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IACM-Informationen vom 25. Juni 2005
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Kanada — Sativex ist nun in Apotheken erhältlich
Seit dem 20. Juni ist Sativex, ein Cannabisextrakt, produziert von GW Pharmaceuticals und vertrieben von dem Unternehmen Bayer, in Kanada für die Behandlung neuropathischer Schmerzen bei Erwachsenen mit multipler Sklerose verschreibungsfähig. Im April 2005 wurde Kanada das erste Land der Welt, das Sativex zugelassen hat.
Die Kosten für Sativex betragen pro Fläschchen 124,95 kanadische Dollar (etwa 83 Euro oder 101 US-Dollar). Jedes Fläschchen enthält ungefähr 51 Spray-Hübe. Die wichtigsten Wirkstoffe sind THC und Cannabidiol (CBD). Das Verhältnis von THC zu CBD in Sativex beträgt 2,7 mg zu 2,5 mg pro Hub. 1 mg THC kostet danach etwa 0,90 kanadische Dollar (etwa 0,60 Euro oder 0,73 US-Dollar). Der Preis von Marinol (THC) in den USA variiert in Abhängigkeit von der Packungsgröße und beträgt etwa 2,20 US-Dollar pro mg (1,82 €). Der Preis von THC (Dronabinol) in Deutschland beträgt etwa 0,80 Euro pro mg. Der Preis für THC der Sorte Bedrobinol (18% THC, 9 Euro pro Gramm), die in niederländischen Apotheken verkauft wird, beträgt 0,05 Euro pro mg.
(Quellen: Pressemitteilung von Bayer Kanada vom 20. Juni 2005, Kommentar der Multiple-Sklerose-Gesellschaft von Kanada vom 20. Juni 2005)
Wissenschaft — Internationales Konsortium untersucht die Wirksamkeit von Cannabis bei Migräne und Rheuma
Die Europäische Union stellt einem internationalen Konsortium für ein Forschungsprojekt zur Wirksamkeit von Cannabis bei Migräne und rheumatischer Arthritis 1,5 Millionen Euro (etwa 1,8 Millionen US-Dollar) zur Verfügung.
Beteiligt sind Forschungslabore von Universitäten und kleine mittelständische Firmen aus Großbritannien, Deutschland, Spanien, Niederlande, Italien, Schweiz und Finnland. Dazu zählen Institute der Universitäten London, Cordoba, Novara, Freiburg und Bern, sowie die niederländische Organisation für Angewandte Wissenschaften (TNO), das Büro für Medizinischen Cannabis des niederländischen Gesundheitsministeriums und die Firmen Cerebricon, VivaCell Biotechnology und William Ransom & Son. Koordinator des Projektes ist Professor Dr. Michael Heinrich von der London School of Pharmacy.
Das Konsortium traf sich zum ersten Mal seit dem Startmeeting in London zum Austausch erster Ergebnisse vom 15. bis 17. Juni in Freiburg. Insgesamt sollen drei Cannabissorten auf ihre Wirksamkeit untersucht werden, darunter die beiden Sorten, die bereits heute in niederländischen Apotheken erhältlich sind. Es sollen innerhalb von zwei Jahren Cannabisextrakte entwickelt werden, die auch anderen Forschern für klinische Studien zur Verfügung gestellt werden sollen.
(Quelle: Pressemitteilung der Universitätsklinik Freiburg vom 16. Juni 2005, persönliche Mitteilungen)
USA — Bundesbeamte führten Razzien in Verteilungsstellen für medizinischen Cannabis in San Franzisko durch
Am 22. Juni führten Bundesbeamte Durchsuchungen in drei Verteilungsstellen für medizinisches Marihuana durch, als Teil einer breit angelegten Untersuchung zum Marihuana-Handel in San Franzisko. Dies hat unter Befürwortern der medizinischen Verwendung von Cannabis Befürchtungen ausgelöst, dass eine bundesbehördliche Zerschlagung der Verwendung der Droge durch kranke Menschen beginnen könnte.
Etwa 20 Wohnungen, Geschäfte und Orte für den Anbau wurden ebenfalls durchsucht. Dies habe nach Aussage eines Polizeibeamten zu vielen Festnahmen geführt. In einer davon unabhängigen Untersuchung hat ein Bundesgericht in Sacramento Dr. Marion P. Fry und ihren Ehemann Dale C. Schafer wegen der Verteilung von Cannabis in ihrer Arztpraxis angeklagt. Beide plädierten auf nicht schuldig hinsichtlich des Vorwurfs der Verteilung und Herstellung von mindestens 100 Cannabispflanzen.
Die Razzien und Verhaftungen waren die erste groß angelegte Aktion gegen Cannabis-Clubs und Lieferanten seit der Oberste Gerichtshof am 6. Juni die bundesbehördliche Verfügungsgewalt über Marihuana bestätigt hatte, selbst in Staaten wie Kalifornien, wo seine Verwendung seit 1996 für medizinische Zwecke legal ist. Die Razzien wurden von Beamten verschiedener Bundesbehörden durchgeführt, inklusive der Drogenbehörde (DEA, Drug Enforcement Administration) und dem Geheimdienst (Secret Service).
