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IACM-Informationen vom 18. April 2015

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Wissenschaft/Mensch — In einer kontrollierten Studie reduzierte inhalierter Cannabis periphere neuropathische Schmerzen bei Diabetes

Inhalierter Cannabis fĂŒhrte zu einer dosisabhĂ€ngigen Reduzierung bei peripheren behandlungsresistenten neuropathischen Schmerzen bei 16 Patienten mit Diabetes. Diese Ergebnisse einer klinischen Studie durch Forscher der UniversitĂ€t von Kalifornien in San Diego wurden in The Journal of Pain veröffentlicht. In einer Überkreuzstudie erhielt jeder Teilnehmer einmal ein Placebo, eine niedrige (1 % THC), eine mittlere (4 % THC) oder eine hohe (7 % THC) Cannabisdosis. Nach der Inhalation mit einem Verdampfer wurden die SchmerzintensitĂ€t und die subjektiven psychischen Wirkungen nach 5, 15, 30, 45 min und alle 30 min fĂŒr weitere drei Stunden gemessen.

Es gab einen signifikanten Unterschied der spontanen Schmerzwerte zwischen den Dosen. Es gab zudem eine signifikante Wirkung der hohen Dosis auf Schmerzen, die durch einer SchaumstoffbĂŒrste und Fasern (so genannte von Frey-Haare) verursacht wurden. Die Autoren stellten fest, dass "dies die vorlĂ€ufigen Hinweise ergĂ€nzt, die weitere Forschung zur Wirksamkeit von Cannabinoiden bei neuropathischen Schmerzen unterstĂŒtzen".

Wallace MS, Marcotte TD, Umlauf A, Gouaux B, Atkinson JH. Efficacy of Inhaled Cannabis on Painful Diabetic Neuropathy. J Pain, 2. April 2015. [im Druck]

USA — Georgia legalisiert Cannabis fĂŒr eine begrenzte medizinische Verwendung

Menschen mit Anfallsleiden, Multiple Sklerose und anderen Erkrankungen wird es erlaubt sein, in Georgia eine nicht rauchbare Form von Cannabis zu verwenden, nachdem der staatliche republikanische Gouverneur eine Gesetzesvorlage am 16. April 2015 unterzeichnet hat, die die Droge legalisiert. Aber nach Angaben von UnterstĂŒtzern werden es Patienten schwer haben, das Cannabisöl fĂŒr ihre Behandlung zu bekommen.

Nach dem Gesetz, das sofort in Kraft tritt, sollen Patienten, die einen Screening-Vorgang abgeschlossen haben, ein Dokument erhalten, das ihnen den Besitz von Cannabisöl mit einer niedrigen THC-Konzentration erlaubt. Dies erklĂ€rte Gouverneur Nathan Deal in einer Stellungnahme. Patienten mit Krebs, amyotropher Lateralsklerose, Morbus Crohn, mitochondrialer Erkrankung, Morbus Parkinson und SichelzellenanĂ€mie können ebenfalls Cannabis erhalten. Der Sponsor der Gesetzesvorlage, das Mitglied des staatlichen ReprĂ€sentantenhauses Allen Peake, erklĂ€rte, dass pharmazeutische Unternehmen das Öl mit 5 % THC nach Georgia bringen werden, wo der Anbau von Cannabis verboten bleiben wird.

Reuters vom 17. April 2015

Wissenschaft/Mensch — In einer offenen Studie waren orale Cannabisextrakte wirksam bei einem Drittel der Kinder mit Epilepsie

Etwa ein Drittel der Kinder, die an verschiedenen Epilepsieformen litten, erlebten durch die Verwendung oraler Cannabisextrakte eine Reduzierung um mehr als 50 % der AnfĂ€lle. Dies berichteten Forscher der medizinischen FakultĂ€t der UniversitĂ€t von Colorado in Denver in der Zeitschrift Epilepsy & Behavior. Sie fĂŒhrten eine retrospektive Analyse der Krankenakten von Kindern und Heranwachsenden durch, denen Cannabisextrakte verabreicht worden waren. 75 Patienten wurden identifiziert, von denen 57 % eine Verbesserung der Anfallskontrolle erlebten, und 33 % eine Reduzierung um mehr als 50 % (ansprechende Patienten) angaben.

