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IACM-Informationen vom 20. Dezember 2008
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Wissenschaft — THC reduziert Rückfluss von Säure aus dem Magen
Forscher des akademischen medizinischen Zentrums von Amsterdam (Niederlande) untersuchten die Wirkungen von THC (Dronabinol) auf die Entspannung des unteren Speiseröhrensphinkters (des muskulären Rings am unteren Ende der Speiseröhre) und den Rückfluss von Säure aus dem Magen in die Speiseröhre (gastro-oesophagealer Reflux) bei Hunden und beim Menschen. Bei Hunden reduzierte Dronabinol dosisabhängig die Entspannungen des unteren Speiseröhrensphinkters und die Häufigkeit des Säurerefluxes, was durch einen CB1-Rezeptorantagonisten (SR141716A) aufgehoben wurde, was zeigt, dass diese THC-Wirkung durch den CB1-Rezeptor vermittelt wird.
Auf der Grundlage dieser Ergebnisse wurde eine Plazebo-kontrollierte Studie mit 18 gesunden Freiwilligen durchgeführt, die zu drei Gelegenheiten entweder ein Plazebo, 10 mg Dronabinol oder 20 mg Dronabinol erhielten. THC reduzierte signifikant die Zahl der Entspannungen des unteren Speiseröhrensphinkters und verursachte eine nicht signifikante Reduzierung der Episoden von Säurereflux in der ersten Stunde nach einer Mahlzeit. Der gastro-oesophageale Reflux ist ein Zustand, bei dem der untere Speiseröhrensphinkter unnormal entspannt ist und es erlaubt, dass der saure Mageninhalt zurück in die Speiseröhre fließt. Dies kann eine Ösophagitis, eine Entzündung der inneren Schicht der Speiseröhre, verursachen.
(Quelle: Beaumont H, Jensen J, Carlsson A, Ruth M, Lehmann A, Boeckxstaens GE. Effect of Delta(9)-tetrahydrocannabinol, a cannabinoid receptor agonist, on the triggering of transient lower oesophageal sphincter relaxations in dogs and humans. Br J Pharmacol, 6. Dezember 2008 [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])
Deutschland — Fagron hat eine exklusive Lizenz für den Import von Cannabis nach Deutschland
Medizinischer Cannabis wird in Deutschland durch Fagron Deutschland, ein Subunternehmen des belgischen Großhändlers für Medizinprodukte Arseus, verteilt, erklärte Arseus in einer Stellungnahme. Fagron Deutschland besitzt eine exklusive Lizenz für den Import und die Verteilung von medizinischem Cannabis in Deutschland. In der Stellungnahme heißt es weiter, dass Fagron Niederlande seit 2003 auf dem niederländischen Cannabismarkt aktiv sei. Fagron Niederlande ist für die Verteilung von Cannabis an niederländische Apotheken zuständig.
Die Verwendung der Pflanze als Medikament ist in Deutschland nicht legal. Allerdings hat das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte vier Personen eine Erlaubnis zum Erwerb von Cannabis aus einer Apotheke erteilt. Die Ausnahmen basieren auf der Empfehlung mehrerer Ärzte und ergingen erst, nachdem festgestellt worden war, dass keine andere Behandlung helfen würde.
Mehr unter:
http://www.reuters.com/article/rbssPharmaceuticals%20-%20Generic%20&%20Specialty/idUSL89274320081208
(Quelle: Reuters vom 8. Dezember 2008)
Kurzmeldungen
Wissenschaft — Multiple Sklerose
Eine spanische Gruppe von Wissenschaftlern untersuchte die Wirkungen eines synthetischen Cannabinoids (WIN55,212-2) auf ein Tiermodell der multiplen Sklerose. Sie fanden heraus, dass das Cannabinoid signifikant Gehirn-Adhäsionsmoleküle hemmte. Diese Moleküle regulieren die Wanderung von weißen Blutzellen durch die Bluthirnschranke bei der multiplen Sklerose. Dies könnte die entzündungshemmenden Wirkungen von THC bei der multiplen Sklerose erklären. (Quelle: Mestre L, et al. Mol Cell Neurosci, 19 November 2008 [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck]).
