 2009)

Argentinien — Oberster Gerichtshof gegen Gefängnisstrafe wegen Cannabisbesitzes

Der oberste Gerichtshof schloss am 25. August Gefängnisstrafen für Cannabisbesitz aus und erklärte, die Regierung solle gegen Großhändler vorgehen und Cannabiskonsumenten eine Behandlung anstatt Gefängnis anbieten. Sie urteilten in einem Fall, der mehrere junge Männer, die mit Cannabiszigaretten in ihren Taschen aufgegriffen worden waren, umfasste. Dabei brachten die Richter ein Gesetz zu Fall, das bis zu zwei Jahre Gefängnis beim Besitz kleiner Mengen an Betäubungsmitteln vorsieht.

Diese Entscheidung führt nicht direkt zu einer Legalisierung des Drogenbesitzes. Aber der argentinische Kabinettschef favorisiert eine Lösung, die Drogenabhängige aus dem Justizsystem heraushält, und hat das Urteil abgewartet, um einen Gesetzesvorschlag an den Kongress weiterzuleiten. Die sieben Richter erklärten, sie wären sich einig darin, "Gefängnis für privaten Konsum als verfassungswidrig zu erklären". "Jeder individuelle Erwachsene ist dafür verantwortlich, frei und ohne staatlichen Eingriff Entscheidungen zu seinem gewünschten Lebensstil zu treffen", heißt es in ihrem Urteil. "Privates Verhalten ist erlaubt, solange es keine wirkliche Gefahr darstellt oder Schaden am Besitz oder an den Rechten anderer verursacht."

Mehr unter:

http://hosted.ap.org/dynamic/stories/L/LT_ARGENTINA_MARIJUANA?SITE=FLTAM&SECTION=HOME&TEMPLATE=news_generic.htm

(Quelle: Associated Press vom 25. August 2009)

Kurzmeldungen

Wissenschaft — Multiple Sklerose

Nach Forschung an der Universität Nottingham (Großbritannien) weisen Patienten mit multipler Sklerose im Vergleich zu gesunden Personen erhöhte Spiegel an Endocannabinoiden in ihrem Blut auf. Die Wissenschaftler stellten fest, dass das Endocannabinoidsystem bei der multiplen Sklerose verändert ist, und dass es "in Abhängigkeit vom Subtyp der Erkrankung dynamisch moduliert sein könnte". (Quelle: Jean-Gilles L, et al. J Neurol Sci, 19. August 2009 [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])

Wissenschaft — Toleranz gegenüber Morphium

Nach tierexperimenteller Forschung an der medizinischen Hochschule von Harvard (USA) kann eine Kombination aus einem Cannabinoid und einem NMDA-Rezeptorantagonisten die Entwicklung einer Toleranz gegenüber Morphium verhindern, wenn das Opiat chronisch gegeben wird. (Quelle: Fischer BD, et al. Neuropharmacology, 20. August 2009 [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])

Wissenschaft — Darmentzündung

Nach einem Tiermodell der Kolitis könnte das natürliche Cannabinoid Cannabidiol (CBD) nützlich bei der Behandlung chronischer Entzündungen des Darms sein. Wissenschaftler der Universität Neapel (Italien) verabreichten Mäusen eine Chemikalie, die eine Kolitis verursachte. Diese wurde durch CBD reduziert. Sie fassten zusammen, dass CBD "einer experimentellen Kolitis bei Mäusen vorbeugt". (Quelle: Borrelli F, et al. J Mol Med, 20. August 2009 [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])

Wissenschaft — Nachweis von THC

Forschungsergebnisse, die bereits am 9. August 2009 im New Scientist veröffentlicht worden waren, wurden nun im British Journal of Pharmacology veröffentlicht. Nach australischen Forschern kann Stress und Hungern durch die Mobilisierung von THC aus dem Fett, in dem es angereichert, wurde, bei gewohnheitsmäßigen Cannabiskonsumenten zu einer erhöhten THC-Konzentration im Blut führen. Dies könnte zu einem positiven Drogentest selbst nach langer Abstinenz von Cannabis führen. Die Wissenschaftler stellten fest, dass "weitere Forschung notwendig sein wird, um zu bestätigen, ob dies zu funktionellen Wirkungen, wie beeinträchtigter kognitiver Funktion oder Flashback, führen kann". (Quelle: Gunasekaran N, et al. Br J Pharmacol, 14. August 2009 [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])

Wissenschaft — Magersucht

Wissenschaftler der Universität Neapel (Italien) fanden heraus, dass bestimmte Variationen des Gens für den CB1-Rezeptor und des Gens für das Enzym FAAH, das für den Abbau von Endocannabinoiden verantwortlich ist, häufiger bei Patienten vorkommen, die an Magersucht und/oder Bulimie leiden. (Quelle: Monteleone P, et al. Genes Brain Behav, 26. Juni 2009 [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])