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ACM-Mitteilungen vom 17. November 2012
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Verhandlung im Prozess für den Eigenanbau von Cannabis durch Patienten am 7. Dezember vor dem Oberverwaltungsgericht Münster
Am 7. Dezember findet vor dem Oberverwaltungsgericht Münster die mündliche Verhandlung im Verfahren Michael F. gegen die Bundesrepublik Deutschland statt. Herr F. besitzt eine Ausnahmegenehmigung zur Verwendung von Cannabis durch die Bundesopiumstelle, um damit Symptome seiner Multiplen Sklerose zu behandeln. Wie viele andere Erlaubnisinhaber kann er sich den Cannabis aus der Apotheke jedoch in dem notwendigen Umfang finanziell nicht leisten. Die Verhandlung ist öffentlich. Bitte Personalausweis nicht vergessen.
Freitag, 7. Dezember 2012, 11:00 Uhr,
Oberverwaltungsgericht Münster,
Sitzungssaal III, Aegidiikirchplatz 5, 48143 Münster
Beim Betreten des Gerichtsgebäudes findet eine Ausweis-, Personen- und Gepäckkontrolle statt. Dadurch kann es zu Wartezeiten kommen. Waffen und gefährliche Gegenstände (Messer, Scheren, Schlagstöcke u.ä.) dürfen im Gerichtsgebäude nicht mitgeführt werden. Taschen, Rucksäcke und sonstige Behältnisse werden auf der Gepäckdurchleuchtungsanlage überprüft.
Frühere Berichte über das Verfahren in den ACM-Mitteilungen:
Antrag auf einstweilige Verfügung für Eigenanbau von Cannabis vom OVG Münster abgelehnt
Ablehnung eines Antrags auf Eigenanbau von Cannabis für medizinische Zwecke: Gründe und Kommentare
Presseschau: Kranker pflanzte Hasch als Medizin (Kölnische Rundschau)
Erneut musste sich ein Patient, der Cannabis zu medizinischen Zwecken gegen seine Epilepsie verwendet, vor Gericht verantworten. Der Richter zeigte zwar Verständnis für den Angeklagten, verurteilte ihn jedoch zu einer Geldstrafe von 120 Tagessätzen. Der Betroffene will nun einen Antrag auf eine Ausnahmegenehmigung zur Verwendung von Cannabis bei der Bundesopiumstelle stellen. Im Gegensatz zur Aussage in dem Zeitungsartikel liegt eine solche Ausnahmegenehmigung aber noch nicht vor. Sein Arzt hat bereits einen entsprechenden Arztbericht verfasst.
Kranker pflanzte Hasch als Medizin
Bewegte Bilder: Medikamente gegen das Vergessen (Erstes Deutsches Fernsehen)
Das Erste Programm brachte am 4. November in der Sendung „[w] wie wissen“ ein Beitrag zu neuen Forschungsergebnissen zur Verwendung von Heilpflanzen bei der Behandlung des Morbus Alzheimer. Darin wurde auf den möglichen Nutzen von Cannabis und Mariendistel hingewiesen.
Medikamente gegen das Vergessen
Alzheimer ist eine der häufigsten Alterserkrankungen und noch immer gibt es kein Medikament, das den Zustand der Betroffenen signifikant verbessert. Doch ausgerechnet zwei altbekannte Heilpflanzen könnten jetzt für einen Durchbruch sorgen: Wissenschaftler räumen der Mariendistel und dem Hanf große Chancen ein, den Patienten dauerhaft das schwindende Gedächtnis zurückzugeben.
Hoffnung mit Nebenwirkungen
Alzheimerkranke sind gefangen in einer Welt, die immer stärker verblasst: Erst vergessen sie Namen und Worte, können sich nicht mehr erinnern, wo sie Gegenstände abgelegt haben. Später sind es sogar enge Verwandte, die nicht mehr wiedererkannt werden. Ein Medikament, das den geistigen Verfall dauerhaft aufhalten kann, gibt es noch nicht - obwohl unzählige Forschungsprojekte seit Jahrzehnten nach Lösungen suchen. Oft stehen dabei Eiweißablagerungen im Gehirn, die sogenannten Plaques, im Fokus der Wissenschaftler. Sie sollen ein Grund für den dramatischen Gedächtnisverlust sein. Dabei gibt es bereits einen Wirkstoff, der sich bei der Bekämpfung dieser Ablagerungen bewährt hat: Tacrin.
