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IACM-Informationen vom 26. November 2005

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Großbritannien — Sativex erhältlich für einzelne Patienten als unlizensiertes Medikament

Am 15. November kündigte GW Pharmaceuticals an, dass ihr Cannabisextrakt Sativex als ein unlizensiertes Medikament für einzelne Patienten aus Kanada nach Großbritannien importiert werden kann. Diese Entwicklung ist eine Reaktion auf Anfragen einer Anzahl britischer Ärzte und einzelner Patienten, die mit dem Innenministerium in Kontakt getreten sind, um um einen Zugang zu Sativex zu bitten.

In Übereinstimmung mit dem Arzneimittelgesetz kann ein Medikament, das in Großbritannien noch nicht zugelassen ist, als Antwort auf ein unaufgefordertes Ersuchen verschrieben und abgegeben werden, um die besonderen medizinischen Bedürfnisse eines einzelnen Patienten unter der direkten persönlichen Verantwortung eines Arztes zu erfüllen. Sativex ist seit Juni in Kanada auf Rezept erhältlich. Das Innenministerium wird ein Verfahren zum Umgang mit Sativex entwickeln. GW erwartet, dass das Unternehmen in den kommenden Wochen mit dem Innenministerium die praktische Umsetzung dieses Verfahrens diskutieren wird.

Unabhängig von diesen Plänen plant das Unternehmen weiterhin, im Jahre 2006 einen Zulassungsantrag an die zuständigen Behörden zu schicken. Erst nach einer solchen Zulassung wird es leichter sein, Sativex in Großbritannien zu erhalten.

(Quelle: Pressemitteilung von GW Pharmaceuticals vom 15. November 2005)

Holland — Büro für medizinischen Cannabis optimistisch, dass das medizinische Cannabisprogramm erhalten bleibt

In Reaktion auf einen Artikel in der österreichischen Zeitung "Der Standard" vom 3. November, der in den letzten IACM-Informationen zitiert worden war, wies Dr. Marco van de Velde, der Leiter des Büros für medizinischen Cannabis des niederländischen Gesundheitsministeriums, den Bericht, nach dem die Regierung das medizinische Cannabis-Programm einstellen will, zurück.

"Jüngst hat eine Kommission die niederländische Politik zum Umgang mit medizinischem Cannabis untersucht," schrieb Dr. van de Velde. "Die Kommission hatte eine positive Meinung und empfahl dem Minister, das Programm fortzusetzen und sich auf Forschung und Entwicklung zu konzentrieren. Der Minister hat den Vorschlag unterschrieben und wird das Thema im nächsten Monat im Parlament diskutieren."

"Der Standard" berichtete, dass das medizinische Cannabisprogramm, unter dem Cannabis für medizinische Zwecke von Apotheken abgegeben wird, Ende 2005 eingestellt wird. Der gleiche Artikel berichtete außerdem, dass die konservative Regierung beabsichtigt, den Zugang zu Coffee-Shops auf niederländische Bürger zu beschränken. Nach der österreichischen Zeitung informierte die niederländische Botschaft in Österreich die österreichische Regierung, die im Januar 2006 die Präsidentschaft der Europäischen Union übernehmen wird. Michael Simoner, der Journalist, der den Artikel schrieb, war der einzige Journalist, der an diesem informellen Treffen von Vertretern der niederländischen und österreichischen Regierung teilnehmen durfte. In einer persönlichen Mitteilung bestätigte er die Aussagen der niederländischen Vertreter.

(Quellen: Persönliche Mitteilung von Marco van de Velde vom 24. November 2005, persönliche Mitteilung von Michael Simoner vom 25. November 2005, Der Standard vom 3. November 2005)

Kurzmeldungen

USA — San Francisco

Die Stadt San Francisco hat Regelungen für die medizinischen Mariuhana-Clubs angenommen, nachdem es Vorwürfe über einen Missbrauch in einigen der 35 Einrichtungen der Stadt gegeben hatte. Die vorgeschlagenen Regelungen verlangen, dass Cannabis-Verteilungsstellen Anträge für eine Erlaubnis stellen, die eine Untersuchung des beruflichen und strafrechtlichen Hintergrundes der Betreiber einschließen. Clubbesitzer müssen 6.610 Dollar für eine Erlaubnis sowie 3.100 Dollar für eine Gewerbelizenz bezahlen. Die Regelungen legen zudem fest, wo und wie die Klubs betrieben werden, und hindern sie daran, in industriellen und Wohngegenden zu öffnen. Die Richtlinien verbieten eine Öffnung von Verteilungsstellen innerhalb von 500 Fuß (etwa 150 m) zu Schulen oder innerhalb 1000 Fuß (etwa 300 Meter), falls der Konsum von Cannabis in der entsprechenden Verteilungsstelle erlaubt ist. (Quelle: Associated Press vom 15. November 2005)

