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IACM-Informationen vom 13. Oktober 2007
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IACM â Neues beim IACM-Kongress 2007 in Köln
Vom 5. bis 6. Oktober hielt die IACM ihren vierten Kongress zu Cannabinoiden in der Medizin ab. Hier folgen einige AuszĂŒge aus den prĂ€sentierten Forschungsergebnissen.
(1) Britische Forscher beurteilten die langzeitige VertrĂ€glichkeit und Wirksamkeit eines Cannabisextraktes (Sativex) bei Patienten mit rheumatoider Arthritis. 38 von 53 Personen nahmen an der Langzeitstudie teil. 70 Prozent der Patienten wurden mindestens drei Monate lang behandelt und 51 Prozent mehr als sechs Monate. Es wurden Verbesserungen bei den Schmerzen und der SchlafqualitĂ€t in einem Ă€hnlichen Umfang beobachtet wie in der Akutstudie, und es gab keine Hinweise auf eine Toleranzentwicklung hinsichtlich dieser nĂŒtzlichen Wirkungen oder auf eine Zunahme der Sativex-Dosis im Verlauf der Zeit. (Abstract von Robson et al.)
(2) Kanadische Forscher fĂŒhrten eine Pilotstudie durch, in der vier StĂ€rken von pflanzlichem Cannabis (0, 2,5, 6 und 9,5 Prozent THC) bei Patienten mit neuropathischen Schmerzen verglichen wurden. 23 Patienten mit chronischen neuropathischen Schmerzen auf Grund von UnfĂ€llen oder Operationen, die keine aktuellen Cannabiskonsumenten waren, erhielten die vier Sorten in vier fĂŒnftĂ€gigen ZeitrĂ€umen, die jeweils von neuntĂ€gigen Perioden unterbrochen waren. Die Forscher folgerten, dass das Rauchen von 25 Milligramm THC (ein Zug an einer Cannabiszigarette mit 9,5 Prozent THC-Gehalt), dreimal tĂ€glich an fĂŒnf Tagen, eine moderate schmerzlindernde Wirkung auf chronische neuropathische Schmerzen hat und den Schlaf verbessert. Das Medikament wurde gut vertragen. (Abstract von Ware et al.)
(3) Spanische Forscher zeigten, dass Cannabinoide die durch eine chronische Chemotherapie bei Ratten induzierte Entwicklung einer peripheren Neuropathie und VerÀnderungen in der Magendarmpassage verhindern können. Die chemotherapeutische Substanz Cisplatin verursachte eine Verzögerung der Gewichtszunahme, eine Neuropathie und eine Verzögerung der Darmpassage. Wenn ein synthetisches Cannabinoid zusammen mit Cisplatin verabreicht wurde, wurde sowohl der Neuropathie als auch der verzögerten Darmpassage vorgebeugt. (Abstract von Abalo et al.)
(4) Israelische Wissenschaftler prÀsentierten Hinweise, nach der eine Insuffizienz von Endocannabinoiden und/oder CB1-Rezeptoren Gedeihstörungen bei Kindern in Mausmodellen zugrunde liegt. Sie schlossen daraus, dass Behandlungen auf Cannabinoidbasis in ErwÀgung gezogen werden sollten, um die Nahrungsaufnahme und die Gewichtszunahme bei Kindern mit Gedeihstörungen oder unzureichendem Wachstum zu verbessern. (Abstract von Fride et al.)
(5) Deutsche Forscher prÀsentierten retrospektive Daten zu den Wirkungen von oralem Dronabinol (THC) bei 124 Patienten mit chronischen Schmerzen. Die mittlere SchmerzenintensitÀt vor der Behandlung betrug 7,6 und wurde wÀhrend der Behandlung mit Dronabinol auf 4,2 reduziert. Die Forscher folgerten, dass die Behandlung schwerkranker Schmerzpatienten in fortgeschrittenen Stadien der ChronizitÀt hochwirksam und gut vertrÀglich war. (Abstract von Konrad et al.)
(Quelle: Tagungsband, verfĂŒgbar zum Download von der IACM-Internetseite unter:
http:// www.cannabis-med.org/meeting/cologne2007/reader.pdf)
IACM â DiesjĂ€hrige IACM-Preise gehen an Donald Abrams, Giovanni Marsicano, Mauro Maccarrone und Raphael Mechoulam
Bei seiner Mitgliederversammlung am 5. Oktober wĂ€hlte die IACM einen neuen Vorstand und eine neue Vorstandsvorsitzende. WĂ€hrend des Abendessens ehrte die IACM vier Personen fĂŒr besondere Leistungen hinsichtlich der WiedereinfĂŒhrung von Cannabis und Cannabinoiden als Medizin. Der IACM-Preis 2007 fĂŒr klinische Forschung geht an Donald Abrams, der IACM-Preis 2007 fĂŒr Grundlagenforschung geht an Mauro Maccarrone, der IACM-Preis 2007 fĂŒr junge Forscher geht an Giovanni Marsicano, und der IACM-Sonderpreis 2007 geht an Raphael Mechoulam.
