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IACM-Informationen vom 18. August 2001

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Kanada — GW Pharmaceuticals beginnt klinische Studien in Kanada

GW Pharmaceuticals, eine britische Firma, die Medikamente auf Cannabisbasis zur Schmerzlinderung entwickelt, erklÀrte am 14. August, es werde mit klinischen Studien in Kanada beginnen.

Die Phase II-Studie wird unter der Leitung von Dr. Daniel DeForge vom Rehabilitationszentrum der Krankenhauses von Ottawa durchgefĂŒhrt. Sie wird Patienten mit multiple Sklerose, QuerschnittslĂ€hmung und anderen Formen chronischer Schmerzen umfassen.

Weltweit entwickeln zwei Institutionen Medikamente auf Cannabisbasis mit dem Ziel der Zulassung als Arzneimittel.

Das Institut fĂŒr onkologische und immunologische Forschung, ein Forschungsinstitut fĂŒr Pflanzenheilmittel aus Berlin, begann 1999 mit Phase II/III-Studien mit Kapseln, die einen standardisierten Cannabisextrakt enthielten. Klinische Studien werden durchgefĂŒhrt oder wurden abgeschlossen in Deutschland, Holland, Schweiz und Großbritannien. Das Institut beabsichtigt, die Medikamentenentwicklung mit Cannabis bis zu einem bestimmten Punkt voranzutreiben und dann in Lizenzverhandlungen mit einer pharmazeutischen Firma einzutreten.

GW Pharmaceuticals, eine Firma mit Sitz in Salisbury, begann 2000 mit Phase II-Studien mit Sprays, die einen standardisierten Cannabisextrakt enthalten und unter die Zunge gesprĂŒht werden. Sie will ebenfalls ihre Studien auf andere LĂ€nder ausweiten.

(Quellen: Reuters vom 14. August 2001, PA News vom 14. August 2001, persönliche Mitteilungen)

Kurzmeldungen

Jamaika — Regierungskommission fĂŒr Legalisierung

Ein Bericht einer Regierungskommission, der am 16. August vorgestellt wurde, empfiehlt die Legalisierung von Cannabis zum privaten Konsum und den legalen Besitz kleiner Mengen der Droge durch Erwachsene. Der Bericht der Nationalen Kommission fĂŒr Ganja argumentiert, dass ein mĂ€ĂŸiger Konsum bei den meisten Konsumenten keine kurz- oder langzeitigen gesundheitlichen Auswirkungen habe. "MarihuanasAnsehen bei den Menschen als Allheilmittel und spirituell steigernde Substanz ist so stark, dass es als kulturell fest verwurzelt angesehen werden muss," heißt es im Bericht. (Quellen: AP vom 16. und 17. August 2001)

Wissenschaft — Schmerzen

Tierforschung zeigt, dass Cannabinoide, die an den CB1-Cannabinoidrezeptor binden, auf einen Teil des Gehirns (genannt: nucleus reticularis gigantocellularis pars alpha, GiA) wirken, der wichtig fĂŒr die Linderung neuropathischer Schmerzen ist. (Quelle: Monhemius R, et al. Brain Res 2001 Jul 10;908(1):67-74)

Deutschland — Krankenversicherungen

Deutsche Krankenversicherer können sich weigern, eine Behandlung mit Dronabinol (THC), das Àrztlich verschrieben wurde, zu bezahlen. So urteilte ein Richter eines Sozialgerichtes am 9. August zu Ungunsten eines Patienten mit multiple Sklerose aus Mannheim. Dem Patienten, der bereits versucht hatte, mit einer Beschwerde vor dem Bundesverfassungsgericht einen legalen Zugang zu Cannabis zu erhalten, wurde die Erstattung der Behandlungskosten mit Dronabinol verweigert. Eine Behandlung mit Dronabinol ist in Deutschland etwa zehnmal so teuer wie eine Behandlung mit illegalem Cannabis. (Quelle: persönliche Mitteilung)

USA — Oregon verschĂ€rft Regelungen

Am 10. August hat Oregon die Regelungen, die Ärzte nach dem staatlichen Marihuanagesetz befolgen mĂŒssen, verschĂ€rft, nachdem sie festgestellt hatten, dass ein einziger Arzt 40 Prozent aller Marihuana-AntrĂ€ge des Landes unterzeichnet hatte. Nach den neuen Regelungen muss ein Arzt, der eine schriftliche Stellungnahme zugunsten eines Antragstellers ausfĂŒllt, eine aktuelle Patienten-Kartei pflegen sowie einen Behandlungsplan entwickeln und durchfĂŒhren. Die strengeren Regelungen werden nur auf laufende und zukĂŒnftige AntrĂ€ge angewandt. (Quelle: Seattle Times vom 11. August 2001)

IACM — HĂ€ufig gestellte Fragen

Alle zwei Wochen finden Sie auf der Internetseite der IACM eine neue Antwort auf eine hÀufig gestellte Frage unter "Frag die IACM". Themen, die bereits online sind, umfassen Schwangerschaft, Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, Asthma, ChromosomenschÀden, Herzinfarkt, mÀnnliche Fruchtbarkeit, MigrÀne, Cannabistinktur und Alzheimersche Erkrankung. Als nÀchstes kommen: Urintests, Risiken des Cannabisrauchens.

Wissenschaft — Augeninnendruck

THC verringert den Augeninnendruck. Dieser Effekt wurde deutlich durch eine lokale Vorbehandlung mit Indometacin abgeschwĂ€cht, was nahe legt, dass THC den Augeninnendruck zumindest zum Teil durch einen Prostaglandin-abhĂ€ngigen Prozess beeinflusst. Indometacin ist ein nicht-steoridaler EntzĂŒndungshemmer, und es ist bereits bekannt, dass er die psychischen Effekte und die durch THC verursachte Herzfrequenzsteigerung vermindert. (Quelle: Green K, et al. Ophthalmic Res 2001 Jul-Aug;33(4):217-20)

Wissenschaft — Cannabinoidrezeptoren

Cannabinoidrezeptoren wurden bei SÀugetieren, Vögeln, Amphibien, Fischen, Seeigeln, Egeln, Muscheln und Hydra-Polypen gefunden, aber sie scheinen nicht bei Insekten vorzukommen. (Quelle: McPartland J, et al. J Comp Neurol 2001 Aug 6;436(4):423-9)