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IACM-Informationen vom 21. Januar 2006

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Großbritannien — Cannabis wird nicht umgestuft

Innenminister Charles Clarke erklärte am 19. Januar, dass Cannabis nicht wieder als Droge der Klasse B umgestuft werde. Er kündigte eine öffentliche Informationskampagne über die Gefahren des Cannabiskonsums an, wies jedoch daraufhin, dass die Umstufung in eine niedrigere Klasse nicht zu einer Zunahme des Konsums geführt habe. Er erklärte den Abgeordneten des Parlaments, dass er sich an einem Bericht des Komitees zum Drogenmissbrauch (Advisory Council on the Misuse of Drugs) orientiert habe.

David Blunkett, sein Vorgänger als Innenminister, hatte Cannabis von einer Droge der Klasse B zur Klasse C heruntergestuft. Seit die Umstufung, die Cannabisbesitz zu einem Vergehen, das in den meisten Fällen nicht zur Verhaftung führt, gemacht hatte, im Januar 2004 in Kraft trat, hatten Sorgen über einen Zusammenhang zwischen sehr starken Cannabissorten und Geisteskrankheiten zugenommen.

Herr Clarke erklärte, dass er eine große öffentliche Informationskampagne starten wolle, die betonen soll, dass Cannabis "alles andere als harmlos" sei. Er erklärte zudem, dass Richtlinien, die im November publiziert worden seien und Personen erlaubt hätten, bis zu einem halben Kilogramm Cannabis zum "Eigenkonsum" zu besitzen, geändert würden. "Ich möchte das Unterhaus darüber informieren, dass meine endgültige Entscheidung bei einer deutlich niedrigeren Grenze als bei den im gegenwärtigen Entwurf vorgeschlagenen 500 Gramm liegen wird," erklärte er. Er kündigte zudem eine neue Initiative zur Verhaftung von Cannabisproduzenten und Händlern an.

(Quelle: Times Online vom 19. Januar 2006)

Wissenschaft — Die Aktivierung des CB2-Rezeptors vermindert den Knochenverlust bei der Osteoporose

Wissenschaftler der Universität von Jerusalem untersuchten die Rolle des CB2-Rezeptors bei der Knochenbildung und dem Knochenverlust. Mäuse ohne CB2-Rezeptoren wiesen einen deutlich beschleunigten altersabhängigen Knochenverlust auf. Diese Mäuse waren zudem durch eine gesteigerte Aktivität der Osteoblasten (knochenbildende Zellen) und eine erhöhte Zahl von Osteoklasten (knochenresorbierende Zellen) charakterisiert. Der CB2-Rezeptor wird auf Osteoblasten, Osteoklasten und Knochenzellen (Osteozyten) gefunden.

Ein synthetisches Cannabinoid (HU-308), das spezifisch an den CB2-Rezeptor bindet, erhöhte die Zahl und Aktivität der Osteoblasten und reduzierte die Produktion von Osteoklasten. Das gleiche Cannabinoid verminderte den Knochenverlust, der durch die Entfernung des Eierstocks ausgelöst wurde, und stimulierte deutlich die Knochenbildung. Die Forscher schlossen, dass ihre Ergebnisse "zeigen, dass das Endocannabinoidsystem für den Erhalt der normalen Knochenmasse durch CB2-Signale auf Osteoblasten und Osteoklasten essenziell ist. Daher bietet der CB2-Rezeptor einen molekularen Angriffspunkt für die Diagnose und Behandlung der Osteoporose, die häufigste degenerative Erkrankung in den entwickelten Ländern."

(Quelle: Ofek O, Karsak M, Leclerc N, Fogel M, Frenkel B, Wright K, Tam J, Attar-Namdar M, Kram V, Shohami E, Mechoulam R, Zimmer A, Bab I. Peripheral cannabinoid receptor, CB2, regulates bone mass. Proc Natl Acad Sci U S A 2006;103(3):696-701)

USA — Der Kreis San Diego verklagt den kalifornischen Staat wegen seines medizinischen Cannabisgesetzes

Am 20. Januar reichte der Kreis San Diego eine Klage beim US-Distriktgericht in San Diego gegen den Staat Kalifornien ein, die ein kalifornisches Gesetz angreift, das den Cannabiskonsum für medizinische Zwecke legalisiert. John Sansone, einer der führenden Anwälte des Kreises, erklärte, es sei nicht bekannt, wann das Gericht mit der Anhörung beginnen werde. Die Klage bittet den Bundesrichter, darüber zu entscheiden, ob die Bundesgesetze, die den Cannabiskonsum für jedweden Zweck verbieten, schwere wiegen als das staatliche medizinische Cannabisgesetz. Sie bittet das Gericht, die Durchführung des kalifornischen Cannabisgesetzes zu verbieten.

