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IACM-Informationen vom 30. Juni 2012

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Wissenschaft/Mensch — Cannabis wirksam bei einem Patienten mit Stiff-Person-Syndrom

Der Cannabisextrakt Sativex erwies sich als wirksam bei der Behandlung eines Patienten, der am Stiff-Person-Syndrom (oder Stiff-Man-Syndrom) litt. Ärzte an der Klinik für Neurologie des Universitätskrankenhauses von Ribera in Alzira (Spanien) stellten den Fall eines 40-jährigen Mannes mit einer in den vergangenen sechs Jahren zugenommen Muskelsteifheit sowie intermittierenden Krämpfen vor. Der Cannabisspray wurde ausprobiert, nachdem eine Anzahl üblicher medizinischer Behandlungen fehlgeschlagen waren. Nach 14 Monaten wurde eine beachtliche Verbesserung festgestellt.

Die Autoren wiesen darauf hin, dass Sativex bei der Spastik von Multiple-Sklerose-Patienten verwendet wird. "Weil MS und SPS einige gemeinsame neurologische Symptome, wie Spastik und Rigidität, aufweisen, denken wir, dass THC-CBD eine Option für SPS-Patienten sein kann." Stiff-Person-Syndrom (SPS) ist eine seltene neurologische Erkrankung unklarer Ursache, die durch eine fortgeschrittene Rigidität, Steifheit und Krämpfe charakterisiert ist.

Vicente-Valor MI, Garcia-Llopis P, Mejia Andujar L, Antonino de la Camara G, García Del Busto N, Lopez Tinoco M, Quintana Vergara B, Peiro Vilaplana C, Dominguez Moran JA, Sánchez Alcaraz A. Cannabis derivatives therapy for a seronegative stiff-person syndrome: a case report. J Clin Pharm Ther, 21. Juni 2012 [im Druck]

Die Regierung von Uruguay plant den Anbau von Cannabis, sobald das Gesetz zur Legalisierung des Verkaufs der Droge den Kongress passiert hat. Allerdings wird ein Verbot des Verkaufs an Ausländer das Land nach Angaben von Regierungsvertretern davor bewahren, Drogentouristen anzuziehen. Die linksgerichtete Regierung kündigte im Juni Pläne zur Legalisierung des Cannabis-Marktes an. Damit will sie dazu beitragen, die Zunahme der Kriminalität zu stoppen. Sie erklärte, dass die Droge weniger schädlich sei als der Schwarzmarkt, auf dem sie zurzeit gehandelt werde.

Der Konsum von Cannabis und anderer Drogen ist in Uruguay, einem der sichersten Länder Lateinamerikas, bereits legal. Die Reform, über die der Kongress in Kürze abstimmen soll, würde seinen Verkauf und seine Produktion legalisieren und regulieren. Um den Bedarf der 3,3 Millionen Einwohner des Landes zu decken, wird nach Regierungsschätzungen eine jährliche Produktion von etwa 29,8 Tonnen benötigt. Cannabis soll auf einer Plantage mit einer Größe von etwa 100 Hektar angebaut werden. Es ist bisher unklar, ob Cannabis durch den Staat oder von privaten Lizenznehmern angebaut würde. "Durch die Regulierung des Marihuana-Marktes in der Art und Weise, wie wir es vorschlagen, untergraben wir die Entwicklung des Handels mit anderen Drogen", erklärte Julio Calzada, Generalsekretär der Nationalen Drogenbehörde.

Reuters vom 24. Juni 2012.

Kurzmeldungen

Wissenschaft — Symposium zu Cannabinoiden und Schmerz

Das kanadische Konsortium zur Erforschung der Cannabinoide (CCIC) freut sich, Sie zu einer eintägigen Veranstaltung mit international bekannten Referenten einzuladen: Roger Pertwee, Vincenzo Di Marzo, Karen Ethans, Paul Daeninck, William Notcutt, Mark Ware. Die Veranstaltung umfasst zudem: Updates aus der Industrie von GW Pharmaceuticals, Bedrocan BV und Prairie Plant Systems, eine Poster-Session sowie eine Diskussion am runden Tisch.

Cannabinoide und Schmerzen: Offizielles Satellitensmposium des 14. Schmerz-Weltkongresses 2012, 25. August 2012, Mailand, Italien.

Wissenschaft/Mensch — Viele Patienten mit Fibromyalgie verwenden Cannabis

Eine Umfrage unter 457 Patienten mit Fibromyalgie ergab, dass 13 Prozent Cannabinoide verwendeten, davon 80 Prozent pflanzlichen Cannabis, 24 Prozent verschriebene Cannabinoide und 3 Prozent beides. Die Cannabinoid-Nutzer waren mit einer größeren Wahrscheinlichkeit männlich (26 Prozent aller männlichen Patienten, verglichen mit 7 Prozent der Patientinnen).

