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IACM-Informationen vom 12. September 2009
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Holland â Regierung will AuslĂ€nder aus Coffee-Shops verbannen
Die hollĂ€ndische Regierung will ihre tolerante Politik zu Cannabis beibehalten und so genannte Coffee-Shops, in denen Cannabis verkauft wird, geöffnet lassen, diese sollen jedoch nicht lĂ€nger Touristenattraktionen sein. Das schrieben hollĂ€ndische Minister in einem Brief, der der Presse am 8. September ĂŒbermittelt wurde. Die Minister fĂŒr Justiz, innere Angelegenheiten und Gesundheit schrieben, dass die Reduzierung der Zahl der Coffee-Shops und das Heraushalten von AuslĂ€ndern es erleichtern soll, die KriminalitĂ€t und anderen Ărger, den die Coffee-Shops gegenwĂ€rtig verursachen, zu reduzieren.
Ein Memorandum der Regierung zur Ănderung der Coffee-Shop-Politik und anderen drogenbezogenen Themen wird fĂŒr den Herbst erwartet. Die Regierung will ein auf Mitglieder beschrĂ€nktes System einfĂŒhren, um Touristen herauszuhalten. Die Niederlande sind seit drei Jahrzehnten hinsichtlich der Verwendung und des Verkaufs von Cannabis tolerant. Der Anbau und der GroĂhandel mit der Droge sind allerdings verboten. Ein Beratungsgremium erklĂ€rte im Juli, dass die Politik in den vergangenen 15 Jahren auĂer Kontrolle geraten sei und dass es notwendig sei, zu kleinen, privaten GeschĂ€ften fĂŒr lokale Konsumenten zurĂŒckzukehren. Die Minister wollen, dass die Gemeinden ein Mitgliedersystem einfĂŒhren, bei dem die Mitglieder bis zu drei Gramm Cannabis mit ihren (hollĂ€ndischen) Bankkarten kaufen können. Die Minister wollen zudem Experimente erlauben, bei denen Coffee-Shops gröĂere Mengen an Cannabis vorrĂ€tig halten dĂŒrfen. GegenwĂ€rtig kann ein Coffee-Shop maximal 500 Gramm vorrĂ€tig haben.
Mehr unter:
http://www.nrc.nl/international/article2354008.ece/Tourists_no_longer_welcome_in_cannabis-selling_coffee_shops
(Quelle: NRC Handelsblatt vom 9. September 2009)
Wissenschaft â Erfolgreiche Einrenkung einer dislozierten Schulter bei einem Bergsteiger nach der Inhalation von Cannabis
Ărzte der UniversitĂ€t ZĂŒrich und des Kantonsspital Zug (Schweiz) berichteten von der Verwendung von Cannabis zur Erleichterung der Reposition einer ausgerenkten Schulter bei einem Bergsteiger. Ohne Cannabis hatte der athletische 22-jĂ€hrige Patient einen sehr hohen Muskeltonus und nach 20 Minuten konnte die Schulter immer noch nicht eingerenkt werden. Ein anderer Bergsteiger, der anwesend war, erwĂ€hnte, dass er Cannabis dabei habe. Mit der Absicht, eine Muskelentspannung herbeizufĂŒhren, war der Patient mit der inhalativen Aufnahme von Cannabis einverstanden. Er nahm mehrere tiefe ZĂŒge und nach etwa 5 Minuten nahmen die Schmerzen und der Muskeltonus erheblich ab, und die Schulter wurde leicht beim ersten Versuch eingerenkt.
Die Ărzte schrieben, dass in dem "beschriebenen Fall die muskelrelaxierende Wirkung von Cannabis recht bemerkenswert war, da die Reposition der dislozierten Schulter nach der Verabreichung von Cannabis mit Leichtigkeit vorgenommen werden konnte". Sie schlossen daraus, dass "Cannabisbestandteile in bestimmten Situationen wirksam als Notfall-Muskelrelaxans sein können".
(Quelle: Schweizer A, Bircher HP. Reposition of a dislocated shoulder under use of cannabis. Wilderness Environ Med 2009;20(3):301-2.)
Wissenschaft â Kontroverse um die Existenz von CB2-Rezeptoren auf Nervenzellen im Gehirn
Die Zeitschrift "The Scientist" veröffentlichte einen Bericht zur Kontroverse ĂŒber die Existenz von Cannabinoid-2-Rezeptoren auf Nervenzellen im Gehirn und zitierte dabei mehrere Wissenschaftler, die auf diesem Gebiet aktiv sind. Beispielsweise erklĂ€rte Dr. Keith Sharkey, ein Neurobiologe an der UniversitĂ€t von Calgary (Kanada): "Nach meinem Eindruck gibt es unter normalen Bedingungen nicht viel [CB2] im Gehirn", aber die Expression des Rezeptors nimmt wĂ€hrend Verletzungen oder EntzĂŒndungen zu. Sharkey und Kollegen fanden eine geringe CB2-Rezeptordichte auf einigen Nervenzellen im Hirnstamm und Kleinhirn sowie auf Immunzellen wie Mikroglia im Gehirn, konsistent mit der Idee, dass CB2-Rezeptoren im Gehirngewebe weitgehend fehlen.
