- Veröffentlicht
- Zuletzt aktualisiert
- Lesezeit
IACM-Informationen vom 21. Februar 2015
- Authors
Wissenschaft/Mensch — Cannabis könnte nach einer großen US-Studie keinen signifikanten Einfluss auf die Zahl der Verkehrsunfälle haben
Nach einer neuen Studie der US-amerikanischen Behörde für Verkehrssicherheit (National Highway Traffic Safety Administration) erhöht Cannabiskonsum nicht signifikant die Zahl der Verkehrsunfälle. Die Studie schaute sich über einen Zeitraum von 20 Monaten 9000 Autofahrer an. Sie fand heraus, dass Fahrer, die regelmäßig Cannabis konsumierten, eine um 25 % höhere Wahrscheinlichkeit für die Beteiligung an einem Verkehrsunfall aufwiesen. Wenn die Forscher allerdings Faktoren wie Alter, Geschlecht und Umfang des Alkoholkonsums berücksichtigten, fanden sie heraus, dass diese für das erhöhte Risiko durch Cannabiskonsum verantwortlich waren. Cannabiskonsum selbst hatte keinen messbaren Einfluss auf das Unfallrisiko, sobald diese anderen Faktoren berücksichtigt wurden.
"Analysen, die Anpassungen für das Alter, das Geschlecht, die Ethnie und den Alkoholspiegel beinhalteten, zeigten keine signifikante Zunahme beim Umfang des Unfallrisikos durch die Präsenz von Drogen", heißt es in der Studie. "Dieser Befund legt nahe, dass die anderen Variablen (Alter, Geschlecht, Ethnie und Alkoholkonsum) stark mit Drogenkonsum korreliert sind und für das erhöhte Risiko im Zusammenhang mit der Verwendung illegaler Drogen und mit THC verantwortlich sind." Die Studie zeigte, dass betrunkenes Fahren weiterhin ein großes Problem darstellt, liefert jedoch auch Hinweise, dass das Fahren unter dem Einfluss von Alkohol in den vergangenen Jahren abgenommen hat.
Pressemitteilung der National Highway Traffic Safety Administration vom 6. Februar 2015
Wissenschaft/Mensch — Wie Cannabis den Appetit anregt
Den unkontrollierbaren Drang, nach Cannabiskonsum etwas zu essen, scheint von Nervenzellen im Gehirn getrieben zu sein, die normalerweise bei der Unterdrückung des Appetits beteiligt sind. Dies zeigt eine Studie von Forschern der medizinischen Fakultät der Yale Universität in der Zeitschrift Nature. Der leitende Autor Tamas Horvath und seine Kollegen untersuchten den Regelkreis im Gehirn, der das Essen fördert, indem sie durch die Verwendung transgener Mäuse selektiv die zellulären Signalwege manipulierten, die die Wirkung von THC auf das Gehirn vermitteln.
"Durch die Beobachtung, wie das Appetitzentrum des Gehirns auf Marihuana reagiert, konnten wir sehen, was den Hunger durch Cannabiskonsum antreibt, und wie die gleichen Mechanismen, die normalerweise das Essen abschalten, ein Antreiber des Essens werden", erklärte Horvath, Direktor des Yale Programms für Signalgebung der Zellen und Neurobiologie des Stoffwechsels. "Wir waren überrascht herauszufinden, dass Neuronen, von denen wir dachten, dass sie dafür verantwortlich sind, dass das Essen beendet wird, plötzlich aktiviert wurden und den Hunger förderten, selbst wenn man satt ist. Es täuscht das zentrale System im Gehirn für Nahrungsaufnahme", erklärte er. Eine Gruppe von Nervenzellen, die Proopiomelanocortin-Neuronen (POMC) werden als Schlüssel-Antreiber zur Reduzierung der Nahrungsaufnahme betrachtet, wenn wir satt sind. Die Aktivierung von Cannabinoid-1-Rezeptoren durch THC verstärkte die Aktivität der POMC-Zellen.
Mulling the marijuana munchies: How the brain flips the hunger switch
Wissenschaft/Mensch — Erhöht Cannabis mit sehr hohen THC-Konzentrationen das Risiko für Psychosen?
Als Teil einer jüngeren Studie zu den psychologischen Konsequenzen des Cannabiskonsums hat sich ein Team von britischen Forschern Details des erstmaligen Auftretens psychotischer Episoden, die an Krankenhäusern in Südlondon behandelt worden waren, angeschaut. "Verglichen mit jenen, die niemals Cannabis konsumiert hatten, wiesen Konsumenten von hochpotentem Skunk-ähnlichen Cannabis ein dreifach erhöhtes Risiko für eine Psychose auf", erklärte die leitende Studienautorin Dr. Marta Di Forti, eine Professorin am Institut für Psychiatrie, Psychologie und Neurowissenschaften des King's College London. "Das Risiko für die, die täglich konsumierten, war sogar höher; eine um das fünffach erhöhte Zunahme verglichen mit Personen, die nie konsumiert hatten."
