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IACM-Informationen vom 25. Februar 2012

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Wissenschaft — Die Spiegel der Endocannabinoide nehmen durch die Aufnahme hoher Mengen an Omega-6-FettsĂ€uren zu und verursachen Übergewicht bei Tieren

LinolsĂ€ure, die in hoher Konzentration in Sojabohnen-, Sonnenblumen- und Weizenkeimöl vorkommt, erhöhte bei MĂ€usen die Endocannabinoid-Spiegel und verursachte Fettleibigkeit. Dies berichten Wissenschaftler der UniversitĂ€t Bergen (Norwegen) und der Nationalen Institute fĂŒr Gesundheit in Bethesda (USA). Die Forscher untersuchten die Wirkungen einer 14-wöchigen ErnĂ€hrung mit hohen Anteilen an LinolensĂ€ure, eine Omega-6-FettsĂ€ure. Sie vermuteten, dass diese FettsĂ€ure, ein VorlĂ€ufer der ArachidonsĂ€ure, aus der Endocannabinoide gebildet werden, eine ÜberaktivitĂ€t der Endocannabinoide verursachen wĂŒrde. Die Einnahme von LinolsĂ€ure wurde von 1 Prozent auf 8 Prozent der Kalorien in der Nahrung gesteigert, was die Zunahme von Omega-6-FettsĂ€uren in der Nahrung der US-Amerikaner wĂ€hrend des 20. Jahrhunderts widerspiegeln sollte. Dies basierte vor allem auf der dramatischen Zunahme der Aufnahme von Sojabohnenöl, die fĂŒr die Produktion von Margarine, Pflanzenöl, Fast-Food, Backwaren und anderen Fertigprodukten verwendet wird.

Eine Erhöhung der LinolsĂ€ure auf 8 Prozent erhöhte die Phospholipide der ArachidonsĂ€ure in der Leber und den roten Blutkörperchen und verdreifachte die Konzentrationen der Endocannabinoide 2-AG (2-Arachidonoylethanolamid) und Anandamid (AEA) bei den Tieren. Dies war mit einer erhöhten Nahrungsaufnahme und Übergewicht verbunden. Die Reduzierung der Phospholipide der ArachidonsĂ€ure durch eine Zugabe von 1 Prozent langkettiger Omega-3-FettsĂ€uren zur Nahrung mit 8 Prozent LinolsĂ€ure fĂŒhrte zu einem Stoffwechselmuster, das dem einer Nahrung mit 1 Prozent LinolsĂ€ure Ă€hnelte. Sie schrieben: "Zusammengefasst erhöhte LA [LinolsĂ€ure] in der Nahrung die Gewebekonzentration von AA [ArachidonsĂ€ure], was schließlich die Konzentrationen von 2-AG + 1-AG und AEA erhöhte und zu einer Entwicklung eines ernĂ€hrungsbedingten Übergewichts fĂŒhrte." Zudem könne der Dickleibigkeit verursachenden Wirkung von LinolsĂ€ure durch eine ausreichende Aufnahme von Omega-3-FettsĂ€uren vorgebeugt werden. Dies reduziere die ArachidonsĂ€ure-Konzentration und normalisiere den Endocannabinoid-Tonus.

(Quelle: Alvheim AR, Malde MK, Osei-Hyiaman D, Hong Lin Y, Pawlosky R, Madsen L, Kristiansen K, FrĂžyland L, Hibbeln JR. Dietary linoleic acid elevates endogenous 2-AG and anandamide and induces obesity. Obesity (Silver Spring), 15. Februar 2012 [im Druck])

Kurzmeldungen

Wissenschaft/Tier — Beta-Caryophyllen schĂŒtzt vor NierenschĂ€den durch Cisplatin

Nach Aussagen von Wissenschaftlern der Nationalen Institute fĂŒr Gesundheit in Bethesda (USA) reduziert Beta-Caryophyllen bei MĂ€usen die Giftigkeit der chemotherapeutischen Substanz Cisplatin fĂŒr die Nieren. Beta-Caryophyllen ist ein Terpen, das sich in Ă€therischen Ölen vieler Pflanzen findet, darunter Cannabis, schwarzer Pfeffer, Oregano und Rosmarin. Es bindet an den CB2-Rezeptor. Die Autoren folgerten, dass Beta-Caryophyllen (BCP) "eine exzellente therapeutische Substanz zur Verhinderung einer Cisplatin-induzierten NephrotoxizitĂ€t durch einen CB2-abhĂ€ngigen Mechanismus sein könnte. Angesichts des ausgezeichneten Sicherheitsprofils von BCP beim Menschen besitzt es ein enormes therapeutisches Potenzial bei einer Vielzahl von Erkrankungen, die mit EntzĂŒndung und oxidativem Stress verbunden sind." (Quelle: HorvĂĄth B, et al. Free Radic Biol Med, 31. Januar 2012 [im Druck])

