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IACM-Informationen vom 13. Mai 2006

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Wissenschaft — Cannabis wirksam bei der Reduzierung postoperativer Schmerzen

Die Wirksamkeit und Sicherheit eines kapsulierten Cannabisextraktes (Cannador) bei der Behandlung postoperativer Schmerzen wurde in einer Multicenterstudie mit 12 britischen Zentren untersucht. Cannador ist auf den Gehalt von THC und anderer Cannabinoide standardisiert. Drei einzelne Dosen (5,10 und 15 mg THC) wurden verabreicht, nachdem die Patienten nach einer Operation entschieden hatten, die Patienten-kontrollierte Analgesie einzustellen, und wenn eine orale Schmerzbehandlung indiziert war. Die Patienten konnten um eine zusÀtzliche Schmerzbehandlung bitten, wenn der Cannabisextrakt nicht wirksam genug war.

Der Arm mit 5 mg THC wurde nach Einschluss von 11 Patienten abgebrochen, da alle Patienten innerhalb weniger als sechs Stunden nach der Gabe des Cannabisextraktes um eine zusÀtzliche Schmerzbehandlung baten, und diese Dosis daher als unzureichend angesehen wurde. Der Arm mit 10 mg THC wurde nach Erreichen der angestrebten Zahl von 30 Patienten beendet. 50 Prozent (15 von 30) dieser Patienten benötigten innerhalb von sechs Stunden zusÀtzliche Medikamente. Der Arm mit 15 mg THC wurde nach Einschluss von 24 Patienten beendet, nachdem der letzte Patient eine schwerwiegende Nebenwirkung (Blutdruckabfall, BlÀsse und langsamer Puls) erlitten hatte. 25 Prozent (6 von 24) aus dieser Gruppe benötigten eine zusÀtzliche Schmerzmedikation. Die Nebenwirkungen waren auch in der höchsten Dosisgruppe im Allgemeinen von geringer IntensitÀt. Der Patient mit dem Blutdruck- und Herzfrequenzabfall erholte sich schnell ohne medikamentöse Therapie.

Die Wissenschaftler folgerten, dass "10 mg Cannador als die optimale Dosis bestimmt wurde, weil sie ohne ernste oder schwerwiegende Nebenwirkungen in einer Gruppe von fitten erwachsenen Patienten nach einer Operation wirksam die Ruheschmerzen linderte."

(Quelle: Holdcroft A, Maze M, Dore C, Tebbs S, Thompson S. A multicenter dose-escalation study of the analgesic and adverse effects of an oral cannabis extract (Cannador) for postoperative pain management. Anesthesiology 2006;104(5):1040-1046)

Nach starkem Druck durch die Vereinigten Staaten hat PrĂ€sident Vincente Fox den Kongress gebeten, ein Gesetz, das der Kongress Ende April verabschiedet hatte, und das den Besitz geringer Drogenmengen entkriminalisiert hĂ€tte, zu ĂŒberarbeiten.

In einer Stellungnahme vom 3. Mai erklĂ€rte Herr Fox, dass das Gesetz geĂ€ndert werden sollte, "um absolut klarzumachen, dass der Besitz von Drogen und ihr Konsum in unserem Land eine Straftat darstellt und bleiben wird." Offizielle Vertreter des US-Außenministeriums und der Drogenkontrollbehörde des Weißen Hauses trafen sich am 1. Mai in Washington mit dem mexikanischen Botschafter und drĂŒckten ihre großen Bedenken gegen das Gesetz aus. Sie sagten, es wĂŒrde Touristen, die Drogen einnehmen wollen, nach Mexiko ziehen und zu einem stĂ€rkeren Konsum fĂŒhren. Dies erklĂ€rte Tom Riley, der Sprecher des US-amerikanischen BĂŒros fĂŒr nationale Drogenkontrollpolitik.

