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IACM-Informationen vom 19. März 2005

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Großbritannien — Umfrage zur medizinischen Verwendung von Cannabis

Eine Fragebogenstudie mit Patienten, die Cannabis aus medizinischen Gründen in Großbritannien verwenden, fand heraus, dass dies 16 Prozent auf Anraten ihrer Ärzte machen. Die Studie würde zwischen 1998 und 2002 durchgeführt und in der März-Ausgabe des International Journal of Clinical Practice veröffentlicht.

3663 Fragebögen wurden verteilt und 2969 wurden zurückgeschickt. 60,9 Prozent der Teilnehmer waren Frauen, das durchschnittliche Alter betrug 52,7 Jahre. Cannabis wurde von einer großen Anzahl der Patienten verwendet. 25 Prozent der Patienten mit chronischen Schmerzen verwendeten es. Die Zahlen für andere Erkrankungen sind: multiple Sklerose (22 Prozent), Depressionen (22 Prozent), Arthritis (21 Prozent) und Neuropathie (19 Prozent). Die medizinische Verwendung von Cannabis war mit einem jüngeren Lebensalter, männlichem Geschlecht und früherem Freizeitkonsum von Cannabis assoziiert.

Mehr als ein Drittel (35 Prozent) der medizinischen Cannabis-Nutzer gaben an, dass sie es an sechs oder sieben Tagen pro Woche verwendeten. Die Mehrzahl (68 Prozent) gab an, dass Cannabis ihre Symptome erheblich linderte. "Die Ergebnisse unserer britischen Umfrage, inklusive des Umfangs der Verwendung und der angegebenen Symptome, unterstützen die Entwicklung sicherer und wirksamer Medikamente auf Cannabisbasis," erklärte der Hauptautor Dr. Mark Ware von der McGill-Universität in Montreal (Kanada).

(Quellen: United Press International vom 17. März 2005, Ware MA, et al. The medicinal use of cannabis in the UK: results of a nationwide survey. IJCP 2005;59(3):291)

Holland — Vergleich zwischen Cannabis aus Coffee-Shops und vom Büro für Medizinischen Cannabis

Wissenschaftler der Universität von Leiden haben in Kooperation mit den Labors Farmalyse (Zaandam) und Bactimm (Nimwegen) die Qualität und den Preis von Cannabis, der von Coffee-Shops verkauft wird, und vom Büro für medizinischen Cannabis (BMC) des Gesundheitsministeriums, der an Apotheken geliefert wird, verglichen.

Die Forscher fanden, dass Cannabis von Coffee-Shops mit Bakterien und Schimmelpilzen, die Schwerkranke schädigen können, kontaminiert sein kann. Die Mikroorganismen, die auf den Proben gefunden wurden, umfassten Coli-Bakterien und verschiedene Aspergillus-Arten. Coli-Bakterien sind Fäkalbakterien, die ihren Weg in den Cannabis über jemanden gefunden haben können, der seine Hände nicht gewaschen hat. "Dies kann bei gesunden Menschen gut gehen, ist jedoch eine Gefahr für Menschen, die ihn als Medizin verwenden," erklärte der leitende Forscher Dr. Rob Verpoorte. Auf dem medizinischen Cannabis, der vom BMC an Apotheken verteilt wird, wurden keine Mikroorganismen gefunden.

Es gab nur geringe Preisunterschiede zwischen dem Cannabis aus Apotheken, von Patientenorganisationen und von Coffee-Shops, basierend auf der Menge des THC im Cannabis. Der durchschnittliche Preis in den Coffee-Shops lag zwischen 6 und 7 Euro pro Gramm. Der Cannabis aus den Apotheken war 10 bis 40 Prozent teurer, aber die Coffee-Shops verkauften häufig 5 Prozent zu wenig. Ein Coffee-Shop gab 7,5 Gramm anstelle der 10 Gramm, die bestellt und bezahlt worden waren.

(Quelle: Newsletter des Büros für medizinischen Cannabis)

Kurzmeldungen

Wissenschaft — Medizinische Verwendung in den Niederlanden

Eine Umfrage zur medizinischen Verwendung von Cannabis, die vor der Verteilung von medizinischem Cannabis durch das holländische Gesundheitsministerium durchgeführt worden war, wurde in der Zeitschrift Neurology veröffentlicht. 300 Fragebögen wurden von Maripharm, eine Firma, die Cannabis an Apotheken abgab, verteilt. 107 Patienten füllten den Fragebogen aus und schickten ihn zurück. Die durchschnittliche Dauer der Cannabisverwendung betrug 5,4 Monate. Die häufigsten Diagnosen, wegen denen Cannabis verschrieben worden war, waren neurologische Störungen, wie multiple Sklerose und Querschnittslähmung, sowie Krebs. In 18,4 Prozent wurden keine positiven Wirkungen durch Cannabis angegeben. Ein guter oder ausgezeichneter Effekt wurde von 64,1 Prozent festgestellt. (Quelle: Gorter RW, et al. Neurology 2005;64(5):917-9)

