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IACM-Informationen vom 10. März 2012

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Wissenschaft — Die Verwendung von Cannabis war in einer prospektiven zweijährigen kontrollierten Studie nicht mit der Krankheitsschwere nach einer ersten psychotischen Episode assoziiert

Forscher von Yulius, einem Institut für seelische Gesundheit in Dordrecht (Niederlande), führten eine randomisierte, offene, kontrollierte Studie zur Untersuchung des Zusammenhanges zwischen Cannabiskonsum und Messgrößen der psychischen Gesundheit und der sozialen Funktionen mit 124 Patienten, die an einer ersten Episode einer nicht affektiven Psychose litten, durch. Die Patienten wurden zwei Jahre lang begleitet. Andere Patientencharakteristika, die erwartungsgemäß unabhängig mit den Messgrößen assoziiert sind, darunter Alkohol- und anderer Drogenkonsum, wurden zu Beginn der Studie erfasst.

Ein anhaltender Cannabiskonsum war nicht mit einer symptomatischen oder funktionellen Rückbildung oder klinischen Erholung assoziiert. Nach zwei Jahren gab es eine Beziehung zwischen Cannabiskonsum und bestimmten Aspekten sozialer Rollenfunktionen, nämlich ökonomischer und sozialer Aktivitäten. Am Ende der Studie waren bei 53 Prozent der Studienteilnehmer die psychotischen Symptome verschwunden, bei den Cannabiskonsumenten mit der gleichen Wahrscheinlichkeit wie bei den Nichtkonsumenten. Es bestand für sie auch eine hohe Wahrscheinlichkeit für eine "klinische Erholung", was bedeutet, dass ihre Symptome verschwunden waren und sie ihren Alltag wieder normal oder nahezu normal bewältigen konnten. Cannabiskonsumenten wiesen jedoch ein erhöhtes Risiko für bestimmte "soziale" Probleme auf und wiesen in Fragebögen zur finanziellen Unabhängigkeit und sozialen Aktivitäten geringere Werte auf. "Im realen Leben könnte dies bedeuten, dass anhaltender Cannabiskonsum eine schädliche Wirkung auf soziale Funktionen hat", erklärte Gunnar Faber gegenüber Reuters. Er merkte allerdings an, dass alle Wirkungen sich bei verschiedenen Personen unterscheiden, und dass diese Ergebnisse nicht notwendigerweise meinen, dass Cannabis selbst die sozialen Probleme verursacht. Nur wenige Cannabiskonsumenten in der Studie waren starke Konsumenten, was erklären könne, warum Cannabis keine starken Wirkungen auf die Erholung zu haben schien, erklärte er.

Mehr unter:

http://www.reuters.com/article/2012/03/01/healt-cannabis-psychosis-idUSL4E8E101W20120301

(Quellen: Reuters vom 1. März 2012; Faber G, Smid HG, Van Gool AR, Wunderink L, van den Bosch RJ, Wiersma D. Continued cannabis use and outcome in first-episode psychosis: data from a randomized, open-label, controlled trial. J Clin Psychiatry, 21. Februar 2012 [im Druck])

USA — Im November werden die Bürger von Colorado über die Legalisierung von Cannabis für den Freizeitkonsum abstimmen

Die Wähler von Colorado werden bei einer Abstimmung im November gebeten, darüber zu entscheiden, ob Cannabis für den Freizeitkonsum legalisiert werden soll. Der Gesetzentwurf würde, wenn er von den Wählern angenommen wird, den Besitz bis zu einer Unze (etwa 28 Gramm) Cannabis oder bis zu sechs Pflanzen beim Anbau legalisieren. Er würde auch einen regulatorischen Rahmen für den Verkauf von Cannabisprodukten und die Anwendung von Verkaufs- und Verbrauchsteuern schaffen. Zudem würde der Anbau von Nutzhanf legalisiert. Eine Bestimmung des Gesetzes würde dafür sorgen, dass die ersten 40 Millionen US-Dollar an Steuereinnahmen, die aufgrund von Cannabisverkäufen eingenommen wurden, für den Bau öffentlicher Schulen verwendet werden. Alle Einnahmen über diese 40 Millionen Dollar hinaus würden in den allgemeinen Staatshaushalt fließen.

