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IACM-Informationen vom 21. Juni 2003
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Wissenschaft USA â HIV-Patienten verwenden Cannabis hĂ€ufiger aus psychischen als aus körperlichen GrĂŒnden
Eine Umfrage des medizinischen Zentrums von San Mateo in Kalifornien fand, dass mehr HIV-Patienten Marihuana aus psychischen als aus körperlichen GrĂŒnden rauchten. 252 HIV-Patienten waren befragt worden, von denen 58 Patienten angegeben hatten, in den vergangenen vier Wochen Cannabis verwendet zu haben. Gefragt nach den wichtigsten GrĂŒnden fĂŒr den Konsum, gaben die meisten mehrere GrĂŒnde an. 57 Prozent erklĂ€rten, sie rauchten es zur Linderung von Angst und Depressionen, 52 gegen Ăbelkeit und Appetitlosigkeit, 28 Prozent zur Linderung von Schmerzen.
Dr. Cheryl Koopman, Professor fĂŒr Psychiatrie an der UniversitĂ€t von Stanford, erklĂ€rte, viele ihrer Kollegen seien von den Ergebnissen der Umfrage, die beim Kongress der Amerikanischen Gesellschaft fĂŒr Psychiatrie im Mai prĂ€sentiert worden waren, fasziniert gewesen. "Es gab ein groĂes Interesse", erklĂ€rte sie. "Wegen der IllegalitĂ€t von Marihuana gibt es einen Mangel an Forschung. Wir wissen nicht, ob die Selbstmedikation weit verbreitet ist. Das ist ein weiterer Grund zur DurchfĂŒhrung groĂer, wissenschaftlich konsequent durchgefĂŒhrter Studien."
Das medizinische Zentrum von San Mateo hat erfolgreich eine erste Runde klinischer Studien zur Untersuchung medizinischer Wirkungen von Cannabis bei HIV-Patienten durchgefĂŒhrt, aber Dr. Dennis Israelski, der leitende Forscher am medizinischen Zentrum, bemĂŒht sich noch um eine bundesbehördliche Genehmigung fĂŒr zwei weitere Studien. Die erste Runde der klinischen Studien konzentrierte sich auf die Wirkung von Marihuana auf die periphere Neuropathie, starke Schmerzen in den Beinen, die bei HIV-Patienten auftreten können. In den nĂ€chsten Studien will das Forschungsteam die Studie ausweiten, um mögliche Wirkungen auf Ăbelkeit, Magendarmstörungen und das bei HIV auftretende Wasting-Syndrom zu untersuchen.
(Quelle: San Francisco Examiner vom 12. Juni 2003)
USA â Kalifornische Ărzte werden angegriffen
Kalifornische Ărzte, die Cannabis nach der Proposition 215, dem kalifornischen medizinischen Marihuanagesetz, verschreiben, erklĂ€rten, dass sie das nĂ€chste Ziel von Gegnern einer medizinischen Verwendung von Cannabis geworden seien.
Die Polizei, Sheriffs und StaatsanwĂ€lte in ganz Kalifornien haben Beschwerden gegen mindestens neun Ărzte vorgebracht, die von der staatlichen Ărztekammer untersucht werden. Nach Angaben der Ărzte wurde keine der Untersuchungen durch Beschwerden eines Patienten, der Familie eines Patienten oder durch im Gesundheitswesen BeschĂ€ftigte initiiert. Die Ărztekammer untersucht Beschwerden gegen die Ărzte David Bearman, Frank Lucido und Marian Fry. Untersuchungen gegen die Ărzte Tod Mikuriya und William Eidelman sind im BĂŒro des Staatsanwalts anhĂ€ngig. Beschwerden gegen die Ărzte Stephen Ellis und Mike Alcalay wurden abgelehnt. Und zwei weitere, Robert Newport und Stephen Banister, sind auf BewĂ€hrung.