Wissenschaft — Leberzirrhose

Nach neuer Forschung spielt der Cannabinoid-2-Rezeptor eine antifibrinogene Rolle in der Leber, und Cannabinoide können helfen, die Entwicklung eine Leberfibrose zu blockieren. CB2-Rezeptoren wurden in Leberzellen von Patienten mit einer aktiven Zirrhose gefunden, fehlten jedoch in der normalen Leber. Die Aktivierung von CB2-Rezeptoren verursachte starke antifibrinogene Effekte, darunter Hemmung des Wachstums fibrogener Leberzellen und programmierten Zelltod. Die Autoren stellen fest, dass ihre Forschung "die antifibrinogene Rolle von CB2-Rezeptoren bei chronischer Leberschädigung hervorheben." (Quelle: Julien B, et al. Gastroenterology 2005;128(3):742-55)

Wissenschaft — Prostatakrebs

Wissenschaftler der Universität von Wisconsin fanden heraus, dass CB1- und CB2-Rezeptoren in einer höheren Konzentration in Krebszellen der Prostata als in normalen Prostatazellen auftreten. Die Behandlung mit einem Cannabinoid (WIN55,212-2) resultierte in einer dosisabhängigen Hemmung des Zellwachstums und einer Induktion des programmierten Zelltodes bei den Krebszellen. Die Wissenschaftler stellten zudem weitere Antikrebswirkungen in den Zellen fest. Sie schrieben, dass Cannabinoide "als neue therapeutische Mittel für die Behandlung des Prostatakrebses entwickelt werden könnten." (Quelle: Sarfaraz S, et al. Cancer Res 2005;65(5):1635-41)

Wissenschaft — Blasenentzündung

Nach einer Pressemitteilung von Indevus Pharmaceuticals war ihr synthetisches Cannabiniod IP 751, besser bekannt als CT3 oder ajulemische Säure, wirksam in einem Tiermodell für interstitielle Zystitis (Blasenentzündung). Es reduzierte signifikant die Blasenüberaktivität, die mit dieser Erkrankung verbunden ist, ohne die normalen Entleerungsmechanismen der Blase zu beeinflussen. IP 751 wurde in einem hoch-standardisierten Tiermodell der Blasenentzündung und Überaktivität durch Dr. Michael Chancellor, Professor an der Universität Pittsburgh, getestet. "Zur Zeit haben Patienten mit interstitieller Zystitis wenige Therapiemöglichkeiten," erklärte er. (Quelle: Presserklärung von Indevus Pharmaceuticals vom 7. März 2005)

Deutschland — Patent für die Herstellung von Dronabinol

THC Pharm, eine pharmazeutische Firma aus Frankfurt, die seit 1998 Dronabinol (THC) produziert und an Apotheken liefert, hat ein Patent für die Herstellung von halbsynthetischem Dronabinol erhalten. Das patentierte Verfahren erlaubt die Produktion von THC aus Faserhanf mit hoher Reinheit. "Im Gegensatz zu den geforderten 95 Prozent Wirkstoffgehalt, können wir nun 99-prozentiges Dronabinol herstellen, ein deutliches Plus an Sicherheit für Ärzte, Apotheker und Patienten“, so Christian Steup, Laborleiter der Firma. (Quelle: ots vom 10. März 2005)

UNO — Bericht des INCB für 2004

Die internationale Drogenkontrollbehörde (INCB) der Vereinten Nationen machte in ihrem Jahresbericht einige Anmerkungen zur medizinischen Verwendung von Cannabis. Seit dem Ende der 90er Jahre wird wissenschaftliche Forschung zum therapeutischen Nutzen von Cannabis oder Cannabisextrakten in verschiedenen Ländern, darunter Kanada, Deutschland, die Niederlande, die Schweiz, das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten durchgeführt. (…) Ergebnisse dieser Forschung hinsichtlich der therapeutischen Nützlichkeit von Cannabis oder Cannabisextrakten bleiben begrenzt. Die Behörde möchte daher angesichts des Fehlens überzeugender Ergebnisse zur Wirksamkeit einer solchen Verwendung ihre Sorge über die medizinische Verwendung von Cannabis in Kanada und den Niederlanden, sowie in einigen Zuständigkeitsbereichen der Vereinigten Staaten ausdrücken. Die Behörde bestätigt, dass sie sorgfältige wissenschaftliche Forschung in dieser Hinsicht begrüßt, wie sie es in früheren Berichten ausgeführt hat (…)." (Quelle: Bericht des INCB vom 3. März 2005)

Deutschland — Freispruch rechtskräftig

Am 3. März hat der Staatsanwalt in einem Verfahren gegen einen MS-Patienten, der Cannabis gegen seine Ataxie verwendet, die Entscheidung des Mannheimer Amtsgerichts akzeptiert. Am 19. Januar hatte das Mannheimer Gericht einen Multiple-Sklerose-Patienten freigesprochen, der wegen des illegalen Besitzes von Cannabis angeklagt worden war. 600 Gramm Cannabis war in der Wohnung des 41-jährigen Angeklagten gefunden worden. Der Staatsanwalt akzeptierte die Notwendigkeit einer Behandlung mit Cannabis in diesem Fall. Allerdings entschied er sich für eine Berufung, da er die Menge des Cannabis für zu hoch erachtete. Nun änderte er seine Meinung, so dass der Freispruch rechtskräftig wurde und Michael Fischer einer der wenigen medizinischen Cannabisnutzer in Deutschland ist, der einen Freispruch vor Gericht erreichte. (Quelle: Persönliche Mitteilung)