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IACM-Informationen vom 25. Oktober 2003
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USA â Ărzte dĂŒrfen Patienten die medizinische Verwendung von Cannabis empfehlen
Am 14. Oktober hat der oberste Gerichtshof der USA entschieden, dass die Bundesregierung Ărzten, die ihren Patienten medizinisches Marihuana empfehlen, nicht die Lizenz zur Verordnung von Medikamenten entziehen darf. Ohne jeden Kommentar haben die Richter die Berufung der Bush-Administration gegen eine Gerichtsentscheidung zurĂŒckgewiesen, die die Regierung daran hindert, Ărzte zu bestrafen, weil diese ihren Patienten Marihuana empfehlen.
Ein US-Berufungsgericht in San Fransisco hatte entschieden, dass die MaĂnahmen der Bundesregierung gegen Ărzte, die ihren Patienten Marihuana empfehlen, das verfassungsmĂ€Ăige Recht auf freie MeinungsĂ€uĂerung von Ărzten und Patienten verletzt.
Der Fall begann, nachdem die kalifornischen WĂ€hler im Jahre 1996 die Proposition 215 annahmen, ein Gesetz, das es Schwerkranken erlaubt, Cannabis zur medizinischen Verwendung anzubauen und zu besitzen, wenn ein Arzt dies empfiehlt. Weitere acht Staaten âAlaska, Arizona, Colorado, Hawaii, Maine, Nevada, Oregon and Washington â haben seither Ă€hnliche medizinische Marihuana-Gesetz verabschiedet.
Das Berufungsgericht in San Francisco hat die Entscheidung eines Bundesrichters aufrecht erhalten, das die Bundesdrogenbehörde DEA daran hindert, Ărzten die sehr wichtige Lizenz zur Verschreibung von bundesbehördlich geregelten BetĂ€ubungsmitteln zu entziehen. Der Behörde wurde sogar untersagt, eine entsprechende Untersuchung bei einem Arzt zu beginnen, der Marihuana empfiehlt. Das Bundesjustizministerium hatte gegen dieses Urteil beim obersten Gerichtshof Berufung eingelegt. Die Entscheidung des Gerichtshofs gilt als RĂŒckschlag fĂŒr die Bush-Administration in ihrem Kampf gegen die medizinische Verwendung von Marihuana.
(Quelle: Reuters vom 14. Oktober 2003)
Wissenschaft â Inhaliertes THC (Dronabinol) in einer Studie mit gesunden Probanden getestet
Die Einnahme von Dronabinol (THC) ĂŒber die Lunge scheint sicher zu sein und könnte ein besseres pharmakokinetisches Profil und Vorteile gegenĂŒber der oralen Form zeigen. Das ergibt sich aus Studienergebnissen, die am 21. September bei der 32. Jahrestagung der amerikanischen Gesellschaft fĂŒr klinische Pharmakologie in Palm Harbor, Florida (USA) vorgestellt wurden.
56 gesunde MĂ€nner und Frauen waren fĂŒr eine Plazebo-kontrollierte Studie von Dr. Jodi Miller und Kollegen von Solvay Pharmaceuticals, Marietta, Georgia (USA), rekrutiert worden, um die Pharmakokinetik von oralem Dronabinol gegen eine vernebelte Verabreichungsform in einer Lösung aus Glykol, Ăthanol und Wasser zu vergleichen.
Vernebeltes Dronabinol fĂŒhrte zu einer relativ hohen Konzentration im Blutplasma. Insgesamt erwies sich die vernebelte Darreichungsform als bei gesunden Probanden gut vertrĂ€glich. Die hĂ€ufigsten Beschwerden waren Husten.
Inhaliertes Dronabinol wurde schnell absorbiert mit einer maximalen Plasma-Konzentration nach 0,03 bis 0,05 Stunden, wÀhrend die orale Form nach 0,75 bis 2 Stunden den Maximalwert erreichte.
Dronabinol ist das natĂŒrliche (-)-trans-Isomer des Delta-9-THC in der Cannabispflanze. Synthetisches Dronabinol ist in den USA als Marinol erhĂ€ltlich. In Deutschland stellen zwei Firmen Dronabinol durch Isomerisierung von Cannabidiol aus Faserhanf her.
(Quelle: Artikel aus Doctors Guide von Mike Fillon vom 12. Oktober 2003)
Wissenschaft Australien â Nabilon ist nicht besser als Codein bei der Schmerzlinderung
Nach einer australische Studie liefert der synthetische THC-Abkömmling keine gröĂere Schmerzlinderung als das schwache Opiat Codein. Nabilon ist in Australien zur Behandlung der Ăbelkeit im Rahmen einer Krebs-Chemotherapie erhĂ€ltlich.
Dr. Dilip Kapur vom medizinischen Zentrum Flinders in Adelaide verabreichte 80 Patienten mit chronischen Schmerzen und NervenschÀden die beiden Medikamente in einem doppelblinden kreuzkontrollierten Studiendesign. Eine HÀlfte erhielt zunÀchst Nabilon, die andere Codein, was nach sechs Wochen gewechselt wurde.
Dr. Kapur erklĂ€rte, dass keines der beiden Medikamente sehr nĂŒtzlich gewesen sei, jedoch habe Codein die Schmerzen besser als Nabilon gelindert. Er erklĂ€rte, dass die Studie deutlich zeige, dass Cannabis keinen Nutzen bei der Behandlung starker Schmerzen habe. Allerdings könne es unter bestimmten UmstĂ€nden hilfreich sein, erklĂ€rte er.
