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IACM-Informationen vom 23. Januar 2016

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Wissenschaft/Mensch — Patienten mit MigrĂ€ne können gemĂ€ĂŸ einer Beobachtungsstudie von Cannabis profitieren

Die HĂ€ufigkeit von MigrĂ€ne-Kopfschmerzattacken kann gemĂ€ĂŸ Forschung durch Wissenschaftler des Instituts fĂŒr klinische Pharmazie der UniversitĂ€t von Colorado in Aurora und anderer medizinischer Institutionen von Colorado durch die medizinische Verwendung von Cannabis reduziert werden. Sie fĂŒhrten eine retrospektive Analyse von Karteikarten von 121 Erwachsenen mit einer primĂ€ren MigrĂ€nekopfschmerz-Diagnose durch, denen durch einen Arzt zwischen Januar 2010 und September 2014 eine MigrĂ€netherapie oder eine Prophylaxe mit Cannabis empfohlen worden war, und die spĂ€ter den Arzt mindestens noch einmal aufsuchten.

Die MigrĂ€ne-AnfallshĂ€ufigkeit nahm mit Cannabis von durchschnittlich 10,4 auf 4,6 pro Monat ab. Die meisten Patienten verwendeten mehr als eine Cannabisform und verwendeten es tĂ€glich zur Vorbeugung von MigrĂ€ne-AnfĂ€llen. Positive Wirkungen wurden von 48 Patienten (39,7 %) angegeben, wobei die hĂ€ufigsten Wirkungen die Abnahme der MigrĂ€ne-AnfallshĂ€ufigkeit (24 Patienten [19,8 %]) und verkĂŒrzte MigrĂ€neanfĂ€lle (14 Patienten [11,6 %]) waren.

Rhyne DN, Anderson SL, Gedde M, Borgelt LM. Effects of Medical Marijuana on Migraine Headache Frequency in an Adult Population. Pharmacotherapy, 9. Januar 2015 [ImDruck]

Wissenschaft/Mensch — Cannabis-Öl kann bei der Behandlung von Symptomen der Alzheimer-Krankheit helfen

Wahnvorstellungen, Aggressionen, Reizbarkeit und andere Symptome können bei Patienten mit Demenz durch Cannabis-Öl reduziert werden. Das schreiben Forscher des Abarbanel-Gesundheitszentrums in Bat-Yam und der Sackler-FakultĂ€t fĂŒr Medizin der UniversitĂ€t von Tel Aviv (Israel) im Journal of Alzheimer Disease. Elf Patienten mit Morbus Alzheimer wurden in eine offene, 4-wöchige prospektive Studie aufgenommen.

Zehn Patienten beendeten die Studie. Es wurden signifikant reduzierte Werte beim Allgemeinen Klinischen Eindruck (6,5 nach 5,7) und beim Neuropsychiatric Inventory (44,4 nach 12,8) festgestellt. Es fanden sich Reduzierungen der folgenden Aspekte: Wahnvorstellungen, Unruhe/Aggressionen, Reizbarkeit, Apathie, Schlaf und Belastung der Betreuer. Die Autoren folgerten, dass die zusĂ€tzliche Gabe von Cannabis-Öl bei Patienten mit der Alzheimer-Krankheit „eine sichere und viel versprechende Behandlungsoption darstellt“.

Shelef A, Barak Y, Berger U, Paleacu D, Tadger S, Plopsky I, Baruch Y. Safety and Efficacy of Medical Cannabis Oil for Behavioral and Psychological Symptoms of Dementia: An-Open Label, Add-On, Pilot Study. J Alzheimers Dis, 12. Januar 2016 [Im Druck]

Wissenschaft/Mensch — Cannabis reduzierte in einer offenen Studie neuropathische Schmerzen bei Patienten mit Multipler Sklerose

Eine Behandlung mit dem Cannabisextrakt Sativex fĂŒhrte zu einer Schmerzreduzierung bei Patienten mit Multipler Sklerose. Dies ist ein Forschungsergebnis des IRCCS Centro Neurolesi "Bonino-Pulejo" in Messina (Italien). Wissenschaftler nahmen 20 MS-Patienten (10 mit und 10 ohne neuropathische Schmerzen) in die Studie auf. Sie durchliefen vor und nach einer 4-wöchigen Behandlung mit Sativex eine spezifische klinische und neurophysiologische Beurteilung.