USA — StĂ€dte profitieren von Steuern auf medizinischen Cannabis

Nach einem Artikel in der New York Times generieren mehrere StĂ€dte signifikante Einnahmen durch Steuern, die von Verteilungsstellen fĂŒr medizinischen Cannabis gezahlt werden. Oakland nahm im letzten Jahr 1,4 Millionen US-Dollar (etwa 1,0 Millionen Euro), Colorado Springs 0,7 Millionen US-Dollar (etwa 0,5 Millionen Euro) und Denver 3,4 Millionen US-Dollar (etwa 2,5 Millionen Euro) ein. Oregon nahm 6,7 Millionen US-Dollar (etwa 5,0 Millionen Euro) aus den jĂ€hrlichen GebĂŒhren fĂŒr die Teilnahme am staatlichen medizinischen Cannabisprogramm ein. (Quelle: New York Times vom 12. Februar 2012)

Wissenschaft/Mensch — Cannabis erhöht die Unfallrate um den Faktor 2

Nach einer Übersicht, die im British Medical Journal veröffentlicht wurde, erhöht selbst akuter Cannabiskonsum das Risiko fĂŒr VerkehrsunfĂ€lle nur um den Faktor 2, wesentlich niedriger als durch Alkohol. Das Fahren unter dem Einfluss von Cannabis war im Vergleich zu unbeeintrĂ€chtigten Fahrern mit einem signifikant erhöhtem Risiko fĂŒr VerkehrsunfĂ€lle assoziiert (Odds Ratio: 1,9). Die SchĂ€tzungen fĂŒr das Unfallrisiko waren in Fall-Kontroll-Studien (2,8) und Studien zu tödlichen UnfĂ€llen (2,1) höher als in Verursacherstudien (1,65) und Studien zu nicht tödlichen UnfĂ€llen (1,7). (Quelle: Asbridge M, t al. BMJ. 2012 Feb 9;344:e536.)

Wissenschaft/Tier — Lokale Gabe von Cannabinoiden gegen Schmerzen

Forscher einer Madrider UniversitÀt (Spanien) untersuchten die Wirksamkeit einer lokalen Gabe von Cannabinoiden (CB1- und CB2-Rezeptoragonisten) bei Muskelschmerzen von Tieren. Sie schrieben: "Unsere Ergebnisse zeigen, dass sowohl CB1- als auch CB2-Rezeptoren zur muskulÀren Antinozeption beitragen." (Quelle: Sånchez Robles EM, et al. Eur J Pain, 21. Februar 2012 [im Druck])

Wissenschaft/Tier — Cannabinoide verbessern die Krankheitsentwicklung bei MS

Nach Angaben von spanischen Forschern reduzierte die Verwendung eines synthetischen Cannabinoids (WIN 55,212-2) in einem Mausmodell der multiplen Sklerose die neurologische BeeintrĂ€chtigung der Tiere und das Fortschreiten der Erkrankung. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass "dieser Effekt durch die Aktivierung von CB1-Rezeptoren vermittelt wurde, was einen positiven Einfluss bei der Reduzierung entzĂŒndlicher Ereignisse, die mit der Pathogenese dieser Erkrankung verbunden sind, ausĂŒben wĂŒrde". (Quelle: de Lago E, et al. Neuropharmacology, 8. Februar 2012 [im Druck])

Wissenschaft — Pflanzen-Östrogene verstĂ€rken bei weiblichen Tieren die Wirkung von Anandamid auf BlutgefĂ€ĂŸe

Nach Forschung an der UniversitĂ€t von Buenos Aires (Argentinien) verstĂ€rkten Pflanzenöstrogene wie Genistein und Daidzein die Anandamid-induzierte Reduzierung der KontraktilitĂ€t der BlutgefĂ€ĂŸe bei weiblichen, nicht jedoch bei mĂ€nnlichen Ratten. Diese Östrogene sind Flavonoide (sekundĂ€re Pflanzenstoffe), die in vielen Pflanzen vorkommen, darunter Sojabohnen, Kaffee und Dicke Bohnen (Saubohnen). (Quelle: Peroni RN, et al. Int J Hypertens 2012;2012:647856.)