Veröffentlicht
Zuletzt aktualisiert
Lesezeit

IACM-Informationen vom 24. April 2004

Authors

USA — Richter urteilt, dass die Bundesregierung ein medizinisches Cannabiszentrum in Ruhe lassen soll

Ein Bundesrichter ordnete am 21. April an, dass die Bundesregierung bei einer kalifornischen Gruppe, die Marihuana für ihre kranken Mitglieder anbaut und verteilt, keine Razzien durchführen und sie nicht mit Strafverfolgung bedrohen soll. Die Entscheidung von Richter Jeremy Fogel vom Bundesdistriktgericht in San Jose stellt die erste Interpretation des Urteils eines Berufungsgerichts vom Dezember 2003 dar, das die bundesbehördliche Strafverfolgung von medizinischen Cannabiskonsumenten für verfassungswidrig erklärte, wenn das Cannabis nicht über Staatsgrenzen hinaus verkauft und transportiert wird oder wenn es für medizinische Zwecke verwendet werde.

Alaska, Arizona, Colorado, Hawaii, Maine, Nevada, Oregon und der Staat Washington haben ähnliche Gesetze wie in Kalifornien, ein Fokus der bundesbehördlichen Bemühungen, das Drogenverbot durchzusetzen. Bundesbeamte haben in mehreren Klubs, die medizinisches Marihuana anbauen, Razzien durchgeführt und sie geschlossen. Richter Fogel entschied, dass die Regierung die 250 Mitglieder der Wo/Men's-Allianz für medizinisches Marihuana nicht durchsuchen und strafverfolgen dürfe. Die Gruppe hatte Richter Fogel gebeten, die Verfügung auszusprechen, nachdem das Berufungsgericht der Vereinigten Staaten für den neunten Bezirk im Dezember angeordnet hatte, dass die Bundesregierung eine Frau aus Oakland, die Cannabis mit einer ärztlichen Empfehlung rauchte, nicht anklagen darf.

Das Berufungsgericht hatte entschieden, dass es verfassungswidrig sei, das Gesetz von 1970 zu verwenden, um kranke Menschen mit medizinischen Empfehlungen in Staaten mit medizinischen Marihuanagesetzen anzuklagen. "Der innerstaatliche, nicht-kommerzielle Anbau und Besitz sowie die Verwendung von Marihuana zu persönlichen medizinischen Zwecken nach dem Rat eines Arztes unterscheidet sich in der Tat vom Drogenhandel," schrieb Richter Harry Pregerson für das Gericht.

Die Entscheidung war ein Schlag ins Gesicht des Justizministeriums, das argumentierte, die staatlichen medizinischen Marihuanagesetze würden vom Betäubungsmittelgesetz des Landes, das Cannabis, Heroin und andere Drogen im ganzen Land verbietet, überboten. Das Ministerium legte am 20. April beim Obersten Gerichtshof (Supreme Court) Berufung gegen die Entscheidung des neunten Bezirks ein.

(Quellen: Associated Press vom 21. April 2004, New York Times vom 22. April 2004, Los Angeles Times vom 22. April 2004)

Kurzmeldungen

Wissenschaft — Schmerzen

Die Ergebnisse von 34 Einzelfallstudien bei Patienten mit chronischen Schmerzen und damit verbundenen Symptomen, die standardisierte Cannabisextrakte erhielten, wurden vorgestellt. Drei Extrakte (reich an THC, reich an Cannabidiol und eine 1 : 1-Mischung von beiden) wurden über einen Zeitraum von 12 Wochen verabreicht. Die Extrakte, die THC enthielten, waren am wirksamsten bei der Linderung der Symptome. Sie wurden im Allgemeinen gut vertragen. (Notcutt W, et al. Anaesthesia 2004 May;59(5):440-52)

