Veröffentlicht
Zuletzt aktualisiert
Lesezeit

IACM-Informationen vom 3. September 2005

Authors

USA — NIDA lehnt eine Studie mit verdampften Cannabis ab

Ein wissenschaftlicher Antrag für eine Studie, die die Schadstoffe beim Verdampfen von Cannabis mit einem Vaporizer untersuchen will, ist vom amerikanischen Drogeninstitut NIDA (National Institute on Drug Abuse) nach 18-monatiger Verzögerung abgelehnt worden. In der Antwort auf den Antrag heißt es, dass die Studie keine wesentlichen neuen Erkenntnisse ergeben würde.

In dem Antrag, der im Februar 2004 im Auftrag der Chemischen Laboratorien in Massachusetts gestellt worden war, baten die Wissenschaftler um die Bereitstellung von 10 Gramm Cannabis, um die chemischen Eigenschaften der Cannabisverdampfung bewerten zu können. Da nur die NIDA legalen Cannabis besitzt, verhindert die Ablehnung des Antrages die Verdampfungsstudie gänzlich. Sie sollte ein System entwickeln, das Patienten, die Cannabis aus medizinischen Zwecken nutzen, ein rauchfreies Aufnehmen ermöglichen würde.

In einer Übersicht des Medizininstituts der Nationalen Akademie der Wissenschaften aus dem Jahr 1999 über Cannabis und Gesundheit wurde der Regierung nahe gelegt, Forschung im Bereich rauchfreier, schnell wirkender Applikationsformen für Cannabis durchzuführen. Studien belegten nämlich, dass die Verdampfung die Freisetzung von in die Atemwege gelangenden Schadstoffen vermindert. Durch die Verdampfung wird der Cannabis auf eine Temperatur erhitzt, bei der sich Cannabinoid-Dämpfe bilden (typischerweise bei Temperaturen um 180 Grad Celsius), die Temperatur jedoch unterhalb einer Grenze bleibt, oberhalb der die Verbrennung stattfindet und der schädliche Rauch mit den Toxinen freigesetzt wird (z.B. karzinogene Kohlenwasserstoffe bei Temperaturen nahe 230 Grad Celsius).

(Quelle: California NORML vom 25. August 2005)

USA — Polizei erlaubt kalifornischen Patienten die Mitführung von Cannabis in ihren Autos

Neue Vorschriften der kalifornischen Highway-Polizei erlauben Patienten, die auf staatlichen Highways fahren, bis zu 8 Unzen (etwa 225 g) Cannabis zu besitzen, wenn sie eine entsprechende Ausweiskarte oder eine schriftliche Genehmigung eines Arztes mit sich führen.

In einer Mitteilung an alle Highway-Beamten heißt es, dass "ein Individuum freigelassen und das Marihuana nicht konfisziert werden soll", wenn die Person nach dem staatlichen Gesetz Marihuana für medizinische Zwecke besitzen darf. Weiter heißt es darin, dass Beamte "keine Straßenkontrollen durchführen sollen mit dem primären Zweck der Bekämpfung des Drogenkonsums", wenn dies die erlaubte Verwendung von medizinischem Cannabis betrifft. Wenn es auch keine vollständigen Daten zu den Verhaftungen gibt, so sagen Unterstützer der medizinischen Cannabisverwendung, dass die Highway-Polizei verantwortlich für die Verhaftung von mehr Patienten war als jede andere kalifornische Behörde.

Der Sprecher der kalifornischen Highway-Polizei, Joe Whiteford, erklärte, dass den Strafverfolgungsbehörden zunächst nicht klar war, wie sie ein Urteil des Obersten Gerichtshofes der USA interpretieren sollten. Im Juni 2005 hatte das Gericht geurteilt, dass die Verwender von medizinischem Cannabis in 11 Staaten, darunter Kalifornien, nicht vor bundesbehördlicher Strafverfolgung geschützt seien. Allerdings haben die Richter nicht über das staatliche Gesetz von 1996 geurteilt, das medizinischen Cannabis legalisiert hat.

Bei einer Pressekonferenz der Organisation "Americans for Safe Access" beschrieben Patienten und ihre Unterstützer diese Änderung des Vorgehens der Polizei als einen Durchbruch, und sie sagten voraus, dass weitere Strafverfolgungsbehörden folgen würden.

