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IACM-Informationen vom 14. November 2015

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Deutschland — Die Regierung plant die Erstattungsfähigkeit von Cannabisblüten und anderen Medikamenten auf Cannabisbasis in bestimmten Fällen durch die Krankenkassen und den Aufbau einer staatlichen Cannabisagentur

Deutschland plant nach einem Gesetzentwurf den Aufbau einer staatlichen Cannabis-Agentur, um den Anbau der Droge und die Belieferung von Apotheken zu regeln. Details sind noch nicht bekannt. Mehr Patienten erhielten über eine Verschreibung einen regulierten Zugang zu der Droge, die nach Kriterien, die in der Gesetzesvorlage des Gesundheitsministeriums beschrieben sind, durch die Krankenkassen bezahlt werden soll. Bisher besitzen etwa 500 Patienten, die an mehr als 60 verschiedenen Erkrankungen leiden, darunter chronische Schmerzen, entzündliche Erkrankungen, psychiatrische Erkrankungen, neurologische Erkrankungen, Appetitlosigkeit und Übelkeit die Erlaubnis, Cannabis auf eigene Kosten zu erwerben, weil andere Therapieverfahren nicht ausreichend wirksam sind. Die Pläne beinhalten die Festlegung eines Preises durch die Cannabisagentur, den die Krankenkassen erstatten sollen.

Diese Entwicklung ist der letzte Schritt eines 15 Jahre langen Kampfes von Patienten vor den Gerichten. Nach einer Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht am 14. Dezember 1999 durch acht Patienten stellte das Gericht fest, dass Patienten beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte einen Antrag auf eine Ausnahmeerlaubnis zur Verwendung von Cannabisblüten stellen könnten. Allerdings lehnte das Institut, das dem Bundesgesundheitsministerium untersteht, alle Anträge ab. Es argumentierte, dass Patienten sich Dronabinol verschreiben lassen könnten. Am 9. Mai 2005 urteilte das Bundesverwaltungsgericht, dass die Regierung nicht auf ein Medikament verweisen kann, das "weder ohne weiteres verfügbar noch für den normalen Bürger erschwinglich ist“. Erste Ausnahmeerlaubnisse wurden im Jahr 2007 erteilt. Allerdings können sich viele Patienten das Cannabis aus der Apotheke nicht leisten und beantragten beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte Genehmigungen zum Eigenanbau der Droge. Am 22. Juli 2014 urteilte das Verwaltungsgericht Köln, dass Patienten eine solche Erlaubnis erteilt werden muss, um ihnen den Zugang zu einer Behandlung mit Cannabis zu ermöglichen. Die Regierung legte gegen das Urteil Berufung ein, es wird jedoch allgemein angenommen, dass die Regierung die gerichtliche Auseinandersetzung vor dem Bundesverwaltungsgericht verlieren wird. Um den Eigenanbau von Cannabis durch Patienten zu vermeiden, ist die Bundesregierung gehalten, den Patienten durch die Kostenerstattung von Cannabisblüten einen adäquaten Zugang zu einer Therapie zu ermöglichen. Angesichts der dynamischen Zunahme von Cannabispatienten soll das Medikament zur Sicherstellung der Versorgung zudem mittelfristig in Deutschland angebaut werden.

Daily Telegraph vom 1. November 2015

Kolumbien — Die Regierung will den kommerziellen Verkauf von Cannabis für medizinische Zwecke legalisieren

Die kolumbianische Regierung plant den Anbau und Verkauf von Cannabis für medizinische und wissenschaftliche Zwecke. Dies erklärten Vertreter der Regierung am 12. November. Es wird erwartet, dass Präsident Juan Manuel Santos das Gesetz bald unterzeichnen wird. Es wird alles von der Lizenzerteilung an Anbauer bis zum möglichen Export von Produkten aus Cannabis regeln, erklärte Justizminister Yesid Reyes.

Mit der neuen Politik schließt sich Kolumbien Ländern wie Uruguay und Chile an, die mit der Legalisierung oder Entkriminalisierung als Teil einer Bewegung zur Änderung der Haltung gegenüber dem Drogenkonsum und der Politik, diesen zu bekämpfen, in Lateinamerika experimentieren. Aber im Gegensatz zu vielen seiner Nachbarn war Kolumbien bisher ein starker Verfechter einer Verbotspolitik zur Verhinderung der Drogenproduktion.

Associated Press vom 12. November 2015

Mexiko — Nach einem Urteil des Obersten Gerichtshofs sollten die Bürger das Recht haben, Cannabis für den Eigenbedarf anzubauen

Der oberste Gerichtshof Mexikos öffnete am 5. November die Tür für die Legalisierung von Cannabis und stellt damit eine scharfe Herausforderung an die strengen Drogengesetze des Landes dar. Das Urteil der Kammer für Strafrecht erklärte, dass Personen das Recht haben sollten, Cannabis für den persönlichen Bedarf anzubauen und zu verteilen. Wenn das Urteil auch nicht die gegenwärtigen Drogengesetze zu Fall bringt, so legt es doch nach Aussagen von Legalisierungsbefürwortern die Grundlage für eine Welle rechtlicher Aktivitäten, die diese Gesetze neu schreiben werden.

