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IACM-Informationen vom 2. Juni 2012

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Wissenschaft/Mensch — THC verlangsamte nicht das Fortschreiten der multiplen Sklerose in einer großen klinischen Langzeitstudie

THC-Kapseln verlangsamten nach einer großen britischen Studie, die von Dr. John Zajicek, Professor für Neurologie am Peninsula Kolleg für Medizin und Zahnmedizin der Universität Plymouth, Großbritannien, geleitet wurde, nicht das Fortschreiten der multiplen Sklerose (MS). Trotz vielversprechender Hinweise in einer früheren Studie mit einer Dauer von zwölf Monaten, fanden die Forscher, dass Patienten, die Kapseln mit THC einnahmen, nach einer dreijährigen Behandlung nicht besser abschnitten als Patienten, die ein Placebo erhalten hatten.

Die Forscher hofften, dass THC nicht nur Linderung der Spastik und Schmerzen bei einer MS-Erkrankung verschaffen würde, sondern auch eine wirkungsvolle Therapie der Erkrankung im sekundär progredienten Stadium sein könnte, wenn Patienten wenige Therapieoptionen haben. Die MS-Patienten wurden in der als CUPID-Studie (cannabinoid use in progressive inflammatory brain disease) bekannten Untersuchung sowohl mit einer Symptom-Skala durch einen Neurologen als auch durch eine Skala aufgrund ihrer eigenen Angaben beurteilt. "Insgesamt fand die Studie keine Beweise für die Unterstützung einer Wirkung von THC auf das Fortschreiten der MS in einer der Hauptendpunkte der Studie", erklärte Zajicek. Allerdings fand die Studie Hinweise auf eine nützliche Wirkung bei weniger beeinträchtigten Patienten. Da dies allerdings nur bei einer kleinen Gruppe von Patienten festgestellt wurde, war es unklar, wie stark der Effekt war. Die gesamte Studien-Population zeigte ein langsameres Fortschreiten der Erkrankung, als es erwartet worden war, was es schwieriger macht, einen Unterschied zwischen THC und Placebo festzustellen, erklärte das Forschungsteam. Die Ergebnisse der Studie sind bisher nicht in einer wissenschaftlichen Zeitschrift veröffentlicht.

Reuters vom 28. Mai 2012

Kurzmeldungen

USA — Präsident Obama war ein regelmäßiger Cannabiskonsument

Es stellt sich heraus, dass Präsident Barack Obama an der Universität ein regelmäßiger Cannabiskonsument war. Er gehörte zu einer Gruppe, die sich „Choom Gang“ nannte, wobei „choom“ ein Verb mit der Bedeutung „Marihuana rauchen“ ist. Dies geht aus Ausschnitten einer neuen Obama-Biografie von David Maraniss, Journalist bei der Washington Post, hervor.

Washington Post vom 25. Mai 2012

Wissenschaft/Mensch — Cannabis reduziert Sterblichkeitsrisiko bei psychotischen Störungen

Die Verwendung von Cannabis war in einer Studie mit 762 Personen mit psychischen Störungen mit einem reduzierten Sterblichkeitsrisiko assoziiert. Die Studienteilnehmer wurden über einen Zeitraum von 4-10 Jahren begleitet, innerhalb dessen 62 Personen starben. Das Mortalitätsrisiko war nach fünf und zehn Jahren bei Cannabiskonsumenten signifikant niedriger als bei Nichtkonsumenten. Die Autoren schrieben: "Wir beobachteten ein geringeres Mortalitätsrisiko bei Cannabis konsumierenden Patienten mit psychotischen Störungen verglichen mit Nichtkonsumenten, obwohl die Personen ähnliche Symptome aufwiesen und ähnliche Behandlungen erhielten.

Klinik für Psychiatrie, Behandlungsforschungsprogramm, Psychiatrie-Forschungszentrum von Maryland, Universität von Maryland, Baltimore, USA.

Koola MM, et al. J Psychiatr Res, 15. Mai 2012 [im Druck]

Italien — Erstes regionales Gesetz für medizinischen Cannabis

Das erste Gesetz Italiens für die medizinische Verwendung von Cannabis wurde vom Regionalparlament der Toskana angenommen. Das Gesetz soll die Verwendung von Medikamenten auf Cannabinoidbasis bei bestimmten Indikationen, wie beispielsweise multiple Sklerose, Depressionen oder Glaukom erleichtern, indem es den bürokratischen Aufwand und die Zeit bis zur Genehmigung reduziert. In Italien können Medikamente auf Cannabisbasis verschrieben und importiert werden, wie etwa Bedrocan-Cannabis aus den Niederlanden.

Adnkronos vom 3. März 2012

Der norwegische Verein für Cannabinoidmedikamente (Norsk forening for cannabinoidmedisin) wurde kürzlich gegründet und seine Webseite ist nun verfügbar: http://nfcm.no/

Quelle: persönliche Mitteilung.