Hallye Jordan, eine Sprecherin von Generalstaatsanwalt Bill Lockyer dementierte, dass die Untersuchungen sich gegen Ărzte richten, die Cannabis empfehlen. "Sie haben nichts mir medizinischem Marihuana zu tun", erklĂ€rte Jordan. "Diese Untersuchungen befassen sich mit einem Mangel an angemessener Untersuchung, Diagnose und medizinischer Behandlung." Robert Elsberg, ein ehemaliger PrĂ€sident der kalifornischen Vereinigung der BetĂ€ubungsmittelbeamten, erklĂ€rte, dass viele Beamte glauben, dass die Proposition 215 von Patienten und Ărzten missbraucht werde.
Mikuriya weist daraufhin, dass die Ărztekammer niemals einen Standard fĂŒr ein medizinisches Vorgehen zur Beurteilung medizinischer Cannabispatienten entwickelt habe, was Ărzte Anklagen und Untersuchungen aussetze. Er hat der Ărztekammer im MĂ€rz einen Vorschlag fĂŒr solche Standards zugeschickt, erhielt jedoch keine Antwort. "Zur Zeit besteht funktionale Anarchie", erklĂ€rte er. Patienten und Ărzte seien WillkĂŒrakten lokaler Polizeichefs ausgeliefert.
(Quelle: San Francisco Bay Guardian vom 11. Juni 2003)
Wissenschaft Kanada â Erste kanadische Studie mit gerauchtem Cannabis abgesagt
Die stĂ€dtische Forschungsinitiative von Toronto (Community Research Initiative of Toronto, CRIT) kĂŒndigte am 19. Juni die Absage der ersten kanadischen klinischen Studie an, die die therapeutischen Wirkungen von gerauchtem Cannabis untersuchen sollte, ein direktes Ergebnis der Entscheidung des kanadischen Gesundheitsministeriums, die finanzielle UnterstĂŒtzung des Projektes einzustellen.
Die Studie sollte beurteilen, ob gerauchter Cannabis Ăbelkeit und Gewichtsverlust, die bei vielen Patienten mit HIV/Aids auftreten, lindern kann. Die Forschung sollte als Pilotstudie beginnen und insgesamt 32 Personen einschlieĂen. "Das Gesundheitsministerium hat die UnterstĂŒtzung fĂŒr ein wichtiges, bahnbrechendes Projekt gestrichen", erklĂ€rte Derek Thaczuk, Vorsitzender des wissenschaftlichen Komitees des CRIT. "Diese Kehrtwendung gegenĂŒber seinem frĂŒheren Engagement kam zu einer Zeit, als die Studie starten sollte, und zu einer Zeit, als das Gesundheitsministerium selbst die Notwendigkeit fĂŒr gut durchgefĂŒhrte wissenschaftliche Studien der gesundheitlichen Wirkungen von Marihuana proklamierte."
Das CRIT hat nicht die Geldmittel, um das Cannabisprojekt ohne finanzielle UnterstĂŒtzung durch das Gesundheitsministerium fortfĂŒhren zu können. Die Studie bedurfte einer mehr als dreijĂ€hrigen Entwicklung und Planung. Thaczuk fasst zusammen: "Am schmerzhaftesten ist die Tatsache, dass wir das Projekt aufgeben mĂŒssen, gerade als die ganze Arbeit begann, FrĂŒchte zu tragen."