Die Entscheidung reflektiert eine dynamische Veränderung in Mexico, wo jahrzehntelang die durch die USA unterstützten Antidrogen-Kampagnen viel Wirbel, jedoch wenige bleibende Siege verursacht haben. Heute hält der Drogenfluss in die Vereinigten Staaten an, ebenso wie die politische Korruption, die dieser in Mexico befeuert. Das Land, das durch die endlosen Kampagnen gegen Drogendealer entmutigt ist, bleibt durch Gewalt zerrissen. "Es ist das Drama hinter all unseren Bemühungen", erklärte Juan Francisco Torres Landa, ein Rechtsanwalt, der einer der Beschwerdeführer im Fall vor dem Obersten Gerichtshof war.

The New York Times vom 5. November 2015

Kurzmeldungen

Holland — Umfrage zu medizinischer Verwendung von Cannabis

Die Stiftung IOCOB führt eine Umfrage zur medizinischen Verwendung von Cannabis in den Niederlanden durch. Patienten können hier teilnehmen.

USA — Hillary Clinton unterstützt eine Veränderung des Betäubungsmittelgesetzes, um die Erforschung des medizinischen Nutzens von Cannabis zu erleichtern

Während einer Wahlkampfveranstaltung erklärte die demokratische Präsidentschaftskandidatin, dass Veränderungen der US-Gesetze das medizinische Potenzial der Droge anerkennen und Wissenschaftlern einen Zugang für weitere Untersuchungen ermöglichen sollen.

Reuters vom 8. November 2015

Wissenschaft/Zellen — Wie Cannabidiol beim Morbus Parkinson von Nutzen sein könnte

Forscher untersuchten die nervenschützenden Wirkungen von CBD (Cannabidiol) gegen MPP (1-Methyl-4-Phenylpyridinium) und fanden heraus, dass Nervenproteine und NGF-Rezeptoren (trkA) daran beteiligt sind. Sie berichteten, dass diese Mechanismen "zur Neuroprotektion gegen MPP(+) beitragen könnten, ein Nervengift, das für den Morbus Parkinson relevant ist".

Fakultät für pharmazeutische Wissenschaften von Ribeirão Preto, Universität von São Paulo, Brasilien.

Santos NA, et al. Toxicol In Vitro, 7. November 2015 [im Druck]

Wissenschaft/Mensch — Wenn Schokolade die Endocannabinoid-Spiegel erhöht

Bei zehn satten übergewichtigen Personen erhöhten die Phase vor dem Schokoladenkonsum und der Konsum von Schokolade die Blutspiegel der Endocannabinoide Anandamid (AEA) und 2-AG (2-Arachidonoylglycerol). Die Autoren folgerten, dass die "Motivation zum Essen" durch eine "periphere Aktivierung spezifischer endogener belohnender chemischer Signalstoffe" entsteht.

Abteilung für klinische Wissenschaften und öffentliche Gesundheit, Universität von Mailand, Italien.

Rigamonti AE, et al. Food Nutr Res 2015;59:29678.

Wissenschaft/Tier — Über die Haut verabreichtes CBD reduzierte die Schmerzen und die Entzündung bei Arthritis

CBD-Gele wurden Ratten, die an Arthritis litten, verabreicht, was zu einer Reduzierung der Gelenksschwellung, Schmerzen, Infiltration durch Immunzellen und entzündungsfördernder Botenstoffe, inklusive des Zytokins TNF-Alpha (Tumor-Nekrose-Faktor-Alpha), führte.

Institut für pharmazeutische Wissenschaften, Pharmazeutische Fakultät der Universität von Kentucky, Lexington, USA.

Hammell DC, et al. Eur J Pain, 30. Oktober 2015 [im Druck]

Wissenschaft/Tier — Die Auslöschung von Angst durch das Antidepressivum Fluoxetin geschieht unter Beteiligung von Endocannabinoiden

Forschung mit Mäusen zeigte, dass eine chronische Behandlung mit dem Antidepressivum Fluoxetin eine Zunahme des Endocannabinoids Anandamid in einer bestimmten Hirnregion (Amygdala) induzierte. Die Blockade des CB1-Rezeptors verhinderte hingegen die Auslöschung von Angst durch Fluoxetin.

Nationales Institut für Alkoholismus und Alkoholmissbrauch, NIH, Bethesda, USA.

Gunduz-Cinar O, et al. Neuropsychopharmacology, 30. Oktober 2015 [im Druck]