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IACM-Informationen vom 23. Mai 2009
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Europa/Großbritannien — GW Pharmaceuticals stellt Zulassungsantrag für Sativex bei multipler Sklerose
Für den Cannabisextrakt Sativex des britischen Unternehmens GW Pharmaceuticals wurde eine Zulassung für die Behandlung der Spastik bei multipler Sklerose in Europa beantragt, was den Weg für seine mögliche Zulassung Ende 2009 oder Anfang 2010 ebnet. Da das Design der entscheidenden Studie weitgehend von den britischen Zulassungsbehörden gestaltet wurde, ist das Risiko für eine Ablehnung relativ gering. Der Extrakt enthält gleiche Anteile der natürlichen Cannabinoide CBD (Cannabidiol) und THC (Dronabinol). Nach häufigen Verzögerungen stellt der Zulassungsantrag in Großbritannien und Spanien einen Meilenstein für das britische Unternehmen dar.
Klinische Studien haben gezeigt, dass Sativex, das unter die Zunge gesprüht wird, die Spastik bei Multiple-Sklerose-Patienten, die nicht adäquat auf verfügbare Behandlungen ansprechen, reduziert. Wenn es zugelassen wird, wird Sativex in Großbritannien durch das deutsche Unternehmen Bayer und im übrigen Europa durch das spanische Unternehmen Almirall vermarktet. Nach Anträgen in Großbritannien und Spanien werden Zulassungsanträge in weiteren europäischen Ländern im Verlauf des Jahres 2010 erfolgen. Weitere klinische Studien sind notwendig, bevor ein Zulassungsantrag für das Medikament in den Vereinigten Staaten gestellt werden kann, wo GWs Partner das japanische Unternehmen Otsuka ist. Sativex wurde zuerst 2005 in Kanada zugelassen.
Mehr unter:
- http://www.reuters.com/article/healthNews/idUSTRE54J1KI20090520
- http://www.gwpharm.com
(Quellen: Pressemitteilung von GW Pharmaceuticals vom 20. Mai 2009, Reuters vom 20. Mai 2009)
Wissenschaft — THC verbessert Symptome der Schizophrenie bei einigen Patienten in klinischer Fallserie
Wissenschaftler des Rockland-Psychiatrie-Zentrums in Orangeburg, New York, berichteten von einer Verbesserung der Symptome einer Schizophrenie in einer kleinen Gruppe von Patienten, die orales THC (Dronabinol) erhielten. Die Studie wurde nach einer dramatischen Besserung bei einem Patienten initiiert. Die Forscher fanden heraus, dass weitere 3 von 5 therapierefraktären Patienten mit schwerer, chronischer Schizophrenie, die nach eigenen Angaben eine Verbesserung durch Cannabis erlebt hatten, auch eine Verbesserung durch THC erfuhren. Sie wählten nur Patienten aus, deren schwerer, refraktärer Zustand dafür sorgte, dass der mögliche Nutzen die Risiken überwog. Von etwa 200 Patienten mit chronischer Psychose erfüllten 5 Patienten die Einschlusskriterien. Die Therapie wurde mit zweimal täglich 2,5 mg Dronabinol begonnen und auf zweimal täglich 5 mg in der zweiten Woche und zweimal täglich 10 mg in der dritten Woche gesteigert.
Es wurden keine signifikanten Nebenwirkungen beobachtet. Einer der Patienten benötigte 8 Wochen, um eine signifikante Verbesserung zu erreichen, während die anderen innerhalb eines kürzeren Zeitraums ansprachen. Die Wissenschaftler stellten fest, dass "diese Verbesserung auf einer Reduzierung psychotischer Kernsymptome bei 3 der 4 auf die Therapie Ansprechenden zu beruhen scheint und nicht nur auf einer unspezifischen Beruhigung". Diese Ergebnisse legten nahe, "dass die Rolle von Cannabinoiden bei Psychosen komplexer sein könnte, als früher gedacht. Sie eröffnen eine neue Rolle für Cannabinoide bei der Behandlung der Schizophrenie."
(Quelle: Schwarcz G, Karajgi B, McCarthy R. Synthetic delta-9-tetrahydrocannabinol (dronabinol) can improve the symptoms of schizophrenia. J Clin Psychopharmacol 2009;29(3):255-8.)
Wissenschaft — Moderater Cannabiskonsum war mit einer besseren Fortführung einer Naltrexon-Therapie bei Opiatabhängigkeit assoziiert
Nach klinischer Forschung der Klinik für Psychiatrie der Columbia-Universität in New York verbesserte moderater Cannabiskonsum die Fortführung einer Naltrexon-Therapie bei Patienten, die an einer Abhängigkeit von Opiaten wie beispielsweise Heroin litten. 63 Opiat-abhängige Patienten, die zur stationären Entgiftung und zum Beginn einer oralen Naltrexon-Behandlung, begleitet von einer sechsmonatigen Verhaltenstherapie, aufgenommen worden waren, wurden auf der Basis von in zweiwöchigen Abständen durchgeführten Urinuntersuchungen in drei Grade des Cannabiskonsums während der Behandlung eingeteilt: abstinent (0 Prozent Cannabis-positive Urinproben), intermittierender Konsum (1 bis 79 Prozent Cannabis-positive Proben) und konsistenter Konsum (80 Prozent und mehr Cannabis-positive Proben).
