- Veröffentlicht
- Zuletzt aktualisiert
- Lesezeit
IACM-Informationen vom 19. Juli 2003
- Authors
Kanada â Regierung ist gezwungen, Cannabis an Patienten zu verteilen
Am 9. Juli kĂŒndigte die kanadische Regierung einen Plan an, nach dem Cannabis regelmĂ€Ăig an 582 Personen, denen die Verwendung der Droge von der Regierung zu medizinischen Zwecken erlaubt ist, verteilt werden soll.
Tausende von Kanadiern suchen bereits so genannte "Compassion Klubs" auf, die Cannabis an Personen mit einer Àrztlichen Bescheinigung, nach der ihnen die Droge bei ihrer Erkrankung hilft, abgeben. Die Polizei hat gelegentlich einige dieser Klubs durchsucht und Cannabis beschlagnahmt. Im Allgemeinen funktionieren sie jedoch öffentlich und werden toleriert.
Die Entscheidung der Regierung, Marihuana an Schwerkranke abzugeben, wurde durch eine Entscheidung des obersten Gerichts von Ontario erzwungen, nach der die Regelungen zum Zugang zu Marihuana verfassungswidrig sind, weil sie den Patienten kein legales Verteilungssystem bieten. Die Regierung hat Berufung gegen das Urteil eingelegt, und Gesundheitsministerin Anne McLellan, die der medizinischen Marihuanaverwendung skeptisch gegenĂŒber steht, hat angedeutet, dass die Verteilung beendet wird, wenn ihr Ministerium die Berufungsverhandlung gewinnt.
1.650 Beutel Cannabis sind bereits abgepackt und fertig zum Verkauf. Die Regierung hat erklĂ€rt, die Droge ĂŒber Ărzte verteilen zu wollen, aber die kanadische medizinische Gesellschaft hat ihren Ărzte dringend empfohlen, nicht daran teilzunehmen. Die Ărztevertretung erklĂ€rte, Ărzte seien dann durch Gewalt oder EinbrĂŒche durch Menschen, die Cannabis suchen, bedroht.
Das Marihuana soll 5 kanadische Dollar (3,70 US-Dollar, 3,20 Euros) pro Gramm kosten, etwa die HĂ€lfte des StraĂenpreises. 30 Samen zum Selbstanbau sollen 30 kanadische Dollar kosten. Cindy Cripps-Prawak, Direktorin des BĂŒros fĂŒr medizinischen Zugang, erklĂ€rte, das Cannabis habe einen THC-Gehalt von 20 Prozent.
Frau Cripps-Prawak verlieà ihr Amt am 11. Juli. Zuvor hatte Dr. Greg Robinson, der auch ein Aids-Patient ist, den Beirat des Gesundheitsministeriums verlassen. Er erklÀrte, ihm sei nun klar, dass Gesundheitsministerin Anne McLellan Cannabis nicht an Kranke, die es brauchen, abgeben will.
(Quellen: New York Times vom 10. Juli 2003, Reuters vom 10. Juli 2003, Associated Press vom 10. Juli 2003, Canadian Press vom 16. Juli 2003)
USA â Berufungsverfahren vor dem höchsten Gericht: Bundesregierung will Ărzte bestrafen, die Cannabis empfehlen
Die Bush-Administration hat den Supreme Court gebeten, Bundesbehörden die Erlaubnis zur Bestrafung von Ărzten zu geben, die ihren Patienten Marihuana empfehlen. Die Regierung möchte den Ărzten, die ihren Patienten sagen, dass Cannabis ihnen helfen kann, die Zulassung entziehen.
Am 7. Juli haben AnwĂ€lte des Justizministeriums das höchste Gericht gebeten, das Thema in seiner nĂ€chsten Session, die im Oktober beginnt, aufzugreifen. Die Bush-Administration, die einen harten Kurs gegen die medizinischen Marihuana-Gesetze eingeschlagen hat, bat das Gericht, ein Urteil eines kalifonischen Berufungsgerichts aufzuheben, nach dem die vorgeschlagenen Strafen die Freiheit der Rede von Ărzten und Patienten verletzen wĂŒrde.