Die Rate des Ansprechens variierte zwischen den Epilepsie-Syndromen: Dravet 23 %, Doose (myoklonisch astatische Epilepsie) 0 % und Lennox-Gastaut-Syndrom 88,9 %. Weitere nĂŒtzliche Effekte umfassten ein verbessertes Verhalten/Wachheit (33 %), eine verbesserte Sprache (10 %) und verbesserte motorische FĂ€higkeiten (10 %). Nebenwirkungen traten bei 44 % der Patienten auf, inklusive einer Zunahme der AnfĂ€lle (13 %) und SchlĂ€frigkeit/MĂŒdigkeit (12 %). Seltene Nebenwirkungen umfassten Entwicklungsverzögerungen, abnorme Bewegungen, Status epilepticus, der eine Intubation erforderlich machte, und Tod.

Press CA, Knupp KG, Chapman KE. Parental reporting of response to oral cannabis extracts for treatment of refractory epilepsy. Epilepsy Behav 2015;45:49-52.

Polen — Die Polizei fĂŒhrte Razzien in HĂ€usern von medizinischen Cannabispatienten durch und verhaftete einen Cannabisaktivisten

Die Polizei fĂŒhrte in den HĂ€usern von Cannabis Patienten in der Region Dolny Slask Razzien durch und verhaftete Jakub Gajewski, VizeprĂ€sident der Bewegung Wolne Konopie (Befreit Cannabis). Er besaß ein große Menge Cannabisextrakt, das fĂŒr schwer kranke Krebspatienten bestimmt war. Ihm drohen 15 Jahre GefĂ€ngnis. Am 20. April wird es in Warschau eine SolidaritĂ€tsveranstaltung geben, um seinen Freispruch zu verlangen, und es wird eine Forderung nach grundlegenden Menschenrechten von Patienten, sich selbst mit jeder verfĂŒgbaren Substanz zu heilen, geben.

Die polnischen Cannabisgesetze sind streng. Die Strafe fĂŒr den einfachen Besitz jedweder Menge kann GefĂ€ngnis von bis zu drei Jahren betragen. Der Cannabisextrakt Sativex ist zwar in Polen verschreibungsfĂ€hig, es gibt jedoch nur sehr wenige Patienten, die davon profitieren. Die durchschnittlichen Kosten einer monatlichen Behandlung entsprechen ungefĂ€hr einem durchschnittlichen Monatsgehalt.

Quelle: Persönliche Mitteilung von Wolne Konopie.

Kurzmeldungen

Wissenschaft/Mensch — Die Aktivierung von CB2-Rezeptoren in bestimmten Gehirnzellen könnte nervenschĂŒtzend bei Patienten mit Morbus Parkinson sein

Die Zahl der CB2-Rezeptoren ist bei Mikrogliazellen, Immunzellen im Gehirn, von Patienten mit Morbus Parkinson erhöht. Zudem ergaben Experimente mit einem Mausmodell des Morbus Parkinson, dass die Aktivierung des CB2-Rezeptors nervenschĂŒtzende Wirkungen hat.

Complutense-UniversitÀt, Madrid, Spanien.

GĂłmez-GĂĄlvez Y, et al. Prog Neuropsychopharmacol Biol Psychiatry, 8. April 2015 [im Druck]

Wissenschaft/Tier — Die Aktivierung des CB1-Rezeptors reduzierte Angst bei Schmerzen

MĂ€use ohne CB1-Rezeptoren, die an chronischen Schmerzen litten, wiesen mehr Angst als normale MĂ€use, die an chronischen Schmerzen litten, auf. Die Autoren schrieben, dass "das Endocannabinoidsystem durch chronische Schmerzen verursachte VerĂ€nderungen der Stimmung ĂŒber CB1-Rezeptoren vermittelt".