Kirsten MĂŒller-Vahl von der medizinischen Hochschule Hannover wurde zur ersten Vorsitzenden der IACM gewĂ€hlt. FrĂŒhere Vorsitzende waren Roger Pertwee (2005-2007), Raphael Mechoulam (2003-2005) und Franjo Grotenhermen (2000-3003). Neue Vorstandsmitglieder sind Daniela Parolaro (Italien), Marta Duran (Spanien), Mark Ware (Kanada) und Rudolf Brenneisen (Schweiz). Die folgenden Vorstandsmitglieder wurden wieder gewĂ€hlt: Roger Pertwee (GroĂbritannien), Ethan Russo (USA), Willy Notcutt (GroĂbritannien), Franjo Grotenhermen (Deutschland) und Kurt Blaas (Ăsterreich). Clare Hodges (GroĂbritannien) wurde als Patientenvertretung der IACM wieder gewĂ€hlt. Die Mitgliederversammlung folgte dem Vorschlag des Vorstandes, den Beirat als Organ des Vereins aus der Satzung zu streichen.
Kurzmeldungen
USA â Kosten des Verbots
Nach einem Bericht, der auf DrugScience.org veröffentlicht wurde, kostet das Cannabisverbot den USA jĂ€hrlich nahezu 42 Milliarden US-Dollar an Kosten im Justizwesen und verloren gegangenen Steuereinnahmen. Nach der Analyse geben die Strafverfolgungsbehörden jĂ€hrlich 10,7 Milliarden Dollar fĂŒr die Verhaftung und Verfolgung von Cannabisvergehen aus. Dazu kommen 31,1 Milliarden an geschĂ€tzten jĂ€hrlich verlorenen Steuereinnahmen. Der Bericht ist verfĂŒgbar unter:
http://www. drugscience.org/bcr/index.html (Quelle: DrugScience.org vom Oktober 2007)
Wissenschaft â StraĂenverkehr
Eine internationale Arbeitsgruppe von elf Experten aus sechs LĂ€ndern schlĂ€gt einen Grenzwert von 7-10 ng/ml THC im Blutserum fĂŒr das Fahren unter dem Einfluss von Cannabis vor. Dieser Grenzwert entspreche etwa einer Blutalkoholkonzentration von 0,5 Promille. Die Gruppe stellt fest, dass Nullgrenzwertgesetze, wie sie in einigen LĂ€ndern und einigen Staaten der USA bestehen, nicht auf einer wissenschaftlichen Grundlage basieren und viele nicht beeintrĂ€chtigte Fahrer als unter dem Einfluss von Cannabis stehend klassifizieren. (Quelle: Grotenhermen F. et al. Addiction, 4. Oktober 2007 [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])
Wissenschaft â Aufmerksamkeitsdefizit-/HyperaktivitĂ€tsstörung
Forschung mit 760 weiblichen und 752 mĂ€nnlichen Zwillingen zeigt, dass Kindern mit Aufmerksamkeitsdefizit-/HyperaktivitĂ€tsstörung (ADHS) ein höheres Risiko fĂŒr die Entwicklung einer NikotinabhĂ€ngigkeit und fĂŒr Cannabiskonsum/-abhĂ€ngigkeit aufweisen. Ein frĂŒherer Fallbericht aus Deutschland hat gezeigt, dass ein Patient mit ADHS nahezu symptomfrei war, wenn er Cannabis konsumierte. (Quelle: Elkins IJ, et al. Arch Gen Psychiatry 2007;64(10):1145-52)
Wissenschaft â Psychosen
Ein Artikel eines britischen Wissenschaftlers vergleicht die Forschung zur Beziehung zwischen Alkohol und Psychosen mit der Forschung zur Beziehung zwischen Cannabis und Psychosen aus einen historischen Blickwinkel. Parallelen von der Forschung zu den psychologischen Konsequenzen des Alkoholkonsums werden zur gegenwÀrtigen Debatte zur Beziehung zwischen Cannabis und Psychosen gezogen, "die zur Vorsicht drÀngen bei einer allzu schnellen Behauptung, dass Cannabis notwendigerweise ursÀchlich ist". (Quelle: Crome IB. Crim Behav Ment Health 2007;17(4):204-14.)
Wissenschaft â Morbus Parkinson
Forschung von Wissenschaftlern der UniversitĂ€t von Texas zeigt, dass ein synthetisches Cannabinoid, das den CB1-Rezeptor aktiviert, in der Lage war, dyskinetische Bewegungen in einem Rattenmodell fĂŒr den Morbus Parkinson zu reduzieren. Dyskinesien sind hĂ€ufige Nebenwirkungen von Medikamenten, die bei der Behandlung dieser Erkrankung verwendet werden. (Quelle: Morgese MG, et al. Exp Neurol, 22. August 2007 [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])