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IACM-Informationen vom 17. Dezember 2011
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IACM — Roger Pertwee mit angesehener Medaille geehrt
Prof. Roger Pertwee, ehemaliger Vorsitzender der IACM und langjähriges Mitglied des Vorstandes, Neuropharmakologe an der Universität von Aberdeen (Großbritannien), wurde wegen seines außergewöhnlichen Beitrages zur Pharmakologie mit einer prestigeträchtigen Medaille geehrt. Roger Pertwee, ein international anerkannter Cannabinoidwissenschaftler ist der 19. Empfänger der Wellcome Gold Medal, die alle zwei Jahre von der Britischen Pharmakologischen Gesellschaft verliehen wird. Unter den früheren Empfängern der Medaille sind drei Nobelpreisträger. Roger Pertwee erklärte: "Ich bin erfreut und fühle mich sehr geehrt, diese Medaille durch eine solch angesehene Gesellschaft verliehen bekommen zu haben, besonders weil sie mit pharmakologischen Leistungen zusammenhängt, in meinem Fall vor allem im Bereich der Cannabinoidpharmakologie."
Prof. Pertwees Arbeit basiert auf pharmakologischer Forschung zu Pflanzencannabinoiden, die er im Jahr 1968 an der Universität Oxford begann und weiterführte, als er 1974 nach Aberdeen umzog. Er besitzt drei Abschlüsse von der Universität Oxford: MA (in Biochemie), Dr. phil. (in Pharmakologie) und Dr. rer. nat. (in physiologischen Wissenschaften). Er ist Professor für Neuropharmakologie der Universität von Aberdeen, Direktor für Pharmakologie von GW Pharmaceuticals, Co-Vorsitzender des Unterkomitees für Cannabinoidrezeptoren der Internationalen Vereinigung für Pharmakologie (IUPHAR), Koordinator der Interessengruppe Cannabinoide der Britischen Pharmakologischen Gesellschaft und Gastprofessor an der Universität von Hertfordshire. Er war Vorsitzender der internationalen Arbeitsgemeinschaft für Cannabinoidmedikamente (IACM; 2005-2007) und Präsident der Internationalen Gesellschaft für Cannabinoidforschung (ICRS; 1997-1998; 2007-2008) und ist gegenwärtig internationaler Sekretär der ICRS und Mitglied des Vorstandes der IACM. Er war in 2002 Empfänger des Mechoulam-Preises "für seine hervorragenden Beiträge zur Cannabinoidforschung".
Mehr unter:
http://www.abdn.ac.uk/news/details-11135.php
(Quelle: Pressemitteilung der Universität Aberdeen vom 7. Dezember 2011)
Wissenschaft — Cannabis beeinflusst Blutspiegel von Appetit-Hormonen bei Menschen mit HIV
Wissenschaftler des Zentrums für medizinische Cannabisforschung (Center for Medicinal Cannabis Research, CMCR) der Universität von Kalifornien in San Diego (USA) untersuchten im Rahmen einer placebokontrollierten Studie mit HIV-Patienten, die an neuropathischen Schmerzen litten, unter anderem die Wirkungen von Cannabis auf Appetithormone. In die ursprüngliche, bereits veröffentlichte klinische Studie waren insgesamt 28 Patienten aufgenommen worden, bei denen die Wirkung von gerauchtem Cannabis auf ihre Schmerzen untersucht worden war. Von diesen waren sieben ausgewählt worden, um in einem kreuzkontrollierten Design die Blutkonzentrationen der Hormone Leptin, Ghrelin, Peptid YY und Insulin nach der Exposition mit Cannabis und Plazebo zu untersuchen. Es ist bekannt, dass Leptin den Appetit hemmt, unter anderem als Gegenspieler des Endocannabinoids Anandamid. Ghrelin ist ebenfalls ein Gegenspieler von Leptin. Peptid YY wird in Reaktion auf Nahrungsaufnahme freigesetzt und reduziert den Appetit.
Verglichen mit Plazebo war die Gabe von Cannabis mit einer signifikanten Zunahme der Blutspiegel von Ghrelin und Leptin sowie mit einer Reduzierung von Peptid YY assoziiert, während die Insulinspiegel nicht signifikant beeinflusst wurden. Die Autoren stellten fest, dass "cannabisbezogene Veränderungen dieser Hormone eine Größenordnung hatten, wie sie bei der Nahrungsaufnahme im Verlauf eines Tages bei normalen Freiwilligen beobachtet wurden, was eine physiologische Relevanz nahe legt". Sie folgerten, dass "diese Befunde konsistent mit der Modulation von Appetithormonen, vermittelt durch endogene Cannabinoidrezeptoren, sind, unabhängig vom Glukosestoffwechsel".