Bisher erlaubt kein Staat die Verwendung von Cannabis für den Freizeitkonsum. Eine Gesetzesinitiative in Kalifornien war im Jahr 2010 gescheitert. Colorado ist einer der 16 Staaten und Washington D.C., der bereits den Cannabiskonsum für medizinische Zwecke erlaubt, auch wenn Cannabis nach den Bundesgesetzen weiterhin als illegales Betäubungsmittel eingestuft ist. Die öffentliche Meinung ist hinsichtlich des Nutzens der vollständigen Legalisierung geteilt. Zur Zeit sind nach dem medizinischen Cannabisgesetz, das 2000 in Colorado verabschiedet wurde, 80.000 Patienten, die Cannabis verwenden dürfen, registriert.

Mehr unter:

http://www.reuters.com/article/2012/02/28/uk-usa-marijuana-colorado-idUSLNE81R00V20120228

(Quelle: Reuters vom 28. Februar 2012)

Kurzmeldungen

Kanada — Richtlinien für die Behandlung von Tics

New Canadian guidelines for the evidence-based treatment of tic disorders include cannabinoids as a treatment option with a weak recommendation. Most other medications also got a weak recommendation (risperidone, aripiprazole, olanzapine, quetiapine, ziprasidone, topiramate, etc.). Only two medications got a strong recommendation (clonidine and guanfacine, the second for children only). (Source: Pringsheim T, et al. Can J Psychiatry 2012;57(3):133-43.)

Drug legalization in Central America merits a “serious” debate as a solution to the crime and violence coursing through the region even if it runs up against U.S. opposition, said Costa Rican President Laura Chinchilla. “If we keep doing what we have been when the results today are worse than 10 years ago, we’ll never get anywhere and could wind up like Mexico or Colombia,” Chinchilla said on 29 January. (Source: Reuters of 1 March 2012)

Spanien — Dorf will Cannabis anbauen, um seine Schulden zu tilgen

Ein Dorf im Nordosten Spaniens glaubt einen neuen Weg gefunden zu haben, um seine Schulden zurückzuzahlen: den Anbau von Cannabis. Das katalanische Dorf Rasquera hat sich damit einverstanden erklärt, Land zu verpachten, um Cannabis anzubauen. Die lokalen Behörden erklären, dass dieses Unternehmen es ihnen erlauben werde, ihre Schulden in Höhe von 1,3 Millionen Euro innerhalb von zwei Jahren abzuzahlen. Die Cannabis-Vereinigung für den Eigenkonsum von Barcelona (ABCDA) mit 5.000 Mitgliedern wird Rasquera vom Juli 2012 an monatlich 54.170 Euro für 15 Hektar bezahlen, und die lokalen Behörden hoffen, dass dieser Bauernhof 40 Arbeitsplätze im Dorf schaffen wird. Der spanische Generalstaatsanwalt untersucht die Rechtmäßigkeit des Projektes. (Quelle: Reuters vom 7. März 2012)

USA — Mehr als 4000 registrierte Cannabispatienten in Rhode Island und Neumexiko

Gegenwärtig sind 4416 Personen im medizinischen Cannabisprogramm von Rhode Island registriert. In Neumexiko gab es im letzten Oktober 4310 medizinische Cannabispatienten, und die führende Kategorie war PTBS (posttraumatische Belastungsstörung) mit 1854 Patienten. (Quellen: Associated Press vom 1. März 2012, Las Cruces Sun-News vom 5. März 2012)

Wissenschaft — Der Einfluss von Cannabis auf den zerebralen Blutfluss

Forscher des VA San Diego Healthcare System (USA) untersuchten die Wirkungen des Cannabiskonsums auf den Blutfluss im Gehirn von Heranwachsenden. Verglichen mit 23 Nichtkonsumenten zeigten 23 Cannabiskonsumenten einen reduzierten Blutfluss in vier Regionen der Hirnrinde und eine Zunahme des Blutflusses in einer Region. Nach vierwöchiger Abstinenz gab es zwischen den beiden Gruppen keinen Unterschied mehr. (Quelle: Jacobus J, et al. Psychopharmacology (Berl), 7. März 2012 [im Druck])

