- Veröffentlicht
- Zuletzt aktualisiert
- Lesezeit
IACM-Informationen vom 11. Mai 2002
- Authors
Kanada/USA â US-Behörden haben sich geweigert, Kanada Zugang zu Cannabissamen zu gewĂ€hren
Im letzten Jahr haben sich die Drogenbehörden der USA geweigert, der kanadischen Regierung Zugang zu ihrem Vorrat an fĂŒr Forschungszecke geeignete Marihuanasamen zu gewĂ€hren. Dies wurde zum ersten Mal am 7. Mai bekannt. Ein kanadisches Cannabisprogramm sollte sowohl Forschungszwecken dienen als auch Patienten einen Zugang zu Cannabis verschaffen. Der frĂŒherer Gesundheitsminister Allan Rock machte im April 2001 Einzelheiten des Programms bekannt und erklĂ€rte, dass das Marihuana vermutlich im Januar 2002 verfĂŒgbar sein werde.
Aber nun wurde bei einer Ausschusssitzung bekannt, dass US-Behörden sich geweigert hatten, Kanada mit Samen vom Nationalen Institut fĂŒr den Drogenmissbrauch zu beliefern. Die US-Entscheidung war zu jener Zeit nicht bekannt gemacht worden und es war auch nicht von Rock erwĂ€hnt worden. Das hat dazu gefĂŒhrt, dass das kanadische Gesundheitsministerium Samen verwenden musste, den die Polizei konfisziert hatte. Das daraus hergestellte Cannabis enthĂ€lt mindestens 185 verschiedene Sorten. Es wird nun einige Zeit dauern, um einen Vorrat an standardisiertem Cannabis zu bilden, der fĂŒr Forschungszwecke geeignet ist.
"Wir sind weiterhin verpflichtet, sicher zu stellen, dass geeignete Kanadier Zugang zu einem standardisierten Vorrat an fĂŒr die Forschung geeignetem Marihuana fĂŒr medizinische Zwecke haben," erklĂ€rte die neue Gesundheitsministerin Anne McLellan dem Gesundheitsausschuss des Parlaments. "WĂ€hrend sich unsere Politik nicht geĂ€ndert hat, so hat es allerdings unser Zeithorizont."
(Quellen: The Canadian Press vom 7. Mai 2002, Ottawa Citizen vom 8, Mai 2002)
USA â Medizinischer Cannabisklub hat kein Recht, die Droge zu verteilen, urteilt ein Bundesrichter
Ein Bundesrichter entschied am 3. Mai, dass die Oakland Cannabis Buyers Kooperative (Kalifornien) unter dem von den kalifornischen WĂ€hlern 1996 genehmigten medizinischen Marihuanagesetz kein grundgesetzliches Recht zur Verteilung von Marihuana an Patienten habe.
Die Kooperative hatte versucht, einen 5 Jahre alten Fall mit neuen Argumenten neu aufzurollen. Aber US-Distriktrichter Charles R. Breyer wies dies auf DrĂ€ngen der Regierung zurĂŒck. "Mit oder ohne Ă€rztliche Genehmigung, die Verteilung von Marihuana ist nach dem Bundesgesetz illegal," schrieb Breyer.
Robert Raich, der Anwalt des Klubs, erklÀrte, dass er die Entscheidung vor dem 9. US-Berufungsgericht in San Francisco anfechten werde.
(Quelle: Associated Press vom 3. Mai 2002)
Wissenschaft â Dexanabinol wirksam bei Hirnverletzung
Alle sechs israelischen neurochirurgischen Intensivpflegestationen waren bei einer doppelblinden, placebokontrollierten Studie zur Beurteilung der Sicherheit intravenösen Dexanabinols bei schwerer Kopfverletzung beteiligt. 67 Patienten im Alter von 16 - 65 Jahren erhielten eine einzige Gabe von Dexanabinol (48 oder 150 mg) oder nur die TrÀgersubstanz.
Eine hoch signifikante Reduzierung der Zeit mit einem Druck innerhalb des Kopfes von mehr als 25 mmHg, mit einem Durchblutungsdruck im Gehirn von unter 50 mmHg und mit einem systolischen Blutdruck von unter 90 mmHg wurde in der Gruppe, die mit dem Medikament behandelt worden war, festgestellt. Ein Trend zu einer schnelleren und besseren Erholung nach der Glasgow-Outcome-Skala nach 3 und 6 Monaten wurde ebenfalls beobachtet.
Art und HĂ€ufigkeit von ungĂŒnstigen medizinischen Ereignissen waren in beiden Gruppen gleich verteilt. Dexanabinol ist ein nicht-psychotroper Abkömmling von THC mit nervenschĂŒtzenden Eigenschaften.
(Quelle: Knoller N, et al. Dexanabinol (HU-211) in the treatment of severe closed head injury: A randomized, placebo-controlled, phase II clinical trial. Crit Care Med 2002;30(3):548-554)
Kanada â Negative gesundheitliche Auswirkungen von Cannabis sind gering, erklĂ€rt ein Parlamentsausschuss
Der Parlamentsausschuss zu illegalen Drogen plant im Mai und Juni im Land verteilt eine Serie von öffentlichen Anhörungen. Dabei sollen die Kanadier befragt werden, ob sie der Ansicht sind, dass die Regierung Marihuana entkriminalisieren sollte. So heià es in einem Bericht, der am 2. Mai veröffentlicht wurde.
