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IACM-Informationen vom 16. Februar 2008

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Das Ministerium für soziale Angelegenheiten und Gesundheit will Richtlinien für die medizinische Verwendung von Cannabis veröffentlichen. Vor über einem Jahr hatte die nationale Behörde für Arzneimittel ihre erste Ausnahmegenehmigung für medizinischen Cannabis an einen Mann, der an chronischen Rückenschmerzen aufgrund einer Rückenverletzung leidet, erteilt. Die Behörde hatte ursprünglich den Antrag zur Verwendung von Cannabis, der von einem holländischen Arzt verschrieben worden war, abgelehnt. Der Patient klagte vor dem Verwaltungsgericht gegen diese Entscheidung, das ihm Recht gab.

Das Gerichtsurteil zwang das Ministerium für soziale Angelegenheiten und Gesundheit zudem dazu, die Rechtslage zu klären. Es wird erwartet, dass die Änderungen zur Erlaubnis einer Verschreibung von Cannabis in einigen Monaten in Kraft treten werden. Nach dem Plan werden auch nach den Änderungen Verschreibungen von Cannabis für medizinische Zwecke die Erlaubnis der nationalen Behörde für Arzneimittel erfordern.

Dieser Bericht ist verfügbar unter: http://yle.fi/news/id77759.html

(Quelle: YLE News vom 17. Dezember 2007)

USA — Die größte amerikanische Ärztegesellschaft fordert die Umstufung von Cannabis und den Schutz von Patienten, die die Droge nach den staatlichen Gesetzen verwenden

Die größte Ärztegesellschaft, das American College of Physicians (ACP), ruft die Bundesregierung auf, sein strenges Verbot von Cannabis als Medizin zu lockern und Forschung zu therapeutischen Verwendungsmöglichkeiten der Droge zu beschleunigen. In einem 13-seitigen Positionspapier ruft die Organisation, die 124.000 Mitglieder hat, die Regierung auf, Cannabis aus der Klasse I der Betäubungsmittel herauszunehmen, eine Einteilung, die es mit illegalen Drogen wie Heroin und LSD teilt. Substanzen der Klasse I besitzen keinen medizinischen Wert und ein hohes Missbrauchspotenzial.

In ihrem Papier formuliert das ACP folgende fünf Positionen:

"Position 1: Das ACP unterstützt Programme und die Bereitstellung von Geldern zur rigorosen wissenschaftlichen Beurteilung des möglichen therapeutischen Nutzens von medizinischem Marihuana und die Veröffentlichung solcher Befunde. (...)

Position 2: Das ACP ermutigt die Verwendung nicht gerauchter Formen von THC, deren therapeutischer Wert nachgewiesen ist.

Position 3: Das ACP unterstützt das gegenwärtige Vorgehen zum Erhalt von für Forschung geeignetem Cannabis des Bundes.

Position 4: Das ACP drängt angesichts der wissenschaftlichen Datenlage hinsichtlich der Sicherheit von Marihuana und seiner Wirksamkeit bei einigen klinischen Zuständen, den Status von Marihuana als eine kontrollierte Substanz der Klasse I und seine Umstufung in eine passendere Klasse zu überprüfen.

Position 5: Das ACP unterstützt eine Ausnahme von bundesstaatlicher Strafverfolgung, verwaltungsrechtlicher Haftung und beruflicher Sanktionierung, wie Verlust der Zulassung oder Berechtigungen, für Ärzte die in Übereinstimmung mit den staatlichen Gesetzen medizinisches Marihuana verschreiben oder abgeben. In gleicher Weise drängt das ACP auf einen Schutz von Patienten, die medizinisches Marihuana, wie nach den staatlichen Gesetzen erlaubt, verwenden, vor strafrechtlichen oder verwaltungsrechtlichen Strafen."

Das Positionspapier ist auf der Webseite des American College of Physicians verfügbar:

http://www.acponline.org/acp_news/medmarinews.htm

(Quellen: Los Angeles Times vom 14. Februar 2008, Webseite des ACP)

Kurzmeldungen

USA — Oregon und Nevada

Nach Zeitungsberichten gibt es zur Zeit etwa 16.000 Patienten in Oregon und 900 in Nevada, die nach den staatlichen Gesetzen Cannabis für medizinische Zwecke verwenden dürfen. (Quellen: Oregonian vom 4. Februar 2008, Nevada Appeal vom 4. Februar 2008)

Großbritannien — Symposium

Ein gemeinsames Symposium der Akademie für pharmazeutische Wissenschaften und der königlichen pharmazeutischen Gesellschaft von Großbritannien wird unter dem Titel "Cannabinoidmedikamente" am 10. März 2008 in London abgehalten. Mehr Informationen unter: http://www.rpsgb.org/worldofpharmacy/events (Quelle: persönliche Mitteilung)

Wissenschaft — Geistige Leistungsfähigkeit

Forscher der Universität von Toronto (Kanada) untersuchten die geistige Leistungsfähigkeit in einer Gruppe von 140 Patienten mit multipler Sklerose, von denen zehn aktuelle Cannabiskonsumenten waren. Die Cannabiskonsumenten schnitten bei einem Test zur Schnelligkeit der Informationsverarbeitung, des Arbeitsgedächtnisses und der anhaltenden Aufmerksamkeit, dem so genannten Symbol Digit Modalities Test (SDMT), signifikant schlechter ab. Die Forscher schlagen vor, weitere Studien durchzuführen, um zu klären, ob Cannabis für die schlechtere Leistung verantwortlich ist. (Quelle: Ghaffar O, et al. Neurology, 13. Februar 2008 [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])

