Veröffentlicht
Zuletzt aktualisiert
Lesezeit

IACM-Informationen vom 22. Juli 2006

Authors

Wissenschaft — Niedrige Dosen von THC und Cannabis unwirksam beim Verlust von Appetit und Gewicht im Rahmen einer Krebserkrankung in großer klinischer Studie

Ergebnisse einer klinischen Studie zur Wirksamkeit von THC und einem oralen Cannabisextrakt (Cannador) bei Anorexie und Gewichtsverlust von Krebspatienten, die in den Jahren 1999 bis 2002 in 25 Studienzentren in Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden durchgeführt worden war, sind nun veröffentlicht worden. Die Rekrutierung von Patienten wurde im Jahre 2002 abgebrochen, nachdem eine Zwischenanalyse ergeben hatte, dass es keine relevanten Unterschiede zwischen den Patienten, die täglich 5 mg THC in einem Cannabisextrakt, 5 mg isoliertes THC oder ein Plazebo erhalten hatten, hinsichtlich Appetit und Lebensqualität nach einer 6-wöchigen Behandlung gab.

Von 243 zufällig zugewiesenen Patienten hatten 164 die Behandlung abgeschlossen. 66 hatten Cannador (2x2,5 mg THC), 65 THC (2x2,5 mg) und 33 ein Plazebo erhalten. Es wurden keine signifikanten Unterschiede bei den Behandlungseffekten und bei den Cannabinoid-Nebenwirkungen gefunden. Eine Zunahme des Appetits wurde von 73 Prozent, 58 Prozent bzw. 69 Prozent der Patienten angegeben, die Cannador, THC bzw. ein Plazebo erhalten hatten. Die Forscher folgerten, dass "die Dosis von täglich 5 mg THC, die in dieser Studie verwendet wurde, offensichtlich zu gering war."

(Quelle: Strasser F, Luftner D, Possinger K, Ernst G, Ruhstaller T, Meissner W, Ko YD, Schnelle M, Reif M, Cerny T. Comparison of orally administered cannabis extract and delta-9-tetrahydrocannabinol in treating patients with cancer-related anorexia-cachexia syndrome: a multicenter, phase III, randomized, double-blind, placebo-controlled clinical trial from the Cannabis-in-Cachexia-Study-Group. J Clin Oncol 2006;24(21):3394-400.)

USA — Richterin erklärt Teile des neuen Gesetzes von Alaska, das den Besitz geringer Mengen Cannabis kriminalisiert, für ungültig

Eine Richterin hat am 10. Juli Teile des neuen Gesetzes von Alaska, das den Besitz geringer Mengen Cannabis kriminalisiert, für ungültig erklärt. Sie erklärte, dass es im Widerspruch zu einem Urteil des Obersten Gerichtshofes von Alaska aus dem Jahre 1975 stehe. Es wird erwartet, dass das Justizministerium Berufung einlegen wird.

Die Richterin des Kammergerichts, Patricia Collins, erklärte, dass ein niedrigeres Gericht nicht die Entscheidung eines staatlichen Obersten Gerichtshofes verändern könne. Im Jahre 1975 hatte der Oberste Gerichtshof geurteilt, dass das Recht auf Privatsphäre in der eigenen Wohnung den Besitz kleiner Mengen Cannabis für die persönliche Verwendung umfasse. Collins beschränkte ihre Entscheidung auf den Besitz von weniger als eine Unze (28,5 Gramm) Cannabis. Bevor das Gesetz im Juni in Kraft trat, war es in Alaska legal, bis zu 4 Unzen der Droge zu besitzen. Das neue Gesetz kriminalisiert den Besitz auch geringer Mengen. Ein Besitz von weniger als einer Unze könnte mit bis zu 90 Tagen Gefängnis bestraft werden.