Alan Edwards Pain Management Unit, Gesundheitszentrum der McGill-Universität, Montreal, Quebec, Kanada.

Ste-Marie PA, et al. Arthritis Care Res (Hoboken), 21. Juni 2012 [im Druck]

Wissenschaft/Mensch — Ein FAAH-Hemmer war nicht wirksam bei Arthritis-Schmerzen in klinischer Studie

In einer Studie mit 74 Patienten, die an Schmerzen aufgrund einer Osteoarthritis des Kniegelenks litten, war ein synthetischer Hemmer von FAAH (Fettsäureamidhydrolase) nicht wirksamer als ein Placebo. Die Patienten erhielten zwei Wochen lang 4 mg PF-04457845, gefolgt von einer zweiwöchigen Placebo-Gabe, oder beide Substanzen in der umgekehrten Reihenfolge. Eine weitere Gruppe erhielt das Schmerzmittel Naproxen, das wirksamer als das Placebo war. Das Medikament reduzierte die FAAH-Aktivität um mehr als 96 Prozent und erhöhte die Konzentration von vier Endocannabinoiden erheblich. Die Autoren schrieben: "Die fehlende analgetische Wirkung der FAAH-1-Hemmung beim Menschen steht im Kontrast zu Daten von Tiermodellen."

Pfizer Global Research and Development, Sandwich, GroĂźbritannien.

Huggins JP, et al. Pain, 20. Juni 2012 [im Druck]

Wissenschaft/Mensch — Die Aktivität von FAAH ist bei der Alzheimer-Krankheit erhöht

Bei Patienten mit der Alzheimer-Krankheit wurde eine Zunahme der Genexpression und der Aktivität von FAAH (Fettsäureamidhydrolase) beobachtet. Das Enzym FAAH ist für den Abbau von Endocannabinoiden verantwortlich. Die Autoren folgerten, dass "die aktuellen Befunde eine Beteiligung von FAAH bei der Pathogenese der Alzheimer Krankheit nahe legen (…). Sie deuten auch an, dass FAAH ein neuer potenzieller Biomarker für die Erkrankung in leicht zugänglichen peripheren Zellen sein könnte."

Abteilung für biomedizinische Wissenschaften, Universität Teramo, Italien.

D'Addario C, et al. PLoS One. 2012;7(6):e39186.

Wissenschaft/Mensch — Wirkungen von CBD bei Gesunden

Die Wirkungen von 10 mg oralem THC und denen von 600 mg oralem CBD wurden bei 16 gesunden männlichen Probanden untersucht. Die Gabe von THC war mit Cannabis-typischen Wirkungen nach 2 h verbunden. Es gab allerdings bei keiner der untersuchten Variablen Unterschiede zwischen CBD und einem Placebo. Die Autoren folgerten, dass "CBD sich als sicher und gut verträglich erwies".

MartĂ­n-Satos R, et al. Curr Pharm Des, 7. Juni 2012 [im Druck]

Wissenschaft/Tier — Die unzureichende Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren beeinträchtigt die Funktion des Endocannabinoidsystems

Ein langzeitig verabreichtes Futter, das keine Omega-3-Fettsäuren enthält, verursachte bei Mäusen eine Konzentrationsabnahme der wichtigen Omega-3-Fettsäure DHA (Docosahexaensäure) im Gehirn und beeinträchtigte die Cannabinoidrezeptor-Signalwege in Strukturen, die die Stimmung kontrollieren. Die Forscher folgerten, dass ihre Daten "nahe legen, dass Verhaltensänderungen, die mit einem Mangel an Omega-3 in der Nahrung verbunden sind, auf einer Verminderung des Endocannabinoidsystems in spezifischen Gehirnregionen beruhen".

Nutrition et Neurobiologie Intégrée, INRA UMR 1286, Universität Victor Ségalen, Bordeaux Cedex, Frankreich.

Larrieu T, et al. J Physiol Biochem, 16. Juni 2012 [im Druck]

Wissenschaft/Mensch — Acetylcystein wirksam bei Cannabisabhängigkeit

In einer 8-wöchigen Placebo kontrollierten Studie mit 116 Cannabis abhängigen Heranwachsenden (15-21 Jahre alt) führte zweimal täglich N-Acetylcystein (1200 mg) im Vergleich zu einem Placebo zu einer doppelt so hohen Wahrscheinlichkeit für einen negativen Cannabinoid-Urintest. Die Forscher folgerten, dass "dies die erste randomisierte kontrollierte Studie zur Pharmakotherapie der Cannabisabhängigkeit in irgendeiner Altersgruppe ist, die ein positives Ergebnis bei einem primären Zielparameter der Konsumbeendigung ergeben hat".

Gray KM, et al. Am J Psychiatry, 15. Juni 2012 [im Druck