Wissenschaft — Klinische Studie bei Multipler Sklerose

Die Ergebnisse der zwölfmonatigen Studie von Dr. John Zajicek und seinen Kollegen über die Wirksamkeit von Cannabis und THC bei Multipler Sklerose wurden nun in Form eines Artikels im "Journal of Neurology, Neurosurgery and Psychiatry" veröffentlicht. Bisher gab es nur einen kurzen Kongressbericht in der Zeitschrift "Multiple Sclerosis". Mithilfe der Ashworth-Skala konnte in dieser Studie gezeigt werden, dass eine langzeitige Behandlung mit THC Spastiken aufgrund von Multipler Sklerose reduziert. Im Vergleich zum Placebo wurde mit einem Cannabis-Ganzpflanzenextrakt keine Änderung dieses objektiven Parameters der Spastikstärke erzielt. Die Zusammenfassung steht in der Datenbank "Database on clinical studies" auf der Webseite der IACM zur Verfügung. (Quelle: Zajicek JP, et al. J Neurol Neurosurg Psychiatry 2005;76(12):1664-9.)

USA — Kalifornien

Am 23 November hat eine vierzigjährige Frau aus Oakland, die im Juni ihren medizinischen Cannabisfall vor dem Obersten Gerichtshof verloren hatte, ein niedrigeres Bundesgericht, das Bundesberufungsgericht für den neunten Bezirk, gebeten, ihre Bitte, Cannabis ohne Drohung oder Furcht vor Strafverfolgung verwenden zu dürfen, zu erneuern. In der neuen Klage argumentiert Angel Raich, die Cannabis gegen chronische Schmerzen und Übelkeit verwendet, nun, dass sie das verfassungsgemäß garantierte Recht besitzt, Cannabis zu verwenden, weil es das einzige Medikament ist, das ihr erlaubt, unerträgliche Schmerzen und den Tod zu vermeiden. Sie behauptet, dass ihre persönliche Freiheit schwerer als die Bundesgesetze, die Cannabis verbieten, wiegt. (Quelle: Associated Press vom 23. November 2005)

USA — Kalifornien

Am 23 November hat eine vierzigjährige Frau aus Oakland, die im Juni ihren medizinischen Cannabisfall vor dem Obersten Gerichtshof verloren hatte, ein niedrigeres Bundesgericht, das Bundesberufungsgericht für den neunten Bezirk, gebeten, ihre Bitte, Cannabis ohne Drohung oder Furcht vor Strafverfolgung verwenden zu dürfen, zu erneuern. In der neuen Klage argumentiert Angel Raich, die Cannabis gegen chronische Schmerzen und Übelkeit verwendet, nun, dass sie das verfassungsgemäß garantierte Recht besitzt, Cannabis zu verwenden, weil es das einzige Medikament ist, das ihr erlaubt, unerträgliche Schmerzen und den Tod zu vermeiden. Sie behauptet, dass ihre persönliche Freiheit schwerer als die Bundesgesetze, die Cannabis verbieten, wiegt. (Quelle: Associated Press vom 23. November 2005)

USA — Irvin Rosenfeld

Irvin Rosenfeld, der seit mehr als 20 Jahren medizinischen Cannabis verwendet, darf nicht am nordamerikanischen Cup für Behinderte im Jahre 2006 teilnehmen, weil er eine Droge nimmt, die auf der Dopingliste steht. Die US-Anti-Dopingagentur lehnte seine Bitte auf eine Ausnahmegenehmigung ab. Rosenfeld ist einer von nur noch sechs lebenden Menschen, die unter einem Programm mit dem Namen "Compassionate Care Investigational New Drug" Cannabiszigaretten von der Bundesregierung erhalten. Das Programm wurde in den frühen neunziger Jahren für die Aufnahme neuer Patienten eingestellt. (Quelle: Providence Phoenix vom 25. November 2005)

Wissenschaft — Schmerzen

In einem Tierexperiment war die Gabe von THC in Kombination mit einem der beiden Opiate Fentanyl und Buprenorphin wirksamer als das Cannabinoid und die Opiate allein. Alle Substanzen wurden mittels Hautpflastern verabreicht. In der verwendeten Dosis verursachte THC keine Schmerzreduktion. Allerdings verstärkte THC die Wirkung von Fentanyl nach 2 Stunden um das 3,7-fache und nach 4 Stunden um das 5,8-fache. Die Wirkung von Buprenophin wurde nach 2 Stunden um das 8,2-fache und nach 4 Stunden um das 7,2-fache verstärkt. Die Forscher schlossen daraus, dass "die Verstärkung transdermaler Opiate zur Entwicklung eines wirksamen kombinierten Schmerzpflasters führen könne." (Quelle: Cichewicz DL, et al. Eur J Pharmacol, 7. November 2005; [elektrronische Veröffentlichung vor dem Druck])

Wissenschaft — Übergewicht

Der CB1-Rezeptorantagonist Rimonabant hemmte in einer Zellstudie mit Fettzellen von Mäusen dosisabhängig die Vermehrung von Fettzellen (Adipozyten). (Quelle: Gary-Bobo M, et al. Mol Pharmacol, 9. November 2005; [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])