Institut fĂŒr molekulare Psychiatrie, UniversitĂ€t Bonn, Deutschland.

RĂĄcz I, et al. Brain Res Bull, 8. April 2015[im Druck]

Wissenschaft/Tier — MĂ€use ohne CB1-Rezeptoren, die an chronischen Schmerzen litten, wiesen mehr Angst als normale MĂ€use, die an chronischen Schmerzen litten, auf. Die Autoren schrieben, dass "das Endocannabinoidsystem durch chronische Schmerzen verursachte VerĂ€nderungen der

Ein synthetisches Cannabinoid (JWH-133), das selektiv den CB2-Rezeptor aktiviert, verringerte in einem Rattenmodell fĂŒr Multiple Sklerose die Hyperalgesie, eine verstĂ€rkte Empfindlichkeit auf Schmerzen.

Medizinisches Zentrum der UniversitÀt von Kentucky, Lexington, USA.

Fu W, et al. Neurosci Lett 2015;595:1-6.

Wissenschaft/Tier — Cannabis könnte das Fortschreiten der multiplen Sklerose verlangsamen

In einem Mausmodell fĂŒr Multiple Sklerose (Theilers Enzephalomyelitis bei Nagetieren) verlangsamte ein Cannabisextrakt, der Sativex Ă€hnelte, das Fortschreiten der Erkrankung.

CSIC, Madrid, Spanien.

FeliĂș A, et al. Br J Pharmacol, 8. April 2015 [im Druck]

Wissenschaft/Mensch — Patientinnen mit einer hohen Zahl an CB2-Rezeptoren auf Brustkrebszellen haben eine schlechtere Überlebenschance

Nach einer Analyse von 649 Proben von Brustkrebszellen, waren solche mit einer hohen Zahl von CB2-Rezeptoren mit einer schlechteren Überlebensrate, einer grĂ¶ĂŸeren Wahrscheinlichkeit fĂŒr einen RĂŒckfall und einem höheren Risiko fĂŒr Metastasen assoziiert. Die Autoren schrieben, dass ihre Ergebnisse "nahe legen, dass CB2 ein Biomarker mit prognostischem Wert bei diesen Tumoren sein könnte".

Complutense-UniversitÀt, Madrid, Spanien.

PĂ©rez-GĂłmez E, et al. J Natl Cancer Inst 2015;107(6).

Wissenschaft/Mensch — Leptin ist negativ mit 2-AG assoziiert

Im Nervenwasser von Patienten mit Arthritis gab es eine negative Beziehung zwischen dem Endocannabinoid 2-AG und dem Leptin-Spiegel. Leptin ist ein Hormon, das von Fettzellen produziert wird und den Hunger dĂ€mpft. Die Autoren schrieben, dass "dies mit vorklinischen Studien bei Tieren ĂŒbereinstimmt, die zeigen, dass Leptin den Spiegel von Endocannabinoiden im Hypothalamus, die das Essverhalten regulieren, kontrolliert."

Stony Brook UniversitÀt, New York, USA.

Nicholson J, et al. PLoS One 2015;10(4):e0123132.

Wissenschaft/Mensch — Der Spiegel von Endocannabinoiden ist bei Patienten mit Hepatitis C im Blut erhöht

Verglichen mit gesunden Menschen waren die Spiegel von Anandamid und 2-AG (2-Arachidonoylglycerol) im Blut-Plasma von Patienten mit Hepatitis C erhöht, nicht jedoch im Lebergewebe. Die Autoren schrieben, dass dies "immununterdrĂŒckende und fibrosefördernde Wirkungen" von Endocannabinoiden offen legen könnte.

Departement fĂŒr klinische Forschung, UniversitĂ€t Bern, Schweiz.

Patsenker E, et al. Int J Mol Sci

2015;16(4):7057-76.