Eine einmonatige Medikamentengabe bei MS-Patienten mit neuropathischen Schmerzen reduzierte signifikant die StĂ€rke der Schmerzen und verbesserte die LebensqualitĂ€t. Interessanterweise wurden diese Wirkungen durch bestimmte VerĂ€nderungen bei der Kommunikation von Nervenzellen begleitet. Die Autoren folgerten, dass ihre Daten nahelegen, dass „Sativex MS-bezogene neuropathische Schmerzen effektiv verbessern könnte, möglicherweise durch seine Wirkung auf spezifische kortikale Leitungsbahnen“.

Russo M, Naro A, Leo A, Sessa E, D'Aleo G, Bramanti P, CalabrĂČ RS. Evaluating SativexÂź in Neuropathic Pain Management: A Clinical and Neurophysiological Assessment in Multiple Sclerosis. Pain Med, 13. Januar 2016 [Im Druck]

Wissenschaft Frankreich — Ein FAAH-Hemmer verursachte den Tod eines Mannes in einer Phase-I-Studie

Johnson & Johnson haben internationale Studien mit der experimentellen Substanz BIA 10-2474 des portugiesischen pharmazeutischen Unternehmens Bial unterbrochen, deren Phase-I-Studie mit gesunden Freiwilligen in Frankreich zu einem Hirntoten und zu Krankenhausaufenthalten bei 5 weiteren Teilnehmern fĂŒhrte. Französische Regierungsvertreter erklĂ€rten, dass an der Bial-Studie 90 Menschen teilgenommen hĂ€tten, die eine Dosis des Medikaments, das Stimmungs- und Angst-Erkrankungen sowie Bewegungsstörungen bei neurologischen Erkrankungen beeinflussen sollte, eingenommen hatten. BIA 10-2474 ist ein FAAH-Hemmer. Diese synthetischen Modulatoren des Endocannabinoidsystems hemmen die AktivitĂ€t von FAAH (FettsĂ€ureamidhydrolase), die fĂŒr den Abbau des Endocannabinoids Anandamid (AEA, Arachidonylethanolamid) verantwortlich ist, und erhöhen so seine Konzentration, um das Endocannabinoidsystem zu stimulieren.

„FAAH ist auch verantwortlich fĂŒr den Abbau vieler anderer FettsĂ€ureamide“, erklĂ€rte Dr. Franjo Grotenhermen, GeschĂ€ftsfĂŒhrer der IACM. „Es erhöht nicht nur die Konzentration von Anandamid, sondern auch die Konzentrationen anderer FettsĂ€ureamide. Der Wirkungsmechanismus unterscheidet sich von dem von THC, das an Cannabinoidrezeptoren bindet. Synthetische Modulatoren des Endocannabinoidsystem unterscheiden sich von Cannabinoiden oder Cannabis hinsichtlich ihrer möglichen Nebenwirkungen.“ „Ohne adĂ€quate Informationen ist es unmöglich, irgendeine realistische Theorie hinsichtlich der Ursachen der ToxizitĂ€t zu entwickeln“, erklĂ€rte Dr. Daniele Plomelli, Professor fĂŒr Anatomie und Neurobiologie der UniversitĂ€t von Kalifornien. „Mehrere strukturell andere FAAH-Hemmer wurden zuvor hinsichtlich der Sicherheit beim Menschen in rigorosen Phase-1-klinischen Studien getestet. Diese umfassen Substanzen von Sanofi, Pfizer, Merck, Johnson und Johnson und andere. Alle diese FAAH-Hemmer erwiesen sich bei Menschen als sicher.“

Reuters vom 21. Januar 2016

Pressemitteilung von Cannabis and Cannabinoid Research vom 19. Januar 2016

Kurzmeldungen

Mexiko — Eine Gesetzesvorlage zu medizinischem Cannabis sollte den Kongress im Mai passieren

Eine Gesetzesvorlage, die die medizinische Verwendung von Cannabis erlauben wĂŒrde, sollte im Mai durch den mexikanischen Kongress angenommen werden. Es gibt UnterstĂŒtzung durch mehrere Parteien, und es gab eine Anzahl öffentlicher Diskussionen zu Cannabis, die die Gesetzgeber ĂŒberzeugt haben sollten, erklĂ€rte der Senator der Regierungspartei, der das Gesetz vorgeschlagen hatte.