(Quellen: Associated Press vom 28. August 2005, New York Times vom 30. August 2005)

Kurzmeldungen

USA — JAMA fordert Umstufung

Ein Editorial der Zeitschrift der amerikanischen medizinischen Gesellschaft (JAMA) fordert eine Umstufung von Cannabis, um ihn für medizinische Zwecke zu legalisieren. "Eine vernünftige Regulierung von medizinischem Marihuana erfordert eine Weitsicht der Regierung, die auf der öffentlichen Gesundheit basiert, zudem auf konsequenter Forschung, einer geschützten Arzt-Patient-Beziehung und Respekt für Patienten, die Linderung ihrer Leiden suchen," heißt es in dem Kommentar. "Ein erster Schritt wäre die Umstufung von Marihuana als Klasse-II-Droge, weil es wie die Klasse-II-Substanzen Kokain und Morphium gut zu der entsprechenden Definition passt 'eine gegenwärtig akzeptierte medizinische Verwendung mit starken Restriktionen' zu haben. Dies würde eine medizinische Verschreibung erlauben, die strenger Regulierung unterliegt, ohne der Bundesdrogenpolitik zu widersprechen." (Quelle: Lawrence O. Gostin, JD. JAMA 2005;294:842-844)

USA — Cannabisextrakt

Am 25. August bemerkte Brian Bayley, Rechtsanwalt der amerikanischen Drogenbehörde DEA, während eines Hearings in der DEA-Zentrale in Arlington, Virginia, dass Dr. Mahmoud ElSohly, Leiter der Cannabisfarm an der Universität von Mississippi, eine DEA-Lizenz zur Extraktion von Cannabinoiden aus NIDA-Cannabis erhalten hat. Er wird dabei mit Mallinckrodt Pharmaceuticals zusammenarbeiten. Bayley erklärte, dass sie einen Extrakt entwickeln wollen, mit dem Mallinckrodt klinische Forschung betreiben möchte und "ein Produkt auf den Markt bringen möchte, das ich mangels einer besseren Bezeichnung natürliches Dronabinol nenne." (Quelle: Abschrift der Kommentare von Brian Bayley vom 25. August 2005, zur Sache von: Lyle E. Craker)

Großbritannien — Verhaftungen bei THC4MS

Drei Mitglieder von THC4MS, eine Gruppe, die eine Cannabiszubereitung an Menschen mit multiple Sklerose verteilt hat, wurden verhaftet und wegen Konspiration zur Abgabe von Cannabis angeklagt. Nach Angaben der Gruppe hat THC4MS innerhalb der vergangenen 10 Jahre über 33.000 Riegel von CannaBiz-Schokolade an mehr als 1600 MS-Patienten abgegeben. Lezley Gibson, Mark Gibson und Marcus Davies droht eine Gefängnisstrafe von einem bis vier Jahren. (Quelle: www.thc4ms.org)

USA — Oberster Gerichtshof

Der Richter des Obersten Gerichtshofs, John Paul Stevens, nannte das jüngste Urteil des Obersten Gerichtshofes zu medizinischem Cannabis im Juni 2005 "unklug". Während der Konferenz der Anwaltsvereinigung in Las Vegas erklärte er, dass das Urteil allerdings durch das Gesetz erzwungen war. Er habe für das Recht der Bundesregierung, Patienten, die Cannabis medizinisch verwenden, in Staaten, die dies nach den staatlichen Gesetzen erlauben, strafrechtlich verfolgen zu dürfen, urteilen müssen. Er merkte an, dass Richter sich oft in einem Konflikt zwischen ihrer politischen Meinung und den Entscheidungen, die sie nach dem Gesetz treffen müssen, befinden. (Quelle: New York Times vom 25. August 2005)

Wissenschaft — Schmerzen

Wissenschaftler der Universität von Georgia zeigten, dass die Blockierung des Abbaus von Endocannabinoiden die Stress-induzierte Schmerzlinderung verstärkt. Sie hemmten das Enzym, das Endocannabinoide abbaut, die FAAH (Fettsäureamidhydrolase). Diese Wirkung wurde durch einen CB1-Rezeptorantagonisten aufgehoben, was nahelegt, dass diese Form der Schmerzlinderung durch CB1-Rezeptoren vermittelt ist. (Quelle: Suplita RL 2nd et al. Neuropharmacology 26. Aug 2005; [Elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])

Wissenschaft — THC zur Inhalation

Niederländische Forscher der Universität von Groningen haben ein THC-Pulver entwickelt, das zur Inhalation geeignet ist. Lösungen von THC und Inulin in einer Mischung aus tertiärem Butanol und Wasser wurden gefriergetrocknet. Sie stellten fest, "hohe Kühlraten während des Gefrierprozesses in einer effektiven Stabilisierung von THC resultieren. Die Pulver können in Aerosole verteilt werden, mit einer Partikelgröße, die für Inhalationen geeignet ist." (Quelle: van Drooge DJ et al. Eur J Pharm Sci 2005;26(2):231-40)