(Quelle: Riggs PK, Vaida F, Rossi SS, Sorkin LS, Gouaux B, Grant I, Ellis RJ. A pilot study of the effects of cannabis on appetite hormones in HIV-infected adult men. Brain Res, 7. November 2011 [im Druck])
Kurzmeldungen
Spanien — Baskische Regierung für Legalisierung
Das Parlament der autonomen Region Baskenland wird in den ersten Monaten des Jahres 2012 einen Gesetzentwurf zur Drogenabhängigkeit annehmen, das "den Anbau, den Verkauf und den Konsum von Cannabis" regeln soll. Jesus Maria Fernandez von der baskischen Gesundheitsbehörde erklärte gegenüber einer Presseagentur: "Es ist besser zu regulieren als zu verbieten. Der führende Vertreter der Gesundheitsbehörde, Rafael Bengoa, erklärte: "Wir wollen keine Prohibitionisten sein." (Quelle: ANSAmed vom 12. Dezember 2011)
USA — Konferenz zu Cannabistherapeutika
Die siebte nationale klinische Konferenz zu Cannabistherapeutika findet vom 26. bis 28 April 2012 in Tuscon, Arizona, statt. Weitere Informationen auf der Internetseite von Patients Out of Time, www.medicalcannabis.com. (Quelle: Patients Out of Time)
Wissenschaft — Wechselwirkung
Nach Forschung an der Hokuriku-Universität in Kanazawa (Japan) reduzieren mehrere Pflanzencannabinoide (THC, CBN, CBD) den Abbau von Warfarin und Diclofenac und verstärken so ihre Wirkung und ihre Wirkdauer. Warfarin ist ein Medikament, das zur Reduzierung der Blutgerinnung verwendet wird, und Diclofenac reduziert Schmerzen und Entzündungen. Diese Cannabinoidwirkung beruhte auf einer Hemmung eines Enzyms (CYP2C9) in der Leber, das wesentlich verantwortlich für den Abbau von THC und CBD ist. (Quelle: Yamaori S, et al. Drug Metab Pharmacokinet, 13. Dezember 2011 [im Druck])
Wissenschaft — Morbus Alzheimer
Nach Forschung an der Sapienza-Universität von Rom (Italien) reduziert Cannabidiol (CBD) in einem Rattenmodell für den Morbus Alzheimer die durch Amyloid-Beta verursachte Entzündung im Gehirn. Amyloid-Beta wird in großen Mengen in Gehirnzellen von Patienten, die am Morbus Alzheimer leiden, gefunden und ist für die Zellen giftig. CBD stimulierte zudem die Bildung neuer Nervenzellen im Hippocampus, eine Gehirnregion, die wichtig für das Gedächtnis ist. (Quelle: Esposito G, et al. PLoS One. 2011;6(12):e28668.)
Wissenschaft — Entzündliche Darmerkrankung
Nach Forschung an der Universität von Neapel (Italien) reduziert CBD die Entzündung in Gewebeproben von Patienten mit Colitis ulzerosa und von Mäusen mit Darmentzündung. Die Wirkung von CBD war zumindest zum Teil durch den so genannten PPAR-Gamma-Rezeptor vermittelt. Die Forscher folgerten, dass "CBD in der Tat eine neue therapeutische Strategie zur Behandlung entzündlicher Darmerkrankungen eröffnet". (Quelle: De Filippis D, et al. PLoS One. 2011;6(12):e28159.)
Wissenschaft — Leberzirrhose
Nach tierexperimenteller Forschung an einem Krankenhaus in Barcelona (Spanien) beugt die Aktivierung des CB2-Rezeptors durch ein synthetisches Cannabinoid (AM1241) dem Fortschreiten der Fibrose in einem Rattenmodell für Leberzirrhose vor. (Quelle: Reichenbach V, et al. J Pharmacol Exp Ther, 7. Dezember 2011 [im Druck])
Wissenschaft — Appetit
Nach Forschung an der Universität von Reading (Großbritannien) erhöhte ein Cannabisextrakt ohne THC die Nahrungsaufnahme bei Ratten. Die Wissenschaftler verglichen die Wirkungen eines Extrakts mit hohen THC-Konzentrationen und ohne THC. Beide Cannabisextrakte erhöhten die Nahrungsaufnahme, auch wenn der Extrakt ohne THC dies in einem geringeren Maße tat. Die Autoren folgerten, dass "mindestens ein Nicht-THC-Phytocannabinoid Veränderungen des Fressverhaltens bei Ratten induziert". (Quelle: Farrimond JA, et al. Behav Pharmacol, 12. Dezember 2011 [im Druck])
Wissenschaft — Selbstmord
Forscher an der staatlichen Universität von Louisiana in Baton Rouge (USA) untersuchten die Beziehungen zwischen Cannabiskonsum und dem Selbstmordrisiko. Sie fanden heraus, dass soziale Angst, das heißt die Entstehung eines starken Gefühls von Furcht in sozialen Situationen, die Beziehung zwischen täglichem Konsum und Selbstmordrisiko beeinflusst, so dass tägliche Cannabiskonsumenten mit einer erhöhten sozialen Angst das höchste Selbstmordrisiko aufwiesen. (Quelle: Buckner JD, et al. Addict Behav, 25. November 2011 [im Druck])
Wissenschaft — Entzündliche Darmerkrankung
Nach tierexperimenteller Forschung an der Complutense-Universität in Madrid (Spanien) schützt die Aktivierung des CB1-Rezeptors den Dickdarm vor negativen Wirkungen von Stress. Mäuse wurden einer stressenden Umgebung ausgesetzt, die zu einer erhöhten Expression von entzündungsfördernden Enzymen im Dickdarm führte und zu einer Störung der Dickdarmbarriere gegen Bakterien. Die Wissenschaftler folgerten, dass Cannabinoide "in Zuständen, bei denen eine Darmentzündung und eine Störung der Barriere nach einer Stressexposition stattfindet, therapeutisch nützlich sein könnten". (Quelle: Zoppi S, et al. Am J Physiol Gastrointest Liver Physiol, 1. Dezember 2011 [im Druck])