Wissenschaft — Entzündung des Dickdarms

Viele Menschen mit chronischer Darmentzündung (z.B. Morbus Crohn) berichten, dass sich ihr Zustand mit Cannabis bessert. Grundlagenforschung von Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München unterstützt diese Erfahrung. Sie zeigt, dass das Cannabinoidsystem eine wichtige Rolle bei der Entzündung des Dickdarms spielt. Ein synthetisches Cannabinoid und Endocannabinoide verhinderten eine experimentelle Entzündung des Dickdarms bei Mäusen. Die Autoren schreiben, dass "das endogene Cannabinoidsystem einen viel versprechenden therapeutischen Angriffspunkt für die Behandlung von Darmerkrankungen darstellt, die durch starke Entzündungsreaktionen gekennzeichnet sind. (Quelle: Massa F, et al. J Clin Invest 2004;113(8):1202-9.)

USA — Oregon

Es gibt zur Zeit etwa 9.000 registrierte medizinische Cannabis-Patienten in Oregon, wobei die Bescheinigungen von etwa 1.300 Ärzten ausgestellt wurden. Mehr als 75 Prozent der Patienten verwenden Cannabis zur Behandlung von Schmerzen. Mehr Informationen unter: http://www.dhs.state.or.us/publichealth/mm/data.cfm

Schweiz — Polizeibeamte für Entkriminalisierung

Es gibt zur Zeit etwa 9.000 registrierte medizinische Cannabis-Patienten in Oregon, wobei die Bescheinigungen von etwa 1.300 Ärzten ausgestellt wurden. Mehr als 75 Prozent der Patienten verwenden Cannabis zur Behandlung von Schmerzen. Mehr Informationen unter: http://www.dhs.state.or.us/publichealth/mm/data.cfm

Der Verband Schweizerischer Polizeibeamter forderte in einer Pressemitteilung das Parlament (Nationalrat) auf, die vom Bundesrat verabschiedete Reform des Betäubungsmittelgesetzes, die zu einer Entkriminalisierung von Cannabis führen würde, zu unterstützen. Der Verband erwartet eine "zügige und mutige Behandlung" der Gesetzesvorlage und wendet sich gegen "aggressive Verlautbarungen der Medien zu Sucht- und Drogenfragen" die der Öffentlichkeit einreden wollen, "die Schweizer Drogenpolitik sei gescheitert, es brauche deutlich mehr Repression auch gegen Konsumierende." (Quelle: http://www.vspb.org)

Wissenschaft — Tremor

Eine britische Gruppe führte bei 14 Patienten mit multipler Sklerose, die an Zittern (Tremor) litten, eine Placebo kontrollierte Studie mit einem standardisierten oralen Cannabisextrakt durch. Es gab keine signifikante objektive Verbesserung des Tremors mit dem Cannabisextrakt verglichen mit Placebo. Allerdings gab es einen nicht-signifikanten Trend für eine subjektive Verbesserung des Tremors. (Quelle: Fox P, et al. Neurology 2004;62(7):1105-9.)

Wissenschaft — Inhalation eines THC-Aerosols

Die pharmakokinetischen Eigenschaften von über die Lunge als flüssiges Aerosol verabreichtem THC wurden bei acht gesunden Personen mit intravenösem THC verglichen. Die Bioverfügbarkeit des inhalierten THCs betrug im Durchschnitt 29 Prozent (Standardabweichung: 8 Prozent). (Quelle: Naef M, et al. J Pharm Sci 2004;93(5):1176-84.).

Wissenschaft — Hautpflaster

Es wurden die Ergebnisse einer Studie mit dem Ziel der Entwicklung eines therapeutischen Hautpflasters für Delta-8-THC vorgestellt. Bei Durchlässigkeitsstudien mit THC auf menschlicher Haut wurde innerhalb von 1,4 Stunden ein Konzentrationsgleichgewicht im Blutplasma von 4,4 ng/ml erreicht, das für mindestens 48 Stunden anhielt. (Quelle: Valiveti S, et al. J Pharm Sci 2004;93(5):1154-64.)