Reuters vom 21. Januar 2016

IACM — Medical Cannabis Declaration

Um Werbung fĂŒr die Medical Cannabis Declaration zu machen, wird ein kurzer Film fĂŒr die Webseite der Medical Cannabis Declaration hergestellt, in dem einige Patienten ĂŒber ihre Erfahrungen berichten und was Cannabis-basierte Medikamente fĂŒr sie bedeuten, Experten und Ärzte Informationen zur Wissenschaft liefern sowie Menschen aus vielen LĂ€ndern in ihrer Muttersprache „ja zu Cannabis als Medizin“ sagen. Wenn Sie aus Osteuropa, Asien oder Afrika sind und diesen Satz in ihrer Muttersprache im Film sagen möchten, kontaktieren Sie bitte info@medicalcannabisdeclaration.org.

Wissenschaft/Mensch — Tabak- und Alkoholkonsum gehen Cannabiskonsum im Allgemeinen voraus

Eine Studie mit 2835 SchĂŒlern der 12. Klasse zeigte, dass Alkohol die am hĂ€ufigsten verwendete Substanz ist, wobei die Mehrheit der Teilnehmer, die mehrere Substanzen verwenden, Alkohol vor Beginn des Tabak- und Cannabiskonsums verwendeten.

Institut fĂŒr Gesundheit und Kinesiologie, A&M UniversitĂ€t von Texas, USA.

Barry AE, et al. J Sch Health 2016;86(1):31-8.

Wissenschaft/Mensch — Keine Wirkung des Cannabiskonsums auf die Intelligenz von Heranwachsenden gemĂ€ĂŸ einer Zwillingsstudie

Der Zweck einer neuen Studie war die Untersuchung der Beziehung zwischen Cannabiskonsum und VerĂ€nderungen der intellektuellen LeistungsfĂ€higkeit in zwei Langzeitstudien von heranwachsenden Zwillingen, eine mit 789 und eine andere mit 2277. Es wurden standardisierte Verfahren zur Messung der Intelligenz im Alter von 9 bis 12 Jahren vor Beginn eines möglichen Cannabiskonsums und erneut im Alter zwischen 17 und 20 Jahren eingesetzt. Die Autoren folgerten aus ihren Ergebnissen, dass „Hinweise aus unseren zwei Kollektiven nahelegen, dass die beobachteten Abnahmen des gemessenen IQ nicht ein direktes Ergebnis der Marihuana-Exposition sind, sondern eher auf familiĂ€re Faktoren zurĂŒckzufĂŒhren sind, die sowohl dem Marihuana-Einstieg als auch niedrigen intellektuellen Leistungen zugrunde liegen“.

Psychologisches Institut, UniversitĂ€t von SĂŒdkalifornien, Los Angeles, USA.

Jackson NJ, et al. Proc Natl Acad Sci U S A, 19. Januar 2016 [Im Druck]

Wissenschaft/Mensch — Die Verdampfung von Cannabisbestandteilen stellt eine sichere Verabreichung von Cannabis dar

Es wurde die Wirksamkeit von vier Vaporizern (Volcano Medic, Plenty Vaporizer, Arizer Solo and DaVinci Vaporizer) untersucht. Die EffektivitĂ€t der Decarboxylierung war fĂŒr THC (> 97 %) und CBD (> 94 %) ausgezeichnet. Die Autoren stellten fest, dass „Temperatur kontrollierte, elektrisch betriebene Vaporizer inaktive saure Cannabinoide effektiv decarboxylieren und zuverlĂ€ssig die entsprechenden neutralen, aktiven Cannabinoide freisetzen“.