Naltrexon ist ein Opiatsrezeptor-Antagonist, der vor allem bei der Behandlung der Alkoholabhängigkeit und der Opiatabhängigkeit verwendet wird. Intermittierende Cannabiskonsumenten wiesen eine bessere Fortführung der Naltrexonbehandlung (mediane beibehaltene Tage = 133), verglichen mit abstinenten (Median = 35 Tage) oder regelmäßigen Konsumenten (Median = 35 Tage), auf. Intermittierender Cannabiskonsum war zudem mit einer größeren Zuverlässigkeit bei der Einnahme der Naltrexon-Tabletten assoziiert. Die Wissenschaftler stellten fest, dass experimentelle Studien benötigt werden, um direkt die Hypothese zu testen, dass Cannabinoidrezeptor-Agonisten eine nützliche pharmakologische Wirkung auf die Naltrexon-Beibehaltung haben, und um den Mechanismus zu verstehen.
(Quelle: Raby WN, Carpenter KM, Rothenberg J, Brooks AC, Jiang H, Sullivan M, Bisaga A, Comer S, Nunes EV. Intermittent marijuana use is associated with improved retention in naltrexone treatment for opiate-dependence. Am J Addict 2009;18(4):301-8.)
Kurzmeldungen
USA — Rhode Island
Drei Jahre nach der Legalisierung von Cannabis für medizinische Zwecke in Rhode Island verabschiedete das Repräsentantenhaus am 20. Mai einen Plan zur Errichtung von Verteilungsstellen, die die Droge an Patienten verkaufen soll. Der Senat hatte im April mit großer Mehrheit eine identische Version der Gesetzesvorlage angenommen. Es wird erwartet, dass Gouverneur Carcieri, ein langzeitiger Kritiker von medizinischem Cannabis, sein Veto einlegen wird. Aber das Repräsentantenhaus nahm die Vorlage mit 63 zu 5 an, was es später erlauben sollte, das Veto leicht zu überstimmen. (Quelle: Providence Journal vom 21. Mai 2009)
USA — Minnesota
Eine Gesetzesvorlage, die die medizinische Verwendung von Cannabis in Minnesota legalisiert hätte, wurde am 18. Mai vom staatlichen Repräsentantenhaus und vom Senat angenommen. Allerdings legte Gouverneur Tim Pawlenty am 22. Mai sein Veto dagegen ein. (Quelle: Minneapolis Star-Tribune vom 18. Mai 2009, MPP vom 22. Mai 2009)
Kanada — Ministerium für Angelegenheiten von Veteranen
Das Ministerium für Angelegenheiten von Veteranen der kanadischen Regierung wird die Kosten für medizinischen Cannabis übernehmen. In einem Brief des Ministeriums an einen Veteranen heißt es, dass die Kosten von medizinischem Cannabis des Gesundheitsministeriums (Health Canada) übernommen werden können, wenn nachgewiesen werde, dass er aus medizinischen Gründen erforderlich ist. (Quelle: Comox Valley Record vom 12. Mai 2009)
USA — Ende des Drogenkriegs
Gil Kerlikowske, der neue Leiter des Büros für nationale Drogenpolitik des Weißen Hauses, erklärte, dass die USA sich selbst nicht in einem "Krieg gegen Drogen" sehen sollten. Er stellte die Verwendung des populären Begriffs "Krieg" in Frage, und erklärte, dass diese Idee einer positiven Bewegung hinsichtlich der Drogenprobleme des Landes tatsächlich im Weg stünde. "Unabhängig wie man es den Menschen zu erklären versucht, dass es ein "Krieg gegen die Drogen" oder ein "Krieg gegen ein Produkt" sei, die Menschen betrachten es als einen Krieg gegen sie selbst", erklärte Kerlikowske am 13. Mai. (Quelle: UPI vom 14. Mai 2009)
USA — Kalifornien
Der Oberste Gerichtshof wird sich nicht mit einer weiteren Anfechtung kalifornischen Gesetzes, das die Verwendung von Cannabis für medizinische Zwecke erlaubt, befassen. Am 18. Mai lehnte der Oberste Gerichtshof es ab, sich mit einer Berufung der Kreise San Diego und San Bernardino zu befassen. Vertreter der beiden Kreise hatten versucht, das staatliche Gesetz zu Fall zu bringen, nachdem es von den Wählern 1996 angenommen worden war, aber niedrigere Gerichte hatten gegen sie geurteilt. (Quelle: Associated Press vom 18. Mai 2009)
Wissenschaft — Amyotrophe Lateralsklerose
Nach Grundlagenforschung mit einem Tiermodell für amyotrophe Lateralsklerose (ALS) ist die Empfindlichkeit von Cannabinoid-1-Rezeptoren, die die Übertragung der Neurotransmitter Glutamat und GABA kontrollieren, bei ALS-Mäusen erheblich potenziert. Die Forscher stellten fest, dass dies zeige, dass Anpassungen des Endocannabinoidsystems an der Pathophysiologe der ALS beteiligt sein könnten, und dass CB1-Rezeptoren potenzielle therapeutische Angriffspunkte für diese Erkrankung sein könnten. (Quelle: Rossi S, et al. Amyotroph Lateral Scler, 19. Mai 2009 [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])
Wissenschaft — Tabak und Cannabis
Wissenschaftler der Columbia-Universität in New York untersuchten bei 24 Cannabiskonsumenten Unterschiede zwischen den Wirkungen von Cannabiszigaretten, die mit Tabak gemischt waren, und reinen Cannabiszigaretten. Zu sechs verschiedenen Zeitpunkten rauchten sie Cannabiszigaretten mit drei verschiedenen THC-Konzentrationen, mit oder ohne Tabak. Reine Cannabiszigaretten führten zu höheren THC-Blutkonzentrationen und stärkeren psychischen Wirkungen, während Cannabiszigaretten, die mit Tabak gemischt waren, eine ähnliche Zunahme der Herzfrequenz und höhere Kohlenmonoxid-Blutkonzentrationen verursachten. (Quelle: Cooper ZD, et al. Drug Alcohol Depend, 13. Mai 2009 [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])