Die amerikanische Bürgerrechtsbewegung (American Civivl Liberties Union) erklärte am 18. Januar, dass sie einen Brief an den Kreis vorbereite, in dem sie davor warnt, dass sie intervenieren würde, um den Kreis zu zwingen, das staatliche Cannabisgesetz, das von 55 Prozent der Wähler angenommen wurde, zu befolgen.

Die meisten Wähler des Kreises unterstützen das neun Jahre alte medizinische Marihuanagesetz und lehnen nach einer Umfrage, die am 9. Januar veröffentlicht wurde, die Pläne des Kreisrates ab, dagegen zu klagen. Die Telefonumfrage mit 500 zufällig ausgewählten Wählern des Kreises fand heraus, dass 67 Prozent der Teilnehmer das kalifornische medizinische Cannabisgesetz unterstützen. 70 Prozent erklärten, der Kreis solle das staatliche Gesetz befolgen.

(Quellen: North County Times vom 10. und 21. Januar 2006, Associated Press vom 19. Januar 2006)

Wissenschaft — THC wirksam gegen Nebenwirkungen der Chemotherapie, die nicht auf eine Standardbehandlung ansprechen

Wissenschaftler der Universität von Göttingen (Deutschland) behandelten sieben Patienten, die an einem bösartigen Hautkrebs (Melanom mit Lebermetastasen) litten, mit THC (Dronabinol). Alle Patienten hatten zuvor eine brechreizhemmende Standardbehandlung ohne adäquate Linderung erhalten.

Die Mehrzahl der Patienten gab eine signifikante Zunahme des Appetits und eine Abnahme der Übelkeit an. Diese Wirkungen hielten mehrere Wochen an und nahmen dann ab, als die Krankheit fortschritt und sich der Allgemeinzustand verschlechterte. Alle Patienten gaben einen leichten bis mäßig starken Schwindel an, was jedoch nicht zu einer Unterbrechung oder Beendigung der Therapie mit THC führte. Die Forscher schlossen daraus, dass "Appetitverlust und Übelkeit aufgrund von Lebermetastasen beim malignen Melanom in Einzelfällen" mit THC behandelt werden kann.

(Quelle: Zutt M, Hanssle H, Emmert S, Neumann C, Kretschmer L. Dronabinol zur supportiven Therapie metastasierter maligner Melanome mit Lebermetastasen. Hautarzt. 12. Januar 2006 [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])

Kurzmeldungen

Wissenschaft — Übelkeit in der Schwangerschaft

In Kanada wurde unter Schwangeren, die Cannabis zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen verwendeten, eine Umfrage durchgeführt. 59 der Teilnehmerinnen hatten Übelkeit und/oder Erbrechen während der Schwangerschaft erlebt. 40 hatten Cannabis verwendet, um diese Symptome zu lindern, und 37 (92,5 Prozent) beurteilten Cannabis als sehr wirksam oder als wirksam. (Quelle:Westfall RE, et al. Complement Ther Clin Pract. 2006 Feb;12(1):27-33)

Wissenschaft — Dickdarmentzündung

Die Hemmung des Anandamid-Abbaus oder seiner Wiederaufnahme hemmten die Dickdarmentzündung bei Mäusen und Ratten. Die Tiere wurden drei oder sieben Tage lang mit einer der Substanzen behandelt. Wiederaufnahmehemmer waren deutlich wirksamer als ein Hemmer des Anandamid-Abbaus. Die in den Tierstudien verwendeten Substanzen der erhöhten auch die Anandamid-Spiegel in Gewebeproben von Patienten mit ulzerativer Colitis (Colitis ulcerosa). (Quelle: D'Argenio G, et al. FASEB J. 10. Januar 2006 [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])

Wissenschaft — Gedächtnis

In dieser Studie wurden Ratten trainiert, einen Ton mit einem elektrischen Fußschock zu assoziieren. Es wurden frühere Beobachtungen bestätigt, nach denen Cannabinoide das Vergessen unangenehmer Erinnerungen beschleunigt. Diese Wirkung war durch den CB1-Rezeptor vermittelt. (Quelle: Pamplona FA, Takahashi RN. Neurosci Lett. 4. Januar 2006; [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])

Wissenschaft — Schizophrenie

Cannabidiol war nicht wirksam bei drei Patienten, die an einer behandlungsresistenten Schizophrenie litten. Alle Patienten erhielten in den ersten fünf Tagen ein Placebo, und vom 6. bis 35. Tag erhielten sie CBD (initial 40 mg oral, was auf 1280 mg/Tag gesteigert wurde). Am 36. Tag wurde die CBD-Behandlung beendet und fünf Tage durch ein Placebo ersetzt. Dann wurde für 15 Tage zu dem antipsychotischen Medikament Olanzapin gewechselt. Ein Patient zeigte eine geringe Besserung, aber zwei Patienten zeigten keinerlei Verbesserung während der CBD-Behandlung. (Quelle: Zuardi AW, et al. J Psychopharmacol 9. Januar 2006; [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])