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IACM-Informationen vom 11. November 2000
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Australien — Neu-Süd-Wales erwägt legale medizinische Verwendung von Cannabis
In Neu-Süd-Wales könnten Patienten, die an chronischen Schmerzen oder einer unheilbaren Krankheit leiden, bald im Rahmen einer Reformierung der Drogengesetzgebung Cannabis verwenden dürfen.
Die Reformen wurden von einer Arbeitsgruppe unter der Leitung von Professor Wayne Hall, Direktor des Nationalen Zentrums für Drogen- und Alkoholforschung (National Drug and Alcohol Research Center), vorgeschlagen. Beteiligt waren Wissenschaftler und Ärzte, Sprecher des Krebskomitees und des Aids-Komitees von NSW, die Juristenvereinigung von NSW, die Australische Medizinische Gesellschaft, Regierungsbehörden und andere.
Die Patienten würden eine kurzzeitige Ausnahmegenehmigung erhalten, die es ihnen ermöglichte, in einem von ihrem Arzt festgelegten Zeitraum Cannabis zu rauchen und bis zu fünf Pflanzen für den eigenen Bedarf zu ziehen. Der Premierminister von Neu-Süd-Wales, Bob Carr, hat dem Vorschlag prinzipiell zugestimmt.
In seinem Brief an den Premier schreibt Dr. Hall: "(...) Cannabinoidsubstanzen können bei der Behandlung einiger Erkrankungen wertvoll sein. Dazu zählen Gewichtsabnahme bei HIV, Übelkeit in Zusammenhang mit einer Krebs-Chemotherapie, Muskelkrämpfe bei einigen neurologischen Störungen und Schmerzen, die durch herkömmliche Schmerzmittel nicht gelindert werden können. (...) Die Arbeitsgruppe ist übereingekommen, dass Cannabis in nicht weiterverarbeitetem Zustand nicht verschreibungsfähig ist, und dass es wahrscheinlich in Australien nie verschrieben werden wird. (...) Im besten Fall dauert es noch Jahre, bis Cannabinoid-Medikamente in Australien zugelassen werden. Da Patienten mit einigen der genannten Erkrankungen erwiesenermaßen Cannabis aus medizinischen Gründen rauchen, hat die Arbeitsgruppe einen Weg vorgeschlagen, wie Cannabis in einem begrenzten Umfang Patienten, die von seiner Verwendung profitieren können, zur Verfügung gestellt werden kann."
Der Bericht ist verfügbar unter:
http://www.druginfo.nsw.gov.au/druginfo/reports/medical_cannabis.html
(Quellen: Sydney Morning Herald vom 2. November 2000; Persönliche Mitteilung von Wayne Hall; Working Party on the Use of Cannabis for Medical Purposes: The Use of Cannabis for Medical Purposes. Bericht an den Premierminister von Neu-Süd-Wales, Sydney 2000)
Wissenschaft — Endocannabinoide verhindern Krämpfe der Atemwege und Husten
Eine Gruppe internationaler Forscher hat herausgefunden, warum Marihuana in manchen Fällen Husten auslöst und in anderen Krämpfe der Atemwege und Husten verhindert. Diese Forschungsergebnisse könnten die Behandlung von Atemwegserkrankungen verbessern.
In einem Bericht für die Zeitschrift 'Nature' zeigten Wissenschaftler des Instituts für experimentelle Medizin in Budapest, Ungarn, der Universität Neapel und der Universität Washington auf, wie das Endocannabinoid Anandamid die Atemwege in der Lunge beeinflusst. In Tierversuchen mit Meerschweinchen und Ratten zeigte Anandamid zwei verschiedene Wirkungen auf die Bronchien. Wenn sich die Lungenmuskeln durch ein Reizmittel (Capsaicin) zusammenzogen, sorgte das Endocannabinoid für eine Entspannung der glatten Muskulatur und wies einen starken hustenhemmenden Effekt auf. Wenn die Atemwege jedoch entspannt waren (durch Entfernung des zusammenziehenden Effektes des Vagusnervs), löste Anandamid einen Hustenanfall aus.
Anandamid wird im Lungengewebe gebildet und übt seine Wirkung über Cannabinoidrezeptoren aus. Ein CB1-Rezeptor-Antagonist, jedoch kein CB2-Antagonist, verhinderte die entspannende Wirkung von Anandamid. Der CB1-Rezeptor-Antagonist allein hatte jedoch keine Wirkung. Anandamid scheint daher nur dann zu wirken, wenn die Bronchialmuskulatur angespannt ist, wie etwa bei einem Krampf der Atemwege, der durch Capsaicin ausgelöst wurde.