In seiner Entscheidung von Oktober 2002 habe das US-Berufungsgericht in San Francisco "Ărzte wirkungsvoll eine Lizenz erteilt, Patienten mit verbotenen Substanzen zu behandeln," und sich in die Befugnis der Regierung eingemischt, "das Gesetz in einem Bereich von vitaler Bedeutung fĂŒr die öffentliche Gesundheit und Sicherheit durchzusetzen", schrieben die AnwĂ€lte des Justizministeriums Mark Stern und Colette Matzzie.
Diese Berufung "ist ein Zeichen, dass diese Administration alles tun wird, was sie kann, um den Willen der WÀhler Kaliforniens und vieler anderen Staaten zu bekÀmpfen", erklÀrte Graham Boyd, ein Anwalt der American Civil Liberties Union.
(Quellen: San Francisco Chronicle vom 11. Juli 2003, Associated Press vom 11. Juli 2003)
Kurzmeldungen
GroĂbritannien â 86 Prozent unterstĂŒtzen medizinische Verwendung
Nach einer Umfrage durch den Wirtschafts- und Sozialforschungsrat (ESRC, Economic & Social Research Council) unterstĂŒtzen 41 Prozent der Briten die Legalisierung von Cannabis, gegenĂŒber 12 Prozent im Jahre 1983. Die meisten (86 Prozent) sind dafĂŒr, dass Cannabis von Ărzten zu medizinischen Zwecken verschrieben werden darf. Es waren etwa 1.000 Personen aus England und Wales und 1.600 aus Schottland befragt worden. (Quelle: Pressemitteilung des ESRC vom 15. Juli 2003)
Wissenschaft â CBD wirkt nervenschĂŒtzend
Die mögliche Wirksamkeit von Cannabidiol (CBD), ein nicht-psychotroper Bestandteil von Cannabis, beim Schutz vor SchĂ€den durch zerebrale IschĂ€mie, eine Mangelversorgung des Gehirns mit Blut oder Sauerstoff, wurde von einer Gruppe von italienischen Forschern der UniversitĂ€t Mailand bei WĂŒstenspringmĂ€usen untersucht. Verschiedene Mengen CBD wurden 5 Minuten, nachdem der Blutfluss zum Gehirn fĂŒr 10 Minuten unterbrochen worden war, gegeben. Den mit CBD behandelten Tiere ging es in den folgenden Tagen wesentlich besser als den Unbehandelten, und es war bei Ihnen kein Untergang von bestimmten Nervenzellen aufgetreten. Der nervenschĂŒtzende Effekt war bei den mit 5 mg/kg behandelten Tieren am gröĂten. Die Autoren folgerten: "Diese Befunde legen eine potenzielle therapeutische Rolle von Cannabidiol bei der zerebralen IschĂ€mie nahe, obwohl der genaue Mechanismus noch aufgedeckt werden muss." (Quelle: Braida D, et al. Neurosci Lett. 2003 Jul 31;346(1-2):61-4.)
USA â Scott Imler
Der Leiter einer Verteilungsstelle fĂŒr medizinisches Marihuana plĂ€dierte am 15. Juli schuldig, Cannabis abgegeben zu haben. Scott Imler, PrĂ€sident des Los Angeles Cannabis Resource Center, droht eine Strafe von 20 Jahren GefĂ€ngnis. Es wird jedoch erwartet, dass er weniger erhalten wird. US-Distrikt-Richter A. Howard Matz hat den Termin fĂŒr das Urteil auf den 24. November festgelegt. Bundesbeamten fĂŒhrten im Oktober 2001 eine Razzia in der Verteilungsstelle durch und beschlagnahmten Computer, Finanzdokumente, 400 Cannabispflanzen und medizinische Unterlagen von etwa 3.000 aktuellen und ehemaligen Patienten. (Quelle: Associated Press vom 16. Juli 2003)