Kritiker der Studie weisen jedoch darauf hin, dass nur, weil Patienten, die wegen einer Psychose behandelt werden, wahrscheinlicher Cannabis regelmäßig konsumiert hatten, nicht bedeutet, dass die Droge diese geistige Störung verursacht hat. Die Forscher um Professor Di Forti gestehen auch ein, dass sie nicht zeigen können, dass die Beziehung ursächlicher Natur ist. "Ökologische Studien wie diese sind nur ein sehr geringer Hinweis auf Kausalität – wenn man sich nur die Informationen zum Niveau in der Bevölkerung anschaut wie hier, dann kann man nicht sicher sein, dass die gleichen Leute, die Cannabis konsumieren, die sind, die auch eine Psychose entwickeln", erklärte Suzi Gage, eine Forscherin zum Zusammenhang zwischen Drogenkonsum und Psychosen an der Universität von Bristol gegenüber der Washington Post.
Kurzmeldungen
Deutschland — Bionorica stellt Zulassungsantrag für ein THC-Medikament
Das deutsche Unternehmen Bionorica hat einen Zulassungsantrag für eine kapsulierte Dronabinol-Zubereitung bei den zuständigen Behörden gestellt. Bisher ist nicht bekannt, für welche Indikationen das Präparat verwendet werden soll. Bionorica extrahiert bereits Dronabinol (THC) aus Cannabispflanzen, die in Österreich angebaut werden. Seit 2002 können Apotheken daraus THC enthaltende Zubereitungen (Kapseln, Lösungen) herstellen.
Deutsche Apothekerzeitung vom 18. Februar 2015
USA — Mehr als 100 Indianer-Stämme interessieren sich für den Anbau von Cannabis
Mehr als 100 indianische Stämme haben in den vergangenen Monaten die FoxBarry-Farms, ein Management-Unternehmen, das die erste Cannabis-Anbauanlage auf dem Land eines Stammes aufbaut, aufgesucht, um ihr Interesse an der Cannabis-Industrie zu bekunden. Es gab ein stark zunehmendes Interesse, seit das Justizministerium im letzten Jahr ankündigte, dass Indianerstämme Cannabis auf ihrem Land anbauen und verkaufen dürfen, solange sie sich an bestimmte Regeln halten.
Huffingtion Post vom 3. Februar 2015
Wissenschaft/Tier — Die antipsychotischen Wirkungen von Cannabidiol könnten zum Teil auf einer Hemmung der Mikroglia-Aktivierung beruhen
Forscher verwendeten ein Tiermodell der Schizophrenie, um die möglichen Wirkungsmechanismen von CBD (Cannabidiol) bei dieser Erkrankung zu untersuchen. Sie folgerten, dass die antipsychotischen Wirkungen dieses Cannabinoids "entzündungshemmende und nervenschützende Eigenschaften einschließen. Darüber hinaus unterstützen unsere Daten die Auffassung, dass die Hemmung der Mikroglia-Aktivierung Symptome der Schizophrenie verbessern könnte." Mikroglia sind Immunzellen im Gehirn.
Medizinische Universität von Ribeirao Preto, Universität von Sao Paulo, Brasilien.
Gomes FV, et al. Schizophr Res, 10. Februar 2015 [im Druck]
Wissenschaft/Mensch — Wirkungsmechanismen antidepressiver Effekte von Cannabinoiden
Ein synthetisches Cannabinoid, das an den CB1-Rezeptor bindet, verursachte antidepressive Wirkungen bei Mäusen, und dieser Effekt wurde durch Interaktionen mit dem cholinergen System vermittelt.
Medizinische Universität von Lublin, Polen.
Kruk-Slomka M, et al. Behav Brain Res, 7. Februar 2015 [im Druck]
Wissenschaft/Tier — THC, jedoch nicht andere Cannabinoide, zeigten Wirkungen auf eine Überempfindlichkeit der Atemwege und entzündungshemmende Effekte
Forscher verglichen die Wirkungen von THC, Cannabidiol (CBD), Cannabigerol (CBG), Cannabichromen (CBC), Cannabidiolsäure (CBDA) und Tetrahydrocannabivarin (THCV) auf isolierte Luftröhren und zusammengezogene Bronchen von Meerschweinchen. Sie folgerten, dass nur THC "Wirkungen auf eine Überempfindlichkeit der Luftwege, entzündungshemmende Wirkungen und hustenhemmende Wirkungen in den Luftwegen zeigte".
King's College London, Großbritannien.
Makwana R, et al. J Pharmacol Exp Ther, 5. Februar 2015 [in press]
Wissenschaft/Zellen — Warum CBD den Anandamid-Spiegel erhöht
Jüngere Berichte legen nahe, dass CBD und THC die Spiegel des Endocannabinoids Anandamid (AEA) erhöhen, wenn sie Menschen verabreicht werden. Neue Forschung zeigt, dass CBD nicht die enzymatischen Wirkungen der menschlichen FAAH (Fettsäureamidhydrolase), das Enzym, das für den Abbau von Anandamid verantwortlich ist, hemmt, so dass "die FAAH-Hemmung nicht für die beobachtete Erhöhung des zirkulierenden AEA bei Menschen nach CBD-Einnahme verantwortlich sein kann". Stattdessen fanden die Wissenschaftler heraus, dass Wirkungen auf Fettsäureamid bindende Proteine (FABP), intrazelluläre Proteine, die den Transport von AEA zur FAAH vermitteln, für die erhöhten Endocannabinoid-Konzentrationen verantwortlich waren.
Stony Brook Universität, New York, USA.