Nach 14-monatiger Untersuchung der Auswirkungen des Cannabiskonsums erklĂ€rte der Ausschuss, dass die wissenschaftliche Datenlage nahe lege, dass Marihuana "einige negative Wirkungen auf die Gesundheit von Personen haben kann", dass diese Wirkungen jedoch "relativ gutartig" seien, und dass es keine Einstiegsdroge in den Konsum harter Drogen sei. Nur etwa 10 Prozent der Konsumenten wĂŒrden gewohnheitsmĂ€Ăige Konsumenten und 5 bis 10 Prozent wĂŒrden abhĂ€ngig werden.
Ein entgĂŒltiger Bericht soll im August veröffentlicht werden. Der vorlĂ€ufige Bericht ist auf der Internetseite des Parlaments verfĂŒgbar.
http://www.parl.gc.ca/illegal-drugs.asp.
(Quelle: Xinhua News Agency vom 2. Mai 2002)
Kurzmeldungen
Deutschland â Bionorica stellt Dronabinol her
Die phytopharmazeutische Firma Bionorica erklĂ€rte am 3. Mai, dass es Dronabinol (THC) herstelle, dass nun fĂŒr Apotheker zur Herstellung von Medikamenten auf Dronabinol-Basis zur VerfĂŒgung stehe. Bionorica ist der zweite Hersteller von Dronabinol in Deutschland. Die Frankfurter Firma THC Pharm produziert Dronabinol seit 1998. (Quelle: Pressekonferenz vom 3. Mai 2002)
Italien â Nordregion unterstĂŒtzt medizinisches Cannabis
Die Ratsversammlung der Lombardei, Italiens Nordregion, nahm am 30. April einen Antrag an, der Medikamente auf Cannabis-Basis unterstĂŒtzt. Darin wird die italienische Regierung und das Parlament aufgefordert, "die medizinische Verwendung von Cannabis und seinen Abkömmlingen zu regeln." (Quelle: Reuters vom 1. Mai 2002)
Welt â Million Marijuana March
Etwa 160 StÀdte in mehr als 30 LÀndern der Erde nahmen in diesem Jahr am 4. Mai am Million Marijuana March teil. (Quelle: PA News vom 4. Mai 2002)
Wissenschaft â Drogenkonsum von Jugendlichen
Eine fĂŒrsorgliche Mutter ist der einzige wichtigste Faktor beim Schutz von Jugendlichen vor dem Missbrauch von illegalen Drogen und Alkohol. Im Rahmen der Studie wurden etwa 4000 SchĂŒler im Alter von 14 - 15 Jahren aus StĂ€dten in England, Irland, Italien, Deutschland und den Niederlanden befragt. (Quelle: McArdle P, et al. Addiction 2002 Mar;97(3):329-36)
USA â Hungerstreik in Montana
Eine 45-jÀhrige Frau aus Missoula befindet sich seit dem 20. April im Hungerstreik und protestiert damit gegen die Unmöglichkeit, legalen Zugang zu Cannabis in Montana zu bekommen, um ihre immunologische Störung zu behandeln. Ihre Erkrankung hat keinen Namen. Robin Prosser kann nicht mehr in die Sonne gehen, und sie leidet unter Symptomen, die Àhnlich wie bei der multiplen Sklerose sind. (Quelle: Missoula Independent vom 9. Mai 2002)
Wissenschaft â Huntington-Krankheit
In einem Tiermodell der Huntington-Erkrankung reduzierte die Gabe eines Wiederaufnahmehemmers von Endocannabinoiden (AM404) die motorische ĂberaktivitĂ€t. Die Huntigton-Erkrankung resultiert aus einem genetisch vorprogrammierten Verlust von Nervenzellen im Gehirn, der zu unkontrollierten Bewegungen und emotionalen Störungen fĂŒhrt. (Quelle: Lastres-Becker I, et al. Synapse 2002 Apr;44(1):23-35)
Wissenschaft â Wirkungen auf Zytochrom 450-Enzyme
Blutplasmaspiegel der antipsychotischen Medikamente Clozapin und Olanzapin sind bei Rauchern von Tabak und Cannabis niedriger als bei Nichtrauchern, was vor allem an der Induktion von CYP1A2, einem Enzym des Zytochrom P450-Komplexes, durch einige Bestandteile des Rauches, liegt. Das Einstellen des Rauchens kann zu einer unerwarteten Zunahme des Plasmaspiegels fĂŒhren. Daher sollten rauchende Patienten, die mit Medikamenten behandelt werden, die zum Abbau das CYP1A2-Enzym verwenden, hinsichtlich ihrer Rauchgewohnheiten beobachtet werden, damit die Dosis angepasst werden kann. (Quelle: Zullino DF, et al. Int Clin Psychopharmacol 2002;17(3):141-143)