Aber die Befunde eines Forschers stimmen nicht damit ĂŒberein. Der Mikrobiologe Dr. Emmanuel Onaivi von der William-Paterson-UniversitĂ€t in Wayne (USA) und seine Kollegen wiesen eine groĂe Verbreitung von CB2-Rezeptoren auf Nervenzellen nach. Bisher konnte kein Labor die Befunde von Onaivi reproduzieren. Die Diskussion in der Zeitschrift drehte sich in diesem Zusammenhang um das geeignete Nachweisverfahren. Das Vorkommen von CB2-Rezeptoren könnte eine groĂe Bedeutung fĂŒr die Behandlung beispielsweise von Autoimmunerkrankungen wie der multiplen Sklerose haben.
Mehr unter:
http://www.the-scientist.com/news/print/55969/
(Quelle: The Scientist vom 10. September 2009)
Kurzmeldungen
USA â Kalifornien
Nach einer Pressemitteilung des BĂŒros des Distriktstaatsanwalts des Kreises San Diego hat die Polizei Razzien bei 14 "illegalen Marihuana-Verteilungsstellen" und sechs damit verbundenen Wohnungen durchgefĂŒhrt, und 23 Personen seien verhaftet worden. Die Pressemitteilung nennt die Verteilungsstellen "nicht mehr als profitorientierte Drogeverkaufsstellen, die von Drogendealern, die sich hinter dem staatlichen medizinischen Marihuanagesetz versteckt haben, betrieben wurden". Das Marijuana Policy Project erklĂ€rte, dass die PresseerklĂ€rung "die Aktionen durch eine extrem enge Interpretation des staatlichen Gesetzes zu rechtfertigen versuche". (Quellen: Pressemitteilung des BĂŒros des Distriktstaatsanwalts des Kreises San Diego vom 10. September 2009, MPP vom 10. September 2009)
Wissenschaft â Nachweis des Cannabiskonsums
Nach Forschern aus New York könnte es nicht immer funktionieren, die Verwendung von isoliertem THC (Dronabinol) und Cannabis durch eine Untersuchung auf Delta-9-Tetrahydrocannabivarin (THCV) zu unterscheiden. Der Nachweis von THCV im Urin war fĂŒr die Unterscheidung zwischen isoliertem THC-Konsum als Medikament und illegaler Cannabisverwendung vorgeschlagen worden. In einer Studie mit 117 Cannabiskonsumenten verursachten alle einen positiven Urintest auf THC-COOH, ein Abbauprodukt von THC, aber 50 Prozent wiesen nicht nachweisbare Spiegel an THCV-COOH, ein Abbauprodukt von THCV, im Urin auf. (Quelle: Levin FR, et al. Drug Alcohol Depend, 2. September 2009 [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])
Wissenschaft â Colitis
Nach Forschern an der UniversitĂ€t von Barcelona (Spanien) ist das Endocannabinoidsystem im Gewebe des Dickdarms von Patienten, die an einer Colitis ulzerosa leiden, verĂ€ndert. Sie schlossen aus ihren Untersuchungen, dass "der Endocannabinoid-Signalweg ĂŒber den CB2-Rezeptor die mit einer Colitis assoziierte EntzĂŒndung reduzieren könnte, was einen potenziellen Angriffspunkt fĂŒr Medikamente zur Behandlung entzĂŒndlicher Darmerkrankungen nahe legt". (Quelle: MarquĂ©z L, et al. PLoS One 2009;4(9):e6893.)
Wissenschaft â Schmerzen nach Verletzungen
Nach Forschung an der UniversitĂ€t MĂŒnchen (Deutschland) weisen Patienten mit komplexen regionalen Schmerzsyndromen nach traumatischer Verletzung signifikant höhere Blutspiegel des Endocannabinoids Anandamid auf als gesunde Personen. Sie folgerten, dass das periphere Endocannabinoidsystem beim komplexen regionalen Schmerzsyndromen aktiviert ist. (Quelle: Kaufmann I, et al. Eur Surg Res 2009;43(4):325-329.)
Wissenschaft â CannabisabhĂ€ngigkeit
Wissenschafter an der UniversitĂ€t von SĂŒdkarolina in Charleston (USA) untersuchten die Wirksamkeit von Buspiron in einer 12-wöchigen Plazebo-kontrollierten Studie mit 50 cannabisabhĂ€ngen Personen. Teilnehmer, die Buspiron erhalten hatten, gaben an, Cannabis nicht an 45,2 Prozent der Tage verwendet zu haben, im Vergleich zu 51,4 Prozent der Tage in der Plazebo-Gruppe. (Quelle: McRae-Clark AL, et al. Drug Alcohol Depend, 20. August 2009 [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])