Tacrin kann die Krankheit nicht heilen, wohl aber eine signifikante Verbesserung der Gedächtnisleistung hervorrufen. Doch der Preis für die Betroffenen ist hoch: Der Wirkstoff verursacht auch massive Leberschäden. Aus diesem Grund ist Tacrin inzwischen wieder vom Markt verschwunden. Wissenschaftler des Instituts für Lebensmittelchemie und Pharmazie der Universität Würzburg wollen das bislang potenteste Mittel zur Bekämpfung der Alzheimer-Symptome dennoch nicht aufgeben: Eine altbekannte Heilpflanze könnte helfen, die Nebenwirkungen in den Griff zu bekommen.
Die Mariendistel - eine bewährte Heilpflanze
Früher fand man sie häufig in Klostergärten, inzwischen wird sie auch großflächig zu medizinischen Zwecken angebaut: die Mariendistel. Ihr Wirkstoff, das "Silibinin" besitzt eine außerordentlich starke leberschützende Wirkung. Derzeit wird Silibinin sehr erfolgreich bei Pilzvergiftungen eingesetzt und Studien belegen ebenfalls eine hohe Wirksamkeit bei der Bekämpfung von Krebs. Auch die Würzburger Wissenschaftler setzen auf die heilsamen Kräfte der Mariendistel. Ihr Wirkstoff könnte die Leberschädigungen durch das Alzheimermedikament Tacrin verhindern. Doch beide Substanzen einfach nur zu mischen, brachte nicht den erwünschten Erfolg. Michael Decker und seine Team verknüpften deshalb beide Wirkstoffe auf chemischem Wege zu einem neuen Kombi-Molekül, und die Ergebnisse lassen aufhorchen: "Durch die chemische Verknüpfung gelingt es, dass man auch bei hohen Dosierungen die leberschädigende Wirkung komplett ausschalten kann", so der Pharmazeut.
Altbewährt und immer noch geächtet: Hanf
Die Mariendistel ist eine Hoffnung für Alzheimerpatienten. Eine andere könnte ebenfalls eine altbekannte Heilpflanze sein, die man allerdings nicht in Klostergärten findet: Cannabis. In Holland werden Hanfpflanzen, aus denen sonst das Rauschmittel Marihuana hergestellt wird, zur Gewinnung von Cannabis für den therapeutischen Einsatz legal angebaut. Das seit jeher als Schmerzmittel eingesetzte Cannabis hat in dieser speziell aufbereiteten Form kaum noch eine berauschende Wirkung und ist inzwischen auch in Deutschland als Arzneimittel zugelassen. Allerdings gibt es immer noch große Vorbehalte. Dabei könnte dem Hanf bei der Alzheimertherapie eine entscheidende Rolle zukommen.
Bereits vor 20 Jahren entdeckten Forscher im Gehirn Rezeptoren, die auf "Cannabinoide" ansprechen, die Hanf-Wirkstoffe. Die Schlussfolgerung: Es muss also auch körpereigene Botenstoffe geben, die dem Cannabis aus der Pflanze sehr ähnlich sind und die im Körper eine wichtige Rolle spielen. Derzeit gehen Wissenschaftler davon aus, dass vor allem Gedächtnis, Appetit und Schmerzregulation durch dieses "Endocannabinoidsystem" gesteuert werden. Doch die Rezeptoren, die körpereigenes und auch körperfremdes Cannabis aufnehmen, verkümmern mit zunehmendem Alter, da die Ausschüttung der eigenen Botenstoffe nachlässt.
Training für das Nervensystem
Alles im Körper, was nicht regelmäßig trainiert wird, verkümmert - so auch die Rezeptoren, die unser Gedächtnis steuern. Stimuliert man die Rezeptoren regelmäßig mit zugeführtem Cannabis, könnte das ihren Verfall aufhalten, so die Hypothese. Versuche an Mäusen mit angezüchteten Alzheimer-Ablagerungen am Institut für Pathobiochemie der Universität Mainz zeigen jedenfalls deutlich, wie vielversprechend dieser Ansatz ist: Tiere, denen zusätzlich auf genetischem Weg das Cannabinoid-System entfernt worden ist, zeigen schlechtere Gedächtnisleistungen. Alzheimermäuse mit intakten Cannabis-Rezeptoren lernen schneller und können sich Wege besser merken. Das Paradoxe dabei ist, dass die Gehirne dieser Mäuse sogar mehr Plaque-Ablagerungen aufweisen als die Organe der Vergleichsgruppe.