Wissenschaft/Mensch — Die dritte Phase-III-Studie mit Sativex bei Krebsschmerzen beginnt

Das britische Unternehmen GW Pharmaceuticals kündigte den Beginn einer dritten Phase-III-Studie seines Cannabisextrakts Sativex in der Behandlung von Schmerzen bei Patienten mit fortgeschrittenem Krebs an. Diese und zwei weitere Studien werden mit dem Ziel durchgeführt, die Zulassung für diese Indikation durch die US-Behörden zu erhalten, und diese Daten werden vom Unternehmen ebenfalls für zukünftige Zulassungsanträge für diese Indikation in Europa und anderswo in der Welt verwendet. GW hatte zuvor den Beginn von zwei Phase-III-Studien mit 380 Patienten mit Krebsschmerzen angekündigt, die zurzeit laufen. Die gerade begonnene dritte Phase-III-Studie ist eine unterstützende Studie, die - falls notwendig - weitere Daten zu denen in den beiden ersten Studien liefern soll.

GW Pharmaceuticals vom 22. Mai 2012

Wissenschaft/Tier — Sowohl THC als auch Rimonabant zeigten antidepressive Wirkungen

In einer Studie mit Ratten waren sowohl THC als auch der Cannabinoidrezeptor-Antagonist Rimonabant wirksam in einem Tiermodell für Depressionen. THC aktiviert und Rimonabant blockiert den CB1-Rezeptor.

Abteilung für biomedizinische Wissenschaftlern, Medizinische Fakultät der Universität Nottingham, Großbritannien.

Elbatsh MM, et al. Pharmacol Biochem Behav, 24. Mai 2012 [im Druck]

Wissenschaft/Tier — CBD hemmt die Bildung neuer Blutgefäße bei Krebs

Cannabidiol (CBD) hemmt durch verschiedene Mechanismen die Bildung neuer Blutgefäße, was Angiogenese genannt wird, in Tumoren. Die Forscher folgerten: "Sein doppelter Effekt auf Tumor- und Endothelzellen stärkt die Hypothese, dass CBD eine potenziell wirksame Substanz in der Krebstherapie sein könnte."

Abteilung für biomedizinische, Computer- und Kommunikationswissenschaften, Universität von Insubria, Busto Arsizio, Italien.

Solinas M, et al. Br J Pharmacol, 25. Mai 2012 [im Druck]

Wissenschaft/Tier — Cannabinoide reduzieren neuropathische Schmerzen bei Diabetes

Bei Ratten, die an Typ-1- oder an Typ-2-Diabetes litten, reduzierte ein synthetisches Cannabinoid (WIN 55,212-2) neuropathische Schmerzen, indem es Cannabinoidrezeptoren im Gehirn und auf peripheren Nerven aktivierte. Die Autoren schrieben: "Cannabinoide, die auf systemische und/oder periphere Rezeptoren wirken, können als neue therapeutische Alternativen für die Symptombewältigung bei schmerzhaften Neuropathien in aufgrund von Typ-1- und Typ-2-Diabetes dienen."

Vera G, et al. Pharmacol Biochem Behav, 17. Mai 2012 [im Druck]

Wissenschaft/Zellen — CBD ist wirksam gegen Prostatakrebs-Zellen

Cannabidiol (CBD) und mehrere Cannabisextrakte reduzierten die Lebensfähigkeit von Prostatakrebszellen. Die Extrakte waren wirksamer als einzelne Cannabinoide. Die Autoren folgerten: "Diese Daten unterstützen eine klinische Testung von CBD gegen Prostatakrebs."

Endocannabinoid-Forschungsgruppe, Consiglio Nazionale delle Ricerche, Istituto di Cibernetica, Istituto di Chimica Biomolecolare Istituto di Biochimica delle Proteine, Italien.

De Petrocellis L, et al. Br J Pharmacol, 18. Mai 2012 [im Druck]

Wissenschaft/Tier — Cannabinoide reduzieren Schmerzen aufgrund von Krebschemotherapie

Eine schmerzhafte periphere Neuropathie ist eine dosislimitierende Komplikation der Chemotherapie. Cisplatin verursacht eine kumulative toxische Wirkung auf periphere Nerven, und viele Krebspatienten, die diese Substanz erhalten, erleiden Schmerzen. Bei Tieren verringerte die Injektion des Endocannabinoids Anandamid diese Schmerzen. Die Autoren schrieben, dass "diese Ergebnisse nahe legen, dass die pharmakologische Erleichterung der AEA-Signalgebung eine vielversprechende Strategie bei der Verringerung der Cisplatin assoziierten sensorischen Neuropathie darstellt".

Abteilung für diagnostische und biologische Wissenschaften und Neurowissenschaften, Universität von Minnesota, Minneapolis, USA.

Khasabova IA, et al. J Neurosci 2012;32(20):7091-101