(Quelle: Canada NewsWire vom 19. Juni 2003)
Kurzmeldungen
Kanada â Keine legale Basis fĂŒr Anklagen wegen Cannabisbesitz
Richter Steven Rogin vom Landgericht hielt die Entscheidung eines niedrigeren Gerichts aufrecht, nach dem es keine rechtliche Grundlage gebe, um den einfachen Besitz von Cannabis zu verbieten, da die Bundesregierung es versĂ€umt habe, einer Anordnung vom Juli 2000 nachzukommen, ein neues Gesetz fĂŒr den Umgang mit Marihuana zu schaffen. Im Januar hatte das Amtsgericht einen Teenager, der wegen Cannabisbesitz angeklagt worden war, freigesprochen. Gegen das Urteil war Berufung eingelegt worden, wurde jedoch nun von Richter Rogin bestĂ€tigt. Vertreter der Polizei von Ontario erklĂ€rten, dass sie keine MaĂnahmen gegen den Besitz von weniger als 30 Gramm Cannabis ergreifen werden, bis die rechtliche Situation geklĂ€rt ist. (Quelle: Canadian Press vom 10. Juni 2003)
Wissenschaft â Cannabis reduziert Opiatdosis
Drei FĂ€lle aus Kanada wurden im Journal of Pain and Symptom Management vorgestellt, nach denen Patienten, die an chronischen Schmerzen litten (multiple Sklerose, HIV-Neuropathie, RĂŒcken- und Beinschmerzen nach einem Unfall) in der Lage waren, ihre Opiatdosis durch die Verwendung von Cannabis erheblich zu reduzieren. Der Patient mit der HIV-Neuropathie konnte 360 mg lang wirkendes Morphium pro Tag innerhalb von vier Monaten auf 180 mg pro Tag und innerhalb von neun Monaten sogar auf Null reduzieren. (Quelle: Lynch ME, and Clark AJ. J Pain Symptom Manage. 2003 Jun;25(6):496-8)
GroĂbritannien â Sativex ist am Jahresende lieferbar
GW Pharmaceuticals erklÀrte am 19. Juni, dass Sativex, das einen Extrakt aus ganzen Cannabispflanzen enthÀlt, lieferbar ist, wenn die Genehmigung der Zulassungsbehörde (Medicines and Healthcare Products Regulatory Agency, MHRA) vorliege, und dass es am Ende des Jahres auf Rezept erhÀltlich sein sollte. (Quelle: Times Online vom 19. Juni 2003)
Wirtschaft â Dexanabinol
Die israelische Firma Pharmos Corporation erklĂ€rte am 10. Juni, dass es vom US-amerikanischen Patentamt eine Bewilligung fĂŒr eine Patentanmeldung in Bezug auf das synthetische und nicht-psychotrope Cannabinoid Dexanabinol erhalten habe. Die bewilligten AnsprĂŒche betreffen neue synthetische Dextrocannabinoide, inklusive mehrerer Derivate von Dexanabinol und ihre Verwendung bei der Behandlung von EntzĂŒndungen, neurodegenerativen Störungen, IschĂ€mien des Gehirns, Autoimmunerkrankungen und Schmerzen. Dexanabinol wird zurzeit klinisch als Behandlungsmethode bei traumatischen Hirnverletzungen und als vorbeugendes Mittel gegen BeeintrĂ€chtigungen der Hirnleistung nach Herzoperationen getestet. (Quelle: PresseerklĂ€rung von Pharmos vom 10. Juni 2003)
Wissenschaft â Immunsystem
Neue Forschung fand weitere Beweise, dass die Immunmodulation durch Cannabinoide verschiedene Mechanismen umfasst, die sowohl durch Cannabinoidrezeptoren vermittelt als auch rezeptorunabhÀngig sind. (Quelle: Faubert Kaplan BL, et al. J Pharmacol Exp Ther. 2003 Jun 12 [Elektronische Publikation vor dem Druck])
Wissenschaft â Erbrechen
Die brechreizhemmenden Wirkungen von THC gegen durch Cisplatin ausgelöstes Erbrechen werden offenbar durch die Aktivierung von CB1-Rezeptoren im Hirnstamm, im so genannten dorsalen vagalen Komplex, verursacht. Cisplatin ist eine Substanz, die in der Krebschemotherapie eingesetzt wird und hĂ€ufig starke Ăbelkeit und Erbrechen verursacht. (Quelle: Van Sickle MD, et al. Am J Physiol Gastrointest Liver Physiol. 2003 Jun 4 [Elektronische Publikation vor dem Druck])
Korrektur â Sodbrennen
In den IACM-Informationen vom 24. Mai berichteten wir von Wirkungen von THC auf einen Reflex, der zu einem RĂŒckfluss von MagensĂ€ure in die Speiseröhre fĂŒhren kann. FĂ€lschlich hatten wir berichtet, eine tierexperimentelle Studie habe gezeigt, dass dieser Reflex durch THC abgeschwĂ€cht werden kann. Richtig ist dagegen, dass er an IntensitĂ€t zunahm. (Quelle: Partosoedarso ER, et al. J Physiol 2003, May 16; [Elektronische Publikation vor dem Druck])