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IACM-Informationen vom 8. Januar 2005

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Wissenschaft — THC verbessert die Spastik bei Multipler Sklerose in einer Langzeitstudie

Erste Ergebnisse einer Nachfolgestudie der größten jemals durchgeführten klinischen Studie mit THC und Cannabis bei Multipler Sklerose, bekannt als die britische CAMS-Studie (Cannabinoide bei Multipler Sklerose), wurden nun veröffentlicht. Die Ergebnisse der 15-wöchigen-Studie mit 630 auswertbaren Patienten waren im November 2003 im Lancet veröffentlicht worden. 80 Prozent der Teilnehmer nahmen an der 12 Monate dauernden Folgestudie teil.

Während in der Kurzzeitstudie keine signifikante Wirkung von Cannabinoiden auf objektive Spastikwerte nach der Ashworth-Skala gefunden worden waren, zeigte die Langzeitstudie signifikante Wirkungen auf diesen Parameter in der THC-Gruppe. Wie in der Kurzzeitstudie gab es keine signifikante objektive Verbesserung der Spastik in der Cannabisgruppe verglichen mit Placebo.

In der 15-wöchigen Studie erhielten 657 Patienten mit stabiler MS und Muskelspastik entweder einen kapsulierten Cannabisextrakt, THC oder ein Placebo. Sie erhielten eine maximale tägliche Dosis von 10 bis 25 mg THC. 630 Patienten waren in der statistischen Analyse auswertbar. Obwohl es keinen objektiven Beweis dafür gab, dass Cannabis die Spastik oder die durch die Krankheit verursachte Muskelsteifheit linderte, berichteten die Patienten von subjektiven Verbesserungen bei Schmerz und Spastik. Die Gehfähigkeit war ebenfalls verbessert. Die Studienergebnisse veranlassten Experten zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen hinsichtlich des therapeutischen Nutzens von Cannabinoiden bei der Multiplen Sklerose.

Bisher liegen nur vorläufige Informationen zur 12-Monatsstudie vor. Es ist unklar, warum THC und nicht Cannabis Wirkungen auf die Ashworth-Skala zeigte. Die Autoren folgerten aus ihren Daten: "Erste Ergebnisse legen nahe, dass es einen größeren Langzeitnutzen geben könnte im Vergleich zu dem, was wir im ersten Teil der Studie gefunden haben."

(Quellen: Pressemitteilung der "Cannabinoids in Multiple Sclerosis Trial" vom 9. Oktober 2004; Zajicek J. The cannabinoids in MS study - final results from 12 months follow-up. Mult.Scler 2004; 10 (suppl 2): 115.)

Kurzmeldungen

USA — Missouri

Eine Umfrage der Universität von Missouri zeigt, dass es eine zunehmende Unterstützung für die Legalisierung von Cannabis zu medizinischen Zwecken geben könnte. Eine Mehrheit der 720 in einer Telefonbefragung interviewten Einwohner von Missouri gaben an, dass medizinisches Marihuana für Patienten erhältlich sein sollte, wenn es von einem Arzt verschrieben wurde. 79 Prozent der Teilnehmer dieser Umfrage glauben zudem, dass Cannabis abhängig macht. "Wir waren überrascht, zu sehen, dass die Menschen Marihuana offenbar ähnlich betrachten wie etablierte Medikamente mit einem hohen Missbrauchspotential – Opiate, Kokain, Amphetamine, Barbiturate, etc.," erklärte Dr. Gary Brinker, einer der Professoren, die die Befragung durchführten. (Quelle: Associated Press vom 30. Dezember 2004)

Wissenschaft — Entzündung des Gehirns

Neue Grundlagenforschung mit Gehirnzellen zeigt, dass Cannabinoide die Entstehung von Entzündungs-Botenstoffen hemmen. Eine Anzahl von Entzündungs-Botenstoffen spielt eine Rolle bei der Schädigung des Gehirns, darunter Stickstoffoxid (ein freies Radikal), Zytokine und Chemokine. Wissenschaftler untersuchten die Wirkung eines synthetischen Cannabinoids auf die Produktion wichtiger Entzündungsbotenstoffe durch Astrozyten. Astrozyten sind eine Art von Gliazellen, die die Räume zwischen den Nervenzellen im Gehirn ausfüllen. Das Cannabinoid, das ähnlich wie THC funktioniert, hemmte die Produktion von Stickstoffoxid und mehrerer Chemokine (CXCL10, CCL2 und CCL5). Die Forscher schlossen aus ihren Studien, dass "ähnliche Substanzen ein therapeutisches Potential für den Umgang mit Entzündungen des Gehirns haben könnten." (Quelle: Sheng WS, et al. Glia 2005;49(2):211-9)