Institut fĂŒr klinische Forschung, UniversitĂ€t Bern, Schweiz.

Lanz C, et al. PLoS One 2016;11(1):e0147286

Wissenschaft/Tier — Das Endocannabinoidsystem ist an der Wirkung von Resveratrol beteiligt

Resveratrol ist ein natĂŒrliches Phenol, das in mehreren Pflanzen vorkommt, darunter Pampelmusen, Blaubeeren, Himbeeren und Maulbeeren. Es kann nĂŒtzlich bei Herzerkrankungen und Krebs sein. Forscher fanden heraus, dass Resveratrol auf das Endocannabinoidsystem wirkt, inklusive einer Aktivierung des CB1-Rezeptors.

Pharmazeutische FakultĂ€t, UniversitĂ€t fĂŒr medizinische Wissenschaften von Teheran, Iran.

Hassanzadeh P, et al. Psychopharmacology (Berl), 18. Januar 2016 [Im Druck]

Wissenschaft/Mensch — Keine Beziehung zwischen Cannabiskonsum und Angststörungen

Ergebnisse einer großen 3-jĂ€hrigen prospektiven Studie mit Daten des National Epidemiologic Survey on Alcohol and Related Conditions (NESARC) der USA „legen nahe, dass Cannabiskonsum und Cannabiskonsumstörungen nicht mit einer Zunahme der HĂ€ufigkeit der meisten Angststörungen verbunden sind ist, und umgekehrt die meisten Angststörungen nicht mit einer Zunahme des Cannabiskonsums oder Cannabiskonsumstörungen.

UniversitÀt von Ariel, Israel.

Feingold D, et al. Eur Neuropsychopharmacol, 29. Dezember 2015 [im Druck]

Wissenschaft/Zellen — THC zeigt krebshemmende Wirkungen bei akuter LeukĂ€mie

Die Wirksamkeit von THC wurde in mehreren LeukĂ€mie-Zelllinien untersucht. Bedeutsame Antikrebswirkungen wurden in einer Untergruppe der FĂ€lle beobachtet – vor allem bei LeukĂ€miezellen lymphatischen Ursprungs oder bei akuten myeloischen LeukĂ€miezellen, die lymphathische Marker exprimieren. Die Auslösung der Apoptose (programmierter Zelltod) wurde durch den CB1- und den CB2-Rezeptor vermittelt.

UniversitĂ€tskliniken TĂŒbingen, Deutschland.

Kampa-Schittenhelm KM, et al. BMC Cancer 2016;16(1):25.

Wissenschaft/Mensch — Keine Beziehung zwischen Cannabiskonsum und Angst oder Depressionen

In einer LĂ€ngsschnittstudie mit 8598 schwedischen MĂ€nnern und Frauen im Alter zwischen 20 und 64 Jahren gab es „keine LĂ€ngsschnitt-Beziehungen zwischen Cannabiskonsum und dem Auftreten von Depressionen/Angst, oder zwischen Depressionen/Angst und spĂ€terem Cannabiskonsum.“

Karolinska-Institut, Stockholm, Schweden.

Danielsson AK, et al. J Affect Disord 2015;193:103-108

Wissenschaft/Tier — Cannabidiol kann bei HerzentzĂŒndung helfen

Myokarditis (HerzmuskelentzĂŒndung) ist eine hĂ€ufige Ursache von Herzversagen und plötzlichem Herztod bei jungen Erwachsenen und Heranwachsenden. In einem Mausmodell der Myokarditis erwies sich CBD (Cannabidiol) als nĂŒtzlich. Die Autoren schrieben, dass dieses Cannabinoid “eine viel versprechende, neuartige Behandlungsmethode bei autoimmuner Myokarditis und bei anderen Autoimmunerkrankungen, sowie bei Organtransplantationen darstellen kann.”

Nationales Institut fĂŒr Alkoholmissbrauch und Alkoholismus, Bethesda, USA.

Lee WS, et al. Mol Med, 8. Januar 2016 [im Druck]