(Quelle: West Australian vom 18. Oktober 2003)
Wissenschaft â Diskussion zum Einfluss von starkem Cannabiskonsum auf die mĂ€nnliche Fruchtbarkeit
Nach Forschungsergebnisssen der UniversitĂ€t von Buffalo, die beim Jahrestreffen der amerikanischen Gesellschaft fĂŒr Fortpflanzungsmedizin vorgestellt wurden, haben starke Marihuana-Konsumenten Spermien, die sich zu frĂŒh zu schnell bewegen und sich damit verausgaben, was die Chance zur Befruchtung vermindere.
Die Forscher verglichen Proben mit SamenflĂŒssigkeit von 22 starken Cannabiskonsumenten mit 59 fruchtbaren MĂ€nnern, die eine Schwangerschaft verursacht hatten. âDie Ăberschrift lautet, dass die aktiven Inhaltsstoffe von Marihuana etwas mit den Spermien machen und die Zahlen bewegen sich Richtung Unfruchtbarkeit,â erklĂ€rte Studienleiter Dr. Lani Burkman.
Dr. Anne Jequier, PrĂ€sidentin der australischen Gesellschaft fĂŒr FertilitĂ€t, die bereits frĂŒher Spermien von fĂŒnf starken Marihuanarauchern untersucht hatte, erklĂ€rte, sie finde die Forschung von Dr. Burkman sehr interessant. âVor einem Jahr haben wir fĂŒnf stark abhĂ€ngige Marihuana-Raucher genommen und uns ihre Samen angeschaut. Wir konnten nichts Falsches bei der Routine-Samenuntersuchung finden. Wenn Burkman herausgefunden hat, dass es da eine VerĂ€nderung im HyperaktivitĂ€tsmuster in diesem Samen gibt â und ich habe bisher das Abstract fĂŒr diese Tagung nicht gesehen â so ist das sehr interessant.â
Bisher gibt es keine Studien, die zeigen, dass Cannabiskonsumenten weniger hÀufig oder weniger Kinder bekommen. Alle ein bis zwei Jahre gibt es Forschungsergebnisse der UniversitÀt von Buffalo, die zeigen soll, dass Cannabis einen negativen Einfluss auf die SpermienqualitÀt oder die mÀnnliche Fruchtbarkeit hat, deren praktische Bedeutung allerdings unklar ist.
(Quelle: ABC Science Online vom 14 Oktober 2003)
Kurzmeldungen
Australien â Umfrage zur medizinischen Verwendung
Das nationale Drogen- und Alkoholforschungszentrum der UniversitĂ€t von Sydney in Australien fĂŒhrt eine Umfrage zur medizinischen Cannabisverwendung durch. Wenn Sie in Australien leben, Cannabis aus medizinischen GrĂŒnden nehmen und an einer anonymen Umfrage teilnehmen möchten, besuchen Sie bitte die IACM-Homepage fĂŒr weitere Informationen unter:
http://www.cannabis-med.org/english/australia.htm
Sie können auch Peter Gates unter p.gates@unsw.edu.au anschreiben.
(Quelle: Wendy Swift, UniversitÀt von Sydney)
USA â Medizinische Marihuana-Karten in Kalifornien
Ein Identifkationssystem fĂŒr medizinisches Marihuana, das fĂŒr ganz Kalifornien gelten soll, wurde am 11. Oktober durch den scheidenden Gouverneur Gray Davis unterzeichnet, bevor der gewĂ€hlte Gouverneur Arnold Schwarzenegger im November sein Amt antritt. Die Identifikationskarten sollen medizinische Cannabiskonsumenten vor der Verhaftung durch staatliche und lokale Strafverfolgungsbehörden schĂŒtzen. Die Namen der Patienten wĂŒrden nicht registriert, sondern jedem Patienten wĂŒrde eine identifizierende Nummer zugewiesen, wodurch er oder sie sechs reife Pflanzen, 12 unreife Pflanzen oder acht Unzen getrockneten Cannabis besitzen dĂŒrfe und sicher vor Verhaftung oder Konfiszierung der Droge sei. (Quellen: Associated Press vom 13. Oktober 2003, Ukiah Daily Journal vom 14. Oktober 2003)
Wirtschaft â Dexanabinol
Es wird erwartet, dass laufende Phase-III-Studien mit Dexanabinol im vierten Quartal 2004 abgeschlossen sein werden. Nach positiven Ergebnissen wird erwartet, dass das Medikament Mitte 2006 auf den Markt kommt und im Jahre 2009 einen weltweiten Umsatz von 500 bis 600 Millionen US Dollar erzielen wird. Die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA hat Dexanabinol in der letzten Woche einen Schnellgenehmigungs-Status gewĂ€hrt. Typischerweise gewĂ€hrt die FDA diese Bezeichnung Medikamenten, die schwere und lebensbedrohliche Erkrankungen therapieren, fĂŒr die es keine andere genehmigte Behandlung gibt. Dexanabinol ist ein synthetisches Cannabinoid ohne psychotrope Wirkungen. Es soll HirnschĂ€den eindĂ€mmen, wenn es innerhalb der ersten Stunden nach der Verletzung gegeben wird. (Quelle: Associated Press vom 13. Oktober 2003)
USA â Oregon
Beamte der US-Drogenbehörde DEA (Drug Enforcement Agency) haben 104 Cannabispflanzen im Haus eines Patienten konfisziert, obwohl dieser eine staatliche Lizenz besaĂ. Sie erklĂ€rten, sie wĂŒrden nur die Bundesgesetze gegen den Anbau von Cannabis durchsetzen. Die Razzia ist die zweite gegen Cannabis, das in Oregon zu medizinischen Zwecken angebaut wurde. In den vergangenen Jahren hat die DEA fast nur Razzien und Beschlagnahmungen bei Patienten und Cannabis-Klubs in Kalifornien durchgefĂŒhrt. (Quelle: Associated Press vom 12. Oktober 2003)