Wissenschaft — Lebertransplantation
Wissenschaftler der Universität von Michigan in Ann Arbor (USA) untersuchten die Wirkungen des Cannabiskonsums auf das Therapieergebnis nach einer Lebertransplantation, insbesondere auf das Überleben. Sie schlossen 155 Cannabiskonsumenten und 1334 Patienten, die keinen Cannabis konsumierten, ein. Cannabiskonsum hatte keinen signifikanten Einfluss auf das Überleben nach einer Lebertransplantation. (Quelle: Ranney DN, et al. Am J Transplant, 27. November 2008 [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])
USA — New Jersey
Gouverneur Jon S. Corzine erklärte, dass er eine Gesetzesvorlage, die die Verwendung von medizinischem Cannabis erlauben würde, unterstützen und unterzeichnen würde. Der Gesundheitsausschuss des staatlichen Senats nahm am 15. Dezember eine Gesetzesvorlage zu medizinischem Cannabis mit 6 zu 1 Stimmen an. Nun wird eine Abstimmung im Senat folgen. (Quelle: Press of Atlantic City vom 17. Dezember 2008)
Wissenschaft — Nierenschaden
Das nicht psychotrope Cannabinoid Cannabidiol (CBD) reduzierte im Tierversuch die durch Cisplatin induzierten Nierenschäden. Cisplatin wird bei Chemotherapien gegen Krebs verwendet. CBD reduzierte den oxidativen Stress, die Entzündung und den Zelltod in den Nieren und verbesserte die Nierenfunktion. Die Forscher folgerten, dass "Cannabidiol eine vielversprechende neue Strategie zum Schutz vor einer Cisplatin-induzierten Nierentoxizität darstellt". (Quelle: Pan H, et al. J Pharmacol Exp Ther, 12. Dezember 2008 [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])
Wissenschaft — Parodontitis
Nach einer Studie mit Ratten reduzierte Cannabidiol während einer experimentellen Parodontitis durch Hemmung entzündungsfördernder Zytokine die Knochenresorption. (Quelle: Napimoga MH, et al. Int Immunopharmacol, 11. Dezember 2008 [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])
Wissenschaft — Leberkrebs
Wissenschaftler der Universität von Palermo (Italien) zeigten, dass ein synthetisches Cannabinoid (WIN55,212-2) einen programmierten Zelltod von Leberkrebszellen verursachte. Dies weist auf ein therapeutisches Potenzial von Cannabinoiden bei Leberkrebs hin. (Quelle: Giuliano M, et al. Biochimie, 27. November 2008 [Elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])
Wissenschaft — Lungenkrebs
Eine Studie der Internationalen Agentur für Krebsforschung in Lyon (Frankreich) untersuchte die Wirkungen des Cannabisrauchens auf das Lungenkrebsrisiko bei 430 Patienten mit Lungenkrebs in Tunesien, Marokko und Algerien. Alle Cannabisraucher waren auch Tabakkonsumenten. Cannabiskonsum verdoppelte das Risiko für Lungenkrebs nach Berücksichtigung anderer Variablen. Die Forscher folgerten, dass "Cannabisrauchen ein Risikofaktor für Lungenkrebs sein könnte. Allerdings könnten eine Restbeeinflussung durch Tabakrauchen oder andere mögliche Einflüsse einen Teil des erhöhten Risikos erklären." (Quelle: Berthiller J, et al. J Thorac Oncol 2008;3(12):1398-403.)
Wissenschaft — Urintest
In einer Studie des US-amerikanischen Nationalen Instituts für den Drogenmissbrauch in Maryland (USA) wurden 60 regelmäßige Cannabiskonsumenten während einer 30-tägigen Zeit der Abstinenz überwacht und ihr Urin auf das Vorkommen von THC-COOH getestet. Es gab erhebliche Fluktuationen zwischen Tagen mit einem positiven Urintest und Tagen mit einem negativen Test während dieser Zeit und keine kontinuierliche Abnahme der THC-COOH-Konzentrationen. Die mittlere Anzahl der Tage bis zum ersten negativen Test (THC-COOH unter 50 ng/ml in einem Immunassay) betrug 3,2 Tage und die mittlere Anzahl der Tage bis zum letzten positiven Test betrug 15,4 Tage. (Quelle: Goodwin RS, et al. J Anal Toxicol 2008;32(8):562-9.)
USA — Kalifornien
Das Harborside-Gesundheitszentrum, eine von der Stadt lizenzierte Verteilungsstelle für medizinischen Cannabis, hat begonnen, seine Cannabisprodukte zu analysieren. Alle medizinischen Cannabisprodukte, die zur Verteilung durch das Harborside-Gesundheitszentrum akzeptiert werden, werden auf Sicherheit und Potenz getestet. (Quelle: Pressemitteilung des Harborside-Gesundheitszentrums vom 11. Dezember 2008)
Am 3. Dezember wurde das Thema der Legalisierung von Cannabis im marokkanischen Fernsehen diskutiert. Die wichtigste Frage war die nach der Möglichkeit, den Anbau von Cannabis hin zu therapeutischen und industriellen Verwendungsmöglichkeiten zu verändern. Eine Zusammenfassung der Diskussion ist verfügbar unter: http://www.encod.org/info/MOROCCO-OPENS-THE-DEBATE-ON.html (Quelle: ENCOD)
Wissenschaft Deutschland — Spice
Die neue Droge Spice, die im Internet als Kräutermischung zum Räuchern beworben wird, jedoch im Allgemeinen geraucht wird und ähnlich wie Cannabis wirkt, enthält nach einer Analyse eines Frankfurter Labors (THC Pharm) das synthetische Cannabinoid JWH-018. Kurz nach der Entdeckung der Wirksubstanz wurde Spice in Österreich verboten. (Quelle: Frankfurter Rundschau, THC Pharm)