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IACM-Informationen vom 17. September 2005
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IACM — Neues bei der IACM-Konferenz an der Universität von Leiden
Vom 9. bis 10. September führte die IACM ihre dritte Konferenz zu Cannabinoiden in der Medizin durch. Hier sind einige Auszüge aus den Vorträgen.
(1) Cannabis bei multipler Sklerose: Britische Forscher haben Ergebnisse einer Langzeitstudie mit einem Cannabisextrakt (Sativex) bei multipler Sklerose vorgestellt. Die Patienten litten an mindestens einem der folgenden Symptome: Spastik, Krämpfe, Blasenprobleme, Muskelzittern oder Schmerzen. 137 Patienten nahmen an der Langzeitstudie teil (mittlere Dauer: 434 Tage, Spanne: 21 bis 814 Tage). Diese folgte auf eine sechswöchige Akutstudie mit 160 Patienten. Die mittleren maximalen Tagesdosen betrugen in der Akutstudie jeweils 37,5 mg THC und 37,5 mg CBD. 66 Patienten mit Spastik beendeten 82 Behandlungswochen. Vor Beginn der Akutstudie betrug der mittlere Spastikwert dieser Gruppe 69,5 mm auf einer visuellen Analogskala, der sich auf 34,2 beim Beginn der Langzeitstudie reduziert hatte und nach 82 Wochen 31,8 betrug. In dieser Gruppe hatte sich die tägliche THC-Dosis im Laufe der Behandlung geringfügig von 30 mg auf 25 mg reduziert. Diese Studie zeigt, dass therapeutische Wirkungen von Cannabis auf die Spastik bei der multiplen Sklerose offensichtlich langzeitig erhalten bleiben, ohne Zeichen einer Toleranzentwicklung. (Abstract von Robson et al.)
(2) Cannabis bei Neuropathie: Wissenschaftler der Universität von Kalifornien stellten Ergebnisse einer klinischen Studie mit gerauchtem Cannabis bei 50 Patienten mit schmerzhafter peripherer Neuropathie bei HIV vor. Die Teilnehmer rauchten dreimal täglich fünf Tage lang eine Cannabiszigarette oder eine Plazebo-Zigarette. 13 der 25 Patienten, die Cannabiszigaretten erhalten hatten, berichteten von einer Reduktion der Schmerzen um mehr als 30 Prozent, verglichen mit 6 von 25 Patienten in der Placebo-Gruppe. Die Schmerzreduzierung war in der Gruppe, die Cannabis erhalten hatte, größer (34 Prozent) als in der Kontrollgruppe (16,7 Prozent). Die Wissenschaftler schlossen daraus, dass die Stärke der Wirkung auf neuropathische Schmerzen etwa der Stärke entspricht, wie sie bei Gabapentin, einem häufig verwendeten Medikament bei HIV-Neuropathie, beobachtet wird. (Abstract von Abrams et al.)
(3) Cannabidiol (CBD) bei Schizophrenie: Wissenschaftler der Universität Köln stellten Ergebnisse ihrer Studie vor, die die Wirkungen von CBD und Amisulprid (ein etabliertes antipsychotisches Medikament) bei 42 Patienten mit akuter Schizophrenie verglich. Die Hälfte von ihnen erhielt vier Wochen lang täglich 800 mg orales CBD. CBD reduzierte verglichen mit dem Ausgangszustand signifikant die psychopathologischen Symptome der akuten Psychose. Es gab keinen statistischen Unterschied beim Behandlungseffekt zwischen den beiden Gruppen. Cannabidiol verursachte allerdings signifikant weniger Nebenwirkungen als Amisulprid. (Abstract von Leweke et al., persönliche Mitteilung)
(Quelle: Abstract-Buch, erhältlich zum Herunterladen auf der IACM-Internetseite, www.cannabis-med.org)
USA — Der Cannabiskonsum junger Menschen nahm in Staaten, die die medizinische Verwendung von Cannabis legalisiert haben, nicht zu
In den 10 Staaten, die innerhalb der vergangenen 10 Jahre die medizinische Verwendung von Cannabis erlaubt haben, nahm der Cannabiskonsum bei Jugendlichen deutlich ab. Dies ist das Ergebnis einer neuen Studie, die vom Marijuana Policy Project unterstützt und veröffentlicht wurde. Die Autoren Mitch Earleywine, Psychologieprofessor an der Universität von New York, und Karen O'Keefe, ein Rechtsberater des Marijuana Policy Projects, analysierten für ihren Bericht Statistiken des Bundes und der Länder.
Wenn die Diskussion über medizinischen Cannabis auch oft durch Sorgen über den zunehmenden Drogenkonsum bei jungen Menschen überschattet wird, so unterstützt der Bericht diese Annahme nicht. Die Studie zeigt, dass der Cannabiskonsum im Allgemeinen in allen Staaten in gleichem Maße abgenommen hat, inklusive der Staaten, die die medizinische Verwendung erlauben. Die wichtigsten Ergebnisse der Studie sind: In keinem Staat, der ein medizinisches Cannabisgesetz verabschiedet hat, wurde nach Verabschiedung des Gesetzes eine Zunahme des Cannabiskonsums bei Jugendlichen beobachtet. Die Abnahme des jugendlichen Cannabiskonsums in Staaten mit medizinischen Cannabisgesetzen fiel etwas deutlicher aus als die Abnahme im gesamten Land.
