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IACM-Informationen vom 2. April 2005
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Holland — Gesundheitsminister erwägt, den Verkauf von medizinischem Cannabis in Apotheken einzustellen
Gesundheitsminister Han Hoogervorst erwägt, den legalen Verkauf von medizinischem Cannabis in Apotheken einzustellen und das Büro für Medizinischen Cannabis zu schließen. In Reaktion auf Fragen aus der Tweede Kamer (vergleichbar dem deutschen Bundestag) erklärte er am 17. März, dass er nach dem Sommer über die Zukunft des Programms entscheiden will.
Die Fragen bezogen sich auf die Situation des Programms, dass im September 2003 mit dem Verkauf von Cannabis in Apotheken begonnen hat und im Jahre 2004 ein Minus von 400.000 Euro gemacht hat. Hoogervorst erklärte, dass ein solches Projekt in Zeiten von Budgetkürzungen für ein Auslaufen prädestiniert sei. Er merkte zudem an, dass die Ärzte einer Verschreibung von Cannabis nicht sehr positiv gegenüber stünden, und dass Patienten es vorziehen, ihn in Coffee-Shops zu kaufen.
Hoogervorst behauptete zudem, dass die medizinischen Eigenschaften von Cannabis nie bewiesen worden seien, und dass die Verwendung von Cannabis Nebenwirkungen, wie etwa Psychosen, verursachen könne. Das Büro für medizinischen Cannabis bekräftigte jedoch, dass Patienten von Cannabis profitieren, und dass Psychosen nur selten auftreten. Die PvdA (Partij van de Arbeid, Arbeitspartei) forderte den Minister auf, mehr Energie für den Erfolg des Programms aufzuwenden.
(Quellen: expatica.com vom 18. März 2005, De Volkskrant vom 18. März 2005, NRC Handelsblad vom 18 März 2005)
Wissenschaft — THC und Cannabis erhöhen die Nahrungsaufnahme bei HIV-Positiven mit Gewichtsverlust
Wissenschaftler der Columbia Universität in New York untersuchten die Wirkungen von 10, 20 und 30 mg oralem THC und Cannabiszigaretten unterschiedlicher Stärken (1,8, 2,8 und 3,9 Prozent THC) auf die Nahrungsaufnahme von zwei Gruppen HIV-positiver Cannabisraucher in acht 7-stündigen Einheiten. Eine Gruppe bestand aus 15 Personen mit signifikantem Verlust an Muskelmasse und die andere Gruppe aus 15 Personen ohne Verlust an Muskelmasse.
Die drei verschiedenen Cannabiszigaretten und die beiden niedrigeren THC-Dosen (10 und 20 mg) wurden gut vertragen, mit wenigen körperlichen Symptomen und einer signifikanten Zunahme der Einschätzung eines "guten Drogeneffekts", während die höchste THC-Dosis (30 mg) signifikante Nebenwirkungen bei einigen Teilnehmern verursachte. Sowohl THC, als auch Cannabis führte in der Gruppe mit Gewichtsverlust zu einer Zunahme der Kalorienaufnahme, während sich in der Kontrollgruppe kein solcher Effekt messen ließ. Die Wirkungen auf die geistige Leistungsfähigkeit waren gering.
Die Autoren schlossen, dass "sowohl Dronabinol (in akuten Dosen, die mindestens vier- bis achtmal so hoch sind wie die aktuellen Empfehlungen) als auch Marihuana bei erfahrenen Marihuanarauchern mit klinisch signifikantem Verlust an Muskelmasse eine deutliche und vergleichbare Zunahme der Nahrungsaufnahme verursacht, ohne dass Nebenwirkungen auftreten."
