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IACM-Informationen vom 22. Juni 2002

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Wissenschaft — THC reduziert Schlafapnoe im Tierversuch

Forscher am Zentrum für Schlaf- und Ventilationsstörungen an der Universität von Illinois in Chicago untersuchten die Wirkungen von THC und des Endocannabinoids Oleamid auf Schlaf, Atemmuster und Schlafapnoe bei Ratten. Professor David W. Carley und seine Kollegen fanden, dass THC und Oleamid die Atmung während aller Schlafphasen stabilisierten und die Apnoe verminderten.

Die Autoren folgern aus ihren Ergebnissen, dass die Studie eine wichtige Rolle für Endocannabinoide bei der Aufrechterhaltung der autonomen Stabilität während des Schlafes nahe lege, dass sie zudem eine ausgeprägte Unterdrückung der Schlafapnoe durch THC und Endocannabinoide zeige, und dass diese Beobachtung für die arzneiliche Behandlung von schlafbezogenen Atemstörungen relevant sein könne.

Schlafapnoe ist eine Atemstörung, die durch kurze Unterbrechungen der Atmung während des Schlafes charakterisiert ist. Diese Atempausen sind fast immer mit Schnarchen zwischen den Apnoe-Episoden verbunden, wenn auch nicht jeder, der schnarcht, unter Apnoe leidet. Die häufigen Unterbrechungen von tiefem, erholsamen Schlaf führen oft zu einer ausgeprägten Müdigkeit während des Tages und können mit unregelmäßigem Herzschlag, hohem Blutdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall verbunden sein.

Die Reduzierung der Schlafapnoe durch Cannabinoide kann auf einer Wechselwirkung mit dem Nervenüberträgerstoff Serotonin beruhen. Serotonin kann die schlafbezogene Apnoe verstärken. Es ist bekannt, dass Cannabinoide die stimulierenden Wirkungen des Serotonins auf die Zellen des Ganglion nodosum hemmen. Das Ganglion nodosum ist eine Gruppe von Nervenzellen außerhalb des Rückenmarks, die Informationen über den Blutdruck, den Kohlendioxid-Gehalt und andere Informationen über den Zustand des Körpers über das Rückenmark zum Gehirn transportieren.

(Quelle: Carley DW, et al. Functional role for cannabinoids in respiratory stability during sleep. Sleep 2002;25(4):391-398)

USA — Kalifornische medizinische Marihuanaklubs wird Verteilung der Droge verboten

Ein Bundesrichter in Kalifornien hat zugunsten einer Bitte des Bundesjustizministerium entschieden, durch eine permanente gerichtliche Verfügung drei nordkalifornischen medizinischen Marihuanaklubs die Verteilung der Droge an Patienten zu verbieten.

U.S. Bezirksrichter Charles Breyer aus San Francisco hat gegen die Cannabis Buyers Kooperative von Oakland, die Allianz für Medizinisches Marihuana in Marin und eine Verteilungsstelle aus Ukiah entschieden. Rechtsanwälte der Cannabis Buyers Kooperative von Oakland erklärten, dass sie gegen Breyers Urteil Berufung vor einem höheren Gericht einlegen würden, vor dem Berufungsgericht für den neunten Bezirk. In seinem Urteil vom 13. Juni erklärte Breyer: "Beim Fehlen einer gerichtlichen Verfügung werden die Beklagten (die Klubs) wahrscheinlich wieder mit der Verteilung von Marihuana beginnen und damit gegen das Betäubungsmittelgesetz verstoßen."

Kalifornien ist einer von acht Staaten, der Personen den Anbau und die Verwendung kleiner Mengen Cannabis für medizinische Zwecke erlaubt, wenn die Verwendung von einem Arzt angeordnet und überwacht wird.

(Quelle: NORML vom 13. Juni 2002, CNSNews.com vom 14. Juni 2002)

Kurzmeldungen

Wissenschaft — Appetit von Ratten

THC und das Endocannabinoid Anandamid reduzieren die Zeit, bevor Ratten mit dem Essen beginnen. Außer diesem schnellen Beginn behielt das Cannabinoid-induzierte Essen die normalen artentypischen Charakteristika. Die Daten legen nahe, dass Cannabinoide das Essen fördern, indem sie den Reizwert von Nahrung erhöhen. (Quelle: Williams CM, Kirkham TC. Physiol Behav 2002 Jun;76(2):241-50)

Wissenschaft — Vergleich von THC und Marihuanawirkungen

Zwei Studien wurden durchgeführt, um die subjektiven Wirkungen von reinem THC und Ganzpflanzen-Cannabis, der die gleiche Menge THC enthielt, bei normalen gesunden Freiwilligen zu vergleichen. In einer Studie mit 12 Teilnehmern wurden die Substanzen oral in Plätzchen verabreicht und in der anderen mit 13 Teilnehmern wurden sie durch Rauchen appliziert. In beiden Studien erhielten alle Teilnehmer abwechselnd alle fünf Substanzen, eine niedrige und eine hohe THC-Dosis, eine niedrige und eine hohe Marihuanadosis, sowie ein Plazebo. In beiden Studien produzierten THC und Cannabis ähnliche subjektive Wirkungen, mit nur geringen Unterschieden. (Quelle: Wachtel SR, et al. Psychopharmacology 2002 Jun;161(4):331-339)

Deutschland — Weltkonferenz Ethnotherapien

Die Weltkonferenz Ethnotherapien wird vom 11.-13. Oktober 2002 an der Universität München stattfinden. Am 14. Oktober wird ein Workshop für Therapeuten stattfinden. Mehr Informationen unter: http://www.institut-ethnomed.de/.

Großbritannien — GW Pharmaceuticals

GW Pharmaceuticals hat über verstärkte zwischenzeitliche Verluste berichtet. Aber die Firma erklärte, dass es im Jahre 2004 Medikamente auf Cannabisbasis fertig zur Vermarktung haben werde. Der Verlust vor Steuern beträgt 5,7 Millionen britische Pfund. GW hat seine Angestelltenzahl von 85 auf 102 gesteigert. (Quelle: PA News vom 13. Juni 2002)

Europa — Bericht zu medizinischem Cannabis

Das Europäische Monitorzentrum für Drogen und Drogenabhängigkeit (EMCDDA) hat einen Bericht zur rechtlichen Situation von medizinischem Cannabis in der Europäischen Union veröffentlicht. Er kann zusammen mit anderen Berichten gefunden werden unter:

http://eldd.emcdda.org/databases/eldd_comparative_analyses.cfm