Wissenschaft — Verlauf des Cannabiskonsums

Deutsche Wissenschaftler untersuchten bei 3021 Personen im Alter zwischen 14 und 24 Jahren bei Studienbeginn den natürlichen Verlauf von Cannabiskonsum, Missbrauch und Abhängigkeit über einen Zeitraum von zehn Jahren. In ihrer Forschung, die im März veröffentlicht wird, hatten etwa ein Drittel (34,2 Prozent) bei Studienbeginn Cannabis konsumiert. 46,3 Prozent der Teilnehmern, die Cannabis bei Studienbeginn mehr als fünfmal konsumiert hatten, gaben an, Cannabis auch zehn Jahre später konsumiert zu haben. (Quelle: Perkonigg A, et al. Addiction 2008;103(3):439-449)

Wissenschaft — Allergien

Spanische Wissenschaftler untersuchten Allergien auf Cannabisblätter. Sie fanden heraus, dass Personen mit einer Allergie gegen Tomaten ein hohes Risiko aufweisen, auch eine Allergie gegen Cannabisblätter zu haben. (Quelle: de Larramendi CH, et al. Int Arch Allergy Immunol 2008;146(3):195-202)

Wissenschaft — Allergien

Forscher der Universität Florenz (Italien) untersuchten die Wirkungen eines synthetischen Cannabinoids (CP55,940), das wie THC sowohl an den CB1- als auch an der CB2-Rezeptor bindet, auf allergisches Asthma von Tieren. Die asthmatischen Symptome von Meerschweinchen, die auf ein bestimmtes Protein (Ovalbumin) allergisch waren, verbesserten sich erheblich, wenn ihnen das Cannabinoid vor der Exposition mit dem Allergen gegeben wurde. (Quelle: Giannini L, et al. J Cell Mol Med, 4. Februar 2008 [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])

Wissenschaft — Parodontose

Wissenschaftler aus Neuseeland untersuchten, ob Cannabisrauchen ein Risikofaktor für die Parodontose ist, wie es für Tabakrauchen bekannt ist. Es wurden Daten einer prospektiven Studie mit 1015 Teilnehmern, die von ihrer Geburt in den Jahren 1972 und 1973 bis ins Erwachsenenalter begleitet wurden (die so genannte Dunedin-Geburtskohorte), verwendet. Die am höchsten exponierte Cannabisgruppe wies ein etwa verdoppeltes Risiko für Symptome einer Parodontose auf. (Quelle: Thomson WM, et al. JAMA 2008;299(5):525-31.)

Wissenschaft — Hyperaktivitätsstörung

Forscher aus Neuseeland untersuchten in einer prospektiven Studie von 1265 Kindern, die nun 25 Jahre alt waren (die so genannte Christchurch-Geburtskohorte), die Beziehungen zwischen einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) im Erwachsenenalter und Cannabiskonsum. Cannabiskonsum im Alter von 25 war signifikant mit vermehrten selbst angegebenen ADHS-Symptomen im gleichen Alter assoziiert. (Quelle: Fergusson DM and Boden JM. Drug Alcohol Depend, 31. Januar 2008 [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])

Wissenschaft — Fettleber

Nach Angaben von französischen Forschern war täglicher Cannabiskonsum mit einem erhöhten Risiko für eine Fettleber bei Patienten mit Hepatitis C assoziiert. Insgesamt wurden 315 Patienten mit einer unbehandelten Hepatitis C, die sich einer Leberbiopsie unterzogen, in die Studie aufgenommen. Täglicher Cannabiskonsum war ein unabhängiger Risikofaktor, der die Häufigkeit einer Fettleber im Vergleich zu Gelegenheitskonsumenten und Nichtkonsumenten verdoppelte. (Quelle: Hézode C, et al. Gastroenterology 2008;134(2):432-9.)

Wissenschaft — Lungenkrebs

In einer Studie mit 79 Lungenkrebspatienten von Wissenschaftlern des medizinischen Forschungsinstituts von Neuseeland war starkes Cannabisrauchen mit einer sechsfachen Zunahme von Lungenkrebs assoziiert. Es handelt sich um eine der kleinsten Studien dieser Art, und die bisher größte Studie, die in den USA durchgeführt worden war, fand kein erhöhtes Risiko für Lungenkrebs bei Cannabisrauchern. (Quelle: Aldington S, et al. Eur Respir J 2008;31(2):280-6.)

Wissenschaft — Schwangerschaft

In einer prospektiven Studie mit 648 Kindern fanden Forscher der Universität von Pittsburgh eine verringerte Leistungsfähigkeit in einem Intelligenztest (Stanford-Binet-Intelligenzskala) im Alter von sechs Jahren, wenn ihre Mütter während der Schwangerschaft täglich Cannabis konsumiert hatten. (Quelle: Goldschmidt L, et al. J Am Acad Child Adolesc Psychiatry, 22. Januar 2008 [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])