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IACM-Informationen vom 13. April 2002
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Wissenschaft â Cannabisextrakt wirksam bei multipler Sklerose
In einer Studie an der Klinik Montana (Schweiz) unter der Leitung von Dr. Claude Vaney wurde die Wirksamkeit eines kapsulierten Cannabisextraktes bei 57 Patienten mit multipler Sklerose untersucht.
In einem kreuzkontrollierten Desgin erhielt eine HÀlfte der Patienten zunÀchst ein Placebo und dann den Extrakt, wÀhrend die andere HÀlfte der Teilnehmer zunÀchst das Cannabis erhielt. Die Dosis wurde entsprechend der individuellen VertrÀglichkeit angepasst. Die maximalen Tagesdosen lagen zwischen 7,5 und 30 mg THC.
Der mittels der Ashworth-Skala bestimmte Muskeltonus wurde durch Cannabis im Vergleich mit Placebo nicht relevant beeinflusst, jedoch waren subjektiv die Zahl der Muskelspasmen und die IntensitÀt der Spastik verringert. Die MobilitÀt, gemessen mit dem Rivermead-Mobility-Index (RMI), verbesserte sich unter Cannabis. Das Schlafverhalten wurde nicht relevant beeinflusst. Die Medikation wurde im Allgemeinen gut vertragen. Die kognitive und motorische LeistungsfÀhigkeit wurde durch die Cannabis-Medikation nicht relevant beeinflusst.
Eine ausfĂŒhrliche Publikation befindet sich in Vorbereitung.
(Quelle: Fortissimo 1, MĂ€rz 2002, Zeitschrift der schweizerischen MS-Gesellschaft)
Wissenschaft â Starker Cannabiskonsum ohne langzeitige Wirkung auf die globale Intelligenz
Kanadische Wissenschaftler verglichen den Intelligenzquotienten (IQ) von 15 aktuellen starken Cannabiskonsumenten, 9 aktuellen leichten Konsumenten, 9 ehemaligen gewohnheitsmĂ€Ăigen Konsumenten und 37 Nicht-Konsumenten in einer Gruppe von 70 jungen Menschen. Die Teilnehmer waren seit ihrer Geburt begleitet worden und nun 17 bis 20 Jahre alt.
Aktueller Marihuanakonsum war in einer dosisabhÀngigen Weise signifikant mit einer Abnahme des IQ verbunden, wenn der aktuelle IQ mit dem IQ im Alter von 9 bis 12 Jahren verglichen wurde. Bei aktuellen starken Konsumenten zeigte der IQ eine Abnahme von 4,1 Punkten, verglichen mit einem Zugewinn an IQ-Punkten bei leichten aktuellen Konsumenten (5,8), ehemaligen Konsumenten (3,5) und Nicht-Konsumenten (2,6).
Die Autoren schlossen daraus, dass aktueller Cannabiskonsum "einen negativen Effekt auf den globalen IQ nur bei Personen, die 5 oder mehr Joints pro Woche rauchen," hat, und dass "Marihuana keinen langzeitigen negativen Einfluss auf die globale Intelligenz" ausĂŒbt.
Ehemalige Konsumenten hatten in der Vergangenheit regelmĂ€Ăig Cannabis geraucht, jedoch nicht fĂŒr mindestens 3 Monate. Aktueller starker Konsum wurde definiert als das Rauchen von mindestens 5 Cannabiszigaretten pro Woche. Leichte Konsumenten rauchten weniger als 5 Joints pro Woche.
(Quelle: Fried P, et al. Current and former marijuana use: preliminary findings of a longitudinal study of effects on IQ in young adults. CMAJ 2002;166(7):887-91)
Holland â Cannabis auf Rezept innerhalb eines Jahres
Eine groĂe Mehrheit der Mitglieder des Unterhauses des Parlaments erklĂ€rte am 8. April, dass es einen von der Regierung unterstĂŒtzten Gesetzentwurf unterstĂŒtzen werde, der Ărzten die Verschreibung von Cannabis erlauben soll.