Vielleicht sind es ja die alten Heilpflanzen Mariendistel und Hanf, die dank der Möglichkeiten der modernen Forschung den Patienten ihre Erinnerungen erhalten können.
Presseschau: Cannabis-Therapie: Colombera kommt vor Gericht (Luxemburger Wort)
Der luxemburgische Arzt und Parlamentsabgeordnete Dr. Jean Colombera verschreibt seinen Patienten seit Jahren Cannabisprodukte. Da dies in Luxemburg nicht erlaubt ist, muss er sich nun vor Gericht verantworten.
Cannabis-Therapie: Colombera kommt vor Gericht
Presseschau: Cannabis bei Epilepsie (Hanf Journal)
Dr. Franjo Grotenhermen berichtete in seinen monatlichen Beiträgen für das Hanf Journal zuletzt über die antiepileptischen Eigenschaften von Cannabinoiden.
Die Wirksamkeit von Cannabis-Medikamenten bei der Epilepsie ist bisher kaum in klinischen Studien erforscht.
Ich betreue einige Patienten mit Epilepsie, die sehr gute Erfahrungen mit Cannabis gemacht haben. Die Erfahrungen eines dieser Patienten möchte ich gern kurz vorstellen. Er hatte in der Kindheit zum ersten Mal so genannte fokale Anfälle, die zu dieser Zeit nicht als epileptische Anfälle erkannt wurden. Sie verschwanden wieder und traten erst im Erwachsenenalter wieder auf. In der Jugendzeit hatte er begonnen, Cannabis zu konsumieren. Die Anfälle begannen erneut, als er bedingt durch einen Auslandsaufenthalt einige Tage lang keinen Cannabis verwendete. Die Anfälle machen sich zunächst durch ein innerliches Druckgefühl bemerkbar, er hört alles sehr drängend und bewegt unruhig die Hände, wird kaltschweißig und fahl im Gesicht. Ein Anfall dauert nur zwei Minuten. Es treten jedoch mehrere Anfälle täglich auf, so dass sie sehr belastend sind. Wenn er Hanf konsumiert, ist er anfallsfrei. Die Anfälle beginnen jeweils etwa 3-4 Tage nach dem Absetzen von Cannabis. Andere Medikamente gegen Epilepsie verursachen bei ihm starke Nebenwirkungen. Ein anderer Patient leidet an generalisierten epileptischen Anfällen, in denen er Arme und Beine unkontrolliert bewegt, auf den Boden fällt und sich dabei auch schon Verletzungen zugezogen hat. Es ist unklar, ob bei ihm die Anfallshäufigkeit durch Cannabis reduziert wird, allerdings erholt er sich deutlich schneller von den Anfällen.
Ohne Cannabis leidet er noch Stunden nach einem Anfall unter Muskelschmerzen, starker innerer Anspannung und Verwirrtheit sowie einer unangenehm veränderten Körperwahrnehmung. Mit Cannabis tritt diese Symptomatik deutlich abgeschwächt auf.
Nach dem heutigen wissenschaftlichen Kenntnisstand wirkt THC antiepileptisch, indem es die Synchronisierung der elektrischen Aktivität von Nervenzellen durchbricht. Diese Synchronisierung kann man sich wie bei einem Orchester vorstellen, in dem die Musiker in einem Takt spielen. Beim epileptischen Anfall tritt eine unnormal starke Synchronisierung der Nervenaktivität auf. In einem Tierversuch konnten Forscher 2006 nachweisen, dass die Gabe von THC die Nervenzellen aus dem gemeinsamen Takt brachte. Die Neuronen feuerten zwar noch die gleiche Zahl von Nervenimpulsen ab, aber nicht mehr synchron. Diese THC-Wirkung kann neben der antiepileptischen Wirkung auch das sprunghafte Denken und die akut reduzierte Gedächtnisleistung nach Cannabiskonsum erklären.
