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IACM-Informationen vom 22. Januar 2000

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USA — Entwicklung eines Cannabinoid-Pflasters durch Krebsgesellschaft gefördert

Audra Stinchcomb vom Albany College für Pharmazie erhielt am 21. Januar von der Amerikanischen Krebsgesellschaft eine dreijährige Forschungsförderung in Höhe von 361,000 US-Dollar (ca. 700.000 DM). Sie wird untersuchen, ob Cannabinoide erfolgreich durch die Haut aufgenommen werden können.

Diese Forschung könnte zur Entwicklung eines Cannabinoid- Pflasters zur therapeutischen Verwendung führen. Es könnte Schmerzen, Übelkeit und Erbrechen im Zusammenhang mit einer Chemotherapie lindern, erklärte Gail Tyner-Taylor von der Amerikanischen Krebsgesellschaft von New York und New Jersey.

Stinchcomb ist Assistenzprofessorin, die sich auf die transdermale Gabe bzw. die Gabe von Medikamenten durch die Haut spezialisiert hat. Sie erklärte, die transdermale Verabreichung könne knifflig sein, da die Haut eine gute Schranke darstelle. Pflaster werden gegenwärtig zur Verabreichung von Schmerzmitteln, Medikamenten gegen Seekrankheit, Nikotin (um mit dem Rauchen aufzuhören) und Östrogen (in der Menopause) verwendet.

Die Forscher werden übriggebliebene Haut von Schönheitsoperationen verwenden, um zu sehen ob und in welchem Umfang die aktiven Inhaltsstoffe von Marihuana den Blutstrom durch die Haut erreichen. "Es könnte ein Jahrzehnt dauern bevor ein Marihuana-Pflaster erhältlich ist," erklärte Stinchcomb. "Wenn die Eingangstests erfolgreich verlaufen, müssten später Tierstudien und Studien am Menschen komplettiert werden."

Das Pflaster könnte eine kontinuierliche, gleichmäßige Abgabe über mehrere Tage ermöglichen. Rauchen kann zu einer hohen Initialdosis führen und einige Patienten 'high' machen," sagte Stinchcomb. "Allerdings könnte ein Marihuana-Pflaster besser funktionieren als eine Pille, da Menschen, die an den Auswirkungen einer Chemotherapie leiden, Mühe haben, Pillen einzubehalten."

Die Unterstützung für das Marihuana-Pflaster ist die erste, die die Amerikanische Krebsgesellschaft für die Marihuanaforschung gewährt hat. "Einige Menschen mögen das nicht billigen," erklärte Don Distasio von der Amerikanischen Krebsgesellschaft, "aber wir werden unserer Sache treu bleiben, weil wir erkennen, dass dies ein Thema ist, bei dem Patienten mit überflüssigen Schmerzen geholfen werden kann."

(Quellen: UPI vom 21. Januar 2000, AP vom 21. Januar 2000)

Malta — Krebspatient wurde Haftstrafe wegen Cannabisanbau erspart

Die Staatsanwaltschaft von Saratoga ersparte einem geständigen Cannabisanbauer eine Gefängnisstrafe. John Chestnut, der behauptete, Marihuana anzubauen, um seine Beschwerden im Rahmen seiner Krebserkrankung zu lindern, nahm gemäß einer Vereinbarung mit der Bezirksstaatsanwaltschaft von Saratoga eine Bewährungsstrafe an.

Ihm drohten bis zu vier Jahren hinter Gittern. Er erhielt jedoch eine dreijährige Bewährungsstrafe und muss sich jeder Drogenbehandlung unterziehen, die vom Gericht empfohlen wird. Die Polizei hatte 25 1,80 große Pflanzen beschlagnahmt. Das Büro der Staatsanwaltschaft stimmte "im Interesse der Justiz" einer Reduzierung der Anklageschwere zu und wies draufhin, dass Chestnut keine Vorstrafen aufweise und sich in einem schlechtem Gesundheitszustand befinde.

Chestnut erklärte, dass 75 Prozent seines Magens durch den Krebses verlorengegangen sei. Nur Marihuana erweise sich als wirksam zur Appetitstimulierung. Er wurde am 8. September verhaftet, nachdem die Staatspolizei in einem Hubschrauber den Marihuanaanbau in einem Sumpf in der Nähe seines Hauses entdeckt hatte.

(Quelle: AP vom 14. Januar 2000)

Kurzmeldungen

Australien

Die Versammlung der Australischen Medizinischen Gesellschaft (AMA) von Viktoria wird im nächsten Monat einen Vorschlag zur Unterstützung einer Umstufung von Cannabis für die medizinische Verwendung beraten. Der Präsident der AMA von Viktoria Dr. Michael Sedgley erklärte, der Vorschlag würde wahrscheinlich angenommen. "Es (Cannabis) hat offensichtlich einen Platz bei der Linderung von Leiden und Schmerzen," sagte er. Der Premierminister von Neu-Süd-Wales Bob Carr hat im letzten Jahr eine Arbeitsgruppe zur Untersuchung des medizinischen Potentials von Cannabis eingesetzt, nachdem die AMA von Neu-Süd-Wales entsprechend gedrängt hatte.

(Quelle: The Age (Australien) vom 9. Januar 2000)

Kanada

Ein Aids-Patient aus Toronto, der sich das Recht zum Rauchen von Marihuana erkämpft hatte, fordert die Bundesregierung auf, ihn mit der Droge zu versorgen. Jim Wakeford und seine Anwälte streben eine gerichtliche Verfügung an, die die Regierung auffordert, ihm eine sichere und saubere Versorgung mit Marihuana zu gewähren. Ein Richter hatte ihm im letzten Jahr die Erlaubnis erteilt, Marihuana gegen Übelkeit und andere Nebenwirkungen der Aids-Behandlung zu rauchen. Allerdings kann jeder, der in diesem Zusammenhang die Droge kauft oder verkauft, gerichtlich belangt werden.

(Quelle: Toronto Star vom 21. Januar 2000)

UK

Ein Bericht der 'Police Foundation' (Polizei-Stiftung) wird im nächsten Monat eine Entkriminalisierung des Cannabiskonsums und eine fundamentale Veränderung der britischen Drogengesetze fordern. Die Befunde eines Komitees der Police Foundation, eine unabhängige Forschungsinstitution, die zum Teil vom Innenministerium finanziert wird, wird den Druck auf die Regierung erhöhen, seinen Ansatz in Drogenfragen zu überdenken. Das Komitee ist kein offizielles Organ, aber es wird als quasi-königliche Kommission angesehen. Den Vorsitz der Untersuchung führt Lady Runciman, ein ehemaliges Mitglied des Beratungskomitees der Regierung zum Drogenmissbrauch. Die Kommission arbeit seit zweieinhalb Jahren, um die gegenwärtigen Gesetze zu untersuchen.

(Quelle: The Economist vom 15. Januar 2000)