(Quelle: Associated Press vom 10. Juli 2006)

Kurzmeldungen

USA — Montana

62 Prozent der Wähler von Montana nahmen im Jahre 2004 ein medizinisches Cannabisgesetz an. Zur Zeit sind 220 Patienten beim Gesundheitsministerium registriert, um Cannabis zu verwenden. Vor einem Jahr waren es 119 Patienten. Montana hat zudem 100 registrierte Ärzte, die einem Patienten Cannabis empfohlen haben. Nach dem Gesetz von Montana kann ein registrierter Patient oder ein Betreuer bis zu sechs Cannabispflanzen anbauen oder eine Unze verwertbaren Cannabis besitzen. (Quelle: Helena Independent Record vom 9. Juli 2006)

USA — Kalifornien

Am 6. Juli wurden fünf Personen verhaftet und Razzien in 13 Cannabis-Verteilungsstellen durchgeführt. Dies sei nach Angaben der Behörden im Rahmen einer Untersuchung in die Herstellung und Verteilung der Droge unter dem Deckmantel medizinischer Zwecke erfolgt. Es wurden auch Untersuchungen gegen vier Ärzte wegen des Verdachts des Verkaufs von medizinischen Marihuana-Empfehlungen an Personen, die nach Angaben von Behördenvertretern die Droge nicht in legitimer Weise benötigen, eingeleitet. Patienten, die in den Verkauf involviert seien, würden nicht verhaftet. Die Untersuchung wurde sowohl von örtlichen als auch von Bundesbeamten durchgeführt. (Quelle: SignOnSanDiego.com vom 6. Juli 2006)

USA — Kalifornien

Die amerikanische Bürgerrechtsbewegung (ACLU, American Civil Liberties Union), Americans for Safe Access und die Drug Policy Alliance intervenierten am 7. Juli in eine Klage, die von mehreren kalifornischen Kreisen angestrengt worden war, um das staatliche Gesetz, das medizinischen Cannabis für Patienten mit einer Empfehlung eines Arztes legalisiert, zu Fall zu bringen. "Das Gesetz ist klar: die Marihuana-Gesetze des Bundes übertrumpfen nicht die Möglichkeit von Kalifornien, medizinisches Marihuana nach dem staatlichen Gesetz zu legalisieren," erklärte Allen Hopper, ein Anwalt des ACLU-Reformprojektes für die Drogengesetzgebung. Die Kreise San Diego, San Bernardino und Merced argumentieren, dass die Bundesgesetze, die jede Verwendung von Marihuana verbieten, staatliche Gesetze, die qualifizierten Patienten erlauben, medizinisches Marihuana zu verwenden, ungültig machen. (Quelle: ACLU vom 7. Juli 2006)

Holland — Pläne zur Legalisierung der Produktion

Die Bürgermeister von 20 der 30 größten Städte der Niederlande unterstützen eine Legalisierung der Cannabisproduktion. Bisher darf Cannabis in Coffee-Shops verkauft werden, die Produktion ist jedoch verboten. Die Pläne, auch die Produktion zu erlauben, werden von Alexander Pechthold, dem für innerstädtische Probleme zuständigen Minister, unterstützt. Auch das niederländische Parlament hat sich in einer Debatte mit der Frage befasst. Ein Vorschlag des Parlaments fordert, Pilotprojekte zur Legalisierung des Cannabis-Verkaufs an Coffee-Shops zu starten. (Quelle: Thijs Lammers vom 3. Juli 2006)

Wissenschaft — Neuropathische Schmerzen

Die Induktion von neuropathischen Schmerzen bei Ratten durch Forscher der Universität von Kalifornien in Los Angeles führte zu einer Zunahme der CB1-Rezeptoren und der Spiegel der Endocannabinoide Anandamid und 2-AG im Rückenmark. Die Wissenschaftler schrieben, dass " diese Ergebnisse konsistent mit den beobachteten analgetischen Wirkungen von Cannabinoiden bei neuropathischen Schmerzen sind und eine rationale Basis für die Entwicklung peripher wirkender, auf Endocannabinoiden basierende therapeutische Interventionen von neuropathischen Schmerzen bieten." (Quelle: Mitrirattanakul S, et al. Pain, 13. Juli 2006; [Elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])

Wissenschaft — Schlaf

Cannabidiol (CBD) verstärkte in einer tierexperimentellen Studie die Wachheit in der Licht-an-Phase. Die Forscher folgern, dass CBD "von therapeutischem Wert bei Schlafstörungen wie exzessiver Müdigkeit sein könnte." (Quelle: Murillo-Rodriguez E, et al. FEBS Lett, 10. Juli 2006; [Elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])