Wissenschaft — Die Aktivierung des CB2-Rezeptors schützt vor einer Neuropathie durch ein Chemotherapeutikum

Nach einer Studie mit Ratten an der Cleveland-Klinik in Ohio (USA) schützte die Aktivierung des CB2-Rezeptors durch ein synthetisches Cannabinoid (MDA7) vor der Neuropathie (Nervenschädigung und Schmerzen), die durch das Chemotherapeutikum Paclitaxel verursacht wird. Das Cannabinoid reduzierte die Zahl der aktivierten Mikroglia und Astrozyten (Immunzellen im Gehirn) und reduzierte die Sekretion entzündungsfördernder Botenstoffe. (Quelle: Naguib M, et al. Anesth Analg, 5. März 2012 [im Druck])

Wissenschaft — Negative Wirkungen von Cannabis auf die Multitasking-Fähigkeit

Nach Angaben von britischen und australischen Forschern kann Cannabiskonsum die psychologischen Reaktionen auf einen Multitasking-Stressor negativ beeinflussen. Sie verglichen 25 Cannabiskonsumenten mit Nichtkonsumenten und fanden heraus, dass Cannabiskonsumenten nach akutem Stress weniger wach und zufrieden waren. Unerwarteterweise erhöhte der Stressor die Werte für Ruhe. Die Autoren stellten fest, dass "dies Bedeutung für Situationen im realen Leben, die hohe Anforderungen an kognitive Ressourcen stellen, haben könnte." (Quelle: Wetherell MA, et al. Hum Psychopharmacol 2012;27(2):167-76.)

Wissenschaft — THC verursacht antidepressive Wirkungen

Kanadische Wissenschaftler fanden bei einem Test, bei dem Ratten zum Schwimmen gezwungen werden, antidepressive Eigenschaften von THC. Sie schrieben, dass "Delta-9-THC so wie andere CB1R-Agonisten und Endocannabinoid-Verstärker und ähnlich wie bekannte Antidepressiva (wie etwa SSRIs) in niedrigen Dosen antidepressive Eigenschaften besitzen könnte." (Quelle: Bambico FR, et al. Prog Neuropsychopharmacol Biol Psychiatry, 22. Februar 2012 [im Druck])

Wissenschaft — Gabapentin reduziert Entzugssymptome nach Beendigung des Cannabiskonsums

Forscher des Scripps-Forschungsinstituts in La Jolla (USA) führten eine klinische Studie mit 50 Cannabiskonsumenten, die eine Behandlung wünschten und von Cannabis abhängig waren, durch. Sie erhielten 12 Wochen lang entweder Gabapentin (1200 mg pro Tag) oder ein Plazebo. Gabapentin reduzierte signifikant die Entzugssymptome. (Quelle: Mason BJ, et al. Neuropsychopharmacology, 29. Februar 2012 [im Druck])

Wissenschaft — Die Endocannabinoid-Konzentrationen sind bei depressiven Frauen mit dem Blutdruck assoziiert

In einer Studie von US-Forschern mit 28 depressiven Frauen und 27 gesunden Kontrollpersonen waren die Konzentrationen der Endocannabinoide Anandamid (AEA) und 2-Arachidonoylglycerol (2-AG) im Blutserum positiv mit dem Blutdruck in der depressiven Gruppe assoziiert. Es gab keine Korrelation zwischen Blutdruck und Endocannabinoiden bei den Kontrollpersonen. (Quelle: Ho WS, et al. Lipids Health Dis 2012;11(1):32.)

Wissenschaft — Die Aktivierung von Cannabinoidrezeptoren in den Speicheldrüsen reduziert die Speichelsekretion

Forscher aus der Ukraine beobachteten, dass die Aktivierung von CB1- und CB2-Rezeptoren in der Unterkieferdrüse den Speichelfluss unterdrückte und den durch diese Speicheldrüse produzierten Speichel veränderte. (Quelle: Kopach O, et al. J Cell Sci, 24. Februar 2012 [im Druck])