"Wir denken, dass wir Husten verschiedener Ursachen durch Beeinflussung der Cannabinoidrezeptoren in den oberen Luftwegen behandeln können," erklärte Dr. Daniele Piomelli, einer der Forscher des Teams und Pharmakologe an der Universität von Kalifornien, in einem Interview. "Da sich die meisten heute üblichen Behandlungsmethoden auf das Hustenzentrum, eine kleine Region im Hirn, das auf Codein und ähnliche Medikamente anspricht, konzentrieren, ist diese Erkenntnis von besonderer Bedeutung." Die Forscher hoffen, bald mit Studien am Menschen beginnen zu können.
(Quellen: Reuters von 1. November 2000; Calignano A, et al: Bidirectional control of airway responsiveness by endogenous cannabinoids. Nature 2000;408:96-101)
USA — Colorado und Nevada stimmen Gesetzesinitiativen für die medizinische Verwendung von Marihuana zu
Trotz des landesweiten Verbotes von Marihuana stimmten Colorado und Nevada bei den allgemeinen Wahlen am 7. November für eine Erlaubnis seiner medizinischen Verwendung. In den letzten vier Jahren wurden in Kalifornien, Oregon, Washington, Alaska, Maine und Hawaii ähnliche Gesetze zur medizinischen Nutzung von Marihuana verabschiedet.
In Nevada stimmten 67% der Wähler unter Frage 9 für die medizinische Verwendung von Marihuana. Vor zwei Jahren wurde die Initiative von 59 Prozent unterstützt. Die Wähler mussten die Gesetzesinitiative in zwei aufeinanderfolgenden Wahlen bestätigen. Patienten müssen sich staatlich registrieren lassen, um nach den staatlichen Gesetzen geschützt zu sein.
In Colorado stimmten 54 % der Wähler dem 20. Zusatz zu, wonach, wie in Nevada, Patienten, die an Krebs, Glaukom, HIV/AIDS, Multipler Sklerose und chronischen Störungen des Nervensystems erkrankt sind, mit Erlaubnis ihres Arztes Marihuana verwenden dürfen. In Colorado dürfen Patienten bis zu zwei Unzen (56 Gramm) Marihuana besitzen oder sechs Cannabispflanzen anbauen.
In Kalifornien stimmten 61% der Wähler für Antrag 36. Erst- und Zweitvergehen gegen die Drogengesetze, die nicht im Zusammenhang mit Gewalt stehen, werden durch einen Zwang zur Drogentherapie geahndet. Eine Gefängnisstrafe fällt weg.
(Quellen: Associated Press vom 8. November 2000; NORML vom 9. November 2000)
Kurzmeldungen
Wissenschaft
Pharmos Corporation wird in sieben europäischen Staaten und Israel nach entsprechender Genehmigung durch die Behörden mit der Aufnahme von Patienten mit traumatischem Hirnschaden in eine klinische Phase-III-Studie beginnen. Das Unternehmen führte jüngst ein Forschertreffen durch, das von über 100 Vertretern europäischer Traumazentren und anderen, die an der Studie teilnehmen wollen, besucht wurde. Es wird erwartet, dass etwa 40 Zentren in Europa und Israel teilnehmen werden. Dexanabinol, ein nicht-psychotropes synthetisches Cannabinoid, erwies sich in verschiedenen Tests als wirksam entzündungshemmend und nervenschützend. Eine jüngst erfolgreich beendete klinische Phase-II-Studie zeigte, dass es bei Patienten mit schweren Kopfverletzungen sicher und gut verträglich ist. (Quelle: PR Newswire vom 7. November 2000)
Großbritannien
Großritannien könnte die Verwendung von Cannabis für medizinische Zwecke in den nächsten zwei Jahren legalisieren, obwohl eine breite Liberalisierung weicher Drogen ausgeschlossen sei, erklärten Regierungsvertreter am 7. November. Ministerin Mo Mowlan erklärte, dass die Wirksamkeit von Marihuana bei verschiedenen Erkrankungen gerade wissenschaftlich untersucht werde. "Wir erwarten die Ergebnisse der Untersuchungen bis Ende nächsten Jahres, sagte sie der BBC, und fügte hinzu, dass die Ergebnisse in die Entscheidung über eine begrenzte Verwendung von Cannabis einfließen würden. Keith Hellawell, der Drogenbeauftragte der Regierung, gab einer Lockerung der Drogenpolitik wenig Chancen. (Quelle: Reuters vom 7. November 2000)