(Quelle: Haney M, et al. Dronabinol and marijuana in HIV+ marijuana smokers: acute effects on caloric intake and mood. Psychopharmacology 2005 Mar 19; [Elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])
Wissenschaft — Orales THC soll Psychose auslösen
Eine Studie von Forschern der Universität von Lausanne (Schweiz) mit oralem THC bei acht gesunden Freiwilligen, von denen zwei psychotische Reaktionen für einige Stunden nach der Einnahme entwickelten, führte zu einiger Aufmerksamkeit in den Medien. Die Presseagentur Reuters meldete: "Oraler Cannabis verursacht Psychose in niedriger Dosierung". Allerdings erhielten die Personen keine niedrigen THC-Dosen und sie entwickelten keine Psychose, sondern psychotische Reaktionen wie Angst und Wahnvorstellungen, bekannte Nebenwirkungen einer Cannabiseinnahme.
Die Teilnehmer der Studie waren gelegentliche Cannabiskonsumenten. Sie erhielten entweder 20 mg orales THC (Marinol) oder eine orale Cannabiszubereitung, die im Durchschnitt entweder 15,8 oder 45,7 mg THC enthielt. In der Studie sollte die psychomotorische Beeinträchtigung und die Fahrtüchtigkeit nach Cannabiskonsum untersucht werden. Bei den zwei Fällen, die psychotische Symptome entwickelten, handelte es sich um 22 Jahre alte Männer, die 20 mg THC oder eine Cannabiszubereitung mit 16,5 mg THC erhalten hatten. In beiden Fällen, verschwanden die psychischen Nebenwirkungen innerhalb einiger Stunden nach der Einnahme.
Die Forscher drückten ihre Überraschung über die Angst auslösenden Wirkungen von THC aus, die jedoch gut bekannt sind. Im Allgemeinen beginnen klinische Studien mit Einzeldosen von 2,5 oder 5 mg THC, selten mit 10 mg THC, um die passende und tolerierte Dosis zu ermitteln und starke Nebenwirkungen zu vermeiden. Die tolerierte Dosis variiert stark zwischen verschiedenen Personen. Nur bei gewohnheitsmäßigen Konsumenten können höhere Eingangsdosen verwendet werden. In den jüngsten klinischen Studien variierten die tolerierten Dosen zwischen 5 und etwa 100 mg THC pro Tag.
(Quellen: Reuters vom 1. April 2005, BBC News vom 1. April 2005, Favrat B, et al. Two cases of "cannabis acute psychosis" following the administration of oral cannabis. BMC Psychiatry 2005;5:17)
Kurzmeldungen
Zwei chilenische Parlamentsabgeordnete planen die Einbringung eines Gesetzes zur Legalisierung von medizinischem Cannabis, nachdem die Verhaftung einer vermögenden Großmutter und eines pensionierten Ökonoms wegen des Anbaus der Droge zu medizinischen Zwecken eine nationale Diskussion ausgelöst hatte. Laura Soto von der Partei für Demokratie, die Teil der regierenden Mitte-Links-Regierung ist und ihr Parteikollege Antonio Leal erklärten, sie würden ihre Gesetzesvorlage in den kommenden Tagen einbringen. Der Vorschlag würde Cannabis in Apotheken verfügbar machen und Personen, die Cannabis für die persönliche medizinische Verwendung anbauen, straffrei stellen. Eine der verhafteten Personen ist Maria Luisa Velasco, die Exfrau eines ehemaligen Senators. (Quelle: Reuters vom 28. März 2005)
Wissenschaft — Synergistische Wirkungen bei Schmerzen
Australische Wissenschaftler untersuchten mögliche synergistische und additive Wirkungen eines Cannabinoids (CP55,940), von Morphium und Dexmedetomidin in akuten Schmerzmodellen bei Mäusen. Synergistische, mehr als additive Wechselwirkungen wurden zwischen dem Cannabinoid und Dexmedetomidin im heißen Plattentest (hot plate test), sowie zwischen dem Cannabinoid und Morphium im heißen Plattentest und im Schwanzwegzieh-Test (tail flick test) gefunden. (Quelle: Tham SM, et al. Br J Pharmacol 2005;144(6):875-84.)