Der Gesetzentwurf benötigt zudem die UnterstĂŒtzung des Senats, die spĂ€ter in diesem Jahr erwartet wird. Wenn es verabschiedet ist, soll das Cannabis von zwei von der Regierung ausgewĂ€hlten und kontrollierten Anbauern produziert. Abgeordnete der drei Koalitionspartner in der Regierung und der zwei gröĂten Oppositionsparteien erklĂ€rten, dass sie das Gesetz genehmigen wĂŒrden.
Der Sprecher des Gesundheitsministeriums Bas Kuik erklĂ€rte, dass Cannabis fĂŒr medizinische Zwecke vermutlich innerhalb etwa eines Jahres in den Apotheken verfĂŒgbar sein werde.
(Quelle: Associated Press vom 8. April 2002)
Kurzmeldungen
USA â Klinische Konferenz zu Cannabis
Die zweite nationale klinische Konferenz zu Cannabis wird am 3. und 4. Mai in Portland, Oregon, stattfinden. Detaillierte Informationen, Programm und KonferenzbroschĂŒre finden sich auf der Homepage von Patients Out of Time:
http://www.medicalcannabis.com/conference/
GroĂbritannien â GW Pharmaceuticals
GW Pharmaceuticals verdoppelte die Zahl ihrer klinischen Studien zur Untersuchung des medizinischen Nutzens von Cannabis. Vier neue Studien werden bei Patienten mit Querschnittserkrankungen, multipler Sklerose und NervenschĂ€den durchgefĂŒhrt und erhöhen damit die Zahl der in sieben klinischen Studien von GW eingeschlossenen Patienten auf etwa 600. (Quelle: The Guardian vom 12. April 2002)
Kanada/USA â ZĂ€hlung medizinischer Cannabisgruppen
Die kalifornische NORML stellt eine AufzĂ€hlung von Patientengruppen, die Cannabis medizinisch verwenden, zusammen, ihre ungefĂ€hre Mitgliederzahl, Ărzte und UnterstĂŒtzer in den USA und Kanada. Weitere Informationen unter:
http://www.canorml.org/prop/cblist.html (Quelle: Dale Gieringer, persönliche Mitteilung)
USA â Anzeige mit BĂŒrgermeister von New York
Michael Bloomberg, BĂŒrgermeister von New York, fand sich in einer Anzeige von Marihuana-Aktivisten in der New York Times vom 9. April. Die Anzeige ist Teil einer Kampagne von NORML fĂŒr die Entkriminalisierung von Cannabis. Bloomberg wurde im Jahre 2001 in einem Magazin zitiert, wonach er Marihuana geraucht und es ihm gefallen habe. (Quelle: Reuters vom 9. April 2002)
USA â Maryland
Ein Gesetzesvorschlag, der die Strafe fĂŒr Patienten, die Cannabis zu medizinischen Zwecken verwenden, deutlich reduziert hĂ€tte (100 Dollar GeldbuĂe anstatt 1000 Dollar GeldbuĂe und bis zu einem Jahr GefĂ€ngnis), wurde mit einer Stimme Mehrheit in einem Komitee des Senats abgelehnt. Der Entwurf hatte das ReprĂ€sentantenhaus von Maryland am 24. MĂ€rz passiert. (Quelle: Carroll County Times vom 6. April)
Wissenschaft â Fettsucht
Der CB1-Rezeptorantagonist SR141716 der französischen Firma Sanofi-Synthelabo befindet sich in Phase-III-Studien fĂŒr die Verwendung bei Ăbergewicht. Er hatte eine deutliche Gewichtsreduzierung in frĂŒheren kleinen Studien gezeigt. SR141716 blockiert die Wirkungen von Endocannabinoiden am Cannabinoid-1-Rezeptor. (Quelle: Reuters vom 10. April 2002)
Wissenschaft â Magensaftsekretion
Cannabinoide (WIN 55,212-2, HU-210) reduzierten die saure Sekretion, die durch Pentagastrin induziert worden war. Diese Wirkung wurde durch einen CB1-Rezeptorantagonisten, jedoch nicht durch einen CB2-Rezeptorantagonisten blockiert. Daher ist die Hemmung der SĂ€uresekretion im Magen durch Cannabinoide durch CB1-Rezeptoren vermittelt. (Quelle: Adami M, et al. Br J Pharmacol 2002 Apr 7;135(7):1598-1606)