Der Leiter der mexikanischen Bundespolizei Eduard Medina Mora, der wichtigste Architekt der ersten Gesetzesvorlage, die Herr Fox im Januar an den Kongress gesendet hatte, erklĂ€rte, dass es wahr sei, dass das Gesetz den Besitz geringer Mengen illegaler Drogen zu einer Ordnungswidrigkeit machen wĂŒrde. Er fĂŒgte jedoch hinzu, dass Menschen, die mit diesen Drogen gefasst wĂŒrden, sich weiterhin vor einem Richter verantworten mĂŒssten und mit einer Anzahl von Strafen rechnen mĂŒssten. Das gegenwĂ€rtige Gesetz enthĂ€lt eine Regelung, die es Personen, die wegen Drogenbesitzes verhaftet werden, erlaubt zu argumentieren, sie seien AbhĂ€ngige und die Drogen seien nur fĂŒr die persönliche Verwendung bestimmt. Herr Medina Mora erklĂ€rte, das neue Gesetz setze eine Obergrenze fĂŒr jede Droge, die man besitzen und bei der man weiterhin behaupten dĂŒrfe, sie werde wegen einer AbhĂ€ngigkeit verwendet.

(Quelle: New York Times vom 3. Mai 2006)

Wissenschaft — Nach einer Magnetresonanz-Tomographie-Studie ist moderater Cannabiskonsum nicht schĂ€dlich fĂŒr das Gehirn von Heranwachsenden

Wissenschaftler des Nathan S. Kline-Instituts fĂŒr psychiatrische Forschung und der medizinischen Hochschule der UniversitĂ€t New York untersuchten die Gehirne von 10 Personen, die als Heranwachsende regelmĂ€ĂŸige Cannabiskonsumenten waren, und 10 Kontrollpersonen mit fortgeschrittenen Methoden der Magnetresonanz-Tomographie. Sie fanden keinen "Hinweis auf eine Gehirnatrophie oder auf einen Verlust der IntegritĂ€t der weißen Substanz" und schlossen daraus, dass "regelmĂ€ĂŸiger Cannabiskonsum wahrscheinlich nicht neurotoxisch fĂŒr das normale, sich entwickelnde Gehirn ist".

Die ehemaligen Cannabiskonsumenten waren nun 18 bis 27 Jahre alt und hatten Cannabis zwischen tĂ€glich bis 2 – 3mal pro Woche ĂŒber einen Zeitraum von einem oder mehreren Jahren als Heranwachsende konsumiert, waren jedoch zur Zeit abstinent. Sie wurden mit Personen vergleichbaren Alters und Geschlechts, die niemals Cannabis verwendet hatten, verglichen. Messungen wurden vom gesamten Gehirn und bestimmten Gehirnregionen, die oft mit psychotischen Erfahrungen und dem GedĂ€chtnis in Beziehung stehen, gewonnen.

Die Wissenschaftler stellten fest, dass ihre "Daten vorlĂ€ufig sind und einer Wiederholung mit einer grĂ¶ĂŸeren Zahl von Probanden bedĂŒrfen, obwohl sie Bedeutung fĂŒr die ZurĂŒckweisung der Hypothese haben, nach der Cannabis allein eine psychiatrische Störung wie eine Schizophrenie durch die direkte Verursachung einer HirnschĂ€digung auslösen kann".

Der Artikel ist zum Download verfĂŒgbar unter:

http://www.harmreductionjournal.com/content/3/1/17

(Quelle: Delisi LE, Bertisch HC, Brown K, Majcher M, Bappal A, Szulc KU, Ardekani BA. A preliminary DTI study showing no brain structural change associated with adolescent cannabis use. Harm Reduct J 2006;3(1):17 [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck])

USA — Der oberste Gerichtshof von Oregon erlaubt einem Arbeitgeber, einen Arbeiter zu entlassen, der medizinischen Cannabis verwendete

Der oberste Gerichtshof von Oregon urteilte am 4. Mai, dass ein Arbeitgeber nicht gegen die staatlichen Behindertengesetze verstoßen hatte, weil er einen Arbeiter entlassen hatte, der medizinischen Cannabis verwendete. Der Fall betrifft Robert Washburn, einen Maschinenschlosser, der entlassen worden war, nachdem er durch Drogentests gefallen war. Washburn besitzt einen staatlichen Ausweis, der ihm die Verwendung von Cannabis erlaubt, um Spasmen in den Beinen, die seinen Schlaf stören, zu lindern.