Die körpereigenen Cannabinoide, die Endocannabinoide, scheinen eine natürliche Rolle bei der Unterdrückung von Krampfanfällen zu spielen. So ist das Endocannabinoid Anandamid eine wirksame antiepileptische Substanz in Tiermodellen der Epilepsie, selbst in Fällen, in denen andere kampfhemmende Medikamente unwirksam sind. Forscher der Universität Mainz konnten 2010 nachweisen, dass eine hohe Konzentration von Cannabinoid-1-Rezeptoren in bestimmten Hirnregionen die Anfallsaktivität bei Mäusen reduziert. Bemerkenswerterweise ist die Aktivität des Endocannabinoids-Systems bei Epileptikern abgeschwächt, und damit auch seine schützende Funktion. Die Konzentrationen von Anandamid waren im Nervenwasser von Patienten mit unbehandelter, neu diagnostizierter Epilepsie reduziert, und die Aktivität des Cannabinoid-1-Rezeptors war im Vergleich zu gesunden Personen auf ein Drittel vermindert.
Bereits in den 1940er Jahren, also noch vor der genauen Identifizierung des THC im Jahre 1964, wurde eine kleine klinische Studie mit einem synthetischen Cannabinoid namens DMHP durchgeführt.
Fünf Kinder mit generalisierten epileptischen Anfällen (Grand-mal-Epilepsie), die durch die üblichen Medikamente nicht ausreichend behandelt werden konnten, erhielten 3-7 Wochen lang dieses Cannabinoid. Drei der Kinder sprachen so gut wie auf die vorausgehende Therapie mit den Standard-Medikamenten an, das vierte Kind wurde nahezu vollkommen und das fünfte vollständig anfallsfrei. Daraus kann man ersehen, dass einige Menschen offenbar sehr gut von Cannabinoiden profitieren können. Leider folgten keine weiteren klinischen Studien.
In den vergangenen Jahrzehnten wurden jedoch einige Fälle von Epileptikern, die ihre Erkrankung durch die Einnahme von Cannabis verbessern konnten, veröffentlicht. Zwei dieser Fälle wurden in einem Buch von Lester Grinspoon beschrieben. Grinspoon stellte die Geschichte eines 53 Jahre alten Mannes vor, der seine generalisierte Epilepsie mit den zur Verfügung stehenden Medikamenten nur unter Inkaufnahme schwerer Nebenwirkungen kontrollieren konnte. Im Jahr 1976 wurde ihm Cannabis empfohlen, und er konnte die Dosis der Medikamente bald um die Hälfte reduzieren, was zu einer deutlichen Reduzierung der Nebenwirkungen führte.
Auch die Häufigkeit der Anfälle nahm ab. Kürzlich stellten Ärzte der Universität von New York die Geschichte eines 45 Jahre alten Mannes mit Epilepsie vor, der ebenfalls deutlich von einer Selbsttherapie mit Cannabis profitierte, und schrieben in einem Artikel, dass „dieser Fall andere anekdotische Daten unterstützt, nach denen die Verwendung von Marihuana eine nützliche Zusatzbehandlung bei einigen Patienten sein kann“.
Presseschau: Geschluckt, nicht geraucht: Israelische Ärzte setzen Cannabis als Heilmittel ein – mit Erfolg (Jüdische Allgemeine)
Die Jüdische Allgemeine berichtete über die medizinische Verwendung von Cannabis in Israel. Dort ist die Verwendung der Heilpflanze weit verbreitet und allgemein akzeptiert. Patienten und Ärzte begegnen nicht den Widerständen wie in Deutschland und den meisten anderen europäischen Ländern.
Presseschau: Legalisierung von Marihuana Washington wird zum Holland der USA (Frankfurter Rundschau)
Die Frankfurter Rundschau berichtete von den Konsequenzen der Legalisierung von Cannabis in zwei Staaten der USA.
Legalisierung von Marihuana Washington wird zum Holland der USA
Presseschau: "Marihuana spült Milliarden in US-Staatskassen"
Pressetext berichtete über die positiven finanziellen Auswirkungen der sich wandelnden Cannabispolitik in mehreren US-Staaten für die Staatskassen.