In den Vereinigten Staaten gaben im Jahre 2003 verglichen mit 1996 etwa 43 Prozent weniger der Schüler in der achten Klasse und 9 Prozent weniger in der 12. Klasse an, dass sie in den vergangenen 30 Tagen die Droge konsumiert hatten. In Kalifornien, das die medizinische Verwendung von Cannabis im Jahre 1996 erlaubt hatte, nahm der Konsum im letzten Jahr bei den Schülern der 9. Klasse um die Hälfte und bei den Schüben der 11. Klasse um ein Viertel ab. In anderen Staaten mit medizinischen Cannabisgesetzen wurden ebenfalls unterschiedlich starke Verringerungen des jugendlichen Cannabiskonsums beobachtet.
Die Autoren des Berichts stellten fest, dass im Gegensatz zu weit verbreiteten Vorurteilen, Jugendliche Cannabis zunehmend als "eine Behandlung für schwere Erkrankungen betrachten, die einen vorsichtigen und sorgfältigen Umgang verlangt, und nicht als ein Spielzeug". Tom Riley, ein Sprecher des Bundesbüros für nationale Drogenkontrollpolitik, erklärte, die Abnahme des jugendlichen Drogenkonsums im gesamten Land basiere auf den Anti-Drogen-Werbekampagnen der vergangenen Jahre, und dass alle Amerikaner "froh sein sollten, dass der jugendliche Drogenkonsum abnimmt ".
(Quellen: United Press International vom 7. September 2005, Los Angeles Times vom 8. September 2005)
Kanada — Das Gesundheitsministerium möchte Cannabis im nächsten Jahr in die Apotheken bringen
Der immer wieder verschobene Plan des Gesundheitsministeriums, zertifizierten Cannabis in Apotheken zu verkaufen, soll im nächsten Jahr wieder aufgegriffen werden. Das Pilotprojekt soll medizinischen Cannabis in einigen Apotheken lagern, damit es an berichtigte Patienten abgegeben werden kann. Kanada wäre dann das zweite Land nach den Niederlanden, das Cannabis in Apotheken verkaufen würde.
Das Ministerium sucht einige städtische und ländliche Apotheken, um im ersten Vierteljahr des Jahres 2006 mit dem Pilotprojekt beginnen zu können, erklärte sein Sprecher Christopher Williams. "Idealerweise würden wir es gern in mehr als einer Provinz starten," erklärte Williams in einem Interview. Nach einem internen Dokument des Gesundheitsministeriums könnte es bis zu drei Jahre dauern, bevor das nationale Apotheken-Verteilungsprogramm eingerichtet ist.
Zur Zeit gibt es 943 Personen, die Cannabis aus medizinischen Gründen besitzen dürfen, nachdem ein Arzt bescheinigt hat, dass die üblichen Medikamente nicht ausreichend wirken. Von diesen besitzen 695 die Erlaubnis, die Pflanze selbst anzubauen. Weiteren 77 Personen hat das kanadische Gesundheitsministerium die Erlaubnis erteilt, sie für andere Patienten anzubauen. Einige der berechtigten Patienten erhalten Cannabis vom Gesundheitsministerium. Ein Beutel mit 30 Gramm getrockneter Blüten kostet 150 kanadische Dollar (etwa 100 €).
(Quelle: Canadian Press vom 13. September 2005)
Kurzmeldungen
IACM — Roger Pertwee neuer Vorsitzender
Dr. Roger Pertwee, Professor an der Universität von Aberdeen (Schottland), wurde bei der Mitgliederversammlung der IACM am 9. September zum neuen Vorsitzenden der IACM gewählt. Der Vorsitz wurde von Dr. Raphael Mechoulam, der in den letzten zwei Jahren den Vorsitz inne hatte, an Dr. Pertwee übergeben.
Großbritannien — Atemwegserkrankungen
Wissenschaftler des Imperial College in London suchen Freiwillige, um zu untersuchen, ob ein Cannabisextrakt (Sativex) das Gefühl der Luftnot lindern kann, das durch verschiedene Erkrankungen der Atemwege verursacht wird. Das Team sucht Freiwillige im Alter zwischen 50 und 70 Jahren, die keine Atemprobleme haben. Die Studie dauert zwei Morgen an zwei verschiedenen Tagen. Sie wird im Charing-Cross-Hospital in London durchgeführt. Interessierte können sich unter der Telefonnummer 02088461234 registrieren lassen. (Quelle: ScienceDaily Magazine vom 4. September 2005)
USA — Medizinischer Cannabis und Arbeitsplatz
Gerichte in Kalifornien und Oregon entscheiden über die Frage, ob Arbeitgeber Beschäftigte entlassen dürfen, die Cannabis aus medizinischen Gründen verwenden, wenn sie bei Drogenscreenings positiv auf Cannabis testen. Der oberste Gerichtshof von Oregon erklärte, dass er das Urteil eines Berufungsgerichts überprüfen will, dass nahe legt, dass Arbeitgeber Beschäftigte, die medizinischen Cannabis verwenden, tolerieren sollten. Im Gegensatz zu diesem Urteil hat ein kalifornisches Berufungsgericht am 7. September entschieden, dass die Entlassung eines Beschäftigten, der positiv auf Cannabis testet, nicht gegen das Gesetz verstößt, auch wenn der Beschäftigte nachweisen kann, dass er den Cannabis zu medizinischen Zwecken verwendet. (Quellen: Associated Press vom 15. September 2005, Metropolitan News-Enterprise vom 8. September 2005)