(Quelle: New York Times vom 23. Juni 2005)
Kanada/USA — Renee Boje erhält richterliche Anhörung im September
Am 16. Juni wurde das Gesuch von Renee Boje, einer Cannabis-Aktivistin aus Kalifornien, die sich um einen Flüchtlingsstatus in Kanada bemüht, vom kanadischen Justizminister Irwin Cotler abgelehnt. Er ordnete an, dass Boje sich bei den Bundesbehörden zu melden habe, um in die Vereinigten Staaten ausgewiesen zu werden.
Boje war in Kanada auf Kaution freigelassen worden, während sie Einspruch gegen eine Entscheidung des Obersten Gerichtshofs von British Columbia vom Februar 2000 einlegte. Das Gericht hatte geurteilt, dass sie in die Vereinigten Staaten auszuweisen sei, um wegen ihrer Rolle bei einem kalifornischen Marihuana-Fall, der über 1000 Cannabispflanzen umfasste, angeklagt zu werden. Boje könnte in den USA eine Mindeststrafe von bis zu 10 Jahren Gefängnis drohen.
Sie lieferte sich am 17. Juni selbst in das Gewahrsam der kanadischen Behörden aus, ohne zu wissen, ob dem Auslieferungsersuchen der USA entsprochen würde, und sie von ihrem kanadischen Ehemann, Sohn und Freunden in Vancouver, wo sie seit nahezu acht Jahren lebt, getrennt würde. Nach einer Anhörung im Bundesgericht von Vancouver wurde Boje allerdings gegen eine Kaution aus dem Gefängnis entlassen. Ein Richter hatte entschieden, dass die Entscheidung von Minister Cotler im September durch das kanadische Gerichtssystem überprüft werden soll.
(Quelle: Cannabis Culture vom 17. Juni 2005, http://www.cannabisculture.com)
Kurzmeldungen
USA — Repräsentantenhaus gegen medizinische Verwendung
Am 15. Juni lehnte das Repräsentantenhaus der USA es ab, Schwerkranken die Verwendung von Cannabis zu erlauben. Mit 264 zu 161 Stimmen wies das Parlament eine Gesetzesvorlage ab, die es den Bundesbehörden untersagen würde, medizinische Cannabiskonsumenten in den 10 Staaten, die Verwendung von Cannabis mit einer Verschreibung durch einen Arzt erlauben, zu verfolgen. Es ist das dritte Mal seit 2003, dass das Repräsentantenhaus die Initiative abgelehnt hat. Die Zahl der Unterstützer nahm jedoch kontinuierlich zu, in diesem Jahr um 13 Stimmen. (Quelle: Reuters vom 15. Juni 2005)
USA — Rhode Island
Eine Gesetzesvorlage, die es Patienten mit schweren Erkrankungen erlauben würde, Cannabis zu verwenden und anzubauen, passierte das Repräsentantenhaus am 22. Juni mit 52 zu 10 Stimmen. Wenn sie angenommen würde, wäre Rhode Island der 11. Staat der USA, der die medizinische Verwendung von Cannabis erlaubt. Gouverneur Don Carcieri hat allerdings gedroht, ein Veto gegen das Gesetz einzulegen. Unterstützer der Gesetzesvorlage hoffen jedoch, dass sie genug Stimmen erhalten hat, um ein Veto zu verhindern. "Wir hoffen, dass der Gouverneur erkennt, dass die Menschen von Rhode Island diese Gesetzesvorlage unterstützen," erklärte Thomas Slater, der Hauptunterstützer der Gesetzesvorlage. (Quelle: Associated Press vom 22. Juni 2005)
Wissenschaft — Depressionen
In einer Internetumfrage, die von Forschern der Universität von Südkalifornien durchgeführt worden war, war Cannabiskonsum mit einer Abnahme von Depressionen assoziiert. Mehr als 4400 Erwachsene füllten einen Fragebogen aus. Teilnehmer, die Cannabis einmal pro Woche oder seltener konsumierten, wiesen eine weniger depressive Stimmung, positivere Affekte und weniger körperliche Beschwerden als Nichtkonsumenten auf. Tägliche Konsumenten gaben eine weniger depressive Stimmung und positivere Affekte als Nichtkonsumenten an. Die Forscher folgerten, dass "diese Daten nahe legen, dass Erwachsene ihr Risiko für Depressionen durch Marihuana Konsum offensichtlich nicht erhöhen." (Quelle: Denson TF, Earleywine M. Addict Behav 17. Juni 2005; [elektronische Publikation vor dem Druck])
Wissenschaft — Cannabinoid-Rezeptorantagonist
In Tierexperimenten mit Ratten wurden die Wirkungen des CB1-Rezeptorantagonisten AM251 auf das Fressverhalten untersucht. Die Droge senkte dosisabhängig die Nahrungsaufnahme und löste Übelkeit aus. Die Forscher folgerten, dass der Antagonist "die Nahrungsaufnahme zum Teil durch Auslösung von Übelkeit und Unwohlsein auslösen könnte." (Quelle: McLaughlin PJ, et al. Psychopharmacology (Berl) 2005;180(2):286-93.)