Er verwendete die Droge zuhause und nicht wĂ€hrend der Arbeit, die Firma kĂŒndigte ihm jedoch im Jahre 2001. Ein Bezirksgericht erklĂ€rte, dass das staatliche medizinische Cannabisgesetz nicht verlangt, dass Arbeitgeber "der medizinischen Verwendung von Marihuana am Arbeitsplatz Rechnung tragen". Allerdings war das Berufungsgericht von Oregon andere Auffassung und erklĂ€rte, dass die Testergebnisse nicht nachwiesen, dass Washburn die Droge wĂ€hrend der Arbeitszeit verwendet hatte. In seinem Urteil erklĂ€rte der oberste Gerichtshof nun, dass die BeeintrĂ€chtigung von Washburn nach dem staatlichen Gesetz nicht einen Grad erreichten, der ihn zu einem Behinderten macht, da die vorherige Medikation seine Erkrankung ausreichend gelindert hatte, und er daher nicht gezwungen war, Cannabis zu verwenden.

(Quelle: Associated Press vom 4. Mai 2006)

Kurzmeldungen

Frankreich — Cannabiskonsum

Nach Angaben der Drogenexperten Astrid Fontaine und Michel Hautefeuille nimmt der Cannabiskonsum unter Managern, Bankern, WirtschaftsfĂŒhrern und leitenden Angestellten stĂ€ndig zu. (Quelle: ANSA vom 3. Mai 2006)

Wissenschaft — PlĂ€doyer fĂŒr Umstufung

In einem Leitartikel plĂ€dierte Dr. George Lundberg, Herausgeber von MedGenMed und außerplanmĂ€ĂŸiger Professor fĂŒr Gesundheitspolitik an der Harvard-UniversitĂ€t in Boston fĂŒr eine Umstufung von Cannabis in den USA, damit er medizinisch verwendet werden kann: "In der Tat hat die Durchsetzung unrealistischer Gesetze hinsichtlich Marihuana wahrscheinlich mehr Schaden verursacht als Marihuana selbst. Obwohl es nach toxikologischen und pathologischen Kriterien weit davon entfernt ist, harmlos zu sein, ist Marihuana wesentlich weniger gefĂ€hrlich als viele andere Substanzen in weniger restriktiven Klassen, wie Morphium und Kokain, um nicht die unklassifizierten Massenkiller Tabak und Alkohol zu nennen. SelbstverstĂ€ndlich besitzt Marihuana einen nachgewiesenen medizinischen Nutzen fĂŒr einige Erkrankungen. Die Menschen halten sich an Gesetze, von denen sie denken, dass sie gerecht sind; sie befolgen die Marihuana-Gesetze nicht, weil sie wissen, dass sie ungerecht sind, ja geradezu absurd." (Quelle: Lundberg GD. MedGenMed 2005;7(3):47)

Wissenschaft — MagengeschwĂŒr

Ein synthetisches Cannabinoid (ACEA), das selektiv an den CB1-Rezeptor bindet, hemmte die Bildung von MagengeschwĂŒren bei Ratten. AcetylsalizylsĂ€ure (Aspirin) verursachte innerhalb von drei Stunden Verletzungen der Magenschleimhaut, die dosisabhĂ€ngig durch das Cannabinoid vermindert wurden. Es wird davon ausgegangen, dass diese Wirkung durch eine Reduzierung der SĂ€uresekretion verursacht wird. (Quelle: Rutkowska M, et al. Pharmazie 2006;61(4):341-2)